Richtig korrigieren - Korrekturarten

  • Hinzu kommt, dass sich gerade negative Emotionen bei Hund und Halter sehr schnell potenzieren können und dass sich alleine dadurch schon sensible Hunde sehr schnell hochschaukeln lassen. Meiner Erfahrung nach lädt Strafe auch dazu ein, den eigenen Frust in der Trainingssituation zu kompensieren.
    Zudem sind die Situationen, in denen die Ansätze erforderlich sind, ja nicht nur für den Hund sehr aufgeladen. Gerade bei Aggressionsproblemen in Verbindung mit Hundebegegnungen steht ja auch der Zweibeiner unter ordentlichem Stress. Sei es aus Angst vor einer Eskalation oder aus Angst vor der Reaktion der Beobachter. Hundehalter, die es in dieser Situation schaffen, absolut präzise und ruhig zu arbeiten bzw. zu strafen, haben meinen vollsten Respekt für ihre Selbstbeherrschung. Ich glaube aber eben auch, dass das die wenigsten Menschen können.

    Das ist echt eine ganz schwierige Sache, die eigenen Emotionen und den eigenen Frust zu kompensieren. In dem Sinne habe ich vllt wirklich den Hund, den ich brauche. Um meine eigene Frustrationstoleranz zu steigern (was zwei Kinder anscheinend noch nicht geschafft haben). Denn Emil ist nicht nur wahnsinnig anstrengend, sondern auch extrem dünnhäutig. Ich muss gar nicht sicht- oder hörbar auf ihn reagieren und er merkt trotzdem, dass ich sauer werde. Meine Haltung, meine steifer werdende Hand an der Leine, keine Ahnung.
    Gestern sind wir ja nachhause gefahren und haben gepackt und geputzt und so Sachen, Emil ist immer mit meinem Mann zum Auto und hat das Packen beobachtet. Übrigens sehr ruhig, absolut nonverbal.
    Danach, als fast alles fertig war habe ich die beiden geschnappt um nochmal zum Strand zu gehen, dass sie laufen vor der langen Fahrt. Bis zum Strand alles gut, am Strand ist Emil dann ziemlich ausgekekst wegen der Möwen und hing bellend in der Leine. Kein Schau, kein Fuß, nichts hat funktioniert. Diese Ausbrüche waren bei meinen alleinigen Gassigängen im Urlaub immer sehr kurz und dann konnte er wieder entspannt schnüffeln. Gestern nicht. Mir war schon klar, dass das wieder mit der Situation zusammenhing. Also Auto packen etc. Aber ich hätte ihn echt spontan in der Nordsee versenken können. Es hat mich so dermaßen angestrengt. Obwohl ich äußerlich ruhig geblieben bin wurde es eine ganze Weile eher schlimmer als besser.
    Irgendwann habe ich mich zum Wasser gedreht und aufs Meer geguckt und ihn toben lassen, da hat er sich nach einiger Zeit beruhigt und wir konnten weiter. Mich hat das wahnsinnig viel Kraft gekostet nicht aus zu rasten und ihn mit Sicherheit auch.

    @Wasser danke erstmal für die Links, super. :winken: Keine Sorge, will das nicht am Emil "ausprobieren" und bespreche das erst mit meiner Trainerin, ich will nur eine Idee bekommen, wie man das anstellt und hole mir dann Hilfe. Für Alleingänge von mir ist Emil echt zu sensibel und ich mache so schon viel zu viel falsch.

  • Mich hat das wahnsinnig viel Kraft gekostet nicht aus zu rasten und ihn mit Sicherheit auch.

    Finde ich absolut nachvollziehbar und kann es auch aus eigener Erfahrung gut nachfühlen.
    Genau solche Situationen sind aber eben auch der Grund dafür, dass ich das Arbeiten ohne Strafe und mit positiver Verstärkung so sehr mag. Weil eben nicht mit der Unterdrückung negativer Gefühle gearbeitet wird, sondern eine negative Situation in eine positive verwandelt wird und mit dem Ziel eines Erfolgserlebnisses für Mensch und Hund gearbeitet wird.

