Richtig korrigieren - Korrekturarten

  • Die spannende Grundfrage für Deinen Hund - da kommt ein Hund auf uns zu und ich bn angeleint, wie geh ich damit um, bleibt offen, weil zwischen den Hunden durch das "Schau" keine Kommunikation mehr stattfinden kann.

    Noch was dazu - ein gutes Management ist nichts Falsches. Und wenn man so den größten Teil der unseren Hunden ja quasi als Dauerberieselung zugemuteten Hundebegegnungen quasi "umschiffen" kann, ist das im Grunde auch völlig in Ordnung. Problematisch sind und bleiben aber die übrigen Begegnungen, die dann wirkliche Begegnungen unter Hunden sind. Für die ist Dein Hund so momentan nicht gerüstet.


    bewusst weggucken.

    Das ist ein klitzekleines Zauberwort. Ich könnte mir vorstellen, dass ich so ähnlich auch an die Problemstellung herangehen würde. Den Hund zwar über das "schau" erst einmal gedanklich zu mir zurück holen, ihn dann aber wieder zum Hund hinschauen lassen. Immer wieder und wieder. In so kurzen Zeitabschnitten, dass der Blick automatisch immer weicher werden MUSS, weil das starre Fixieren tatsächlich auch anstrengend ist und einen Moment braucht, bis es "aufgebaut" ist. Im Idealfall mit einem hündischen Sparringspartner, der eine sowas von coole Socke ist, dass er sich nicht von der Fixiererei gleich beeindrucken läßt und entsprechend "locker" damit umgeht und einfach entspannt auf Abstand bleibt. Und noch idealer, wenn zu dem Hund ein Mensch gehört, der DIR im entscheidenden Moment sagen kann, wann Du Sino loben kannst, weil der Blick weicher wird.

    LG, Chris


    LG, Chris

  • Er hat das nie gelernt, und das Verhalten ist verfestigt.

    Vielleicht machst Du Dir auch selbst zu viel Stress, weil Du Sino möglichst schnell perfekt haben möchtest.
    Dein innerer Druck überträgt sich auf den Hund.

    Meine letzten Hunde waren alle schon erwachsen, mit unklarer Vorgeschichte.
    Das war jedes Mal eine langwierige Sache: Ausloten, wie Hund tickt; versuchen zu verstehen, was dahinter stecken könnte; Strategien entwickeln ...

    Da gehen schnell mal zwei Jahre ins Land, bis man zu 90 % zufrieden ist.

  • Den Hund zwar über das "schau" erst einmal gedanklich zu mir zurück holen, ihn dann aber wieder zum Hund hinschauen lassen.

    Genau das wird ja beim bereits erwähnten Zeigen und Benennen gemacht.

  • @wiejetztich
    Mit Sicherheit ist das sehr hilfreich und spannend - nur ob man das auch so umsetzen kann in Eigenregie, sei dahingestellt. Es gibt sicher Menschen, die das können, ich zähle mich da nicht zu.

    Als Beispiel (lassen wir "fair" und "angepasst" mal so im Raum stehen): Ich war auf einem Seminar, wo mit gutem Timing durchaus überzeugend korrigiert wurde. Ziel sollte es sein, die Erregung gar nicht erst steigen zu lassen und den Hund direkt zu korrigieren, bevor er sich hochspult. Untermalt wurde die Korrektur hier unter anderem mit dem Schlag einer Lederleine auf z.B. den eigenen Schuh (z.B. heißt nicht, das man auch auf den Hund schlagen sollte, nur damit kein falscher Eindruck entsteht. Es sollte nur etwas mehr Nachdruck verleihen..). Bei fast allen Hunden reichte ein leises Winken mit der Leine, bei Caspar meinte die Trainerin selbst, er sei verdammt schwer zu beeindrucken - sie hat irgendwann volles Rohr mit der Leine gegen die Kofferraumkantegehauen, damit er sie überhaupt beachtet. Ab dem Punkt war Caspar sehr sehr verunsichert und leicht zu lenken durch sie - er musste eigentlich nicht mehr korrigiert werden, weil er permanent nachgefragt hat.
    Mir gefiel der Hund da schon nicht mehr so wirklich, aber es wurde erklärt, dass sei nur Verunsicherung aufgrund der geänderten Regeln. Und es klang nach sicherer Lösung (und ja, nach einigen Jahren Leinenaggro WILL man sichere Lösungen) und ich habs zuhause versucht umzusetzen. Hauptproblem war und ist, dass ich es ganz furchtbar finde, so mit einem Hund umzugehen und damit überhaupt nicht leben konnte. Und wenn man dann so eine schon für mein Empfinden stark aversive Methode anwendet, sich dabei zudem scheiße fühlt und es nichts bringt, außer dass der Hund beginnt, einen zu meiden, dann begibt man sich in einen Teufelskreis. Mir tut es im Nachhinein immer noch sehr leid, dass ich das überhaupt versucht hab, aber der Reiz des vermeintlich leichten Weges war zu stark. Nach einigen Tagen habe ich hingeschmissen und zumindest das bislang keine Minute bereut. Für mich war es nichts und für Caspar noch viel weniger - was aber nicht bedeutet, dass es nicht funktionieren kann oder es keine Teams gibt, bei denen dieser Weg zum Ziel führt.

