Hilfe .. Hund hat Angst vor Menschen *achtung langer Text*

  • Auch ein ängstlicher Hund kann ich einer sicheren Umgebung ganz normal sein. Wie beim Mantrailing, auf dem Hundeplatz, im Wald, Zuhause ....das ist wie ein Kokon, ein Wohlfühlzone in der alles kontrollierbar ist, die Stimmung positiv ist, der Hund nicht bedrängt wird und tolle Erlebnisse hat. Das ist aber nicht das richtige Leben, wo plötzliche Dinge geschehen usw. Trotzdem ist so ein Training gut und wichtig.

    Ihr habt viele Ansätze die super sind und auch bei vielen unsicheren Hunden funktionieren. Schönfüttern war für meine Hündin super, bei meinen Hasenfuß konnte ich das vergessen - das hat ihn noch mehr unter Druck gesetzt. Wir haben dann lange Zeit darauf verzichtet an dem eigentlichen Problem zu arbeiten, das wollen, der Druck, wenn auch positiver, hat die Angst verstärkt. Ich war als Mensch viel zu angespannt und wollte ihm unbedingt helfen, so konnte ich nicht zu ihm durchdringen. Also haben wir angefangen zu leben, Spaß zu haben, zu lachen und Vertrauen zueinander zu finden. Hat er halt Angst, trotzdem ist er ein toller Hund. Er hat gelernt zu lernen, wurde langsam zugänglicher und hatte Spaß am Leben. Wir haben uns dann eine Trainingsgruppe gesucht wo es einfach nur um ruhige Beschäftigung ging. Zufällig waren da auch Menschen :D Nicht das er die ersten Wochen dort was gemacht hat, aber wir waren da, wir haben geschaut, gelernt und die anderen Hunde fanden das auch irgendwie toll. Und uuups so ganz von allein machte er Fortschritte. Später haben wir auch gute Erfolge über zeigen und benennen gehabt, ich habe gelernt ihn zu führen, ihm Raum zu geben und ihn toll zu finden wie er ist. Klar hat er oft noch Verfolgungswahn, aber das ist nun mal so.

    Mein Rat : Fokussiert Euch im Moment nicht so sehr auf das Angstproblem, sondern auf das was er kann.

  • Ich schließe mich Themis an.
    Was mir auffällt: Ihr habt es schon auf sehr viele Arten und Weisen versucht und das in der relativ kurzen Zeit, wo er bei Euch ist.
    Was so ein Hund aber braucht - egal, ob er einen Deprivationsschaden oder schlechte Erfahrungen gemacht hat - ist sehr, sehr viel Zeit und Geduld und ein konstantes Training, das ihm Sicherheit gibt, das für ihn verlässlich ist.
    Das Training mit so einem Hund zieht sich über viele Monate oder auch Jahre. Wenn es nach ein oder zwei Wochen noch nicht richtig oder nicht immer funktioniert, ist das völlig normal. Es geht um kleinste Entwicklungsschritte oder sogar mal um zwei Schritte vor und drei zurück.
    Du schreibst, er ist dann im Beobachtungsmodus und von Angst und Flucht ist nichts zu merken, weil die Leute weit weg sind. Ja, weit weg sind sie und er hat daher noch keine Fluchttendenz. Dennoch steht er bereits unter einem gewissen Stress und kann sich in dem Moment nicht mehr auf Dich konzentrieren, er ist bereits in einem gewissen Maß blockiert.
    Auch ich kann Dir nur noch einmal zu einem fachlich wirklich kompetenten Trainer raten und dazu, Dich mit der Körpersprache der Hunde so intensiv zu befassen, dass Du kleinste Regungen Deines Hundes erkennen, richtig deuten und dann passend darauf reagieren kannst.

    "nur die Sache gänzlich meiden halte ich auch für nicht richtig. er muss mir ja in jeder situation vertrauen können, nicht nur zuhause und auf weiten feldern.."
    Soweit seid Ihr noch lange nicht, dass Euer Hund Dir in den für ihn so beängstigenden Situationen vertrauen kann - das ist ihm bei diesem Stand der Dinge schlichtweg nicht möglich. Das braucht viel, viel Zeit - noch ganz erheblich mehr als bei einem gut geprägten Hund.

