Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2
- Hummel
- Geschlossen
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Libelle77 , du hattest ja nach meiner Meinung zum "Gesang der Flusskrebse" gefragt. Ich packe sie mal in einen Spoiler....
Ich kann gut verstehen, dass dir das Buch ab der zweiten Hälfte nicht mehr so gut gefallen hat. Mir ging es da ganz ähnlich, muss ich sagen. Bis Seite 300 mochte ich das Buch wirklich gerne, grade der Anfang hat mir gut gefallen: Eindringlich, wunderschöne Naturbeschreibungen, gute Familienzeichnung. Aber es war ja dann irgendwie für mich relativ schnell klar, dass sie a) den Mord begangen hat und b) ja eh mit Tate wieder zusammenkommt. Und dass die im Selbststudium zur kongenialen Naturkundlerin gewordene Frau dann noch Heimatdichterin ist, ist, nun ja, schon sehr amerikanisch. Also ich fand das Ende dann wirklich wenig überzeugend und wenig überraschend. Wirklich schlecht, muss ich sagen, fand ich auch, dass die Autorin so demonstrativ um das Verbrechen drumherum geschrieben hat.
Also insgesamt hab ich es wirklich gerne gelesen, es las sich auch schnell weg, aber ich bin für so viel Kitsch-Happy-End-Selfmade-Amerika nicht so richtig gemacht....
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Libelle77 , du hattest ja nach meiner Meinung zum "Gesang der Flusskrebse" gefragt. Ich packe sie mal in einen Spoiler....
Ich sage auch mal Danke für die Einschätzung, es war ja so ein kleiner Renner, dieses Buch, aber das lässt mich schon Abstand nehmen.
Schön geschriebener Mainstream, so ungefähr.
Denke ich.
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Bei King natürlich die abertausend Seiten vom „Dunklen Turm“
Mit einem für mich echt genialem Ende, das meinem Mann vor Wut Schnappatmung gemacht hat.
Ich bin gerade dabei, mich unglaublich für Hannah Arendts „Eichmann in Jerusalem - Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ zu begeistern, mein aktuelles Challenge-Buch. Die Frau hatte echt keine Scheu, sich unbeliebt zu machen - indem sie nüchterne analytische Betrachtung, klare Worte ohne Scheu vor schmerzenden Punkten und ein eisernes ethisches wissenschaftliches Verständnis und Rückgrat auch da angelegt hat, wo es wehtut. Auch ihr selbst wehgetan hat. Man muss mit ihren Ansichten (die sie unverblümt darstellt) nicht konform gehen, um da Hochachtung zu empfinden. Ihre Kritiker wirken daneben blass.
Posthum meine Verehrung. Jedem, der sich mit der Materie beschäftigt, möchte ich dieses Buch und auch die Graphic Novel über Arendt gerne wärmstens ans Herz legen. -
"Eichmann in Jerusalem" liegt hier auch.
Möchte ich aber dann parallel zu was unbeschwerterem lesen, ich bekomme sonst eine ungute Schlagseite.
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Bin jetzt durch mit Arundhati Roys "Das Ministerium des äußersten Glücks".
Nachdem "Der Gott der kleinen Dinge" ja eins meiner absoluten Lieblingsbücher ist (hatte ich vielleicht schon das ein oder andere Mal hier erwähnt
), habe ich lange gezögert, das "Ministerium" zu lesen, das Roy 20 Jahre später geschrieben hat (dazwischen übrigens keine Romane, "nur" politische Essays usw., die ich aber nicht kenne). Mit einem politischen Roman hatte ich bei der Autorin aber auf jeden Fall gerechnet.
"Der Gott..." behandelt und kritisiert indirekt hauptsächlich das Thema Kastenwesen in Indien anhand des Schicksals zweier Kinder, ihrer Mutter und deren Liebhaber. Ganz übersichtlich, wunderschöne Sprache.
"Das Ministerium..." ist da schon ähnlich und doch ganz anders.
Die Geschichte beginnt mit Anjum, die als Hermaphrodit geboren wird und als Junge aufwächst, von zu Hause wegläuft, sich mehr schlecht als recht umoperieren lässt, jahrelang in einem besetzten Haus mit Leidensgenossinnen wohnt und schließlich aufgrund eines Vorfalls auf den städtischen Friedhof 'umzieht'. Dort errichtet sie auf und um Gräber herum eine Zuflucht, eine Art Gästehaus für alle Ausgestoßenen der Gesellschaft. Sie und die anderen dort bestatten auch Menschen, die sonst niemand beisetzen würde.
