Mein Hund bewacht Taschen, Jacken und seine Leine !

  • Zitat

    Hallo zusammen ! Ich habe ein bisher ungelöstes Problem (trotz Hundeschule und Lektüre diverser Bücher) und hoffe hier Hilfe zu finden. Es geht um meinen 9jährigen Labradormischling, der erst mit 4 1/2 Jahren und nach 4 Vorbesitzern den Weg zu mir fand. Und ich denke genau da liegt das Problem begraben. Er ist ein sehr anhänglicher und freundlicher Hund, sowohl Fremden, als auch anderen Hunden gegenüber. Nur Jacken, Taschen, Futter und seiner Leine gegenüber zeigt er ein ängstlich-aggressives Verhalten. Das äußert sich so: Wir hatten anfangs die Garderobe in der Wohnung. Wenn er z.B. gerade gestreichelt wird, verspannt er sich (mittlerweile erkenne ich das frühzeitig) und rennt plötzlich wie von der Tarantel gestochen zu der Tasche oder Jacke o.Ä. hin und knurrt und bellt diese an. Dabei wirkt er sehr verspannt, hat den Schwanz eher eingezogen und lässt sich weder durch Schimpfen noch durch freundliches Einreden beruhigen. Ignoriert man es, kommt er bald darauf wieder her und stupst einen und will wieder gestreichelt werden, als wäre nichts gewesen. Das gleiche passiert auch, wenn er zum Bsp. in der Nähe dieser Sachen liegt und man nur vorbeiläuft. Wegnehmen kann ich die Gegenstände ohne Probleme. Er knurrt auch nicht mich, sondern die Sachen an. Solange diese Dinge in seinem Umfeld sind, steht er extrem unter Spannung und wirkt gestresst. In der neuen Wohnung konnten wir die Garderobe ins Treppenhaus verlegen und wir räumten die Taschen meistens weg. Wenn man darüber Bescheid weiß, kann man durch Vermeideverhalten ganz gut mit leben, da uns bisher auch niemand helfen konnte. Die meisten waren der Meinung, dass es an schlechten Vorerfahrungen liegt und es bei ihm irgendwie "klick" macht und man das in dem Alter nicht mehr aberziehen kann. Er hatte wirklich schlimme Vorbesitzer, bei mir traute er sich anfangs nicht ins Wohnzimmer, weil er wohl am Wohnzimmertisch festgebunden war. Aber das hab ich mit viel Geduld hinbekommen. Ich habe mir überlegt, ob es mit dem vielen Alleinsein zu tun hatte, da es alles (außer Futter) Weggehutensilien sind.
    Nun ziehen wir allerdings in eine neue Wohnung und da müssen wir die Garderobe wieder im Flur aufstellen und ich befürchte da schon wieder ständig Stress zu haben.
    Auffällig ist sonst noch, dass er im Dunkeln auch schlimmer reagiert. Ansonsten zeigt er manchmal dominantes Verhalten, so springt immer an einem hoch (vom Abtrainieren hab ich schon Striemen auf dem Rücken:-( und fordert viel Zuwendung ein. Die Dominanz ist aber eher eine ängstliche, unsichere, so habe ich zumindest das Gefühl.
    Hat jemand schon etwas Ähnliches erlebt, oder einen Tipp, wie wir das auch noch in dem Alter in den Griff bekommen ? Ich bin für jeden Rat dankbar ! :)


    Ich versuche mich mal ran zu robben, vielleicht hab ich ja eine Idee?


    Also, er ist seit fast 5 Jahren bei Dir. So zeigt er in dieser Zeit dieses Verhalten?


    Was hast Du bis jetzt alles unternommen, dass er dieses Verhalten ablegt?


    Das habe ich noch nicht ganz verstanden: Beschränkt sich seine Angst nur auf den Bereich der Gardrobe und die dort liegenden Jacken usw. oder auch andere Bereiche in der Wohnung?


    Wenn er Angst vor diesen Dingen hat, legt er sich dennoch "freiwillig" bei diesen Sachen hin, oder ist in der Nähe sein Liegeplatz?


