Unsicheres Verhalten? wie reagiere ich am besten?

  • Guten Abend zusammen,

    ich habe mit Flora jetzt meinen ersten Hund und manchmal fällt es mir schwer sie zu deuten. Ich versuche mal meine vielen Fragen vorläufig zu beschränken und euch möglichst kurz einen Überblick über die Lage zu geben.

    Flora ist jetzt 1,5 Jahre alt, kam vor 5 Wochen aus Spanien, vor 4 Wochen haben wir sie aus dem TH adoptiert.
    Zuhause hat sie gleich neugierig alles erkundet, ihren Schlafplatz angenommen und war sehr zugewandt. Am Anfang ist sie zu jedem hingerannt, heftig wedelnd, und wollte das Gesicht lecken. Inzwischen zeigt sie dieses Verhalten nur noch meinem Partner und mit gegenüber. Bei anderen Leuten ist sie neugierig bis desinteressiert, immer mit einer Prise Unsicherheit, aber alles in allem kein Problem.

    Draußen kannte sie kaum etwas, sie hatte auch keine Muskeln zum rennen. Die erste Woche sind wir im Schritttempo gegangen und haben uns alles in Ruhe angeschaut - Gras, Straßenbahngleise, Hauseingänge, Parklücken ... wenn ihr etwas unbekannt war, ist sie stehen geblieben, hat geschaut, geschnuppert und sobald sie festgestellt hat, dass alles okay war, konnten wir weiter. Bei Ziehen - wie mir in der HuSchu geraten wurde - hat sie sich in ein zitterndes Häuflein Elend verwandelt. Also hab ich sie schauen lassen und wenn ich gemerkt habe, sie entspannt sich, angesprochen und weiter gegangen. Das hat sehr gut funktioniert, ich kann sie inzwischen überall (!) hin mitnehmen, sie läuft mit aufgerichtetem Schwanz und gespitzten Ohren und wenn wir uns setzen, schläft sie überall innerhalb von 5 Minuten ein :herzen1: .

    Aber manchmal ... manchmal ist sie wieder völlig verunsichert und ich hab keinen blassen Schimmer wieso :ka:

    Seit letzter Woche hat sie morgens - und nur morgens - Probleme beim rausgehen. Sie freut sich aufs Rausgehen, steigt in ihr Geschirr, aber zittert schon wie blöd. Sie kommt dann aus der Wohnung, freut sich, zittert, ich trage sie die vier Stockwerke runter, setze sie ab - und dann traut sie sich nicht durch den Hausflur zu gehen :verzweifelt: wenn ich allerdings die Hintertür durch den Hof nehme und so 2m links von der Haustür auf der Straße lande, ist alles in bester Ordnung. Auch wenn ich sie durch den Hausflur trage und direkt vor der Haustür absetze ist alles gut. Aber aus irgendeinem Grund will sie nicht durch den Flur laufen und die drei Stufen zur Haustür gehen.

    Ich hab schon versucht in der Wohnung zu warten bis sie aufhört zu zittern - ich saß 20 Minuten dort und sie hat nicht aufgehört :verzweifelt: dasselbe Spiel im Hausflur - keine Chance. Sie beruhigt sich sobald sie hinter der Tür ist und wir loslaufen, dann zittert sie nicht mehr.
    Mittags, abends und nachts klappt das allerdings komplett ohne zittern.

    Das wäre so das Verhalten welches mich gerade am ratlosesten zurück lässt :muede:
    Habt ihr Anregungen, Tipps, Ideen dazu?

    Viele liebe Grüße!

  • So ein ähnliches Problem hatte ich mit meiner Hündin (ebenfalls aus dem Tierschutz) auch. Bei ihr ging Geschirr gar nicht und sie hatte große Angst, wenn man ihr Halsband anlegte. Und zwar war dieses Verhalten morgens immer am schlimmsten.
    (Bei ihr kam noch dazu, dass sie so unsicher war, dass sie schon pinkelte, wenn man sie nur ansprach - auch das war morgens, wenn mein Mann vor der Arbeit mit ihr raus ging am schlimmsten).
    Sie war permanent am beschwichtigen und sich unterwerfen.

