Sie chillt nur, wenn ich ebenfalls still bin

  • Liebe alle,

    ich habe hier eine kleine Baustelle bei meiner ansonsten ganz tollen Welpin (Cardigan Welsh Corgi, bald 4 Monate alt).

    Ich habe sie seit Mitte November.

    Das Problem war und ist, dass der Hund nur zur Ruhe kommen kann, wenn ich mich im gleichen Zimmer befinde, und zwar wie festgenagelt. Sitze ich am Schreibtisch, alles fein. Aber wenn ich nur zum Drucker gehe (oder, wenn wir in der Küche sind, zur Spüle), steht sie auf und kommt nach. In unterschiedlichen Räumen sein geht nur, wenn der Hund grade im Komaschlaf liegt.

    Dass Welpen nachlaufen, ist klar und find ich auch kein Ding. Allerdings kommt dieser Hund nur zur Ruhe, wenn ich wie festgenagelt am Platz sitze. Und das geht ja nun mal gar nicht - das ist für keinen von uns beiden gut. Ich kann nicht meinen kompletten Tag nach dem Ruhebedürfnis des Tieres richten. (Ich arbeite derzeit (zeitreduziert) im Home Office, bald aber wieder im externen Büro, wohin sie dann auch mit kann.)

    Das hat sicher mehrere Ursachen. Bei der Züchterin war sie, wenn im Haus, meist im Kennel, mitten im Wonhzimmer, wo alle (fast) immer waren. Ich bin zudem am Anfang zu stark auf den Hund eingegangen, wenn sie ankam und habe versucht, sie durch Spiel-/Nage-/Sonstwas-Angebote zur Ruhe zu bringen. So nach dem Motto: Ich muss nur Zaubermittel X finden, was sie jetzt genau will und braucht, und dann ist sicher Ruhe. Hat natürlich nicht geklappt, nun bin ich auch schlauer.

    Nun soll sie also lernen, zu dösen/schlafen, auch, wenn ich es - Schockschwerenot! - wage, aufzustehen oder gar im anderen Zimmer zugange bin. Und zwar dann, wenn sie müde ist.

    Die Trainerin (die jetzt Urlaub hat, sonst hätt ich sie auch gefragt) hat empfohlen, den Hund am Platz festzubinden und dann ab und zu das Zimmer zu verlassen und wiederzukommen (kommentarlos), sodass sie die Erfahrung machen kann, wie es ist, einfach mal liegen zu bleiben. Damit hab ich auch im Prinzip keinen Schmerz. Nur funktioniert es nicht. Der Hund fiept nicht nur ein bisschen, sondern jault sich schnell in Schwung und hört auch nicht auf, wenn ich wieder in den Raum komme. Das Angebundensein findet sie richtig doof. Mir kommt es nicht wie Verlassenheitsfiepen vor, eher empört/gelangweilt/genervt (ist natürlich Interpretation, aber sie ist nicht in Panik oder großer Sorge, das kann man ja sehen; ich kann sie auch schon alleine lassen, sie fiept dann nicht, ich finde sie bei Rückkunft manchmal schlafend vor). Das übliche mal die Tür zumachen, kurz aus dem Raum gehen, ohne Umstände wieder rein kommen etc habe ich schon gemacht. Sie legt sich dann vor die trennende Tür. Manchmal, wenn ich länger weg bin, wird ihr das zu doof und sie geht in die Kudde. Mache ich dann die Tür auf, ist sie aber gleich wieder bei mir.

    Mein Eindruck ist, durch diese ganzen Maßnahmen - Anbinden, in anderes Zimmer gehen bei geschlossener Tür - ist sie eher noch wachsamer geworden, damit ihr das nicht passiert, getrennt zu werden. Für mich ist dieses Thema auch grade dringlich (ich brauche wenigstens annäherungsweise sowas wie einen eigenen "Tag", für mein eigenes Wohlbefinden) und das merkt sie natürlich.

    Das vielleicht Unpraktische ist, der Hund und ich leben zu zweit, es sind also i.d.R. keine anderen Leute da, um die Sache zu entzerren.

    Wie übe ich das sinnvoll? Wo ist der Fehler? Muss ich da einfach durch, oder erstmal den Druck rausnehmen? Wenn ja, wie? Habe ich das zu schnell aufgebaut, muss ich erstmal die Kudde richtig schönfüttern, ohne Leine?

