Hund vertraut nur mir und hat Angst vor der Familie!

  • Hallo liebes Forum,


    ich habe ein kleines Problem mit meiner Fellnase. Es handelt sich um einen Schäferhund, etwas über 1 Jahr alt, wir haben ihn jetzt seit ein paar Wochen bei uns und er hat aktuell ein eher scheues Verhalten.


    Als wir ihn bekommen haben, war er sehr scheu, er kannte kaum Umgebungsgeräusche, TV, Staubsauger oder Flugzeuge waren ihm fremd. Bei Konfrontation mit den „Reizen“ reagierte er zunächst scheu, dann aber schnell mit Neugier. Zu mir selbst hat er großes Vertrauen, er sucht bei mir Schutz und weicht nicht von meiner Seite.
    Folgendes Problem haben wir. Er vertraut nur mir, bei den Familienangehörigen ist er geradezu ängstlich, im Haus umgeht er Augenkontakt mit der Familie und hält Abstand. Leckerlis nimmt er von ihnen im Haus ab. Ist er im Garten, hört er nur auf mich, mir gegenüber verhält er sich absolut neugierig, weicht auch draußen nicht von meiner Seite.
    Da ich berufstätig bin, ist die Familie in dieser Zeit mit ihm allein. Er rennt von ihnen geradezu weg, versteckt sich dann im Garten (unter einer Tanne) und lässt sich auch nicht von der Familie hervorlocken. Er geht dann abends auch nicht ins Haus, wenn ich mal über Nacht weg bin. Erst wenn ich zurückkomme, kommt er unter seiner Tanne hervor und begrüßt mich euphorisch!


    Ich habe den Eindruck, als wäre ich sein einziger Bezugspunkt in der Familie. Wir wollen natürlich auch, dass er der restlichen Familie vertraut, aber wie können wir ihm seine Angst nehmen?


    Er kommt aus einer Zwingerhaltung mit Hundehütte. Bei uns hat er einen Schlafplatz im Haus. Da ich nicht möchte, dass er nachts unter der Tanne liegt (leider kommt es häufiger vor, dass ich beruflich ein paar Tage nicht Zuhause bin), habe ich ihm eine gedämmte Hundehütte gebaut, sodass er nachts Schutz hat.
    Wie können wir unserer Fellnase die Angst vor der Familie nehmen? Wie können wir ihn unterstützen, mehr Vertrauen zu fassen?


    Vielen Dank für die hilfreichen Ratschläge.
    VG Mick

  • Das war bei uns auch so, ich glaube es hat 2 Jahre gedauert bis er wirklich Vertrauen zum Rest der Familie fand. Gassigänge sind allerdings auch heute nur mit mir möglich. Im ersten Jahr konnte ich auch nie weg, weil der Hund abends nicht ohne mich pinkeln gegangen ist - also er versteckte sich eher im Haus.


    Die meisten ängstlichen Hunde binden sich extrem an eine Bezugsperson und diese Sicherheit würde ich ihm anfangs nicht nehmen. Am besten ist es, auch wenn es schwer fällt, ihn einfach in Ruhe zu lassen. Locken und bedrängen wird ihn nur von ihnen wegtreiben. Allerdings wenn er von ihnen Leckerlies nimmt, ist das doch toll. Das würde er nicht tun, wenn er überhaupt kein Vertrauen hätte oder panische Angst. Ich würde eine Hausleine am Hund lassen, wenn er sich dann nachts unter der Tanne versteckt können sie die Leine greifen, ohne trara und ihn mit ins Haus nehmen. Ich hoffe er frisst wenn Du nicht da bist ? Wahrscheinlich verunsichert es ihn das seine Vertrauensperson nicht da ist. Aber das kommt, mit Zeit, Geduld und Verständnis. Bezieh die Familie in die schönen Dinge ein, die ihr zusammen macht.


    Wichtig ist auch im Alltag an seinen Ängsten zu arbeiten, langsam und in seinem Tempo.

  • Vielen Dank für deine Antwort!


    Ja, er nimmt Leckerlis von der Familie, lässt sich steicheln, Halsband anlegen und leckt auch die Familie. Allerdings schaut er dann gern mal zu mir und ist dabei unsicher. Wenn ich weg bin, scheut er den Kontakt.


    Wir haben es erstmal so geregelt, das ich nicht füttere. Er bekommt sein Futter von der Famile, in der Hoffnung, dass er damit etwas positives verbindet. Sie setzen sich im Haus auch auf den Boden, aber wenn er unter der Tanne sitzt, bringt es ja nicht viel.


