Der "höllen" Spaziergang...

  • Moin Hundefreunde,

    seit Februar 2016 habe ich einen Schäferhund / Husky Mischling zu mir geholt namens "SAM" - als Welpe (wahrscheinlich zu früh Abgegeben).

    Das allein sein, die Katzen im Haus, das Wasser/Baden, Fahrrad fahren und alles andere macht ihm nichts aus.
    Der Spaziergang im Dorf wo es ruhig ist von all dem lauten und den vielen Menschen liebt er. Er läuft mit 8 Monaten wie ein "Boss" durch die Straßen, ein richtiger Macho - schöner Hund.

    NUN das ABER:
    Wo er Welpe war, wohnte ich noch an einer Hauptstraße in der Stadt, kleine Spaziergänge, Menschen alles war uninteressant, da die Welt und die Umgebung spannender war.
    Jetzt ist es so, das er Männer nicht ab kann, Männer mit dem Fahrrad sind/ist die Hölle, Senioren mit Gehhilfen - um Gottes willen!!!

    Sam hat solche Angst, ein Spaziergang durch die Stadt z.B (nur zum Brunchen, wo er 80% nur unter mir sitzt/liegt/sitzt/liegt) ist die reinste Qual.
    Nähern sich die Menschen auf 10 Meter versucht er abzuhauen, er will weg und das ganz schnell... mit dem Geschirr kann ich ihn wunderbar halten, heute mit dem Halsband leider nein. :rotekarte:

    Er knurrt nicht, bellt nicht sobald sich einer nähert, sondern klappt eigentlich zu 99% den Schwanz zwischen die Beine und rennt wie einer der von der Wespe gestochen wurde hin und her.
    Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich irgendwas falsch gemacht habe, warum hat er solche Angst, vertraut er mir nicht ? Ich versuche ihn immer hinter mir laufen zu lassen, dass er vielleicht irgendwann merkt, dass ich der "Führer" bin und er sich um
    alles andere keine Sorgen machen muss.

    Wenn er hier durchs Dorf schlendert, hört er zu 110% macht was ich möchte oder verlange. Kommt ein Mann (was sich schon etwas gebessert hat) ist meistens Schluss...

    Was ich bemerkt habe ist, dass Sam an der Leine und einem Mann mehr furcht hat, als wenn er ohne Leine läuft und einen Mann sieht.

    Kann mir irgendjemand eventuell sagen, was das Problem von Sam ist ?
    Wie kann ich das Trainieren ?
    Oder habe ich ein Problem ?


    Ich bedanke mich für eure Zeit...

  • War der "Züchter"/Vorbesitzer ein Mann? Klingt als hätte er schlechte Erfahrungen gemacht. Ich würde wahrscheinlich gezielt mit Männern aus Familie und Bekanntenkreis üben. Also erstmal aus Distanz beobachten und wenn er ruhig bleibt/keine Flucht belohnen - evtl mit einem Markerwort belegen oder klickern. Distanz mit der Zeit verringern und wenn das klappt kann der Mann irgendwann das Leckerli auch selber geben. Wenn das mit vertrauten Personen irgendwann klappt kann man dahin arbeiten, dass er fremde Männer ignoriert/sich neutral verhält. Evtl auch mit Trainer arbeiten, wenn du alleine nicht weiter kommst.

  • Hallo,
    wahrscheinlich hat er in dem Leben vor dir schlechte Erfahrungen gemacht.
    Ein unsicherer Hund braucht klare Führung und Struktur. Er darf nicht sich selbst überlassen werden, muss immer wissen, wss gerade zu tun ist.
    Wichtig ist, dass du darauf achtest, dass er nicht bedrängt wird.
    Ich habe mit Markertraining sehr gute Erfahrungen gemacht.
    Mein Sancho war früher auch sehr unsicher Fremden gegenüber, vor allem Männern. Heute könnte man fast sagen, er ist kontaktfreudig. Ich habe ihn lange abgeschirmt vor Fremden. Mein Motto war: nicht anfassen, nicht ansprechen, nicht anschauen. Klar gucken dann viele doof, war mir aber egal.
    Und dann habe ich konsequent alles schöngeclickert. Auch gut: Alternativverhalten. Das geht aber erst, wie du ja schon bemerkt hast, wenn der Reiz abgeflacht ist.