    Bestimmt fragt ihr nach "Auslastung": tägl. eine längere Spaziergehrunde im Park (30 - 45 Minuten, aber meist im Welpi-Schnuffeltempo, dabei gibts aber auch schonmal Hundebegegnungen und auf dem Weg dahin (ca 5-7 Min) üben wir an der Leine gehen und am Straßenrand sitzen) und so viele Pinkelrunden im geschützten, begrünten Innenhof, wie sie braucht, die dauern meist so 10 - 15 Minuten, je nachdem. Manchmal statt der großen Runde eher etwas Alltag (Fahrt mit Öffi, Besuch von/bei Leuten, TA-Besuch ...). Manchmal abends eine kleine Lerneinheit, 10 - 15 Minuten. Ich versuche nun, in der Wohnung möglichst wenig zu machen. Wenn am Vortag was besonders Aufregendes war, mache ich am Folgetag extra wenig. Morgens und manchmal zwischendrin kuscheln wir ein bisschen. Ansonsten würde ich unser Verhältnis als "gut" bezeichnen. Draußen orientiert sie sich schön nach mir und auch Rufen klappt gut. Sie will halt nur ihren Kopp durchsetzen. Und sie weiss nicht, wann sie müde ist.

    Fragen über Fragen.

    Vielleicht fällt ja ein Lichtstrahl eurer Weisheit auf den Sachverhalt.

    LiGrü
    Sibylle

  • Alle Welpen laufen gerne hinter ihren Menschen her. Sie möchten ja ungerne alleine sein.

    Allerdings entwickelt sich aus dieser Gepflogenheit oftmals ein Kontrollverhalten, wenn der Hund nicht rechtzeitig lernt, dass ihre Besitzer "alleine laufen" können.

    Anfangen, wie bei einem Welpen, kommt er hinterher getrappelt, Tür einfach zwischen Dir und Hund schließen; wortlos und das Gejammer hinter der Tür ignorieren. Du kommst unmittelbar danach wieder zurück, kein Wort zum Hund, einfach wieder in die Wohnung gehen, hinsetzen und warten bis der Hund auch liegt; dieses "Spiel" mehrfach am Tag und bei jeder sich bietenden Gelegenheit durchsetzen. Irgendwann wird es Deinem Hund zu blöd, weil, es passiert ja nichts, er merkt, Du kommst immer wieder zurück. Und irgendwann bleibt er auch liegen.

    Wenn er begriffen hat, dass Nachlaufen keinen Sinn macht, Du "alleine gehen" kannst, dann beginnst Du mit einem Zeittraining. Verlängerst Deine Abwesenheit und kommst, wie selbstverständlich zurück, ohne den Hund sofort zu beachten. Das kannst Du wenige Minuten später so "nebenbei" machen!

  • Meine erste Hündin hatte auch ein Problem mal ein paar Minuten ohne mich zu sein. Ich hatte damals keine Erfahrung mit Hunden und eigentlich damit gerechnet das ein 8 Monate alter Hund so etwas kann. Tja, das war nichts. Habe dann versucht sie langsam daran zu gewöhnen. So wie man das heute auch noch empfohlen bekommt. Die Wochen gingen ins Land und sie konnte maximal 5 Minuten alleine sein, egal ob ich in der Wohnung war oder nicht.
    Ich habe dann gedacht das sie es ja irgendwann leid sein müsste mir ständig an den Füßen zu hängen obwohl einfach nichts passiert.
    Ich schnappte mir ein Buch und lief lesend durch die Wohnung. Setzte mich mal für ein paar Minuten hin und ging auch mal kurz zum Briefkasten oder in den Keller. Ich habe auch kurz mal Türen geschlossen, aber nur für max. 1 Minute. Ich habe darauf geachtet das sie gar nicht zur Ruhe kam, aber sie nicht angesprochen. Ich kann gar nicht mehr sagen wie viele Stunden ich einfach so herum gelatscht bin, mit dem Hund im Schlepptau. Ich hätte nie gedacht das sie so ausdauernd ist.
    Plötzlich war sie nicht mehr da und lag tief schlummernd in ihrem Körbchen.
    Von da an hatten wir nie mehr Probleme. Ich konnte sogar die Wohnung verlassen.

