Was haltet ihr von Lind-Art?

  • Hallo zusammen,


    mich würde mal interessieren, ob es hier im Forum noch mehr Leute gibt, die Lind-Art kennen und wie ihr diese Ausbildungsart findet.


    Wir haben 'Team Balance', 'Erziehung im Alltag' und 'Mensch-Hund-Harmonie' gemacht. Letzteres werden wir bald wiederholen und falls alles gut läuft, möchten wir gerne 'Team-Sport I' machen. 'Team Dance' interessiert uns nicht so sehr.


    Wir sind keine Lind-Jünger oder dergleichen. Vieles gefällt uns sehr, manches aber auch gar nicht, wie z.B., dass bei uns auf dem Platz (unter gewiss. Umständen) auch der sog. Alphawurf gemacht bzw. erklärt wird. Aber der ist zum Glück kein eigentlicher Bestandteil von Lind-Art. Man kann alle Kurse erfolgreich durchlaufen, ohne den Hund jemals zu unterwerfen. (und das dann wahrscheinlich sogar besser...)


    Kurze (u. wahrscheinlich ungenaue) Info für die, die das gar nicht kennen: Lind-Art ist eine Ausbildungsart, die von Eckart Lind stammt und über den Beutetrieb funktioniert. Das A und O ist das gemeinsame Spiel. Man beginnt ganz klein bei Zerrspielen und gelangt nach und nach zu Spielaufbauten, in denen der Hund aus dem Wunsch heraus, seine Beute zu ergattern, die Dinge vollführt, die man ihm beibringen möchte.


    So, nun könnte ich noch tausend Dinge schreiben, Beispiele aus dem Training aufzählen etc. Aber jetzt bin ich erstmal gespannt, ob ihr das kennt, mögt ...


    Ihr könnt auch gerne schreiben, dass und warum ihr Lind-Art doof findet. Wäre für uns sicher interessant, da man ja leider schnell zum 'Fachidioten' wird und vergisst/verlernt, die Dinge auch mal von einer anderen Warte aus zu betrachten.


    Liebe Grüße, und ACH JAA: hätte ich Karnevalsmuffel fast vergessen: Alaaf und Helau und (für alle Wuppertaler:) WUPPTIKA!!


    Toki

  • Hallo Lilli,


    es wird auch über Mimik, Körpersprache, Berührung, Bewegung und Stimme motiviert. Oft geht das aber mit Beutespielen einher, z.B. der 'Mäuselsprung': Der Mensch imitiert das Erstarren und Anzeigen einer Beute (= vorher verstecktes Leckerlie). Wenn der Hund hersieht, setzt man zum Sprung an. Bei richtiger Vorbereitung wird der Hund zum Halter rennen und darf ihm die Beute dann im Spiel abluchsen. So lernt der Hund, dass es sich lohnt, auf Spaziergängen Ausschau nach Herrchen zu halten.


    Da gehen dann Körpersprache, Mimik (man blickt zum Hund, dann wieder auf die Beute, wieder zum Hund... und signalisiert so: Achtung, da ist was tolles!) Bewegung und Beutespiel zusammen.


    Und das 'Komm' wird mehr über den Folgetrieb (nennt man das überhaupt so??) gelernt. (Halter rennt weg, Hund hinterher...)


    Das 'Aus' kann (neben der Beute-Variante) auch über Berührung, besser gesagt Schmusen gelernt werden. Der geschmuste Hund lässt aus, weil seine Stimmung von Beutetrieb zu Ruhe und Knuddeln wechselt.