Der zweite Teil der Geschichte wird erzählt aus der Sicht von vier Leuten, die sich aus dem Studium kennen (ein Journalist, ein Kashmiri auf der Flucht, einer beim Nachrichtendienst, eine Architektin).
werden mehr oder weniger alle Personen auf Anjums Friedhof-Zuflucht zusammengeführt.
Die vielen Handlungsstränge und unzähligen indischen Personen- und Ortsnamen haben mich leicht den Überblick verlieren lassen. Viele Sprüche, Lieder, Gedichte usw. sind in Originalsprache abgedruckt, ob Hindi oder Urdu, und darunter übersetzt (oder auch nicht). Die vielen komplexen Themengebiete, z.B. der Kashmir-Konflikt, religiöse Konflikte wie die Verfolgung von Muslimen, Transgendertum, Kastentum, die Rolle der Geschlechter generell usw., erzeugen einen Eindruck von Chaos.
Die unterschiedlichen Blickwinkel der Protagonisten werden durch unterschiedliche Sprech- und Denkweise und Motive überzeugend dargestellt.
Bekannt aus "Der Gott..." war mir die poetische, sehr metaphernreiche Sprache der Autorin. Schlimme Grausamkeiten, Darstellungen von Folter und Tod, werden nebenbei erwähnt oder poetisch umschrieben (oder teilweise auch einfach explizit erwähnt). Sie sind einfach immer da; die Protagonisten leben damit. Man hat das Gefühl, Roy möchte auch den/die Leser/in dazu zwingen. Es ist eine unbequeme Situation; Roy möchte einen anscheinend überfordern und in das Chaos, das sie errichtet, hineinwerfen. Ich bin mir sicher, dass es so gewollt ist, dass man sich als Leser/in oft überfordert fühlt.
Insgesamt ist das Buch nichts für Zartbesaitete. Wer damit leben kann und zum Nachdenken gezwungen werden möchte, dem kann ich es empfehlen. Man bekommt auf jeden Fall einen guten Einblick, ein Gefühl für Indien und seine vielen Seiten. Ich könnte aber auch verstehen, wenn man es genervt nach der Hälfte weglegt und bin mir selbst noch nicht sicher, ob ich es nochmal lesen würde.
Es ist sehr viel 'schwieriger' als "Der Gott..." (welches ich bedingungslos allen empfehlen würde).
Eine kleine Passage, um einen zumindest winzigen Einblick in den Roman zu erlangen:
Ein paar Kilometer entfernt von der Stelle, an der sie wach lag, waren am Abend zuvor drei Männer von einem Lastwagen überfahren worden, der von der Straße abgekommen war. Vielleicht war der Fahrer eingeschlafen. Im Fernsehen hieß es, dass in diesem Sommer Obdachlose am Rand stark befahrener Straßen schliefen. Sie hatten herausgefunden, dass die Dieselabgase der vorbeifahrenden Lkws und Busse ein wirksames Insektenschutzmittel waren und sie vor einem Ausbruch von Denguefieber schützten, dem bereits mehrere Hundert Menschen in der Stadt zum Opfer gefallen waren.
Sie dachte an die Männer: Neuankömmlinge in der Stadt, Bauarbeiter, nach Hause gekommen zu ihrem im Voraus gebuchten, im Voraus bezahlten Platz, dessen Miete sich anhand der optimalen Dichte der Dieselabgase geteilt durch die hinnehmbare Dichte von Moskitos berechnete. Präzise Algebra; nicht leicht zu finden in Schulbüchern.
