Straßenhundknigge vs. deutscher Haushund

  • Ich meine durchaus waschechte Straßenhunde, die mir zum Teil ziemlich verstört im Kontakt zu Artgenossen vorkommen, was ich mir damit zu erklären versuche, dass es sicherlich extrem anstrengend ist, sich auf der Straße durchsetzen zu müssen, in Konflikte zu geraten, keine echte Rückzugsmöglichkeit zu haben und immer achtsam zu sein - je nach Straße natürlich, aber die "glücklichen Straßenhunde" landen i.d.R. nicht in Deutschland.


    Die Straßenhunde, die ich näher kenne, finden Artgenossen so richtig unnötig und zeigen das mitunter auch sehr deutlich oder sind in jeder Situation auf Deeskalation geeicht, womit meine Hündin wiederum Probleme hat.


    Ich halte gut sozialisierte, in einer sicheren Umgebung aufgewachsene Hunde, die in gesundem Maße selbst entscheiden dürfen für wesentlich sozialkompetenter als Straßenhunde.

  • @fragments ich hatte jetzt die person gemeint, die den thread eröffnet hat in meinem post.


    aber klar, macht voll sinn. welche, die artgenossen sau unnötig finden, hab ich noch nicht getroffen, aber is bei uns auch schon ne weile her mit den fremdhundkontakten ;) und kann mir auch vorstellen, dass diese dann, richtig geführt, sowieso keine kontakte suchen ;)

  • Man muss eben auch bedenken, dass wir hier einige Hunderassen dabei haben, die von sich aus keinen Wert auf Artgenossen legen bzw. wurde ihnen das so angezüchtet. Dass sie mitunter nicht sehr "sozial" erscheinen liegt ua. daran und denen muss man das ja auch nicht aufzwingen.
    Unsere Straßenhündin in der Familie ist übrigens die einzige, die absolut unverträglich ist bzw. ist ihre Lösung erstmal drauf auf den anderen Hund, nen Stück Fell mitnehmen und danach kann man sich ignorieren. Auch nicht gerade ideal.


    Ich persönlich habe einen größeren Rüden, der von sich aus nicht übertrieben reagiert bei so Gassibegegnungen, also wenn ein anderer Rüde ihm imponieren will, dann wird mal ganz kurz geschaut, wer "den längeren" hat und danach kommt er freiwillig mit mir mit. Und ich lasse es manchmal auch zu, dass z.B. eine Hündin ihm klar sagt, dass er nicht an ihrem Hintern zu riechen hat, weil ich Hunden da einfach ne viel eindeutigere Kommunikation zutraue als mir. Natürlich pflücke ich ihn auch weg, wenn die Hündin z.B. nur ängstlich reagiert oder sich nicht deutlich genug wehrt, aber wenn möglich überlasse ich das den Hunden untereinander.

  • Ich meine durchaus waschechte Straßenhunde, die mir zum Teil ziemlich verstört im Kontakt zu Artgenossen vorkommen

    Naja, es gibt ja nicht "den Straßenhund".


    In einigen Ländern werden Hunde extrem bekämpft, in anderen laufen sie halt einfach rum, werden auch von Tierfreunden versorgt.


    Da kmmt es wohl auch drauf an, ob die anderen Hunde als Konkurrenz erlebt werden.

  • Klar kommt es darauf an, aber ich schildere hier ja nur meine Erfahrungswerte, ich schreibe keine Beurteilung aller Straßenhunde in Deutschland.

  • Mir ist aufgefallen, dass meine ehemalige Straßenhündin ganz anders mit Hunden umgeht die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben ;)Soll heißen, solche Begegnungen laufen immer sehr entspannt und klar ab.
    Treffen wir dagegen auf einige "deutsche Haushunde" gibt es grade mit den Rüden immer ziemlich Ärger, weil diese wirklich sehr aufdringlich sind und viel mehr Drohsignale ihrerseits eingesetzt werden müssen, dass die überhaupt mal Leine ziehen.


    Mein ehemaliger Straßenhund behandelt jeden Hund gleich. Wer doof ist bekommt eine Absage, wer nett ist, mit dem wird sich auch nett "unterhalten". Ich kenne die anderen Hunde selten, deswegen kann ich da nicht sagen, ob nun Hunde "von hier" oder mit "Migrationshintergrund" einfacher/schlechter im Umgang sind.