    Er ist allerdings auf der anderen Seite neugierig. Wir haben ihn auch in Ruhe gelassen, dann kommt er zur Familie (scheicht sich an) und beobachtet die Familie aus sicherer Entfernung. Wenn er merkt, dass er gesehen wird, geht er wieder weg.


    Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, er ist ja gerade mal 2 Wochen bei uns. Vom Charakter ist er jedoch eher ruhig, bellt nicht (auch nicht bei anderen Hunden), ist kein bisschen aggressiv und hat keine Probleme mit anderen Tieren.


    Vielleicht hat er mal schlechte Erfahrungen gemacht, aber das wissen wir nicht (manchmal duckt er sich weg,wenn man sich nach etwas bückt (auch wenn es ihm nicht galt)).


    Wenn ich da bin, spielen wir gemeinsam. Was könnte man noch machen? Warten bis er die Initiative zeigt?


    Ich fühle mich nur unwohl, wenn ich weiß, dass er allein die Nacht draussen verbringt, wenn ich mal wieder nicht da bin (geht leider nicht anders) :(


    Viele Grüße


    Mick

  • Oh, sowas finde ich immer ganz rührend. Aber natürlich bringt es auch Probleme mit sich. Was mir spontan für so einen Hund einfällt, was deine Angehörigen angeht: Möglichst nicht angucken, schon gar nicht beobachten, nicht anlocken und nicht vollquatschen. Insgesamt rate ich immer dazu, sich so normal wie möglich um den Hund zu bewegen. Viele fangen an, bei einem ängstlichen Hund zu schleichen und zu flüstern, bloß keine lauten Geräusche, falls das doch passiert, folgt der Blick zum Hund... Sowas ist sehr angsteinflößend, sowie auch ein sich-vorsichtig-Nähern. Ich habe natürlich keine Ahnung, wie deine Familie das handhabt und wieviel Hundeerfahrung ihr so alle mitbringt. Jedenfalls sind es die häufigsten "Fehler", wie ich finde, die einen ängstlichen Hund zusätzlich verunsichern. Ich habe immer den Eindruck, die Hunde fühlen sich belauert.


    Ich würde auch zu einer Hausleine raten. Allerdings würde ich ihn damit nicht frei und unbeaufsichtigt im Garten laufen lassen (Verletzungsgefahr). Ist doch eh ganz gut, wenn immer jemand mitgehen muss. So hat er auch einen Grund, auf alle Familienmitglieder angewiesen zu sein. Find ich jetzt als Nebeneffekt nicht verkehrt. Mit Hausleine könnte jedenfalls immer mal ein Familienmitglied die Leine aufnehmen (als würde kein Hund am anderen Ende dran sein) und ihn ein Stück irgendwo mit hin nehmen, ruhig mal ein bißchen dabei füttern, mit wenig direkter Ansprache. Es sollte sich alles für den Hund möglichst normal anfühlen und nicht so verkrampft vorsichtig. Das hilft ungemein.

  • Er kommt aus einer Zwingerhaltung mit Hundehütte.

    Er ist wohl nicht sozialisiert, wurde also als reiner Zwingerhund gehalten ? Was ist mit seinen Geschwistern, was wisst ihr denn noch mehr ?

    etwas über 1 Jahr alt

    Er ist noch sehr jung, und auch in einem Alter was einen solchen Hund evtl auch nochmals etwas mehr unsicherer macht. Aber daran könnt ihr gut arbeiten, mit Geduld, Liebe und Konsequenz.

    bei den Familienangehörigen ist er geradezu ängstlich, im Haus umgeht er Augenkontakt mit der Familie und hält Abstand.

    Er kennt das nicht, fühlt sich beängstigt und erdrückt. Zuviel evtl auf einmal. Wie viele Familienmitglieder leben denn mit im Haus ?

    Er rennt von ihnen geradezu weg, versteckt sich dann im Garten (unter einer Tanne) und lässt sich auch nicht von der Familie hervorlocken.

    Daran müsst ihr arbeiten, aber das eben auf den richtigen Weg. Irgendetwas ist ihm da Zuviel. Es würde vielleicht helfen, wen eben nur eine Person der Familie draussen wäre bei ihm. Sich in die Hocke setzt, abwartet und evtl gut zu redet, oder einfach abwartet. Das braucht Zeit. Mir macht es den Eindruck, als das einfach zu viele versuchen auf ihn einzureden. Das erdrückt ihn, und er zieht sich so noch mehr zurück. :???:


