Leinenführigkeit nach 2 Jahren

  • Ich selbst hab ja überhaupt keine Ahnung von Leinenführigkeit, mein Hund macht das quasi von selbst, so fehlt mir leider ein Übungsobjekt.

    Da kannst du dich wirklich freuen! Bei meinem ist´s halt einfach schade. Mit dem wurde all die Jahre einfach gar nichts gemacht, nicht mal Sitz oder Platz kannte er. Und da konnte man dann ganz deutlich sehen: Neues lernt er ihm Handumdrehen und er will gefallen, sehr sogar - Altes, jahrelang geduldetes und vielleicht anerzogenes Verhalten zu überschreiben, das dauert und das nicht zu wenig.

  • Und so dachte ich, wenn wir es nicht schaffen, dass er Ziehen = schlecht verbindet, dann versuchen wir Aufmerksamkeit, Nicht-Ziehen = Belohnung aufzubauen.

    Das ist sicher 100 mal besser, war aber nicht das, was ich gemeint habe. Ich meinte, dass man dem Hund evtl. beibringen könnte, was er bei Zug tun kann. Und das aber natürlich nicht über Strafe sondern über Belohnung. Aber egal, ich hab davon keine Ahnung, würde mich freuen, wenn du von euren Erfahrungen mit der Methode weiter berichtest.

  • Altes, jahrelang geduldetes und vielleicht anerzogenes Verhalten zu überschreiben, das dauert und das nicht zu wenig.

    Die Krux ist ja, dass gefühlt 99 von 100 Hunden grundsätzlich erst mal das Ziehen beigebracht wird. Und das sitzt eigentlich bei allen immer sehr schnell und sehr fest, denn die Belohnung - wenn ich ziehe, komme ich weiter - ist eine sehr hochwertige.
    Das passiert, wie gesagt, fast jedem im Alltag mal, die meisten erziehen ihren Hunden das also tatsächlich an (selbst wenn sie glauben, dass sie in Wirklichkeit dagegen anarbeiten mit Leinenrucken oder was auch immer.)

  • Ich meinte, dass man dem Hund evtl. beibringen könnte, was er bei Zug tun kann. Und das aber natürlich nicht über Strafe sondern über Belohnung

    Im Endeffekt ist das ja der Sinn beim stehenbleiben.
    Das stehenbleiben soll keine Strafe sein, sondern die Aufmerksamkeit des Hundes auf den Halter richten. Sobald sich umorientiert wird gibts Belohnung und es geht weiter.
    Nur hilft das eben bei vielen Hunden nicht, weil sie unser Konzept total seltsam finden. Gassi hat ein Ziel und bisher alle Tipps zur Leinenführigkeit haben dieses Ziel mehr oder weniger außer Kraft gesetzt. :ka:


    An der Leine nicht schnuppern, zum Beispiel. Während der Brut- und Setzzeit gibts nur Leine. Und ein Gassi wo der Hund nicht schnuppern darf, wozu dann Gassi?
    Man geht ja nicht nur damit der Hund bewegt wird, dann kann ich ihn auch zuhause aufs Laufband stellen!
    Gassi soll doch für den Hund sein. Also auch für seine Interessen. Schnuppern, markieren, hier gucken, da prüfen, sowas halt.


    Wir Menschen sind nicht in der Lage die Düfte wahrzunehmen. Darum kommen uns die Richtungswechsel der Hunde so nervig vor. Die Hunde hingegen haben meistens kein Problem damit mal eben den Zug auszuhalten oder zu nutzen um zu einer tollen Stelle zu kommen, weil die wissen das wir Menschen so "blind" sind.
    Und der Richtungswechsel aus Sicht des Hundes sieht bei vielen Hunden wohl so aus: "Was macht die da? Da waren wir schon, da gibts nix interessantes. Warum will die da wieder hin? Komischer Mensch..."



    Ich find durchhängende Leine übrigens lästig. Mein Körperklaus latscht da dann ständig rein... Sein ganz eigener Zaubertrick sozusagen. :lol:

  • Im Endeffekt ist das ja der Sinn beim stehenbleiben.Das stehenbleiben soll keine Strafe sein, sondern die Aufmerksamkeit des Hundes auf den Halter richten. Sobald sich umorientiert wird gibts Belohnung und es geht weiter.
    Nur hilft das eben bei vielen Hunden nicht, weil sie unser Konzept total seltsam finden.

    Na und eben deshalb ist es keine Methode, mit der man (für sich genommen) dem Hund über Belohnung ein Alternativverhalten beibringt.

  • :???: Wieso nicht? Hund bietet Verhalten an "umdrehen" und wird belohnt.
    Oder soll man warten bis der Hund ohne Erinnerung was anderes anbietet? Das dürfte kaum möglich sein, denn die Interessen des Hundes decken sich nicht mit denen der meisten Menschen.