    Damit gehst Du dann nicht mit gedeckeltem Ärger vom Strand weg, sondern mit dem Gefühl, dass der Hund und Du selbst etwas Tolles geleistet haben. Den Fokus nicht auf die Unterdrückung negativer Gefühle zu legen, sondern auf die aktive Umwandlung in ein positives Ergebnis finde ich ganz nebenbei auch für Situationen hilfreich, in denen es im Alltag um die eigene Person und das eigene Empfinden und nicht um den Hund geht.

  • Hi,

    Fallbeispiel / das Innenleben meines Hundes.

    Bin grad von der Gassirunde zurück. Schön mal was im Hellen zu machen.
    War mit Sino auf unserem Damm. Auf dem Deichverteidigungsweg 5 m unterhalb des Damms nähert sich unbekannte Frau mit ca. 20 kg schwerem schwarzen Mischlingshund. auf ca. 35 m Abstand sieht Sino die beiden, ab ca. 30 m fängt er an zu fixieren. Der Fremdhund ist freudig überrascht einen anderen Hund zu sehen, und wedelt entspannt wirklich in freudiger Erwartung, keine Bürste, kein Starren, einfach freundlich. Auf 25 m wird Sino langsamer, macht sich größer, bleibt zwar ruhig , fixiert aber weiterhin. Auf 20 m merkt er dass ich ihn völlig in Ruhe lasse, was ihn irritiert. Er schaut mich an, kriegt ne Belohnung um im Anschluss wieder zu fixieren. Der andere bleibt völlig entspannt schaut weg. Das Fixieren geht bis auf 8-10 m, er geht aber nicht in die Leine. Bei 8 m auf einmal jede Körperspannung weg, er schaut zur Seite und hat sofort Spiellaune. Wedelt entspannt.

    Es stellt sich nach kurzen Gespräch mit der HH in heraus, dass sie eine junge Hündin hat.
    Spielen ging leider nicht, da das Gelände zu unübersichtlich war, und Fremdhunde ruck zuck da sein konnten.

    Andersrum hypothetisch: Wärs ein Rüde gewesen, der nur leise Anzeichen der Missbilligung gezeigt hätte, wär er auf 15 m und Dauerfixieren hoch gegangen.

    LG

    Mikkki

  • Martina war übrigens die Person, wo ich meinte, dass ich der ohne Zweifel abnehme, dass die ihren Hund rein positiv und mit aller Zeit der Welt trainieren kann. Habe das ja selber gesehen, aber sie wohnt auch so, dass man in 2km Entfernung ein Auto sehen und bis es da ist, den Hund ca. 100 Mal bestätigen kann (sie hat(te) einen Autojäger). Das wäre hier auf evtl. 50m machbar, im Wald bei Hunden (weil das ja meistens der naheliegendere Grund für Z&B ist) kommen die plötzlich um die Ecke und sie waren dann bei meinem Leinenpöbler schon immer unter der Grenze, wo er noch denken konnte.

    Aber um den Hund ansprechbar zu machen finde ich das immer noch eine gute Methode, aber für mich gehört dann ans Ende dessen eine Strafe,wenn Hund ansprechbar ist und evtl. sogar schon pöbelt, weil das mit zu dem bestätigten Verhalten gehört (hat ja immer was leckeres bekommen zur Umorientierung), vom Kopf her aber da ist, dann verbiete ich dieses Aufführen, weil ich dann ja den Hund direkt ansprechen kann.

  • kommen die plötzlich um die Ecke und sie waren dann bei meinem Leinenpöbler schon immer unter der Grenze, wo er noch denken konnte.

    Wenn der Hund nicht mehr denken kann, bringt Strafe allerdings auch nichts. Denn egal, mit welcher Methode Du arbeitest: Ziel ist es ja, dass der Hund sein Verhalten ändert und dazu muss er aufnahmefähig sein. Die Strafe hilft Dir an diesem Punkt also nicht, sondern verstärkt das Problem noch weiter, weil der Hund (wie Du selbst schreibst) nicht denken und damit nicht aus der Strafe lernen kann.

  • Wenn der Hund nicht mehr denken kann, bringt Strafe allerdings auch nichts. Denn egal, mit welcher Methode Du arbeitest: Ziel ist es ja, dass der Hund sein Verhalten ändert und dazu muss er aufnahmefähig sein. Die Strafe hilft Dir an diesem Punkt also nicht, sondern verstärkt das Problem noch weiter, weil der Hund (wie Du selbst schreibst) nicht denken und damit nicht aus der Strafe lernen kann.