    Wenn man sich bei dem, was man da umsetzt, nicht wohl fühlt, hat das meiner Meinung nach auch wenig Sinn.

    Für mich klingt das aber eher so, als wäre es nicht die richtige Methode für diesen Hund gewesen. Ziel ist ja absolut nicht, dass ich den Hund in Dauerangst versetze, damit er sich nicht mehr traut zu atmen. So kann er dann auch nichts mehr lernen.
    Am Anfang des Threads habe ich mal beschrieben, wie ich es bei meinen Hunden aufgebaut habe: beim großen durch wegtreiben, beim kleinen flog etwas. Andersrum hätte das nicht funktioniert. Den kleinen würde ich wahnsinnig verunsichern, wenn ich ihn durch die Gegend scheuchen würde. Der kann mit Druck von mir nicht umgehen. Nach dem großen dürfte ich nichts werfen, der bekäme schlicht Angst.
    Wenn der Hund zum ersten Mal auf eine aversive Art korrigiert wird, ist er natürlich erstmal verunsichert und weiß nicht, was zu tun ist. Aber das müsste sich dann auch recht schnell wieder auflösen, wenn er den Zusammenhang hergestellt hat. Heißt, er lernt, wie er sich verhalten darf und wie er den "Ärger" umgehen kann. Das ist dann der sichere Rahmen, in dem er dann genau das Gegenteil erfährt: Lob und Wohlwollen.

    Ich habe mal gesehen, wie ein stark mobbender Junghund korrigiert wurde. Das war für mich sehr beeindruckend, denn nachdem er gerallt hat, dass dieses Verhalten nicht gewünscht ist, hat das so viel Anspannung aus der Situation genommen. Anstatt kläffend und bedrängend hinter anderen herzuwetzen und sich, von seinem Verhalten total überforderten anderen Hunden, eine Ansage abzuholen, konnte er freundlich Kontakt aufnehmen und es entstanden Spielsequenzen. Der Hund war nicht mehr auf 390, hat keine Stressanzeichen mehr gezeigt und es schien, als hätte man ihm eine große Last abgenommen, indem man ihm gezeigt hat, dass er nicht dieses total überspulte Verhalten muss, wenn er mit anderen interagieren will.
    Ich könnte mir vorstellen, dass es bei (aus Unsicherheit) pöbelnden Hunden ähnlich sein könnte.

  • Bei uns ist das auf jeden Fall so wie @wiejetztich es beschreibt.
    Balou ist unsicher und pöbelte auch gerne Gegenstände an, wenn diese seiner Meinung nach irgendwo nicht hingehörten. Mülltonnen auf Feldwegen waren z.B. schlimm.
    Anfangs wusste ich nicht, was ich machen soll. Er pöbelte, ich ging mit ihm weiter, zeigte ihm, dass die Mülltonnen keine Monster sind - null Effekt. Bei der nächsten Mülltonne einen Tag später das gleiche Theater.
    Nächster Versuch. Er pöbelte, ich lobte ihn, sobald er ruhig war, wir näherten uns der Mülltonne und untersuchten diese. Ebenfalls kein Effekt.
    Also folgende Lösung wie bei Menschenbegegnungen (beides außer in seltenen Überraschungsmomenten mittlerweile schon länger gegessen):
    Balou sieht den gruseligen Gegenstand und richtet die Ohren nach vorn. Das toleriere ich natürlich. Sobald er sich versteift:
    Ruhiges Nein und Stehenbleiben.
    Er starrt weiter den Gegenstand an.
    Irgendwann dreht er sich zu mir um.
    Genauuu, dabei langsam nach hinten gehen, er kommt mit.
    Wir nähern uns wieder gemeinsam dem Gegenstand und so lange er am Boden schnüffelt, in die Gegend guckt oder den Ggenstand entspannt anguckt - priiiima.
    Stakst er wieder - Spiel von vorn.

    Dadurch nähern wir uns auf langen Strecken, die für ihn immer viel Potenzial zum Reinsteigern hatten, wunderbar gruseligen Dingen und auch Menschen. Er hat es verstanden, weil er weiß, dass er sich auch anders verhalten kann.

  • Das ist ein klitzekleines Zauberwort. Ich könnte mir vorstellen, dass ich so ähnlich auch an die Problemstellung herangehen würde. Den Hund zwar über das "schau" erst einmal gedanklich zu mir zurück holen, ihn dann aber wieder zum Hund hinschauen lassen.