    LG
    Summse

  • Hallo Summse,


    danke, dass du dich unserem Problem annimmst :) Also er zeigt das Verhalten egal wo die Klamotten, Leine oder die Taschen rumliegen, auch wenn wir woanders sind. Er legt sich dazu und bewacht das regelrecht. Wenn er z. B. bei uns in der Küche ist und wir rübergehen ins Wohnzimmer und da eine Tasche steht, saust er an uns vorbei um früher bei der Tasche zu sein. Ich habe ihn gestern nochmal genau beobachtet, er kommt her zum Streicheln, dreht aber immer wieder den Kopf ab zu der Reisetasche, die in der Nähe steht. Wenn ich merke, dass er sich verspannt, breche ich meistens den Kontakt mit ihm ab, so dass er gar nicht erst hinspringt und bellt und knurrt. Ich hatte es anfangs mit Schimpfen und ablegen lassen, Nackengriff etc. versucht. Aber da verspannt er sich noch mehr, da er schon ängstlich wirkt (Schwanz eingekniffen). Streicheln wirkt genausowenig, da er sich nur weiter verspannt. Ignorieren ist eigentlich unsere derzeitige Lösung bzw. Vermeideverhalten. Was auch noch auffällig ist: Er legt sich regelrecht in die Sachen rein, oder läuft drauf rum. Also ist es schon sowas wie Territorialverhalten, Dominanz bzw. Bewachen. Wie gesagt, wegnehmen kann ich die Sachen ohne Probleme. Aber ich glaube, jemand der unsicher ist nicht. Wenn er sonst so lieb ist und schmusig, in den Momenten wird er richtig "falsch" bzw. komisch und man bekommt Angst vor ihm, wenn man ihn nicht kennt. Ich hoffe, du hast eine Idee. Wenn du noch Fragen hast, ich beantworte sie gerne. Danke ! LG, Lothlorine und Muk


    Ach so ich vergaß: Er zeigt das seit ich ihn habe. Ein anderes Problem, dass er z. B. anfangs nicht in mein Wohnzimmer ging, weil die ihn vorher da wohl am Tisch angebunden hatten, konnte ich lösen, aber erst nach einer Weile, als er Vertrauen gewonnen hatte.

  • Hallo Lothlorine! :winken:
    Ich kann dir glaube ich leider auch nicht wirklich helfen, aber ich habe Parallelen zum Verhalten meines Hundes gesehen. Wenn auch in abgeschwächter Form. Auch Pepe hatte vor mir diverse Vorbesitzer, kam davor aber von der Straße aus Spanien. Auch er hat ein "besonderes" Verhältnis zu Weggeh-Utensilien. Aber zum Glück knurrt oder bellt er nicht. ABER: Er setzte sich auf ALLES drauf. Sobald es sichtbar war. Ich habe das immer so gedeutet, dass er Angst hat, dass man ihn wieder allein lässt. Dass man weggeht ohne ihn. Und er will das nicht mehr erleben (Vielleicht ist das auch zu "menschlich" gedacht, aber es passt alles zusammen!). Ich habe ihm dann irgendwann zum einen eine alte Jacke und eine kleine Tasche von mir in sein Körbchen gelegt. (Hat er erst stundenlang bewacht und wollte auch nicht weg davon als ich ihn zum Spaziergang mitnehmen wollte). Aber irgendwann hat er begriffen, dass nicht jede herumliegende Jacke einen baldigen Aufbruch bedeutet. Und ich habe ihn eine Zeit lang immer zuerst "startklar" gemacht, damit er merkt, dass er mitkommt. Ich habe ihn mit 4,5 Jahren bekommen. Er ist jetzt 8,5 Jahre. Es hat sich (zum Glück - auch für ihn) gebessert.
    Ich wünsche dir und deinem Hundi jedenfalls, dass es eine Besserung gibt! Denn glücklich ist er ja sicherlich auch nicht. Also: Viel Kraft und Erfolg!!! :gut:

  • versuche das verhalten zu durchbrechen, lege überalle jacken, taschen und leinen hin. und benutze diese auch, ohne das haus zu verlassen. also alle 15minuten ziehst du eine andere jacke an, legst die alte dann an eine andere stelle wieder ab, nimmst taschen auf, läufst damit rum, oder setzt dich zum abendbrot damit hin. es soll für deinen hund nicht mehr ersichtlich sein, wann du eine jacke anziehst um mit ihm zum bsp. gassi zu gehen.


    wenn ich meinem hund die leine anmache, fängt sie regelrecht an zu spinnen, weil sie sofort ans lustige gassi gehen denkt. zur zeit wird sie in der wohnung angeleint und dann laufe ich erstmal 15min durch die wohnung um das fehlverhalten zu durchbrechen. und es klappt super, werde die vorlaufzeit bald verringern können. juchu


    wie blöd es sich auch anhört, aber manchmal fordern verhaltensänderungen eigenartige methoden!