  • Willkommen im Forum! :winken:

    Wenn nichts vorgefallen ist, würde ich vermuten, dass er gerade in einer Unsicherheitsphase steckt. Das würde auch vom Alter her ganz gut hinkommen. Die Unsicherheitsphasen sind normaler Teil der Entwicklung. Wichtig ist halt jetzt, dass er nach Möglichkeit keine schlechten Erfahrungen macht, weil er auch Bekanntes nochmal neu bewertet. Bedauer ihn nicht, aber überforder ihn auch nicht mit zig neuen Reizen. Er braucht jetzt oft Zeit, sich gruselige Sachen nochmal in aller Ruhe anzugucken. Mach da kein großes Tamtam drum, also nicht irgendwie auf Teufel komm raus irgendwo hinlocken oder auf ihn einreden. Du kannst auch nochmal nach Unsicherheitsphase oder "spooky period" googlen, da findest du noch ein paar gute Tipps und Infos.
    Bei uns war die Phase auch voll blöd, weil unser Hund ohnehin ein ängstlicher Kandidat ist. In einer seiner Unsicherheitsphasen ist er mal um einen auf dem Boden liegenden Dönerrest drumrum gelaufen, weil der da sonst nicht lag und deshalb gruselig war... Versuch einfach, so normal wie möglich weiter zu machen, in den nächsten Wochen aber vielleicht nicht so viele besondere Ausflüge zu unternehmen und plan ab und an mehr Zeit ein, die Hundi braucht, um sich gruselige Sachen anzugucken. Manchmal hat man ja auch nette Männer/alte Leute mit Gehhilfe im näheren Umfeld, die sich dann einfach mal mit einem Buch auf eine Bank setzen, während du den Hund aus für ihn sicherer Entfernung einfach mal beobachten lässt. Die Phasen gehen innerhalb einiger Wochen dann wieder vorbei, und wenn er keine schlechten Erfahrungen gemacht hat, wird er voraussichtlich auch keine "bleibenden Schäden" davontragen.

    Edit: Ich hab's doch richtig verstanden, dass er erst so ca. 8 Monate ist, oder?

  • Danke erstmal für die Antworten.

    Ja er ist ca 8 Monate alt. Das genaue Datum werden wir nie herausfinden, haben ihn von zwei Personen, die angeblich diese Welpen für ihre Tante verkaufen...
    Es war ein Fehler von dort zu kaufen - kann mich sicherlich drüber diskutieren. Trotzdem will ich ihn nicht mehr hergeben...

    In den Baumarkt gehe ich schon garnicht mit ihm, ab und an muss ich zu meinen Eltern, die an der Hauptstraße wohnen, da bleibt es nicht aus, dass er ne runde gehen muss.
    Ansonsten bleibt er in seinem Dorf alles wie gewohnt. Ja viele sagen geh ruhig so oft wie möglich in die "Öffentlichkeit" und zeig ihm das, andere sagen lass es lieber.

    Ich weiß schon gar nicht mehr was nun richtig ist, anscheinend doch das ruhige. Meine Eltern sagen auch, das ist eine Phase von "Ich bin eine Prinzessin, keiner darf mich anfassen oder gar in die Nähe kommen", nur ich habe Angst, das aus solch einem Tier, was so Lerngierig ist wie er, alles scheitert, weil es andere Männer gibt :D

  • Wahrscheinlich ist er gerade Pubertät geplagt...da kann es sein, dass selbst die Mülltonne wieder angebellt wird...wichtig ist, ihn sicher durch oder um die Situation drum herum (großer Bogen) zu führen. Belebte Ecken wie Baumarkt oder Fußgängerzone würde ich derzeit meiden, bringt nichts, verunsichert ihn ggfs. mehr, weil er gestresst ist. Statt dessen würde ich diese Zeit nutzen um alltägliche wichtige Dinge wie Rückruf zu üben, weiter mit ihm an weniger belebten Stellen zu laufen, wo er dennoch Kontakt mit fremden Dingen hat, aber nicht überfordert ist. Männer mag meine Hündin phasenweise überhaupt nicht (bis auf meinen Mann :smile: ) obwohl sie nie schlechte Erfahrungen gemacht hat. Vor ihrer jetzigen Läufigkeit war die Abendrunde im Dunkeln ein Eiertanz...alles war potenziell gefährlich: Autos, Lichter, Laternen...mit einem "alles gut" und kleinen Bogen haben wir es wieder gut hin bekommen, ich habe darauf hin gearbeitet, dass sie sich an mir orientiert (mit vielen guten Leckerchen) um ihr zu zeigen, dass wenn ich keine Panik habe, sie auch keine haben braucht.

