Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2
- Hummel
- Geschlossen
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Natasha Walter - Living Dolls
Die Autorin geht der Frage nach, wieso nach all den Jahren der Frauenrechtsbewegung und Aufklärung im neuen Jahrtausend der Sexismus stärker auf dem Vormarsch zu sein scheint, als je zuvor. An Beispielen ziegt sie, wie die hypersexualisierung der Medien schon kleine Kinder in die alten Rollenklischees drängt und wieso die sexuelle Befreiung der Frau dazu geführt hat, dass viele Frauen glauben, die Ausbeutung in der Sexindustrie sei ihre freie Wahl gewesen und würde nur ihre Stärke ausdrücken.
Die erste Hälfte des Buches ist bedrückend und erschütternd. Besondersbei den Fall Beispielen muss man immer wieder schlucken und fragt sich, was falsch gelaufen, wo man falsch abgebogen ist auf dem Weg zur Gleichberechtigung, um dort anzukommen, wo die beschriebenen Frauen aus voller Überzeugung gelandet sind. Es wird darauf eingegangen, dass die freie Wahl eben oftmals gar nict so frei ist und welcher Druck gerade auf Heranwachsende besteht, sich anzupassen.
Der zweite Teil wird dann etwas trocken. Es fehlen auf weiter Strecke die menschlichen Bezugsprsonen und es werden eher Ergebnisse von - teils mehr als fragwürdigen - Forschungsergebnissen zum Thema "Unterschied zwischen den Geschlechtern" auf biologischer Ebene vorgestellt und diskutiert.
Unterm Strich lässt sich das ganze aber recht simpel zusammenfassen: Es ist ok, sich dafür zu entscheiden, eine Prinzessin sein zu wollen. Nur muss man sich eben vorher vergewissern, ob man wirklich die Wahl hatte oder von Medien, Konsum, Peergroup und der ganzen Gesellschaft nicht zur Wahl gezwungen wurde.
Note 3,4
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- Neu
Hi
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Ds klingt interessant, liebe Helfstyna - hast du in diesem Genre noch weitere Bücher gelesen und kannst was besonders empfehlen? Meine Mama beschäftigt sich grad sehr intensiv mit Feminismus und da würde ich ihr gern ein Buch zu schenken.
-------------------------------------------------------------------Fertig mit Chinua Achebes "There was a Country". Im Grunde genommen handelt es sich bei diesem Memoir, wohl sein letztes Werk vor seinem Tod, um eine Analyse und Erklärung des schrecklichen Nigera-Biafra-Kriegs in den 60er-Jahren. Mich persönlich macht es nach Lektüre dieses Buches fassungslos, dass in de Schule NIE über diesen Krieg gesprochen wurde, aber naja - seit Tupoka Ogettes "Exit Racism" ist mir bewusst, wie wenig man eigentlich bis auf "Und dann wurden sie versklavt und ihre Länder zu Kolonien gemacht" über sie Geschichte Afrikas lerrnt, einfach nur erschreckend.
Zurück zu Achebe. Der hat da eine meiner Ansicht sehr scharfsinnige, kluge und ünerwiegens flüssig zu lesende Abhandlung zu dem Thema geschrieben. Da Memoir, erwartete ich allerdings auch eine etwas stärkere persönliche Note. Zwischendurch gibt es zwar Stellen im Text, da er von der teils auch sehr schwierigen Lage seiner Familie berichtet, aber immer nur sehr knapp und nüchtern. Fand ich ein wenig schade, da ich gern mehr über Achebe als Mensch erfahren hätte.
Trotzdem lohnt das Werk, denn ich glaube, der Nigeria-Biafra-Krieg mit seinen verheerenden Folgen und dem extremen Leid ist ein wichtiger Teil afrikanischer neuerer Geschichte. Dazu verliert Achebe sich auch nicht in ewigen militärischen Beschreibungen, sondern geht vor allem auf das politische Klima, die Gründung Biafras und auch auf die kulturellen Stimmen Nigerias ein.
Nach "Things fall apart" war dies mein zweites Buch von Achebe. Nun werde ich mir aber bald auch "Arrow of God" und "No Longer At Ease" bestellen, denn Achebe schreibt einfach gut, und ich will mehr.
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tinybutmighty nein war seit langer Zeit wieder das erste. Ich bin zur Zeit eher für die leicht konsumierbare Unterhaltung zu haben.