    Bei Flora ist die Unsicherheit offenbar nicht so krass ausgeprägt.

    Ich würde erstmal nicht viel machen, denn sie ist doch erst seit 4 Wochen bei euch. Kurz davor der Transport von Spanien nach Deutschland - die neue Umgebung im Tierheim und nun ist wieder alles anders.
    Man hat nach einigen Tagen/Wochen ja den Eindruck, dass der Hund sich schon gut eingelebt/eingewöhnt hat, aber glaube mir, wenn ein halbes Jahr vergangen ist, wirst du merken, dass Flora zum jetztigen Zeitpunkt noch gar nicht richtig angekommen war!

    Ich konnte Furina trotz al der Schwierigkeiten übrigens auch von Anfang an überall hin mitnehmen!

    An deiner Stelle würde ich Flora erstmal durch den Flur tragen, wenn das für sie mit weniger Stress verbunden ist. Man weiß ja nicht, was sie erlebt hat, aber sicher wird es gute Gründe für ihre Angst geben.
    Warte ab, lass ihr mehr Zeit ; )

    Ich finde es gut, dass du dem Rat der Hundeschule nicht gefolgt bist und Flora draußen alles betrachten hast lassen! So habe ich es auch gehalten - Furina hat ebenfalls sehr viele Dinge ansehen wollen. Ich habe sie schauen lassen, solange sie wollte. Und irgendwann hat sich das gelegt. (Männer in Overalls hat sie monatelang sehr genau im Auge behalten).

    Bei Furina war es auch so, dass manche Verhaltensweisen erst nach einiger Zeit aufgetreten sind. Ich denke, das ist einfach, weil der Hund anfangs in einem Ausnahmezustand ist - klar, schon wieder völlig fremde Menschen, die man erst einschätzen lernen muss.

    Ich finde du machst das super! Also mach einfach so weiter und versuche den Stress, den sie morgens hat, so weit wie möglich zu reduzieren. Wenn sich nach längerer Zeit nichts daran ändert, kann man immer noch überlegen, ob man daran arbeiten soll.

    Oh, und ich habe viele Kraulen- Einheiten eingebaut und dann auch mit kleinen, einfachen Tricks begonnen, damit sie selbstbewusster wird ; )

    Liebe Grüße
    Sabine

  • Danke Sabine, deine Antwort hilft mir sehr =)
    Sie läuft so problemlos mit, dass ich hatte wirklich den Eindruck sie wäre schon angekommen. Sie hat so schnell gelernt, wahrscheinlich habe ich sie überfordert ...
    Ich gehe jetzt einfach durch die Hintertür raus, achte darauf dass sie draußen nicht so weit von mir weg ist (sie läuft immer hinter mir, wenn ihr was nicht geheuer ist bleibt sie stehen und wenn ich dann zu weit weg bin traut sie sich nicht zu mir zu kommen) und gebe ihr mehr Zeit zum gucken und sicherer werden.

    Ich hab noch viel mehr Fragen :rollsmile:

    Flora ist auch sehr unsicher. Wenn sie auf uns zu geht, schleicht sie geduckt mit gesenktem Kopf und Lefzen leckend zu uns. Sie möchte dann Kontakt, schiebt den Kopf unter die Hand um gekrault zu werden ...
    Wenn wir auf sie zugehen oder sie auffordern sich zu uns auf das Hunde-erlaubt-Sofa zu setzen, leckt sie sich auch das Maul und häufig präsentiert sie ihren Bauch.
    Sie hat zwei Schlafplätze, wo wir sie nicht anfassen und darf auf einen Sofaplatz, wo wir zusammen drauf sitzen und kuscheln, dort gehen wir auch auf sie zu.

