Tierheimhunde - Der Gassigeherthread

  • Hallo zusammen,


    wie einige vielleicht mitbekommen haben, musste ich meinen Hund nach 16 Jahren im September letzten Jahres gehen lassen. :( :


    Da der Schmerz noch tief sitzt und es noch zu früh gewesen wäre, einen neuen Hund einziehen zu lassen, zog es mich ins Tierheim. Ich wollte einfach wieder regelmäßig raus in die Natur - ohne Hund erschien mir das aber irgendwie total sinnlos :ka:


    Ich hab das Tierheim immer gemieden weil ich befürchtet habe, das halte ich nicht aus, die vielen Schicksale und am liebsten würde ich alle retten. Die ersten Male sind bei mir dann auch oft Tränen im Nachhinein geflossen, da ich die Eindrücke verarbeiten musste und auch oft natürlich dran dachte, wie es meinem Hund wohl ergangen wäre, wenn er im Tierheim alt geworden wäre.


    Nun sind schon einige Monate vergangen und ich habe einen anderen Blickwinkel: ich bin so begeistert von den vielen verschiedenen tollen Hunden. Viele meistern ihre Zeit im Tierheim so tapfer, ich habe großen Respekt und lerne von ihnen sehr viel: sie sind trotz manch schweren Schicksals so freudig und dankbar, lernbereit und begeisterungsfähig :herzen1:
    Jeder Hund ist was ganz Besonderes und das schönste ist, wenn es dann heißt: vermittelt! Es ist eine riesen Freude, wenn man weiß, man hat vielleicht einen kleinen Teil dazu beigetragen, diesen Hunden zu helfen und dass sie nun ein gutes zu Hause gefunden haben. Einige, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, haben leider auch die Regenbogenbrücke überquert. Das ist traurig und sehr schmerzhaft, aber ich bin bereit, auch das zu ertragen. Diese Hunde brauchen so dringend jemanden, der ihnen Halt gibt, gerade dann, wenn sie nicht perfekt sind, alt, krank oder schwierig.


    Gibt es hier noch weitere Gassigeher? Ich würde mich über einen Austausch über die Höhen und Tiefen im Tierheimalltag sehr freuen.


    VG - Lumpine

  • hallo lumpine,


    ich war mal gassigänger im tierheim, aber jetzt fehlt mir leider die zeit dazu.


    als mein pablo damals alt war und nicht mehr sooooo lange spaziergänge machen konnte, dachte ich - genauso wie du - ich könnte den hunden im TH was gutes tun. bin jedes WE mit verschiedenen hunden gassi gegangen und hab mich auch sehr gefreut, sobald einer vermittelt war.


    bei einem, der mir besonders ans herz gewachsen ist, hat es ein bißchen "weh" getan, als er vermittelt war... hört sich vielleicht komisch an, isses auch. kann es aber nicht anders beschreiben. als ich ihn aber dann in meinem wohnort mal wiedergesehen habe und gesehen habe, dass er ein tolles zuhause gefunden hat, war ich sehr beruhigt.

  • Bevor Shadow bei uns einzog waren wir relativ regelmäßig im Tierheim Gassigeher, für uns war es einfach super, die verschiedenen Hunde kennen zu lernen. So lag ich öfters als Kind im Graben, weil ich mir eingebildet habe, den Hund mal alleine führen zu wollen, wenn der halt mal anzog, lag ich halt mal :pfeif: Aber keine Sorge, meine Eltern haben immer aufgepasst, dass der Hund nicht wegläuft.


    In meiner Jugend war ich manchmal täglich dort und ich hab mich auch immer riesig gefreut, wenn Hunde vermittelt wurden. Bei zwei Hunden hat es mir aber sehr weh getan, da sie mir sehr arg ans Herz gewachsen waren, aber es war dann gut zu sehen, dass sie richtig tolle Zuhause gefunden haben :bindafür:


    Ich gehe sogar jetzt noch manchmal ins Tierheim und nehme dann einen Hund mit um, dass er mit Shadow und mir eine schöne Runde gehen kann. Shadow und der Hund profitieren davon :smile:

  • Ich habe auch vor vielen Jahren Hunde aus dem Tierheim ausgeführt. Ich würde das auch heute noch tun, aber leider darf man seinen eigenen Hund nicht mitnehmen.
    Dabei wäre das mit meiner Hündin gar kein Problem.


    LG Terrortöle

  • schön, eure Erfahrungen zu lesen :smile:


    @ver_goldet Verzeihung, aber ich musste grade ziemlich schmunzeln, hab mir bildlich vorgestellt, wie es dich in den Graben haut und man macht dann trotzdem mit vollem Eifer weiter :lol:


    Falls wir wieder einen eigenen Hund haben sollten, möchte ich auch gerne weiterhin mit den Tierheimhunden gehen, ich hoffe, dass das bei uns möglich sein wird.

  • Ich war auch mehrere Jahre Gassigeher im TH München, bis ich dann einen meiner Gassihunde wirklich nicht mehr hergeben konnte und Babur zu meinem ersten eigenen Hund wurde :).