    LG Terrortöle

  • Ja genau,

    Allerdings entwickelt sich aus dieser Gepflogenheit oftmals ein Kontrollverhalten, wenn der Hund nicht rechtzeitig lernt, dass ihre Besitzer "alleine laufen" können.

    sie kommt mir total kontrollfreakig vor!

    Du meinst also, nochmal von vorne anfangen? Raus aus dem Zimmer, Tür zu, warten, und wieder rein ins Zimmer? Und das mehrfach täglich, und dann Zeit ausdehnen?

    Das habe ich eigentlich von Anfang an geübt, aber vieleicht zu großschrittig (bin dann auch bald auf den Dachboden, Mülleimer etc. - hatte aber da nicht das Gefühl, dass es sie stört. Da hat sie manchmal gepennt, wenn ich wieder kam. Vielleicht wacht sie ja jetzt nach der Eingewöhnung etwas auf, kann das sein?)

    Also nochmal von vorne?

    LiGrü
    Sibylle

  • Auch interessante Variante.

    Plötzlich war sie nicht mehr da und lag tief schlummernd in ihrem Körbchen.
    Von da an hatten wir nie mehr Probleme. Ich konnte sogar die Wohnung verlassen.

    Du hast das nur einmal gemacht und da hat es bei ihr geschnackelt, oder musstest du diese Lesekur mehrfach wiederholen?

    Rätselhaftes Tier. Ob ich sie zu schnell zu lange alleine gelassen habe? Ich hatte aber den Eindruck, es ist bei ihr ok, die Nachbarn haben kein Jaulen gemeldet (unter u neben mir wohnen Freunde, die hättens wohl gehört) und sie hat manchmal sogar tief gepennt, wenn ich wieder kam. Daher nahm ich an, es wäre wohl ok.

    LiGrü
    Sibylle

  • Raus aus dem Zimmer, Tür zu, warten, und wieder rein ins Zimmer? Und das mehrfach täglich, und dann Zeit ausdehnen?

    Am Anfang ignorieren, dass sie hinter Dir herläuft, wenn Du durch die Tür gehst. Schwubst die Tür zwischen Dir und dem Hund zu machen. Gleich wieder zurück kommen, Du setzt Dich für einem Moment auf den Stuhl - bis der Hund auch liegt - dann stehst Du auf und gehst wieder die Tür raus. Und schwubs ist die Tür zwischen Dir und dem Hund wieder zu. Lerneffekt: der Hund soll lernen, dass Du wieder kommst. Nicht den Hund dabei ansprechen, keine Verabschiedung, keine Begrüßung - einfach ignorieren. Das Gehen durch die Tür, das Zurückkommen, muss als selbstverständlich beim Hund ankommen.

    Ansonsten hat Terrortöle auch einen guten Ansatz. Du musst für Dich und Deinen Hund ausprobieren, welcher der beste Weg ist. Es gibt nicht nur eine Lösung!

  • Lerneffekt: der Hund soll lernen, dass Du wieder kommst. Nicht den Hund dabei ansprechen, keine Verabschiedung, keine Begrüßung - einfach ignorieren. Das Gehen durch die Tür, das Zurückkommen, muss als selbstverständlich beim Hund ankommen.

    So haben wir es ja eigentlich schon gemacht. Ich probier morgen mal die "Methode Terrortöle". Lesen tu ich eh gern. ;)

    LiGrü und danke
    Sibylle

  • Wie wäre es mit einem Welpenauslauf für drinnen? Dann kann sie nicht mitkommen, wenn sie da drin ist.

    Oder das ganze auf die Spitze treiben. Einfach mal den ganzen Tag durch die Wohnung laufen, bis es ihr zu blöd wird.

  • Hm

    Wie wäre es mit einem Welpenauslauf für drinnen? Dann kann sie nicht mitkommen, wenn sie da drin ist.

    Oder das ganze auf die Spitze treiben. Einfach mal den ganzen Tag durch die Wohnung laufen, bis es ihr zu blöd wird.

    Welpenauslauf wäre ja im Prinzip dasselbe Prinzip wie Leine, nämlich Begrenzung. Und das klappte bisher nicht.

    Das auf die Spitze treiben werd ich mal versuchen.

    LG
    Sibylle

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