    Habt ihr Tipps, wie ich mich am besten verhalten sollte?
    Wie kann ich ihre Unsicherheit mindern und ihr durch mein Verhalten mehr Sicherheit geben?

  • Ihr könntet auf eure Körpersprache achten (nicht ansehen, nicht runterbeugen, nicht den Körper direkt auf den Hund ausrichten...)
    und auf beschwichtigende Signale immer sofort mit eigenen reagieren: z.B. wegdrehen, in Ruhe lassen o.ä.
    Ich rufe mal @SanSu, die war bei der Sofafrage erfolgreich, damit kenne ich mich nicht aus.
    (Hat sie eine Treppe oder Rampe o.ä? Sie ist ja sehr klein.)

    PS: Ich würde die Hundeschule aus dem Eingangsbeitrag nicht mehr betreten.

  • Hmm, also immer wenn sie Schnauze leckt in Ruhe lassen? Ohje, dann muss ich mich arg beherrschen, dann gibt's nämlich kein kuscheln mehr :dead: aber ich werd's versuchen!

    Das Sofa ist eher eine dicke Auflage auf so nem Sideboard, Höhe ca. 40cm. Sie ist von Anfang an lieber da drauf gesprungen als in ihr Bett auf Bodenhöhe zu gehen, obwohl das in einer geschützten Ecke war ... deswegen liegt ihr Bett jetzt auf der anderen Hälfte vom Sideboard, da liegt sie grade und schläft seelig :herzen1:

    Wegen der Hundeschule (bzw. eigentlich ist das ein Verein) - der Gedanke kam mir auch schon ... sie hat noch mehr Baustellen, so hat sie große Angst vor aufgeregten Hunden :ugly: ruhige Hunde - kein Problem, begrüßt sie freundlich, mag spielen. Aber Hunde die fiepen, bellen, auf uns zu geschossen kommen - Panik! :muede: beim spazieren gehen kam sie dann zu mir gedüst, stellte sich zitternd am Bein auf und ich hab die Hunde auf Abstand gehalten soweit ich konnte. Allerdings bin ich da noch nicht besonders gut drin muss ich zugeben :verzweifelt:
    Jedenfalls sagten die Leute beim Hundeverein, ich soll sie ignorieren wenn sie sich hoch stellt - das ist ihr Signal dafür, dass sie auf den Schoß will, da ist sie dann auch ruhig und guckt sich alles an. Aber ich soll sie auf keinen Fall hochnehmen, das bestätigt ihre Angst ... also hab ich beim zweiten Besuch dort Flora auf dem Boden gelassen. Mit dem Ergebnis, dass sie nur am zittern war, weglaufen wollte. Trainerin hat dann Futter gestreut und sie so näher an die anderen, aufgedrehten Hunde gebracht. Flora frisst immer und überall - außer im Regen. Ergo hat sie eine Stunde lang zitternd wie blöd Futter aufgesammelt.
    Ich weiß nicht, ob das eine Methode ist die funktionieren sollte, aber mein Gefühl dabei war ziemlich mies :verzweifelt: als ich davor das Mal da war, hatte ich sie zu Beginn aufm Schoß, von dort aus hat sie die anderen Hunde beschnuppert und ist dann auf der Wiese ganz fröhlich mitgelaufen. Die anderen Hunde haben sie zwar nervös gemacht, aber wenn die anderen HH es geschafft haben, dass ihre Hunde sich mal ruhig verhalten haben, wollte sie auch Kontakt aufnehmen.
    ... Meinungen? :( :

  • aber mein Gefühl dabei war ziemlich mies

    Damit hattest du völlig Recht. Ihr wärt wahrscheinlich schon viel weiter, wenn ihr diesen Verein nie betreten hättet.

    Mehr Ideen später, aber das musste ich jetzt noch schnell loswerden.

  • Hmm, also immer wenn sie Schnauze leckt in Ruhe lassen? Ohje, dann muss ich mich arg beherrschen, dann gibt's nämlich kein kuscheln mehr aber ich werd's versuchen!