    Ich bin jemand, der es bis zum Abschnappen laufen lässt, denn ich weiß, dass DAS gesittet abläuft. Ich weiß auch, dass das nicht jedem gefällt, dass der Hund so weit agieren darf/muss. Wobei diese Situationen sehr selten sind. Ich RECHTFERTIGE dies jedoch nicht damit, dass ich sage "hündische Kommunikation" halt. Mein Hund reagiert nicht ÜBER - und das ist der wichtige Punkt für mich. Angemessenes Feedback, deswegen "darf" der das. Dennoch habe ich immer ein Auge drauf und entscheide situativ.


    Das Ding ist, ich bin verantwortlich für meinen Hund. Ich bin verpflichtet ihm SCHUTZ zu geben/zu bieten. Hunde, die überreagieren, denen gestehe ich diese "Freiheiten" nicht zu. Aus unangemessenem Verhalten entsteht Stress > Angst > Sorge. Der Hund verliert dadurch Sicherheiten. Als Halter kann ich RUHIG eingreifen und dem Hund sagen, es ist in Ordnung, ich bin FÜR DICH da. Aber dafür muss ich auch wissen WIE! Ein Hund, der sich nicht entscheiden muss, ob und wie und warum, der kann wesentlich entspannter durchs Leben gehen. Wissen um die Zurechnungsfähigkeit des Halters schafft Sicherheit! Und man sollte sich immer fragen, was möchte ich dem Hund vorleben, denn der schaut sich vieles ab. Wem soll MEIN Hund vertrauen, wenn ich ihm kein Vorbild sein kann?



    1) Gibt es einen "Einbruch" an klarer Verständigung von Haushunden?


    Ich glaube die Verständigung IST sehr klar, sie wird nur ignoriert bzw. als Anlass genommen, um auf Provokationen einzugehen. Hunde greifen auf gemachte Erfahrungen und daraus resultierende Strategien zurück. Um (mir) ein Urteil daraus zu bilden, dafür kenne ich zu wenige Hunde bzw. hatte ich zu wenige Situationen, um überhaupt "so ein Bild" zu haben.



    3)Trägt das eingreifen der Halter dazu bei?


    Ich glaube, dass der Hundehalter einen großen Einfluss auf solche Situationen hat. Passiv oder aktiv.



    2)Was dürfen eure Hunde selbst regeln, grade in Bezug auf fremde Hunde.


    Bescheid sagen, dass der andere sich verziehen soll, wenn er (zu) aufdringlich wird.

  • Guten Morgen
    Von meinen drei Boxern ist einer aus dem Ausland . Meine Erfahrung hat gezeigt , das er etwas unsicherer ist wie die beiden anderen . Er ist absolut verträglich aber geht Hundebegegnungen sehr vorsichtig an . Die beiden anderen sind viel lässiger sind auch total verträglich .
    Ich glaube auch das es daran liegt ,dass die Hunde heutzutage fast überall nur noch angeleint ausgeführt werden können . Die haben kaum noch die Möglichkeit sich einfach mal zu beschnüffeln . Wir sind ja immer dabei und haben die Leine in der Hand .

  • Ich hab das jetzt öfter so erlebt, dass ehemalige Straßenhunde eben nicht so verspielt sind wie Welpen, die von Beginn an schon zur Welpenspielstunde geschleppt werden und die super gern noch weiterhin "spielen" (also draufpföteln ohne Rücksicht auf Verluste, egal ob der andere jetzt auch grad will), was ja auch vom Menschen gefördert wird.


    Und da für die meisten Menschen Hundekommunikation = Spielen ist (was anderes an Kommunikation gibt es ja nicht), ergibt sich da eben ein größerer Graben. Vielleicht kommt es daher, dass einheimische Hunde von Beginn an mehr auf "Spielen spielen spielen!" gemünzt sind.