    Da er sehr neugierig zu sein scheint und auch Futter nicht abgeneigt ist, könnt ihr darauf sicher aufbaun. Jedoch eben nicht in geballter Familienladung. Ihm sind evtl die Menschen in Vielzahl noch suspekt, er kennt es ja wohl nicht. Berücksichtigt das. Wenn er gewohnt war, immer nur von einer vereinzelten Person Futter zu bekommen in der früheren Haltung, kennt er wahrscheinlich nicht mal eine Menschenmenge von 3-5 Personen. Wer weiss :ka:
    Deine Mutter z.B. könnte sich doch einfach mal in den Garten setzen wenn du nicht da bist, er unter der Tanne ist. Sie könnte dabei was lesen etc, einfach eben nur da sitzen, nichts verlangen. Kommt er ein Stückchen näher, kann sie ihm z.B ein Leckerli zu werfen, das jedoch wirklich mit Bedacht, nicht das es ihn noch erschreckt. Dann weiterlesen, und immer wieder. Ist er dann mal bei ihr,, wieder , und versuchen Kontakt aufzunehmen. Seine Neugierde ist schon mal super, und das er Futter nimmt auch. :gut:

  • Ich habe meine Dackelhündin mit 6 Monaten bekommen und ich denke, sie wurde vorher ähnlich gehalten, denn sie kannte nicht mal Halsband und Leine und sonst auch gar nichts, auch keine Wohnung.
    Bei mir war es haargenau dasselbe, zu mir hatte sie sehr schnell Vertrauen, aber mein Sohn und mein Mann waren für sie schrecklich. Wenn da einer nur eine komische Bewegung gemacht hat, hat sie entweder unter sich gepinkelt und ist auf denjenigen zugeschossen und hat ihn verbellt vor lauter Angst.
    Ich habe sie jetzt seit etwas über 2 Monaten und mit viel Geduld ist sie jetzt seit ca. 1 Woche im Umgang mit den beiden eine ganz normale Hündin.
    Vorteil bei ihr war auch, dass sie sehr neugierig ist.
    Das Wichtigste ist, dass die anderen Personen den Hund nicht bedrängen und auch nicht versuchen ihn zu sich zu locken. Das ist eher hinderlich. I.d.R. ist es hilfreich, wenn man sich ein paar Leckerlies nimmt und sich einfach auf den Boden setzt und zwar so, dass man sich mit dem Rücken oder seitlich hinsetzt und nicht zum Hund hingeht, sondern darauf wartet, dass er von selbst kommt. Wenn sich der Hund dann hintraut, nicht anschauen, nicht ansprechen, nicht in seine Richtung fassen, sondern einfach vorsichtig mit langsamen Bewegungen ein Leckerlie neben oder hinter sich auf den Boden legen und die Hand wieder wegnehmen, sodass der Hund merkt, man ist nicht gefährlich.
    Irgendwann kann man dann das Leckerlie auf seinen Oberschenkel legen und irgendwann in der flachen Hand anbieten. Aber nie den Hund dabei bedrängen. Wenn man denkt, dass der Hund so weit ist, kann man dann von unten den Hund am Kinn/Halsbereich berühren, ihn aber immer noch nicht ansprechen oder anschauen, das verunsichert so einen Hund sonst wieder.
    Da braucht man viel Geduld und wir mussten auch erst lernen, damit umzugehen, aber wenn man sehr aufmerksam ist, merkt man am Blick und an der Körperhaltung des Hundes, was man gerade noch so machen darf und was schon zuviel ist. Muss man das alles genau beobachten um den Hund nicht wieder zu verunsichern.


    Vllt. hilft es dir, wenn du in meinem Thread mal auf den ersten Seiten meine Beiträge quer liest. Dort habe ich eigentlich alles dokumentiert wie das hier ablief.
    Um dort lesen zu können brauchst du dich nur über dein Profil für die Benutzergruppe Pfoto-Talk freischalten lassen, das geht ratzfatz

  • Hab grad nachgesehen, so ab Seite 19 in meinem Thread gehts dann los mit dem was interessant wird.

  • Wer gehört denn überhaupt noch zur Familie?

  • Vielen Dank für eure Antworten, ich versuche mal alles zu beantworten ;)


    Also, er kommt von einem Züchter, der jedoch aus altersgründen wenig Zeit für ihn hatte. er lebte in einem Rudel, wobei alle Hunde in einer Art Koppel lebten, dort stand dann der Unterstand mit aneinandergereihten Zwingern. Er lebte mir seiner "Familie" zusammen, als seinen Eltern und Geschwistern im Rudel. Gefüttert wurde er von 2 Persone


    Die erste Woche war es schon wie ein Schock für ihn, da ich ihn aus seinem Rudel "herausgerissen" habe (ich habe ihn abgeholt). Komischerweise hat er nur zu mir sofort eine innige Beziehung aufgebaut.


    Unsere Familie besteht momentan aus 2 Personen, also eigentlich nicht soo viele ;) Der"Rest" kommt ab und an zu Besuch.