  • Ich denke, dass man deshalb in einer Umgebung anfangen würde zu üben, in der den Hund keine anderen Reize locken. Das Stehenbleiben auf Spaziergängen ist genau wegen dieser Interessen fast immer zu 90% (ich denk mir jetzt einfach mal Zahlen aus) Frust, das bisschen Belohnung wiegt da wenig und, wie du schon sagtest, der Hund bringt es oft gar nicht damit in Verbindung, dass er gezogen hat. Dafür müsste die Abfolge Zug-Alternativverhalten-Belohnung, denke ich, viel schneller und mit viel weniger Ablenkung laufen als man auf einem Spaziergang leisten kann.

  • Achso! Ja, am besten natürlich drinnen anfangen und dann im Garten, erst dann richtig draußen, ja.
    Aber dennoch, selbst damit klappts bei weitem nicht bei jedem Hund. Einfach weil der Mensch etwas will das total widernatürlich für den Hund ist.


    Klar, wenn man nur 5 Minuten bis ins Feld läuft und da gibts Freilauf, dann geht das.
    Aber wer in der Stadt wohnt oder ein Jagdschwein hat oder nen Hund der wegen OP/Krankheit ne Weile an der Leine bleiben muss... Dann wirds schwierig.
    Denn um das zu bekommen was der Mensch will, also gute Leinenführigkeit, muss der Hund auf fast alles verzichten was für ihn eigentlich nen Spaziergang ausmacht.
    Find ich schade das da so wenig dran gedacht wird.

  • Ich kann da wahrscheinlich deshalb nicht so mitreden, weil mein Hund durch die besonders kurzen Beine quasi genau meine Gehgeschwindigkeit hat. Also will sie laufen, halte ich sie nicht zurück, will sie stehen bleiben, bleibe ich auch stehen. Sie wird durch die Leine eigentlich nie eingeschränkt was ihre Interessen angeht.
    Das ist natürlich sofort anders, sobald das normale Lauftempo des Hundes etwas schneller ist als das des Menschen.

  • Im Augenblick trainieren wir mit der "Schnalzen"-Methode, mir fällt der Name des Menschens gerade nicht ein. Also am Anfang folgt auf Schnalzen die Belohnung, dann geht man ein Stück rückwärts, später dreht man sich und geht ein paar Schritte, wieder später macht man angekündigte Richtungswechsel und baut das immer etwas mehr aus.

    Jetzt ist es so, dass er beim Training wirklich konzentriert ist, aber eben auch non-stop Blickkontakt und kleben.

    Da ich ja auch nach der Methode trainiere ... Elvis hat teilweise auch sehr an mir geklebt und mir gingen auch fix die Leckerlies aus, während er gar nicht mehr richtig geschnüffelt hat. Darum bin ich dann schnalzend zu Stellen gegangen, von denen ich wusste, dass sie interessant für ihn sind, aber nicht ultraablenkend (der Pfosten, den alle Hunde in der Nachbarschaft bepinkeln, aber nicht zum Rattennestgebüsch). Das hat auch ganz gut geklappt, er hat dann geschnüffelt und wenn er fertig war und hochschaute, habe ich wieder geschnalzt und wir sind weitergegangen.
    Inzwischen schnalze ich auch nicht mehr alle paar Schritte, sondern wenn Elvis absehbar in die Leine läuft, in die Leine gelaufen ist (das verdammte Rattennestgebüsch!) und jetzt wieder aufnahmefähig ist, wenn ich die Richtung wechsele oder wenn wir geradeauslaufen, er aber Anstalten macht, zu den interessanten Müllansammlungen auf der anderen Bürgersteigseite zu laufen.


    Will sagen: vielleicht ist dein Hund (der tolle, lernwillige 11-jährige!) ja einfach schon bereit für den nächsten Schritt, also weniger Belohnung oder längere Abstände zwischen den Schnalzern.



    @anfängerinAlina: es macht in jedem Fall Sinn, dem Hund beizubringen, was er bei Zug machen kann (Leine lockern!). Das müsste ich auch noch mal wieder gezielter machen, danke für die unabsichtliche Erinnerung! Das alleine wird es aber vielleicht nicht bei allen Hunden bringen, kann ich mir vorstellen. Ich habe es nicht ausprobiert, würde aber denken, dass man das kombinieren müsste mit Belohnen, wenn die Leine locker ist. Ich denke, dann hat man beide Elemente zusammen, die der Hund prinzipiell braucht, um zu verstehen, worum es geht - lockere Leine ist gut, Leine wieder locker machen ist auch gut.
    Ich hätte aber ein wenig Angst, dass man sich sein Training verwässert, wenn man dazu aber noch versucht, "normal" Gassi an der Leine zu gehen. Obwohl ich hier auch mit der Unterscheidung z. B. zwischen Halsband und Geschirr arbeiten würde, hätte ich hier Sorge, dass der Hund lernt, am Geschirr zu ziehen und am Halsband eben nicht, weil zumindest ich wirklich nicht 100%ig dafür sorgen kann, dass das Ziehen erfolglos bleibt, er das also als immer mal wieder erfolgreiche Strategie kennelernen würde. Vielleicht bin ich da aber auch einfach vernagelt.

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