    Bei so einigen Hunden kommt es mir so vor, als würden die nie erwachsen werden. Obs am Kastrieren liegt oder daran, dass man sie ja am liebsten in dieser unbefangenen Tapsigkeit einfrieren möchte, keine Ahnung.
    Straßenhunde bzw Hunde aus dem TH, die schon viel erlebt haben, kommen mir öfter ernst vor. Vielleicht deswegen auch klarer in ihrer Kommunikation. Vielleicht auch, weil die Rassen, die da drin stecken, oftmals auch einfach keinen Begleithundtouch haben. Viele Auslandshunde sind ja Mischlinge aus irgendwelchen Mischlingen, die eine Aufgabe besitzen (Hof bewachen etc). Da wird nicht viel herumgealbert.

  • vorweg, dass Strassenhunde per se besser kommunizieren können als "deutsche Hunde", wage ich zu bezweifeln.


    Dazu kenne ich inzwischen genügend Vergleichsmöglichkeiten. Die Palette reicht sowohl bei ehemaligen Strassenhunden als auch bei deutschen Hunden von "sehr eloquent" bis "totalerAnalphabet". Und hängt nicht zwangsläufig vom Halter ab.



    Wo ich allerdings zustimme ... Kommunikation ist auch eine Frage der Übung.





    Dennoch stellt sich mir die Frage, ob wir zu oft eingreifen, sodass viele Hunde nicht mehr in der Lage sind klar zu kommunizieren.


    Generell ja.


    Nur leider muss man in vielen Fällen, gerade bei Fremdhunden recht schnell eingreifen.
    Denn zumindest ich habe kein gesteigertes Interesse daran, dass meine Hunde lernen, dass sie den Kürzeren ziehen, weil der andere Hund nicht in der Lage oder Willens ist, ihre Ansagen zu verdtehen.


    Zitat

    Bis wann lasst ihr Dinge laufen?
    Ist es gesund seinen Hund vor jeglichen Konsequenzen durch selbst ausgelöstes Verhalten zu schützen?


    Bei mir bekannten Hunden, von deren Sozialkompetenz ich überzeugt bin und ich weiss, dass es bei Ansagen, Knurren, Abschnappen und vielleicht auch mal eins auf die Mütze bekommen, ohne anschliessend nen blutenden Hund zu haben, lasse ich sehr viel laufen. Gerade auch bei frechen Junghunden, die aufmüpfig gegen ältere werden.


    Kenne ich das Gegenüber nicht, lasse ich unkontrollierten Kontakt nicht zu bzw. greife sehr schnell und ggf. Auch rabiat ein. Grund siehe oben. Zumal ich inzwischen mit 5 und 11 kg zwei Hunde dabei habe, die ganz sicher den Kürzeren ziehen würden bei den meisten Begegnungen.


    Zitat

    Verlernen "unsere" Hunde die klare Kommunikation untereinander durch beispielsweise ein "Heranrufen" in einem ...nennen wir es mal "ernstem Gespräch miteinander"?


    Ganz klar - JA.


    Nur leider ist es heutzutage gar nicht mehr anders möglich. Dank Welpenspielgruppen, "der tut nix, der will nur spielen"-Mentalität, die immer mehr um sich greift, der völligen Negierung vieler Aspekte der arttypischen Verhaltensweisen und des hündischen Kommunikationsspektrums ist man schon fast gezwungen, möglichst früh einzugreifen.


    Beispiele wzrden ja schon genannt .... HH, die bereits bei einem völlig berechtigten Knurren gegenüber einem distanzlosen, aufdringlichen Hund von "aggressiv" und "bösartig" reden, weil "alle Hunde haben sich gefälligst immer lieb zu haben und wollen miteinander spielen".



    [/quote]1)Gibt es einen "Einbruch" an klarer Verständigung von Haushunden?
    3)Trägt das eingreifen der Halter dazu bei?
    2)Was dürfen eure Hunde selbst regeln, grade in Bezug auf fremde Hunde.
    [/quote]
    Zu 1. ja, mE v.a. Bedingt durch Welpengruppen, bei denen das Spielen lassen von Welpen zumindest Bestandteil des Konzepts ist, von reinen Spielgruppen gar jicht zu reden.
    Bruttstätten von Distanzlosigkeit, Aufdringlichkeit, Mobbing, .....


    Zu 3. auch, aber v.a. Dann, wenn Halter gar keine Kommunikation zulässt, oder grundsätzlich alles und jedes regeln will im Leben srines Hundes.


