Das Leckerli wurde wie erwartet, heute wieder komplett ignoriert.
Ich weiß nicht wie ich ihn ohne Belohnungen Tagsüber trainieren sollte..
Wir sind diesmal sogar eine ruhigere Strecke, da wo ich mir vorgenommen habe in Ruhe zu trainieren. Aber leider kein Erfolg.
Sieh es mal positiv: das Ignorieren des Leckerlies ist ein großartiger Indikator, dass der Hund viel, viel zu abgelenkt ist. Es ist der perfekte Test, ob die Übungsbedingungen überhaupt annähernd stimmen.
Falls du gar keinen Ort findst, an dem Cookie tagsüber Leckerlies nimmt, dann macht es tatsächlich Sinn, erstmal nur abends zu trainieren und zuzusehen, ob du die Stressoren, die ihn tagsüber so ablenke,n minimieren kannst.
Was ich mit Elvis anfangs tagsüber gemacht habe, war bei uns im kleinen, abgeschirmten Hinterhof zu trainieren. Genauer: Angefangen haben wir im Wohnzimmer, haben uns in den Wohnungsflur vorgearbeitet und dann in den Hinterhof (der Hausflur ist bei uns aufgrund mehrerer Mietparteien und plötzlich auftauchernder Nachbarn, Kinder, Pizzalieferanten etc. zu schwierig gewesen)
Außerdem hatten wir jetzt durch die OP und die damit verbundenen kurzen Spaziergänge zwei Grünflächen, auf denen wir täglich mehrmals Gassi waren - die waren ihm dadurch inzwischen ziemlich langweilig geworden. Dort konnten wir dann in der ruhigsten Ecke nach dem Hinterhof weitertrainieren.
Falls du also keinen auf Anhieb geeigneten Ort findest, kannst du versuchen, den ruhigsten und uninteressantesten Ort, den ihr habt, durch sehr häufiges Aufsuchen und ausgiebiges Erkunden langweiliger zu machen, so dass du dort trainieren kannst, wenn Cookie dort zuverlässig Leckerlies annimmt.
Lernt ein Hund denn überhaupt sich mit der Zeit zu benehmen wenn er nur am Abend seine Trainingsseassion hat, aber tagsüber wie verrückt an der Leine ziehen darf?
Ich denke, es kommt ein bisschen darauf an. Man kann dem Hund dieses Lernen erleichtern und das würde ich in jedem Fall tun.
Zum einen eben, indem du einen Unterschied schaffst, zwischen dem wie verrückt an der Leine ziehen dürfen und der hohen Kunst, an der lockeren Leine zu gehen.
Der Klassiker ist hier, den Hund am Geschirr ziehen zu lassen und am Halsband das Leinelockerlassen zu üben. Das fühlt sich unterschiedlich für den Hund an. Du kannst aber auch zum Üben eine andere Leine und/oder ein anderes Geschirr nehmen.
Das Unterscheiden erleichtert dem Hund das Lernen, weil er dann genau weiß, wann trainiert wird und wann nicht. Verwirrung will man beim Lernen ja so niedrig wie möglich halten. Je besser er darin wird, die Leine locker zu lassen, desto routinierter wird er. Du kannst ihn dann immer längere Strecken am Halsband führen, aber ich vermute, er wird seine Fähigkeiten dann auch am Geschirr nutzen, das Training wird also ausstrahlen. (Reiner Eigennutz des Hundes, Leineziehen ist für ihn ja auch sehr unangenehm).
Zum anderen trainiert das Training seine Fähigkeit, die Leine auch in aufregenderen Situationen locker zu lassen. Mit fortschreitender Übung werdet ihr also sicher die Schwelle zum Tag überschreiten können.
Aber wie gesagt, wenn Cookie tagsüber draußen immer so gestresst ist, das er keine Leckerlies nimmt, würde ich zusehen, ob du die Gründe dafür finden und abstellen oder zumindest mindern kannst (am besten mit einem erfahrenen gewaltfreien Trainer, der euch langes Herumraten, Rätseln und Ausprobieren erspart). Ein Hund, der regelmäßig unter so einem hohen Stress steht, wird auch in ruhigeren Situationen nicht so gut lernen, wie er das mit mehr Grundruhe könnte.
Man sagt ja eigentlich man sollte ein Hundetraining immer konsequent durchziehen (Mit Erholungspausen).
Exakt, in diesem Fall geht es um die Erholungspausen. Die sind am Anfang sehr lang - fast der ganze Spaziergang -, werden aber mit fortschreitender Übung und Routine immer kleiner.
Innerhalb des Leinenführigkeitstraining zählt die Konsequenz, sonst kann der Hund ja nicht verstehen, worum es geht.
Sicherlich wäre es ideal, wenn man zusätzlich dafür sorgen könnte, dass der Hund auch außerhalb des Trainings NIEMALS mehr durch Ziehen zum Erfolg kommt.
Zumindest ich bin daran gescheitert, obwohl ich da wirklich hartnäckig war. Irgendwann überrascht der Hund einen doch und zieht einen ein, zwei Schritte mit, man muss über die Straße, weil ein Auto kommt oder die Ampel schon umgesprungen ist, man hat es eilig, man geht mit Freunden ... und schon hat man statt Konsequenz eine variable Bestärkung des Verhaltens.
Hier gibt es sicherlich unterschiedliche Meinungen, aber ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass diese Form von Konsequenz für mich in unserem Alltag nicht umsetzbar ist. Also kapsele ich die Konsequenz sozusagen ein in die Traingssessions, eben durch die Untescheidung leine am Geschirr/Halsband.
Achso und: zumindest bei und Elvis war es so, dass die Spaziergänge mit dem konsequenten Ziehen-Stehenbleiben-Umorientieren-Weiter-Ziehen sehr stressig waren. Dadurch, dass er noch gestrester war, als so schon, hat er natürlich wiederum mehr gezogen, was mich wiederum mehr genervt und frustriert hat, wordurch ich dann auch gestresst war, wodurch er dann wiederum gestresst wurde, woduch ... ätzend.
Motiviert war das Ganze durch eine Gassibekanntschaft, die meinte, sie hat das bei ihrem Hund 3 Wochen konsequent praktiziert, dann war das Ziehen weg. Vielleicht hatte sie dazu Urlaub genommen und einen Garten oder eine Freilauffläche in unmittelbarer Nähe. Keine Ahnung, wie sie das gemacht hat. Für uns hat es gar nichts gebracht, außer wahnsinnig viel Frust und Stress, was wiederum kontraproduktiv waren.