    Habe ich auch nicht gesagt, dass ich dem das damit abgewöhnt hätte.
    Das Leinepöbeln sind wir mit Trainer zusammen angegangen, inkl. Testhunden und gestellten Situationen, war dennoch nach 3 Einheiten gegessen bzw. konnte ich das danach selber weiter verfolgen und nach ein paar Wochen konnten wir im Abstand von 2 Metern an jedem Hund vorbei. Ohne dass ich noch strafen musste, manchmal habe ich sie angekündigt, manchmal war auch das nicht nötig.
    Mit der Zeit habe ich das dann schleifen lassen, aber wir kamen nie wieder an den Punkt, dass er vollkommen ausgerastet wäre.

  • Ich finde das Training vergleichsweise sehr umständlich...

    Inwiefern?
    Die Notwendigkeit, Alternativverhalten aufzubauen, besteht bei beiden Erziehungsformen.
    Wie intensiv dieses Alternativverhalten aufgebaut werden muss, hängt ja nicht von Strafe oder positiver Verstärkung ab, sondern vom Problem, das der Hund hat, und von den Erwartungen des Halters.

  • Bei 8 m auf einmal jede Körperspannung weg, er schaut zur Seite und hat sofort Spiellaune. Wedelt entspannt.

    Mutig biste aber. ;-)Hätte ich mich so nicht getraut und ich hätte auch die beiden nicht spielen lassen sondern es belassen, bei friedlicher Begegnung.

    Dein Hund lernt doch so nur: HUND = Kontakt

    Naja, egal, man kann das nicht übers Forum verdeutlichen.

    Martina Schoppe kenne ich nicht persönlich.
    Die Artikel habe ich ehrlich gesagt auch nur überflogen.
    JA, es fällt mir bei positivlern leichter, über Polemik hinwegzuschmunzeln....

    Und die Beispiele waren auch nicht immer gut.

    Jeder Trainer entwickelt sich ja auch noch. Und die Artikel sind echt alt.

    Aber die innere Botschaft ist mir schon klar und mit der gehe ich konform.

    Wers lesen mag, solls tun, wer nicht, eben nicht.

  • Bei 8 m auf einmal jede Körperspannung weg, er schaut zur Seite und hat sofort Spiellaune. Wedelt entspannt.

    Mutig biste aber. ;-)Hätte ich mich so nicht getraut und ich hätte auch die beiden nicht spielen lassen sondern es belassen, bei friedlicher Begegnung.

    Dein Hund lernt doch so nur: HUND = Kontakt

    Naja, egal, man kann das nicht übers Forum verdeutlichen.

    Martina Schoppe kenne ich nicht persönlich.
    Die Artikel habe ich ehrlich gesagt auch nur überflogen.
    JA, es fällt mir bei positivlern leichter, über Polemik hinwegzuschmunzeln....

    Und die Beispiele waren auch nicht immer gut.

    Jeder Trainer entwickelt sich ja auch noch. Und die Artikel sind echt alt.

    Aber die innere Botschaft ist mir schon klar und mit der gehe ich konform.

    Wers lesen mag, solls tun, wer nicht, eben nicht.

    Aber um den Hund ansprechbar zu machen finde ich das immer noch eine gute Methode, aber für mich gehört dann ans Ende dessen eine Strafe,wenn Hund ansprechbar ist und evtl. sogar schon pöbelt, weil das mit zu dem bestätigten Verhalten gehört (hat ja immer was leckeres bekommen zur Umorientierung), vom Kopf her aber da ist, dann verbiete ich dieses Aufführen, weil ich dann ja den Hund direkt ansprechen kann.

    Krass. Erst Z und B, wenn Hund nicht funzt Strafe....
    Geht echt gar nicht.

    Ich finde das Training vergleichsweise sehr umständlich...aber wems gefällt :)

    Ja, Von hinten durchs Auge nach vorne...

    Friemelarbeit....ich fands auch immer blöd:-)

    Bis....ja....bis zu einem ganz besonderen Hund :-)

    Aber wer das anders schnell hinbekommt, muss ja so nicht.

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