  • Es scheint, dass er sehr an Verlustangst leidet, die sehr tief sitzt.


    Ich hab doch noch Fragen :sport:


    Die Sachen die er bewacht: sind es immer die gleichen, oder wenn Du Dir z.B. eine neue Jacke, Tasche usw. kaufst bewacht er auch diese? Bewacht er auch die vom Besuch?


    Diese Sachen die er bewacht (Jacke und Tasche), was könnte er damit verbinden: wird er bei Verwendung dieser Sachen allein zurück gelassen, oder ist es die Gassi-Jacke?


    Du hattest geschrieben, dass er sehr viel Aufmerksamkeit bekommen möchte. Reagierst Du immer / oft darauf und gibst ihm die eingeforderte Aufmerksamkeit?


    Also gute Maßnahme halte ich, dass Du sein Verhalten "Bewachen" ignorierst, so kann dies nicht von Dir in irgendeine Form bestätigt / belohnt werden. Ich würde sogar Deine Aufmerksamkeit schon vor seiner Verspannung abbrechen, nämlich wenn er sich nicht auf Dich sondern auf die zu bewachenden Sachen konzentriert. Immer!


    Ich habe jetzt schon Ideen, aber ich warte erst einmal Deine Antworten ab :wink:


    LG
    Summse

  • Also weiter gehts: Er bewacht auch neue Sachen, die vom Besuch manchmal. Bei Freunden, die ihn im Urlaub betreut haben, war es genauso. Ich erkenne keinen Zusammenhang. Die Tasche z. B. benutze ich tagsüber auch so öfter, d.h. ich trage die mal von Zimmer zu Zimmer oder hole was raus.
    Wir reagieren schon oft auf ihn, wenn er Zuwendung fordert. Er springt einen ja auch oft an und steht dann ewig auf den Hinterbeinen oder legt seinen Kopf aufs Bein. Wenn ich arbeite, z. B. am PC und kümmer mich nicht um ihn, geht er auch ruhig in sein Körbchen, dann sieht man ihn stundenlang nicht. Sobald aber mein Freund oder Besuch kommt ist er sehr agil und will sich in den Vordergrund drängen, sprich auf Couch hüpfen etc.
    Ich hatte es glaube ich schon geschrieben: Abends im Dunkeln wird sein Verhalten schlimmer... so haben wir zumindest den Eindruck.
    Zum Abbruch der Aufmerksamkeit: In dem Moment, wo er sich auf die Sachen konzentriert, verspannt er sich auch, das geht rasend schnell. Wir brechen meist wirklich schon ganz schnell wieder ab, wenn wir wissen, da steht was in der Nähe. Aber bei anderen ist das problematisch. Ich verspanne mich auch schon, wenn andere ihn streicheln und es steht was rum, bzw. sage denen schon vorher, ihn besser nicht zu anzugreifen. Das nervt. Und wenn ich mich verspanne, merkt er auch, dass was nicht stimmt... ein Teufelskreis...

  • könnte es sein, dass das beschriebene Verhalten eine Übersprungshandlung ist?
    Du hast beschrieben, dass Dein Hund das macht, wenn er gestreichelt wird - vielleicht liegt es irgendwie daran, dass er sich plötzlich bedrängt fühlt - und er läßt es dankenswerterweise nicht an Euch aus, sondern an Gegenständen, die aber trotzem vermutlich stark nach Euch duften.


    Versuch herauszufinden, wann das Verhalten genau auftritt (am besten jedes mal genau aufschreiben, wann, was, wo, wie. Daraus sollte sich nach einer Weile eine genauere Situationsbeschreibung herauskritalisieren lassen.
    z.B. dass er das macht, wenn er im Flur gestreichelt wird und sich jemand über ihn beugt.
    Wenn ihr die Situation eingegrenzt habt, könnt ihr mit einem Gegenkonditionierungs/Desensibilisierungtraining genau am Problem arbeiten.