    Davor gab es einmal eine Riesenenttäuschung. Ich war fast bereit dazu, meinen damaligen Lieblingshund - einen Dobermannmischling, der schon mehrere Jahre im TH sass - zu übernehmen. Aber vorher musste ich noch für vier Wochen Praktikum in eine andere Stadt. Als ich wiederkam war er weg, an eine Familie vermittelt.
    Natürlich hat man als Gassigeher keine Ansprüche, und ich habe versucht, mich für ihn zu freuen. Aber enttäuscht und traurig war ich trotzdem. Ich habe dann noch eine Weile gewartet, ob er nicht zurück kommt, bevor ich ca 9 Monate später dann meinen Babur übernommen habe. Es kam wie es kommen musste: als Babur schon eine Weile lang bei mir war und ich wieder mal im TH zu besuch war sass auf einmal der Dobermannmischling wieder im Zwinger - zurückgegeben, weil er wohl nach einem der Kinder geschnappt hat :(. Das war schon hart.


    Es ist natürlich nicht das Selbe wie einen eigenen Hund zu haben, aber Spass gemacht hat mir das Gassigehen schon. Man kannte sich untereinander, grade die Leute die regelmässig auch unter der Woche und bei schlechtem Wetter kamen. Es hat Spass gemacht, so viele unterschiedliche Hunde mit unterschiedlichen Bedürfnissen zu führen, man bekommt ein ganz gutes Gefühl dafür, was man mag und was nicht. Und es hat mich auch irgendwie ein bisschen stolz gemacht, wie die Pfleger mir langsam die grösseren und schwierigeren Hunde zutrauten.
    Ich hab am Wochenende, wenn alle Hunde schon draussen waren, auch ganz gern mal geholfen beim Zwinger ausspritzen und Wäsche waschen.

  • Ich bin seit inzwischen etwa neun Jahren ehrenamtlich au demselben kleinen Tierhof tätig. Es fing mit der Betreuung und Anti- Angst- Training meiner liebsten Kangal-Pflegeline an, dann bekam ich den ersten Welpen an die Leine und inzwischen krieg ich alles, was kompliziert ist, zum Training. Dadurch, dass der Hof so klein und familiär ist und ich dort nun seit Ewigkeiten mitarbeite, habe ich sehr viel Entscheidungsfreiheit und Mitspracherecht beim Training mit den Hunden.


    Meinen eigenen Hund nehm ich immer mit zum Hof, und wenn es gerade passt bzw. fürs Training hilfreich ist, kommt er auch mit Gassi. Er ist ein toller Trainingspartner für die kommunikationseingeschränkten Kandidaten, da er seinen Job als mein Co-Trainer sehr ernst nimmt.
    Passt es aus irgend einem Grund nicht, dass meiner mit Gassi kommt (irgendwann möchten die Pfleglinge ja auch mal Intensivtraining nur für sich haben), bleibt er auf dem Hof in einem freien Zwinger, während ich mit dem Plegling unterwegs bin.
    Während der Jahre habe ich viele Hunde kommen und gehen sehen, mich über jeden vermittelten Kandidaten gefreut, einigen auch mehr als nur eine Träne nachgeweint und ein paar bei uns verstorbene Hunde sehr betrauert.
    Derzeit habe ich zwei Gassipfleglinge, der Rest wird geknuddelt und betüddelt. ;)
    Wenn etwas Besonderes ansteht, komm ich natürlich helfen, so wird im Mai wieder die Groomerin kommen und die Kaukasen entkleiden. Dabei ist es sinnvoll, wenn mehrere den Hunden vertraute Menschen zum Festhalten anwesend sind, damit die Groomerin heil weider rauskommt. :lol:


    In den letzten Jahren habe ich auf dem Hof auch die Urlaubsvertretung übernommen, wenn die Leitung mit ihrer Familie in den Sommerferien mal wegfahren wollte. Dann sind mein Hund und ich einfach dort eingezogen und haben den Laden geschmissen. :D

  • Natürlich hat man als Gassigeher keine Ansprüche, und ich habe versucht, mich für ihn zu freuen. Aber enttäuscht und traurig war ich trotzdem. Ich habe dann noch eine Weile gewartet, ob er nicht zurück kommt, bevor ich ca 9 Monate später dann meinen Babur übernommen habe. Es kam wie es kommen musste: als Babur schon eine Weile lang bei mir war und ich wieder mal im TH zu besuch war sass auf einmal der Dobermannmischling wieder im Zwinger - zurückgegeben, weil er wohl nach einem der Kinder geschnappt hat :(. Das war schon hart.

    oh, das kann ich sehr gut nachvollziehen, das ist hart :| Da habe ich auch etwas Bammel davor, dass ich vielleicht mal einen Hund wiedersehe im Tierheim, den ich vielleicht selbst gerne adoptiert hätte und es dann zu spät ist.

    Das würde mich auch sehr freuen, wenn mein zukünftiger Hund immer mit könnte.


    Was ich so rauslese ist, dass ihr durch die vielen verschiedenen Hunde ein riesen Repetoire an Erfahrungen gesammelt habt und dadurch auch mit den schweren Fällen klar kommt :respekt:

  • Sowohl mein Spinner als auch seine Vorgängerin kommen von diesem Tierhof, deswegen ist es natürlich leichter, meinen Hund mitzubringen. Er kennt den Laden, die Leitung kennt ihn. Und ja, Erfahrungen habe ich inzwischen eine ganze Menge gesammelt. Auch unzählige Bücher habe ich für die unterschiedlichen Problemfälle gelesen. Für mein Kangalmädchen habe ich z.B. TTouch gelernt. Die Arbeit auf dem Hof hat mir so viele wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse geschenkt, die ich anders niemals hätte sammeln können.

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