    Zu 2. da gibt es keine pauschale Aussage. Ist das Gewichtsverhältnis halbwegs ausgeglichen und ich habe den Eindruck, das fremde Gegenüber ist zumindest nicht auf Krawall aus, sehr viel. Kann ich den fremden Hund nicht für mich genügend einschätzen greife ich deutlich früher ein. Wobei das dann auch eher ein "Bauchgefühl" ist, bzw. unbewusste Wahrnehmung, würde ich mal sagen. Vermutlich Signale, die der Hund sendet, die man aber bewusst nicht sofort wahrnimmt, sondern einfach aufgrund der Erfahrung "erkennt".

  • Ich meine durchaus waschechte Straßenhunde, die mir zum Teil ziemlich verstört im Kontakt zu Artgenossen vorkommen, was ich mir damit zu erklären versuche, dass es sicherlich extrem anstrengend ist, sich auf der Straße durchsetzen zu müssen, in Konflikte zu geraten, keine echte Rückzugsmöglichkeit zu haben und immer achtsam zu sein - je nach Straße natürlich, aber die "glücklichen Straßenhunde" landen i.d.R. nicht in Deutschland.


    Die Straßenhunde, die ich näher kenne, finden Artgenossen so richtig unnötig und zeigen das mitunter auch sehr deutlich oder sind in jeder Situation auf Deeskalation geeicht, womit meine Hündin wiederum Probleme hat.


    Ich halte gut sozialisierte, in einer sicheren Umgebung aufgewachsene Hunde, die in gesundem Maße selbst entscheiden dürfen für wesentlich sozialkompetenter als Straßenhunde.

    Okay,dann haben wir wohl unterschiedliche Eindrücke gesammelt. Tatsächlich gibt es in meiner Umgebung viele Hunde aus dem Auslandstierschutz.
    Besonders die aus den südlicheren Ländern kommen mir dabei noch einmal etwas netter im Umgang mit Artgenossen vor als die aus dem östlichen.


    Die wenigen Hunde die ich in den Dörfern Spaniens getroffen und beobachtet habe, waren durchaus auch mal ängstlich..in Bezug auf den Menschen vorsichtig, im Kontakt mit Artgenossen allerdings sicher.


    Allgemein:


    Ich möchte mal die Facebookseite von jemandem verlinken, der grade mit einem problematischen Hund dem er sich angenommen hat ( ebenfalls ausländischer Tierschutz) durch Bulgarien reist. Ich finde die Filme und Szenen der Straßenhunde dabei sehr intressant.
    ( Ich werds nachher mal posten, bin grad unterwegs, da ists immer blöd mit dem kopieren)



    Es wird einfach anders kommuniziert.
    Czarek schrieb es glaube ich auch...
    Einerseits ernster, aber auch feiner, wie ich finde.



    Mit "waschechter" Straßenhund meinte ich übrigens, einen Hund der auf der Straße groß geworden ist und das soziale Miteinander kennt. Ist er beispielsweise als sehr junger Hund in einem Auffanglager gelandet konnte er vieles so nicht lernen, weil grade sehr junge Hunde in solchen Lagern seperiert werden und oftmals nur mit gleichaltrigen Hunden aufwachsen. Auch Ketten oder Hofhunde die in solchen Lagern landen konnten schon im Voraus bestimmte Dinge im sozialen Miteinander nicht so lernen wie ein "waschechter" Straßenhund. Dennoch stimmt es, dass auch Straßenhunde in solchen Lagern landen und von dort aus weitervermittelt werden. Wenn ihnen aber wieder die Möglichkeit gegeben wird sich frei zu Bewegen in einem neuen Zuhause, denke ich, dass diese sich oftmals auch akklimatisieren können und die Kommunikation im Ganzen nicht verloren gegangen ist. Auch wenn die Lust anderen Hunden zu begegnen weniger geworden ist, so können sie dies trotzdem oft noch klar kommunizeren ohne übers Ziel hinaus zu schießen.
    Problematisch könnte in dem Zusammenhang grade in der ersten Zeit die Leine sein, weil sie einschränkt und oft als Störfaktor in der Kommuniktion empfunden werden kann.

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