  • Also am Bedrängtwerden liegt es eher nicht, da er sobald die Sachen nicht da sind, sich ewig knuddeln lässt, bzw. das von sich aus einfordert, er sucht regelrecht unsere Nähe. Die Situation ist immer die gleiche: Egal wo und wann die beschriebenen Dinge herumliegen, passiert es, einzig Dunkelheit macht es evtl. etwas schlimmer.
    Welche Maßnahmen zur Desensibilisierung meinst du ?

  • Hallo,
    meine Idee mag vielleicht ein wenig kindisch klingen aber ich hatte eine postive Erfahrung damit- bei mir war es damals der Staubsauger :freude:


    Mir kommt es so vor als hätte Dein Hund irgendwie Angst vor diesen Sachen.


    Nimm Dir eine Jacke und behandel sie so als wäre sie Dein Baby. Streichel sie und rede mit ihr. Setz Dich dabei am Boden und schau wie Dein Hund reagiert. Wenn er irgendwann neugierig herkommt - zeig sie ihm und belohn ihn. Wenn das klappt - kann allerdings eine zeitlang dauern, versuch es mit einem anderen Gegenstand.


    Ein Versuch ist es doch wert - vielleicht klappt es


    Liebe Grüße
    Katrin

  • Schwierig via Schreiben sich ein 100% Bild zu machen. Was noch schwieriger ist, man weiß seine Vorgeschichte leider nicht.


    ABER: Nachdem was Du schreibst kann ich mir vorstellen, dass er ein eher unsicherer Hund ist und Verlustängste und Kontrollverlust hat.


    Es kann sehr sehr viel Zeit Inanspruch nehmen wird sein Verhalten zu unterbrechen, den das Verhalten zeigt er ja schon einige Jahre.


    Ich mach mal Vorschläge:


    Ganz wichtig denke ich, dass auf forderndes Verhalten nicht mehr reagiert wird. Denn momentan bestimmt er eher den Alltag und zeigt Dir, was Du zu machen hast. Er kontrolliert und das schafft für ihn Stress.
    Du machst die Aktion und nicht er. Z.B.: Wenn er gestreichelt werden will, so ignorierst Du ihn. Gibt er Ruhe, dann kannst Du ihn rufen und ihn streicheln. Du bestimmst den Alltag und gibts ihm damit Sicherheit und er lernt, dass er bei Dir beschützt ist und er sich nicht kümmern muss.


    Leckerchen bekommt er nur noch, wenn er z.B. ein Kommando gut gemacht hat. Das hat besonders den Hintergrund, dass Du wieder die bist, die Aktion macht und nicht er.


    Dann, er ist ja von seinem Rasseanteil ein Apportierer, die zu bewachenden Gegenstände mit in den Lernprozess einbinden. Zuerst Desensibilisierung: mit ihm an z.B. einer Tasche ein größerem Abstand mit ihm vorbei gehen und auf Höhe der Tasche Leckerchen fallen lassen. Wenn er dann auf die Tasche nicht mit Spannung reagiert, kannst Du den Abstand verringern und wieder mit ihm dran vorbei und Leckerchen fallen lassen usw. So belegst Du die Tasche positiv für ihn.
    Pro Tag würd ich 2x höchstens 10 Minuten trainieren. Es kann schon mehrere Wochen dauern, hab Geduld. Ganz wichtig ist in der Zeit des Trainings, dass er keinen Zugang zu den bewachenden Sachen hat außer halt in der Trainingszeit.



    Wenn das alles gut geklappt hat, dann würde ich anfangen, dass er z.B. eine Tasche apportieren und Dir bringen soll. So verknüpft er Spiel und Spaß mit diesem Gegenstand und nicht Bewachen.



    Das er Dich anspringt ist ein sehr keckes Verhalten und respektlos. Darauf würde ich nicht mehr reagieren und ihn ins leere Springen lassen (Schritt zurück oder zur Seite) - Du bestimmst den Alltag und die sozialen Kontakte und nicht er. Da auch dieses wohl schon lang mit Erfolg (er bekommt Streicheleinheiten) belohnt wurde, wird es auch dauern, bis er dies abstellt. Am Anfang kann es sogar sein, dass er dieses Verhalten öfter Zeit als vorher. Das ist aber normal, wenn ein gelerntes Verhalten
    sogenannt durch nicht-Bestätigung gelöscht werden soll.


    So, ich hoffe die Vorschläge sind hilfreich.


    :winken:


    LG
    Summse

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