  • Ihr habt viele Ansätze die super sind und auch bei vielen unsicheren Hunden funktionieren. Schönfüttern war für meine Hündin super, bei meinen Hasenfuß konnte ich das vergessen - das hat ihn noch mehr unter Druck gesetzt. Wir haben dann lange Zeit darauf verzichtet an dem eigentlichen Problem zu arbeiten, das wollen, der Druck, wenn auch positiver, hat die Angst verstärkt. Ich war als Mensch viel zu angespannt und wollte ihm unbedingt helfen, so konnte ich nicht zu ihm durchdringen. Also haben wir angefangen zu leben, Spaß zu haben, zu lachen und Vertrauen zueinander zu finden. Hat er halt Angst, trotzdem ist er ein toller Hund. Er hat gelernt zu lernen, wurde langsam zugänglicher und hatte Spaß am Leben. Wir haben uns dann eine Trainingsgruppe gesucht wo es einfach nur um ruhige Beschäftigung ging. Zufällig waren da auch Menschen Nicht das er die ersten Wochen dort was gemacht hat, aber wir waren da, wir haben geschaut, gelernt und die anderen Hunde fanden das auch irgendwie toll. Und uuups so ganz von allein machte er Fortschritte. Später haben wir auch gute Erfolge über zeigen und benennen gehabt, ich habe gelernt ihn zu führen, ihm Raum zu geben und ihn toll zu finden wie er ist. Klar hat er oft noch Verfolgungswahn, aber das ist nun mal so.

    Mein Rat : Fokussiert Euch im Moment nicht so sehr auf das Angstproblem, sondern auf das was er kann.

    Vielen vielen Dank ...!!!!!! :herzen1:

  • Nicht als wolle er die Menschen kontrollieren.

    Die Situation kontrollieren, nicht die Menschen. Wenn er draußen immer wachsam ist und die Gefahr versucht vorauszusehen, wird das bei mehreren Menschen auf einer belebten Straße schwierig, der Hund verfällt in Stress und Übersprungshandlungen.

    Mein Rat : Fokussiert Euch im Moment nicht so sehr auf das Angstproblem, sondern auf das was er kann.

    Das halte ich für einen sehr guten Rat. Vor allem die positiven Erlebnisse werden Bindung und Vertrauen aufbauen. Ich denke, mit der Vorgeschichte des Hundes, war anfangs alles zu viel und zu schnell. Sowas merkt man eben erst, wenn der Hund dann da ist. Ich persönlich bin immer ganz gut damit gefahren, dem Hund und auch vor allem mir, den Druck aus der Situation zu nehmen. Auch wenn man meint, man macht einen selbstsicheren Eindruck, im Grunde erwartet man unbewusst das Fehlverhalten des Hundes welches dann auch prompt eintritt. Geht man den Reizen mehr oder weniger aus dem Weg bzw. lässt dem Hund den Raum den Reiz wahrzunehmen und zu verarbeiten, ohne dass er sich gestresst oder bedroht fühlt und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, dann legt sich das Problem im besten Fall irgendwann von selbst.

    Wenn der Hund lernt, sich auf seinen Halter zu verlassen, wird er auch in für ihn stressigen Situationen entspannt bleiben. Das dauert halt seine Zeit, ggfs. mehrere Monate. Ich finde es immer schwierig, einen Hund im Welpen- oder Junghundalter auf alles mögliche zu prägen und zu sozialisieren. Selbst ein Hund, der Menschen kennt, kann mit einem Jahr Unsicherheiten zeigen. Bis der Hund erwachsen ist, durchlebt er einige Unsicherheitsphasen, da ist es hilfreich, wenn er gelernt hat, sich an seinem Menschen zu orientieren, der im die Sicherheit gibt. Ansonsten kann es passieren, dass der Hund versucht die Situation für sich zu regeln, in dem er entweder nach vorne geht oder die Flucht antritt.

    Sozialisation ist absolut wichtig, aber eben auch das Vertrauen zum Halter, dass er dem Hund Schutz bietet. Sonst können auch Erlebnisse ins Gegenteil umschlagen und ein Problem erst entstehen lassen.

  • Die Situation kontrollieren, nicht die Menschen. Wenn er draußen immer wachsam ist und die Gefahr versucht vorauszusehen, wird das bei mehreren Menschen auf einer belebten Straße schwierig, der Hund verfällt in Stress und Übersprungshandlungen.

    Ah, okay, dann meinen wir mit Kontrollieren zwei verschiedene Dinge. Aber trotzdem sehe ich den Grund für das Scannen in Furcht oder umgangssprachlich Ängstlichkeit.

    Ich finde es immer schwierig, einen Hund im Welpen- oder Junghundalter auf alles mögliche zu prägen und zu sozialisieren. Selbst ein Hund, der Menschen kennt, kann mit einem Jahr Unsicherheiten zeigen.

    Da aber hier ein Boxer ein für diese Rasse anscheinend absolut untypisches Verhalten zeigt, muss da, wie ich finde, sehr viel mehr in der Sozialisierung schiefgelaufen sein als "naja, wir haben halt nicht alles mögliche abarbeiten können."

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