    Liebe Grüße,
    Toki

  • Hallo Lilli,


    ja, das kann man schon sagen. Lupi hat am Anfang oft ängstlich reagiert, v.a. auf Menschen. Ein Ziel bei Lind-Art ist es, den Hund möglichst 'unablenkbar' zu machen. (Da gibt's best. auch andere Methoden, aber bei uns hat das super geklappt.) Wenn er mit uns spielt, soll alles andere egal sein. Nachdem wir das 'richtige' Spielen geübt hatten, haben wir das dann genutzt, um Begegnungen mit Menschen zu trainieren. Wir konnten sie so (am Anfang natürlich mit großem Abstand) gut von Fremden ablenken und sie hat dann ganz oft die Erfahrung gemacht, dass Menschen einem nix tun, im Gegenteil, irgendwie gerieten Frauchen und Herrchen ja immer in Spiellaune, wenn am Horizont ein Fremder auftauchte.
    Mittlerweile reagiert sie gelassen, wenn wir Menschen treffen. :freude:


    Bevor wir in die HuSchu gingen, haben wir beim Spielen einiges verkehrt gemacht. Jetzt lassen wir die Hunde z.B. so gut wie immer gewinnen. Das hat Lupis und jetzt auch Lilas Selbstvertrauen gestärkt.


    Und so von den üblichen Hundeplatz-Erfolgen ist wahrscheinlich Platz aus der Bewegung od. aus der Entfernung das 'vorzeigbarste'.


    Mir persönlich sind mittlerweile die Übungen am wichtigsten, bei denen die verschiedenen Hunde gemeinsam abgelegt werden, sich aber nicht untereinander ablenken und nicht auf die Kommandos und Hampeleien der anderen Menschen achtgeben sollen. Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass mein Hund irgendwann mal in einer Gruppe von Hunden liegt, andere Leute über seinen Rücken steigen lässt und geduldig wartet, auch wenn er der letzte ist, der wieder aufgerufen wird. Klappt zwar noch nicht immer sooo super gut, aber immerhin.


    Es gibt auch versch. Lind-Art-Prüfungen, die uns aber nicht wichtig sind. Schön finde ich dabei aber, dass es bei dem einfachsten Test einen großen Ralitäts-Bezug gibt. Da stehen dann Leute auf dem Platz, die eine Hand runterbaumeln lassen, in der sie ein Wurstbrötchen halten und Pseudo-Jogger rennen rum, die laut Hallo rufen und winken. Und da kann man dann gut beobachten, dass ein Hund sich davon lieber mit einem Spiel ablenken lässt, als mit Geschrei oder dergl.


    Puh, ich sülz Dich ja ganz schön zu :)


    Liebe Grüße,
    Toki

  • [


    Hallo Yoki ,


    das hört sich ja gut an . Hab jetzt erst vor kurzem noch Ausschau nach einer Hundeschule in der Nähe gehalten und bin fündig geworden bei einer die auch nach Lind-Art Ausbildet. Die Kurse fangen aber erst im März wieder an .


    Deswegen kann ich dir leider im Moment noch keine Erfarungen darüber mitteilen. Nachdem was du geschrieben hast sieht es aber so au als wäre das genau die richtige Beschäftigung für mich und Angus.


    Er hat allerdings keine Probleme mit anderen Menschen egal ob Spaziergänger, Fahrradfahrer oder Jogger, so lang da kein Hund bei ist. Und obwohl wir uns eigentlich beim Spazieren mehr durch die Gegend spielen ist er dann kaum zu bremsen ,denn man könnt ja dann auch ein spielchen mit dem anderen Hund machen, natürlich nur freundlich ,denn in seinem Wesen ist er doch mehr Schaaf wie Hund.


    Weiterhin viel Spaß bei Lind-Art und wenn ich dann meine Eigenen Erfahrungen gemacht habe teile ich sie dir gerne mit


    mfG Doris :winken:

  • Hallo! :winken:


    Das ist ja wirklich interessant.
    Ist das ganze eher was für ängstliche Hunde?
    Meine Schäferhündin ist eigentlich alles andere als das, außer bei anderen Hunden wird sie unsicher. Wäre das auch was für sie?
    Denn irgendwas im Spiel wegschmeißen so wie beim Dummitraining puscht sie so schnell hoch dass sie beim nächsten Spaziergang Autos anbellt usw. und das macht sie sonst nie. :shock:
    Beschreib doch mal bitte genau was du mit richtig Spielen meinst!