    Komplett in Ruhe lassen ist meistens gar nicht nötig. Wenn du dich kurz abwendest, wird sie merken, dass du ihre Signale respektierst. Dann könnt ihr zusammen üben, wie und wo du sie streicheln kannst, ohne dass sie sich unwohl fühlt. Da ihr zu zweit seid, könnt ihr euch auch mal gegenseitig filmen, da ist man oft ganz schockiert, wie extrem unhöflich man sich aus Hundesicht benimmt, wenn man die eigene Körpersprache mal von außen betrachten kann.

    so hat sie große Angst vor aufgeregten Hunden

    Wie groß ist sie denn? Rechne das mal auf dein Gewicht und deine Körpergröße hoch und stell dir dann vor, wie du dich fühlen würdest bei den entsprechenden Hunden. Sie hat in ihrem kurzen aber ereignisreichen Leben bestimmt schon oft genug erlebt, wie gefährlich der Gewichtsunterschied ist.

    Aber Hunde die fiepen, bellen, auf uns zu geschossen kommen - Panik! beim spazieren gehen kam sie dann zu mir gedüst, stellte sich zitternd am Bein auf und ich hab die Hunde auf Abstand gehalten soweit ich konnte. Allerdings bin ich da noch nicht besonders gut drin muss ich zugeben

    Nimm sie einfach hoch, schnell umdrehen und weggehen. Üben würde ich ausschließlich mit ruhigen Hunden. Da kann sie dann in Ruhe Körpersprache üben, erst mal hier ankommen im neuen Land und bei dir... aber das hat alles noch Zeit.

    Jedenfalls sagten die Leute beim Hundeverein, ich soll sie ignorieren wenn sie sich hoch stellt - das ist ihr Signal dafür, dass sie auf den Schoß will, da ist sie dann auch ruhig und guckt sich alles an.

    Weiter hätte ich gar nicht lesen dürfen, das bricht einem ja das Herz. Am besten fragst du dich bei Unentschlossenheit ab jetzt immer, was die Leute im Verein in der Situation sagen würden - und machst das genaue Gegenteil. :pfeif:

  • Danke, ich hadere schon seit ner Woche ob ich nochmal zu dem Verein gehe, jetzt hab ich meinen Entschluss gefasst :muede:

    Ich glaube, an der Größe liegt es nicht ... wir sind gestern Abend zwei Hunden begegnet, beide kleiner als sie (sie hat 30cm SH und die beiden waren erst ein etwa gleich großer Wuschel, dann ein kleinerer Zwergpinscher), der erste war unsicher, ruhig (wir sind vorher gerannt, da hat sie einen Heidenspaß dran, und praktisch in die anderen rein gerannt |) ) und Flora hat ganz selbstbewusst begrüßt, geschnuppert, ignoriert und weiter gehts, an der nächsten Ecke etwas langsamer, da kam uns der Pinscher an der Flexi fiepsend entgegen und Flora war wieder total unsicher und wollte weglaufen.

  • Möglich, dass sie die Angst schon generalisiert hat. Zuerst von einem fiepsenden 40 kg Rüden bestiegen worden, dann noch mehrmals schlechte Erfahrungen gemacht und schwupps hat man schon Angst, wenn man nur das notgeile Fiepsgeräusch hört. Geht Menschen auch oft nicht anders, da kann man später mal dran trainieren.

  • Mit 1,5 Jahren ist es auch ganz normal, noch unsicher zu sein. Sie muss erst noch erwachsen werden und lernen, wie sie ihre Interessen durchsetzen und sich schützen kann. Solange musst du das für sie übernehmen.
    Vielleicht lernt sie es durch Frühkastration oder Vorgeschichte oder Körpergröße auch nie. Oder einfach weil sie nicht der Typ dafür ist. Aber das kann man alles jetzt noch nicht sagen. TS-Hunde brauchen ja erst mal einige Monate, um anzukommen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!