    Ja :-) Z und b

    Oder eben das "loock back" in der Hütehundausbildung :-)

    Das ist ja das gei... am Z und B....ist eine ganz strukturierte Methode, die jeder Depp nachbasteln n´kann.

    Look Back bei Bcs ist das Kommando, wo der Hund Schafe auf der Nase hat, als wirklich nicht weggucken will, und er wird animiert zurückzugucken...und TARAAAAA JACKPOT!!!

    Noch mehr Schafe....Woahuuu

    Das klappt und es klappt eben auch beim Z und B :-)

    Kleinschrittig und mit sehr viel Geduld, lernt der Hund HINGUCKEN.
    Dann HINGUCKEN auf Kommando,

    Dann auf Kommando: GUCK UND SUCHE mit den Augen.

    Also der Sinn, die Augen, werdne aktiv genutzt und geschult und bisher jeder Hund, macht das gerne.

    Ich habe von Reitern gelernt: lass das Tier gucken und die vermeintliche Gefahr ansehen. dann kann das Fluchttier Rind, Pferd, damit umgehen lernen.

    Wenn man dem Hund befiehlt von der Gefahr wegzuschauen, und da kann das "Schaumalher" noch so Animallearn mässig gesäuselt werden, das klappt eben nicht bei allen Hunden, ich würde sogar sagen, das klappt nur bei Hunden, die eh keine Probleme haben.

    Genau das wird ja beim bereits erwähnten Zeigen und Benennen gemacht.

    JA :-)

  • Balou sieht den gruseligen Gegenstand und richtet die Ohren nach vorn. Das toleriere ich natürlich. Sobald er sich versteift:
    Ruhiges Nein und Stehenbleiben.

    Warum?

    Was ist genau schlimm daran, wenn ein Hund drohend auf eine Mülltonne zugeht?
    Warum verbietest du ihm Körpersprache?

  • Hi,
    @Wasser: Sorry, ich versteh kein Wort von dem was Du da schreibst??
    Was sind Schafe auf der Nase? Wieso Jackpot? Wo ist der Zusammenhang mit Z und B??
    Hingucken lernen? Wie denn?

    Weiss grad nicht was er sagen will, vielleicht les ichs mir in einer Stunde nochmal durch und komm dann weiter.

    LG

    Mikkki

  • Kleinschrittig und mit sehr viel Geduld, lernt der Hund HINGUCKEN.
    Dann HINGUCKEN auf Kommando,

    Er lernt nicht nur, den Anblick auszuhalten, sondern auch stärker auf seinen Halter zu vertrauen, weil der Sichtkontakt im optimalen Fall (bei bekannten Hunden mit konkreter Bezeichnung) angekündigt wird, bevor der Hund seine Artgenossen selbst entdeckt.

    Mein Rüde ist inzwischen allein deshalb schon deutlich entspannter und scannt nicht mehr ständig die Umgebung ab. Bei vielen Hunden, deren Namen er einordnen kann, ist die Übung selbst mittlerweile auch deutlich spannender als der andere Hund.

    Nebenbei: Wenn man ZuB aufbaut, sollte man genau darauf achten, welche Namen man nutzt. Als ich angefangen habe, musste ich auf extrem große Distanz außer Hörweite der anderen Hundehalter arbeiten. Mittlerweile funktioniert es aber auch auf eine sehr geringe Distanz, bei der "Wo ist die Ar*chkrampe?" zur Ankündigung des Erzfeindes meines Rüden ein wenig problematisch ist...

  • Bei den Bc nennt man es "Schafe auf der Nase haben", wenn sie ein Trüppchen Schafe treiben.

    Das ist für einen hütenden BC der Jackpot überhaupt, dafür leben diese Hunde.

    In der fortgeschrittenen Ausbildung, will man (braucht man auch) einen Hund, der 1. sehr führig ist und eine abgesprengte Gruppe auf Aufforderung holt und beide Gruppen zusammenbringt.

    Stelldir vor, dein Hund holt dir 10 von 30 Schafen. Der muss auf Aufforderung seinen Blick (Fixierung der Schafe mit den Augen) lösen können.
    Das ist eine verdammt schwere Aufgabe für diese Hunde, aber jede, der einen BC ausbildet und Schafe hat, braucht das und übt das.

    Mir fällt halt immer dieses Training ein, weil ich nicht vergleichbares kenne.

    Mir war Z und B recht schnell komplett klar, weil ich es eben kannte und verstanden habe.

    Es geht eben NICHT darum, dass der Hund Wegguckt, sondern, dass er lernt aktiv HINZUGUCKEN.
    Hunde, die verstanden haben, dass ers toll ist Hinzugucken und toll ist wegzugucken, können dieses Verhalten gezielt einsetzen.

    Macht jeder souveräne Hund zur Deeskalation. Ist also total Hundetypoisch, fein und ganz schön zu trainieren.

    Dauert aber....
    Wenn man das selbe Ergebnis mit sauberem Straftraining hinbekommt ...bitte. Auch gut.

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