    Diese Phasen kommen immer wieder, bis der Hund wirklich erwachsen ist, wichtig ist, ihn zu nichts zu zwingen, sich darauf einzustellen und dran zu bleiben. Reize ja, aber sehr dosiert, gib ihm Sicherheit und wenn er dir vertraut, schafft ihr das :smile: Mein Hund überrascht mich mit seinem Verhalten auch, immer wieder ;)

  • Durchaus möglich, dass das nur eine Pubertäre Phase ist und sich alles wie von selbst legt. Wissen wir aber nicht!

    Auf jedem Fall solltest Du mit Deinem Hund Stadttraining machen. Anfang: ruhige Nebenstrasse, dann Durchlauf der (z.B. Fussgängerzone ) belebten Zone und sofort wieder auf eine ruhige Nebengasse umschwenken. Dein Hund muss merken, dass das das Normalster auf der Welt ist. Von Menschenkontakten würde ich in dieser Phase erst einmal abraten. Später gerne, wenn er sich etwas gefestigt hat, dann aber eher langsam aufbauen.

    Wenn Du keine Öffentlichkeitsarbeiten machst - woher soll der Hund den Umgang, das richtige Verhalten lernen. Von nichts, kommt nichts!

    Du musst ihn in die Situationen hereinführen und ihm dort Sicherheit und Halt geben. Personenkontakt kommt dann viel viel später. Momentan ist es einfach wichtig, dass er Begegnungen mit fremden Menschen (die nichts von ihm wollen) aushält.

  • Über die Herkunft deines Welpen kann man sicher diskutieren, aber er ist ja jetzt nunmal da und ich kann gut verstehen, dass du ihn nicht mehr missen willst ;) (für eventuelle zukünftige Hunde dann vielleicht nicht mehr aus so dubioser Quelle; ich drück die Daumen, dass dein Kleiner keine größeren gesundheitlichen Probleme mit sich rumschleppt).

    Nimm ihn an die Orte mit, an die du ohnehin musst, also eben z.B. zu deinen Eltern. Alltag eben, dein normales Leben. Du musst und solltest dich jetzt nicht für Wochen einsperren. Aber eben auch keine besonderen Extra-Ausflüge mit vielen Reizen. Wenn du die Gelegenheit hast, lass ihn seine Angstauslöser "untersuchen" oder doch zumindest beobachten.

    Eine Sache ist mir persönlich noch wichtig: Sein Verhalten gerade hat nichts mit "Prinzessin auf der Erbse" oder so zu tun. Der hat schlicht und ergreifend gerade Schiss, und das sollte man ernst nehmen, ohne es überzubewerten. Ist halt so ähnlich wie bei Menschenkindern die Fremdelphase. Die packt man in der Zeit ja auch nicht total in Watte, drückt sie aber auch nicht am laufenden Band anderen Leuten in den Arm.
    Wenn dein Hund sonst ein selbstbewusster Kerl war/ist, glaube ich auch nicht, dass da "alles scheitert"; selbst mit einem ängstlichen Hund wird ja noch Vieles besser. Beobachte ihn weiter gut, nimm gelegentlich ein bisschen mehr Rücksicht als sonst, aber leb dein Leben weiter. Die meisten Unsicherheitsphasen in der Entwicklung legen sich so nach ca. 3 Wochen, mal mehr, mal weniger. Wenn es nach dieser Zeit noch nicht wieder besser ist bzw. schlechter als vorher, kannst du da gut noch mit Training gegensteuern.

  • Er läuft mit 8 Monaten wie ein "Boss" durch die Straßen, ein richtiger Macho - schöner Hund.

    War der "Züchter"/Vorbesitzer ein Mann? Klingt als hätte er schlechte Erfahrungen gemacht.

    In dem Zusammenhang sehe ich echt nicht diese immer wieder bemühten "schlechten" Erfahrungen", der Hund ist selbstbewußt und war bisher seit seiner Welpenzeit scheinbar wenig auffällig.

    Ich denke A) er pubertiert
    und B) ihm fehlt die Führung. Damit ist keine Führung im Sinne von Herrschaft gemeint, sondern eher ein "durchs Leben, durch Unsicherheiten und schwierige Zeiten führen" von Seiten des HH.

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