    Liebe Grüße
    Lilli

  • Hallo Lilli,


    die Methode basiert darauf das Spielen mit dem Hund "auf die Spitze zu treiben". Der Hund wird süchtig nach dem Spiel und dem Spielzeug gemacht. Herr Lind hat dafür ganz toll klingende Begriffe "erfunden"... man könnte glauben, er spricht von überirdischen Dingen :wink:


    Ich finde, man kann sich dort ein paar Sachen rausziehen, um ein wenig effektiver mit dem Hund zu spielen und es als Belohnung beim Training einsetzen. Allerdings möchte ich nicht, dass meine Hunde zum Junkie werden und das müssen sie sein, um bei dieser Methode zu funktionieren.


    Ich würde Dir also eher davon abraten...


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hallo!


    Ja, das waren halt meine Bedenken...mit dem Spielen.
    Ronjas Trieb ist eigentlich ganz gut unter Kontrolle, aber wenn man mit ihr spiel wo man was wegwirft oder so, ist sie wie ausgewechselt, bellt Autos an, hört nicht mehr und ist nur aus den Ball etc fixiert. Lass ich das weg und tobe einfach nur so mit ihr rum, ist alles im grünen Bereich.


    Liebe Grüße
    Lilli

  • Hallo!


    Also, das ganze ist eigentlich nicht speziell für ängstliche Hunde gedacht, aber mir scheint es gerade da gut geeignet, wobei ich natürlich nur von unseren Hunden sprechen kann.


    Lupi ist übrigends kein Spiel-Junkie. Davon halte ich auch gar nichts. Wir gehen auch oft raus, ohne überhaupt ein Spielzeug dabei zu haben.


    Ich denke, bei Lind-Art (und anderen Methoden) kommt es v.a. darauf an, was man daraus macht. Dass man einen Hund damit zum Junkie machen kann, würde ich nicht bezweifeln, das schaffen manche ja auch mit einfachen Ball-Spielchen. Bei uns auf dem Platz sehe ich solche Hunde nicht, mit einer Ausnahme vielleicht, da müsste ich mal genauer hinsehen...


    Bei Lind geht es um Balance. (@ Corinna: die Ausdrücke von Herrn Lind sind wirklich gewöhnungsbedürftig :wink: ) Das bedeutet, dass ein gemütlicher Vierbeiner motiviert wird und ein Energie-Bündel zur Ruhe und Konzentration angehalten wird. Es geht nicht darum, jeden Hund zu ungebremsten Spiel-Orgien anzustacheln. Bei aufgedrehten Hunden würde man das Gegenteil anpeilen. Die Etappenziele sind die selben, wie anderswo: Fuß, Bleib, Komm usw. Ein Hund, der beim Bleib zu früh vorprescht, weil sein Spieltrieb ihn dazu treibt, ist also nicht im Sinne der Übungen.


    Ganz wichtig ist auch, dass nicht das Spielzeug den Hund motiviert, sondern der Halter. Ein halbwegs ausgebildeter Hund in einer Lind-Art-Gruppe bleibt liegen, wenn der Halter einen Ball wirft. Ein sehr gut ausgebildeter wird dem Ball auch nicht hinterhersehen. Er wartet darauf, dass der Mensch das Spiel beginnnt. Um das zu erreichen wäre eine Abhängigkeit vom Objekt kontraproduktiv.


    Und wie gesagt, viele Übungen werden ohne Spielzeug gemacht und man motiviert den Hund, indem man Geräusche macht, sich bewegt, ihn berührt oder dergleichen mehr.


    Wichtig ist, den Hund in seiner Aufmerksamkeit für das, was Du tust zu bestärken. So schreibt Eckart Lind z.B. man solle auf den Gängen mal jeden fragenden Blick des Hundes beantworten. Man wird feststellen, dass die Blicke zunehmen. Jeder Hund startet Versuche, mit seinem Halter zu kommunizieren. Manche geben es irgendwann auf, weil der Mensch nicht oder merkwürdig reagiert. Lind vermittelt Ansätze zur Kommunikation auf versch. Weisen. Das ist ein Aspekt, der nix mit Spielen zu tun hat.


