Ist Hundeerziehung heutzutage zu verkopft?

  • Ich sehe die Mode nicht und halte das für ein Gerücht. Ich kenne niemanden, der dauerhaft jeden Pups belohnt, insbesondere, weil das völlig kontraproduktiv wäre. Ich habe bei Smilla sehr, sehr lange jede Kontaktaufnahme und alles, was im Ansatz erwünscht war, belohnt, das kann ein Ohrenzucken zu mir gewesen sein - und dadurch sind wir jetzt an einem Punkt, an dem ich meist sehr zufrieden mit ihr bin, auch, wenn sie immer noch oft belohnt werden muss und für mich gar nichts tut, jagt, nicht ableinbar ist. Ohne exzessive Belohnung wäre ich so weit nie mit ihr gekommen. ;)


    Ich glaube, solche angeblichen Moden sind viel mehr überzogene Darstellungen anderer, die sich über "die andere Fraktion" aufregen - sei es, dass alle "Aversivler" ihre Hunde den lieben langen Tag verprügeln oder alpharollen, sei es, "Wattebauschler" würden keine Grenzen setzen oder "Leckerlischmeißer" würden jeden Pups belohnen und nur noch mit Futter um sich werfen. Solche Extreme sind selten, das sollte man sich immer wieder vor Augen führen.

  • Solche Extreme sind selten, das sollte man sich immer wieder vor Augen führ

    Ich glaube, solche angeblichen Moden sind viel mehr überzogene Darstellungen anderer, die sich über "die andere Fraktion" aufregen - sei es, dass alle "Aversivler" ihre Hunde den lieben langen Tag verprügeln oder alpharollen, sei es, "Wattebauschler" würden keine Grenzen setzen oder "Leckerlischmeißer" würden jeden Pups belohnen und nur noch mit Futter um sich werfen. Solche Extreme sind selten, das sollte man sich immer wieder vor Augen führen.

    Nun ja, das wird immer mehr widerlegt, denn nur wenn man das ganze verfolgt, sieht man eben auch die Wandlung. Klar wenn man mitten im Geschehen ist, evtl noch mehr ;-)
    Ich rege mich nicht auf, ich sehe eben nur die Welle die überschwappend ist. Aber nun gut, das ist Ansichtssache, und da könnte man endlos diskutieren.
    Ich finde es einfach unfair den Hunden gegenüber, das ist alles.

  • Ich kann weder für das Forum noch für die Hundeplatzszene sprechen, aber in meinem Wohnumfeld wird weder extrem geclickert noch ständig mit Leckerchen geworfen. In der Regel wird ungläubig geschaut wenn ich mal einen Futterdummy, die Schleppleine oder den Clicker dabei habe. Hundeschule wird in der Regel höchstens bis zum ersten verregneten Samstagvormittag durchgezogen und an Leinenpöbelei, Ignorieren des Rückrufs oder Leineziehen wird auch nicht wirklich gearbeitet. Klar gibt's auch Andere, aber 70% sind so wie beschrieben. Die sind schon völlig irritiert, wenn ich die Pfeife nutze, um meine Hunde aus dem Spiel zu mir zu holen, sie verbal lobe und Ellie ein Leckerchen gebe (Mac verschmäht fast alles). Das ist dann schon voll krasses Hundetraining für die :ka:

  • Ich weiß nicht, welches "Geschehen" du meinst, aber ich habe recht viel Kontakt zu Leuten, die ihre Hunde trainieren und zu Menschen, die als Hundetrainer arbeiten - ich sehe da keine Extreme und wenn, dass sind das solche, die von der Gegenseite konstruiert wurden oder Einzelbeispiele, die aufgebauscht werden, sei es, dass man eine ganze Trainerausbildung ablehnt, weil ein Ausbilder sich verharmlosend zu einem Vorfall geäußert hat oder, dass man alle "Grünschleifen" als grenzenlose Leckerliautomaten bezeichnet.


    Ich sehe an Belohnungen dem Hund gegenüber nichts Unfaires, Unnatürliches oder Gefährliches. Belohnungen sind ein Werkzeug, das jeder Hundehalter nutzt und das keinem Hund schadet, inzwischen gibt es darüber sogar recht interessante Studien.

  • Ich habe nie etwas "gegen" Belohnung geschrieben.
    Aber es ist vor allem hier sehr mühselig, wenn man etwas schreibt, das es auch als solches was man damit meint, verstanden wird.
    Zudem ist es "Mode" zeigen und benennen. Kann in einigen Fällen sicher zum Erfolg führen, doch eben auch nicht bei allen. Das z.b. meine ich , diese "Modeerziehung/Problemlösung).

  • Ich denke, wir erleben das einfach anders. Ich finde es gut, dass immer mehr sanftere Methoden in den Fokus rücken und empfohlen werden und würde das nicht als Modeerscheinung, sondern Entwicklung bezeichnen. Natürlich passt keine Methode absolut auf jeden Hund, aber da ist es Sache des Halters, zu filtern und auszuprobieren.
    Mir ist es tatsächlich deutlich lieber, die Leute werfen alle Leckerlis nach ihren Hunden und machen konditionierte Entspannung als ein Illusion Collar zu nutzen und Pack Leader sein zu wollen. Besser, das kommt in Mode als dass man sich weiterhin alles oder "nur die Rosinen" von TV-Trainern abguckt.

  • Wenn man einen richtigen Problemhund hat, nutzt das Leckerli werfen und Co evtl nicht. Individualität deshalb, es geht nicht immer "nur" sanft. Bedeutet gleich, kein drauf Deckeln, wie es eben sooft gedeutet wird.
    Ich möchte mal die so "sanfte" Fraktion erleben, mit einem grossen Hund, der von null auf Hundert ist. Dann Leckerli werfen etc und Co, nun ja, sehr mutig, wenig förderlich, zudem gefährlich für das Gegenüber. Es kommt eben immer drauf an.