    Aktuell wird er von der Familie ignoriert, mit dem Ergebnis, dass er neugierig wird und sich anschleicht, dann schaut er was sie machen. Wird er bemerkt, reisst er wieder aus.


    Wenn ich Zuhause bin, bin ich mit ihm viel unterwegs, wir haben andere Schäferhundbesitzer getroffen und verabreden uns regelmäßig, sodass er wieder eine Art "Rudel" hat. Ich habe den Eindruck, dass ihm das wirklich gut tut, denn er ist zwar bei den fremden Personen Schreckhaft (gerade bei Armbewegungen), aber er lässt sich von Fremden ohne Probleme streicheln und reisst auch nicht aus!


    Er ist durchaus sozialisiert, läuft ohne zu ziehen an der Leine und mittlerweile auch ohne! Er hört auf Grundkommandos und ist weder zu Menschen noch zu Tiere aggressiv.


    Vielleicht gab es bei einem Familienangehörigen eine HAndbewegung, wie ihm an etwas erinnert hat, oder die er missverstanden hat?!? Mir kommt es fast so vor, als ob dem Vorbesitzer möglicherweise mal die Hand ausgerutscht ist. Anders kann ich mit die Angst vor unvorbereiteten un "ruckartigen" Handbewegungen nicht vorstellen.


    Als aktuelle Info kann ich sagen, dass er mittlerweile immer öfters aus dem Garten ins Haus kommt und dort nach dem Rechten schaut (vorher war er bei meiner Abwesenheit 24h unter der Tanne). Wird er jedoch bemerkt, rennt er wieder raus. Ich werte das mal als einen guten Anfang ;)


    Ach, er hat auch ziemlich schnell gelernt die Treppen zu laufen (wollte ich eigentlich nicht, da es auf die gelenke geht), da er bei mir sein will, wenn ich schlafen gehe. Habe dann ein paar Nächte unten im Wohnzimmer geschlafen, damit er ruhiger wird und er lag ganz friedlich neben der Couch.


    Mittlerweile ist die Hundehütte auch fertig und er nimmt sie an, es sieht so aus, als ob er bei meiner Abwesenheit dort drinn schläft, ist mir jedenfalls lieber als unter der Tanne (wegen Zecken und das Zeug).


    Es bessert sich also langsam, wir hoffen nur, dass nichts vorfällt, was ihm wieder das gewonnene Vertrauen nimmt.


    Viele Grüße


    Mick

  • Also, er kommt von einem Züchter, der jedoch aus altersgründen wenig Zeit für ihn hatte. er lebte in einem Rudel, wobei alle Hunde in einer Art Koppel lebten, dort stand dann der Unterstand mit aneinandergereihten Zwingern. Er lebte mir seiner "Familie" zusammen, als seinen Eltern und Geschwistern im Rudel. Gefüttert wurde er von 2 Persone

    Das erklärt natürlich so einiges. Er hatte also keinen richtigen Kontakt zu Menschen, nur wenn es Futter gab ?


    Aktuell wird er von der Familie ignoriert, mit dem Ergebnis, dass er neugierig wird und sich anschleicht, dann schaut er was sie machen. Wird er bemerkt, reisst er wieder aus.

    Das braucht Zeit, denn er ist es ja nicht gewohnt Kontakt aufnehmen zu müssen. ABER er traut sich immerhin schon ein ganzes Stück mehr :dafuer: :applaus:


    den fremden Personen Schreckhaft (gerade bei Armbewegungen), aber er lässt sich von Fremden ohne Probleme streicheln und reisst auch nicht aus!

    Sei da vorsichtig mit dem das ihn fremde Personen streicheln. Immer postiv verknüpfen und vor allem auf seine Körpersprache achten.
    Wenn da mal jemand was für ihn doofes macht, geht's wieder nach hinten los.
    Und mit den Armbewegungen, da hast du wahrscheinlich Recht da hat er wohl schlechte Erfahrung gemacht. Das kannst du mit ihm später mal üben.


    Wird er jedoch bemerkt, rennt er wieder raus. Ich werte das mal als einen guten Anfang

    :applaus: Tut halt so, als würdet ihr ihn nicht bemerken. ;) Legt ein paar Leckerlis vorab aus. Im Haus mal keine Leckerlis werfen, würde ich so mal machen.


    Habe dann ein paar Nächte unten im Wohnzimmer geschlafen, damit er ruhiger wird und er lag ganz friedlich neben der Couch.

    :hurra: super


    Es bessert sich also langsam, wir hoffen nur, dass nichts vorfällt, was ihm wieder das gewonnene Vertrauen nimmt.

    Ja, da drücke ich euch ganz fest mega Ultra die Daumen :gut:

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