    Mal ein Beispiel, was ich dort gelernt habe, ohne ein Spielzeug zu verwenden: Ich bin unterwegs und Lupi interessiert sich mehr für einen Teich, als dafür, dass ich eigentlich in eine andere Richtung laufen wollte. Ich atme schnell und laut hörbar ein (= Achtung!). Lupi guckt und ich stehe ganz still, mein Körper ist gespannt (= nochmal Achtung!). Mein Blick wechselt zw. Hund und dem Weg, den ich einschlagen wollte (= ich erzeuge Spannung und lenke Lupis Konzentration auf eine noch unbekannte Aktion, die irgendwas mit dieser Richtung zu tun hat...) Lupi erstarrt auch und guckt mich gespannt an. Dann löse ich mit einem kl. Freudeschrei auf und renne dorthin, wo ich entlanggehen wollte. Lupi hat den Teich längst vergessen und rennt mit. Ich belohne sie mit einem Raufspiel (ohne Objekt). Das Spiel ist hier reine Belohnung.


    Wir hatten letztens eine Stunde in der Stadt. Ich habe keinen gesehen, der zwischendurch sein Spielzeug ausgepackt hätte. Die meisten haben mit Leckerchen oder Stimme belohnt und die Hunde waren für Außenstehende nicht als 'Lind-Hunde' erkennbar.


    Das Spiel ist nur eine Methode, Dinge zu vermitteln und zu belohnen. Genauso, wie ein geclickerter Hund auch ohne Clicker kann, kann ein Lind-Hund ohne Spiel.


    Jedem, den Lind-Art interessiert, würde ich empfehlen, sich den Trainer mal anzusehen, bei dem der Kurs läuft. Wenn man an einen Trainer gerät, der nichts gelten lässt, dass Eckart Lind nicht genau so geschrieben hat ... puh... das wäre mir bei egal welcher Methode zu eingeschränkt.


    Unsere Trainerin ist z.G. anders. Und wenn einer im Kurs erzählt, dieses und jenes habe bei ihm besser mit Clickern geklappt, dann findet sie das gut und interessant und bittet, den anderen das mal zu erklären.


    @ Lilli: Richtig Spielen heißt z.B. vom Hund weg zu spielen. Eine "Beute" die zum Hund hin tendiert, ist aus Sicht eines Jägers langweilig und dämlich. Interessant wird es erst, wenn die Beute flieht, sich hinter dem Halter versteckt etc.
    Richtig Spielen heißt auch, den Hund nicht zu frustrieren. Wenn er gerade richtig schön zerrt oder toll nachgreift etc, sollte man ihn gewinnen lassen und ihn bewundern. Feier seine Heldentaten und Du vergrößerst die Chance, dass er das Spielzeug nicht wegschleppt und zerstört, sondern es ohne Aufforderung zu Dir bringt, um Dich ein 2. Mal 'nass zu machen'. Es hängt auch immer vom Hund ab. Lupi war früher so ängstlich, die brachte ein Spielzeug erst wieder, wenn ich auf dem Boden lag. Man muss halt ein bißchen experimentieren.


    Puh, Leute, jetzt habe ich wieder sooo viel geschrieben und könnte noch mehr... Danke an alle, die durchgehalten haben :flehan:


    Corinna: Mich würde interessieren, wie Du zu Deiner Meinung kommst.


    Hier schrieb letztens jemand, beim Clickern fördere man die Selbstständigkeit des Hundes viel mehr, als das mit Lind möglich wär. Das finde ich plausibel und ich denke auch nicht, dass Lind die allein seeligmachende Methode ist. Aber bei Deiner Beschreibung erkenne ich die Hunde auf 'unserem' Platz so überhaupt nicht wieder.


    Aber mag ja sein, dass es anderswo so praktiziert wird... kennst Du Lind-Hunde, die so drauf sind?


    Liebe Grüße,
    Toki

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