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Ich vermute, Deine Mutter ist in etwa meine Generation. Falls sie sich auch für Biografien bzw. biografische Romane interessiert, würde ich ihr „Eine tödliche Liebe“ von Alice Schwarzer (trotz der Reaktionen, die dieser Name auslöst
) ans Herz legen.
Wenn Du magst, dann kann ich ansonsten in meinem Bestand mal gucken, was und welche Richtung liest Deine Mutter denn gerne?
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Ich vermute, Deine Mutter ist in etwa meine Generation. Falls sie sich auch für Biografien bzw. biografische Romane interessiert, würde ich ihr „Eine tödliche Liebe“ von Alice Schwarzer (trotz der Reaktionen, die dieser Name auslöst
) ans Herz legen.
Wenn Du magst, dann kann ich ansonsten in meinem Bestand mal gucken, was und welche Richtung liest Deine Mutter denn gerne?
Danke!
Hmm, meine Mutter wurde 1977 geboren, kommt das in etwa hin?
Ich fürchte, Alice Schwarzer passt nicht. Meine Mum versteht sich als intersektionale Feministin und ich glaube, mit einen Buch von Schwarzer wird sie darum nicht glücklich. Wäre aber toll, wenn du nochmal gucken könntest :) Würde ihr halt gern explizit was zu Feminismus und verwandten Themen wie oben in Helfsynas Buch schenken, da sie das Thema im Moment sehr beschäftigt. Ansonsten liest sie ähnliches wie ich, also Romane, dabei gern auch schwerere Kost wie zB Mitgutsch oder Haushofer.
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Darf es auch was älteres sein?
In Walters Buch wird das Buch einer deutschen Autorin erwähnt, in dem sie in einer Art Tagebuch beschreibt, wie sie in den 80ern versucht hat, ihre Tochter geschlechtsneutral zu erziehen und wieso das Ganze durch das Umfeld zum scheitern verurteilt war.
Das wäre Grabrucker Marianne "Typisch Mädchen"
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tinybutmighty “Häschen in der Grube“ von Maria Sveland könnte eventuell für deine Mutter interessant sein.
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Darf es auch was älteres sein?
In Walters Buch wird das Buch einer deutschen Autorin erwähnt, in dem sie in einer Art Tagebuch beschreibt, wie sie in den 80ern versucht hat, ihre Tochter geschlechtsneutral zu erziehen und wieso das Ganze durch das Umfeld zum scheitern verurteilt war.
Das wäre Grabrucker Marianne "Typisch Mädchen"
Natürlich, danke für den Tipp, interessantes Thema!
tinybutmighty “Häschen in der Grube“ von Maria Sveland könnte eventuell für deine Mutter interessant sein.
Vielen Dank, sehe ich mir auch an :)
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Mache ich. Ich bin sogar noch älter, da ist mein Bestand ggf etwas zu altmodisch
Nur ganz kurz noch zu Alice Schwarzer: Man nimmt sich was, wenn man sie, vor allem ihre früheren Arbeiten, wegen ihres Rufs nicht anfasst. In dem Buch geht es um Petra Kelly und Gerd Bastian - zwei der Leitfiguren der frühen „Grünen“ und ein Paar, wie es ungleicher nicht hätte sein können. 1992 erschoss Bastian Kelly und dann sich selbst. Das Buch beschäftigt sich gleichermaßen mit der Entwicklungsgeschichte dieser beiden hochinteressanten Mensch und der noch junge grünen Partei. Das dürfte eigentlich sehr gut passen.
Sind ältere Standardautorinnen im wissenschaftlichen Bereich wie Judith Butler, Luce Irigary, Nancy Fraser etc. interessant? Standardwerke, die allerdings auch schon ihre 20 Jahre auf dem Buckel haben, haben Ute Gerhardt (bei ihr hab ich studiert) und Gudrun Axeli-Knapp verfasst. Bei den jüngeren Autorinnen habe ich Linda Scott im Kopf.
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Dankeschön! Ja, zeitlich ist es egal, meine Mutter hat z.B. auch Alice Miller vor einigen Jahren ganz gerne gelesen, wenn ich mir das richtig gemerkt habe.
Ich werde bei diesen Anregungen also auf jeden Fall nachforschen, was gut passen könnte :))
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