Die Männer waren erschöpft von der Arbeit auf der Baustelle, ihre Wimpern und Lungen weiß vom Staub der Steine, die sie schnitten und verlegten in den vielstöckigen Einkaufsarkaden und Wohnhäusern, die um die Stadt herum in den Himmel schossen wie ein schnell wachsender Wald. Sie breiteten ihre weichen, fransigen gamchhas auf dem harten Gras des Abhangs aus, der gesprenkelt war mit Hundescheiße und Skulpturen aus rostfreiem Stahl - öffentlich zur Schau gestellte Kunstwerke, gefördert von der Pamnani-Gruppe, die topaktuelle, rostfreien Stahl verarbeitende Künstler unterstützte in der Hoffnung, dass die topaktuellen Künstler die Stahlindustrie unterstützen würden. Die Skulpturen sahen aus wie die Klumpen von Stahlspermien, vielleicht sollten es auch Ballons sein. Es war nicht klar. Jedenfalls sagen sie lustig aus. Die Männer zündeten sich letzte Beedis an. Rauchringe schwebten in die Nacht. Im Neonlicht der Straßenlampen sahen das Gras metallisch und die Männer grau aus. Es gab ein bisschen Gespött und Gelächter, weil zwei der Männer Rauchringe formen konnten und der dritte nicht. Er war der Langsamste, lernte immer alles als Letzter.
Der Schlaf kam rasch und leicht über sie wie Geld über Millionäre.
Wenn sie nicht durch den Lkw gestorben wären, wären sie gestorben an:
a. Denguefieber
b. Hitze
c. Beedi-Rauch
oder
d. Steinstaub
Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht wären sie aufgestiegen zu
a. Millionären
b. Supermodels
oder
c. Dienststellenleitern
Roy, Arundhati (2017). Das Ministerium des äußersten Glücks, Fischer, Frankfurt am Main, S. 323f.
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Morgen gehts in den Urlaub.
Folgende Bücher reisen mit:
1. Der Meister - Tess Gerritsen
2. Mischling - Affinity Konar
3. Die Chronik vom Aufstand der Vampire - Raymond A. Villareal
Sollte reichen für 14 Tage.
Ansonsten reist auch eine Freundin mit. Mit der könnte ich bestimmt mal tauschen.
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Oh, Mischling habe ich mir vor ein paar Jahren auf der Buchmesse gekauft.
Das ist ein schweres Thema, daher mag ich dir nicht unbedingt viel Vergnügen dabei wünschen. Aber es ist wirklich ein gutes Buch das noch lange im Kopf rumgeistert.
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Da es den Challenge Thread etwas sprengen würde, das Thema weiter zu diskuierten, frage ich einfach mal hier in die Runde:
Sind irgendwelche Pendergast Fans anwesend (oder solche, die es werden wollen)?
Ich habe gerade Buch Nr 18 der Serie beendet und muss sagen, ich bin nach einer kurzen Durststrecke mittelmäßiger Abenteuer, wieder Feuer und Flamme dank der letzten beiden Romane.
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Sind irgendwelche Pendergast Fans anwesend
hier, ich war von den frühen, irren Werken sehr angetan, hab aber aufgehört.
Wie ich "drüben" las, könnte man aber mit dem Band 18 soz. wieder einsteigen?
Selten so verrückte, spannende Plots gelesen.
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Bis wohin hast du den gelesen?
Ich fand die Diogenes und die Helen Triologie furchtbar langatmig und auch nervig.
Die ersten vier (Relic - Relicquary - Cabinet of Curiosities - Still life with crows) fand ich genial, da tendierte man ja immer stark Richtung Horror und suchte immer wieder den Schulterschluss mit dem Fantastischen. Danach Diogenes... Nr 8 Wheel of Darkness war mir persönlich dann doch etwas zu... mir fehlt das richtige Wort, ich würd schon fast sagen esoterisch.
Cemetery Dance (9) fand ich wieder klasse. Auf die Helen Triologie hätte ich verzichten können.
White Fire (13) fand ich dann wieder richtig gut, ich mag allerdings auch Corrie sehr und freue mich, dass sie und Nora jetzt ihre eigene Reihe bekommen.
Blue Labyrinth (14) tendiert dann wieder leicht in Richtung der älteren Stories, bei Crimson Shore (16) kommt man dann wieder komplett zurück auf die alte Schiene.
Obsidian Chamber (16) fand ich ehrlich gesagt dezent überflüssig. Es fühlt sich irgendwie an, wie ein forcierter Nachklapp, um ein paar lose Enden aus alten Geschichten aufzuarbeiten.
City of Endless Night (17) und Verses for the Dead (18) sind dann wieder reinrassige Serienkillerthriller, aber um Welten besser als die fade Thrillerschiene, die in den Triologien gefahren wurde.
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