  • Solche Pauschalaussagen finde ich ermüdend, ich habe schon Leute kennengelernt, die mit großen Problemhunden nur mit "Leckerli und Co" gearbeitet haben und ich erinnere mich, dass wir uns auch schon darüber unterhalten haben, dass ich an Smillas Menschenproblemen nicht aversiv arbeite und du irgendwann eingesehen hast, dass es offenbar doch möglich ist, mit solchen Hunden positiv umzugehen. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, nur, weil etwas mit deinem Hund nicht geht oder sich nicht mit deinen Erfahrungen deckt, ist es nicht unmöglich.


    Ich würde mich nun allerdings gern aus der Diskussion entfernen, weil ich sie nicht für zielführend halte und denke, dass keiner von uns seinen Standpunkt ändern wird oder dem anderen nachhaltig vermitteln kann - das ist nicht böse gemeint, sondern einfach eine Erfahrung, die ich gemacht habe.

  • klar gehe ich mit "ddiesen" Hund auch positiv um, ja. Doch eben für "diesen" Hund fruchtet eben der goldene Mittelweg.
    Und das meine ich die ganze Zeit ja auch, nicht "nur" so oder so bringt einen zum Ziel.
    Bei manchen bzw vielen Hunden reicht es eben nur so zu arbeiten. Die Rasse und auch vieles anderes verlangen nach Individualität. Und das geht heute zu Tage eben verloren. Nur rein positiv geht es eben nicht immer. Kommt doch auch auf vieles an. Und die Erfahrung die mich gerade dieser Hund gelehrt hat, für die bin ich unendlich dankbar. Denn er hat mich nicht vergessen lassen, was eigentlich zählt, mich wieder erinnert was wirklich wichtig ist.
    Und eben, jeder sollte auf seinen Hund eingehen, sich nicht nur auf Bücher etc verlassen.

  • Die Frage ist auch, wer kann genau wissen bzw. einteilen warum ein Hund jetzt dieses oder jenes tut? Wir sind alle keine Hunde und vieles ist doch eher mutmaßen bzw. raten warum ein Hund jetzt pöbelt z.b.


    Ich bin täglich mit mindestens 4 Hunden unterwegs, jeder ist anders, trotzdem kann ich und will ich auch gar nicht auf jeden verquersitzenden furz eingehen. Es kann einfach nicht um ständige individuelle bedürfnissbefriedigung gehen.
    Wir sind 5+ Individuen, da muss jeder Abstriche machen, so ist das Leben in einer Gruppe nunmal.
    Das Leben besteht nunmal auch aus Grenzen, regeln, Zwängen und Gesetzen, da muss ich keine Alternative anbieten, sondern es reicht mir eine einfach Akzeptanz.
    Manchmal müssen auch die Hunde mal die arschbacken zusammenkneifen und sich fügen. Muss ich schließlich auch. Muss jedes Lebewesen.


    Beispiel gestern, treffe mich mit bekannter abends im Wald, sie drei Hunde, ich vier Hunde. Einer ihrer Hunde ist krank und hat ein jagdproblem und muss daher immer vor uns laufen, mehrmals blieben wir stehen und warteten bis der Hund wieder vor uns war. Nach dem geschätzten 8 stehenbleiben, sprach meine Bekannte den Hund nett an, beim 12 stehenbleiben folgte ein anranzer. Danach mussten wir bei schneeregen nicht mehr stehenbleiben. Zudem jedes stehenbleiben dazu führt, dass sich meine Hunde sofort zu mir umorientieren und um mich rumwuseln. Was sie so gelernt haben, indem Moment aber ja nicht mein Anliegen war. Und wenn dann bei schneeregen 6 klatschnasse Hunde um deine Beine wuseln um alle paar Minuten auf Hund nr7 zu warten, weil der hasenköttel frisst, schnüffeln oder grasfressen muss und dabei nicht weitergehen kann, dann nervt das die gesamtgruppe und geht schlicht nicht. Somit musste Hund sieben seine Bedürfnisse einstellen ohne Alternative und das obwohl der Hund schwer krank ist. Die Grenze hat sie dennoch angenommen und dann befolgt. Alternative wäre gewesen Hund anleinen und Maulkorb drauf. Ich denke für den Hund war der anranzer mit mehr Freiheit verbunden und mit mehr Freude. Sie durfte schließlich weiter frei laufen, nur eben vor uns her.


    Ist das "warum" wirklich oft hilfreich? Oft gibt es doch keine klare, eindeutige Antwort darauf. Hilft es mir zu wissen warum es heute regnet? Oder reicht mir nicht heute der Fakt "es regnet, zieh Regenhose und Jacke an". Theoretisch weiß ich warum es regnet, nur was ändert das an meinem Vorgehen?
    Was sagte mein Vater, der immer Hunde geführt hat auf meine kindheitsfrage "warum macht Buck das?" Antwort "weil er's kann!"


    Und meiner Erfahrung nach, muss man eh rumprobieren was zu einem selber, zu dem entsprechenden Hund und zur eigenen Lebensrealität passt. Was bei Hund A funktionier, kann bei Hund B völlig nach hinten los gehen und bei Hund C hat es gar keine Wirkung. Versuch und Irrtum und eben Flexibilität. Festhalten an nur der einen Wahrheit finde ich verbohrt und nicht fair dem Hund gegenüber. Ich z.b. habe schon immer zeigen und benennen gemacht, nur etwas abgewandelt und ohne dass das früher einen Namen hatte. Und bei früher meine ich vor 20 Jahren.


    Lg

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