Zurechtweisung oder Unsicherheit?

  • Ich bin es mal wieder mit einem Anliegen.
    Ich habe sowieso vor eine private Trainerin für Jordi und mich zu engagieren.
    Ich habe das Gefühl, dass in der Hund Mensch Beziehung einiges schief läuft.
    Als Welpe war es mit Jordi ziemlich schwierig.. ab dem 5-6 Monat wurde es so langsam besser. Nun ist Jordi 14 Monate alt und natürlich in der Pubertät. Ich habe viele Baustellen mit ihm, daher benötige ich dingend professionelle Hilfe. Ich gehe auf die Einzelheiten nun gar nicht ein, sondern möchte euch berichten was heute passiert ist:
    Ich habe mit Jordi eine große Runde gedreht und mich im Anschluss mit einer Freundin und ihrem Kind (8Monete) getroffen.
    Wir saßen auf der Wiese. Jordi hat vorsichtig an dem Kind geschnuppert und es dann ignoriert. Irgendwann kam das Kind auf meinen Schoß gekabelt. Das fand Jordi wohl nicht besonders toll.
    Er fiepte ein bisschen Rum.. Ist ja nicht so schlimm dachte ich mir. Habe ihn also etwas gekrault, damit er nicht eifersüchtig wird. Das war er wohl doller als gedacht,. Plötzlich sprang er von hinten auf mich drauf und rammelte an mir :rotekarte: . Ich war ziemlich geschockt und habe ihn direkt runter geschubst. Ich habe das Kind nach ca. 2 Min meiner Freundin übergeben. Jordi hat sich dann auch wieder gefangen. Ich bin dann recht schnell mit ihm nach hause gegangen.
    Er hatte vorher auch immer mal wieder seinen Penis rausgefahren.. Das kann ja auch Aufregung bedeuten oder?
    Ich hätte so ein verhalten nicht erwartet und kann es nicht so richtig deuten. Wollte er mich maßregeln? Oder war es Unsicherheit, weil er den Umgang mit Kindern nicht sooooo gut kennt.
    Ich habe meine Freundin +Kind und Hund vorher so 4 mal getroffen und da hatte ich das Kind auch schon auf dem Arm, da hat er überhaupt keine Reaktion gezeigt.
    Jordi tritt immer recht selbstbewusst auf, neigt aber doch sehr zur Unsicherheit. Daher fällt es mir auch so schwer das verhalten zu deuten... generell habe ich jedoch das Gefühl, dass er mich in letzter zeit nicht ernst nimmt. Wie würdet ihr das verhalten deuten?
    Mich macht der Vorfall von heute schon traurig, weil ich an mir Zweifel und das Gefühl habe in der Erziehung alles falsch gemacht zu haben. :verzweifelt:

  • Hi, ich kann dir leider nicht sagen warum dein hund dich "berammelt" hat.
    Möchte dir aber nahe legen, dass es erst mal nichts mit Maßregelung zu tun hat.

    Wie gesagt, ich weiß es nicht, und ausschließen kann ich diese "Maßregelung" auch nicht.
    Halte es aber für eher unwahrscheinlich.

    Einer deiner ersten Verdachte ist "Maßregelung" - dann schreibst du weiter, dass dein Hund dich nicht ernst nimmt.
    Du hast ihn von welpe an und viele Baustellen.
    Er ist oft unsicher.

    Das alles liste sich für mich so, als würdest du deinen Hund oft falsch interpretieren.
    Ich glaube du hast oft das Gefühl,
    dass du der Boss sein musst, dass du immer das letzte Wort haben musst, dass dein Hund nicht deine Position in Frage stellen darf, dass er vielleicht aufmüpfig war, Grenzen getestet hat - ganz allgemein gesagt.
    Du musst dominanter sein als dein Hund - er muss sich dir unterwerfen.

    Wie gesagt, das interpretiere ich in deinen kurzen text - egal ob ich mich irre oder nicht, fühle dich bitte nicht angegriffen.

    Leider sind das alles oft menschliche Züge, die in hündisches Verhalten hineininterpretiert werden.
    Hunde werden oft falsch gedeutet und Menschen sind oft "Machtbesessen".
    wenn der Hund nicht so reagiert wie wir es wollen, fühlen wir uns "weniger mächtig" - automatisch muckt der Hund auf und nimmt mich nicht ernst.
    Dass der Hund dabei nur ganz normales hündisches Verhalten auslebt, übersehen viele.

    Desswegen möchte ich dir den rat geben:
    Geh weg von dem Gedanken dass dein hund dich nicht Ernst nimmt.
    versuch die welt aus seinen Augen zu betrachten - aus den Augen einen Pupertierenden Hundes auf dem Weg zum Erwachsen werden.

    Klar nabelt er sich ab, klar will er mehr machen als er darf, klar wir er eigenetsändiger und nicht mehr so anhänglich zu dir, er entdeckt seine sexualität (einer der wichtigsten triebe mit dem die Natur ihn ausgestattet hat) - das ist alles normal.

    Warum auf das schnöde Sitz höhren wenn der Vogel dahinten viel interessanter ist.
    Nimms nicht persönlich - versuche ihn zu verstehen und gehe drauf ein.
    Schwierige Zeit die Junghundephase ;) Aber es wird besser.

    Hunde rammeln auch oft als Übersprungshandlung.
    Weil sie nicht wissen was eine bessere Alternative wäre.
    Oft wird auch zum Stressabbau gerammelt - als ventil quasi.
    In wie weit dass jetzt auf deine Situationen passt, kann ich nicht sagen.

    Unser Arek ist 3,5 Jahre und ksatriert - als er neulich meinen papa 8den er total toll findet) nach sooo langer Zeit mal wieder gesehen hat.
    Da hat er sich so hochgepuscht, dass er auch den Penis ausgefahren hat - das hatte nix mit sexualität zu tun - nur mit Erregung im stressigen Sinne.

    Ich möchte dir ausßerdem den Tip geben bei der Trainersuche genau zu gucken.

    Bitte prüfe genau ob der Trainer nach den bedürfnissen des Hundes guckt, ob er weiter denkt als "Der Hund ist Dominant! Er will maßregeln"
    Suche einen Trainer der weiter schaut und nicht nur mit Wasserspritzer, Rappeldosen etc. das vermeintliche Maßregeln unterbindet.
    Sondern einen der guckt, WIESO er das tut.
    Vor allem aber dass er dir zeigt was DU tun kannst, damit dein Hund sein Fehlverhalten nicht mehr zeigen muss. (auch in bezug auf die anderen probleme)

    Viel Erfolg wünsche ich euch.

  • Vielen Dank für deine ausführlich Antwort :winken: .
    Ich habe so etwas wie Dominanz Theorien und Ruderfühler zeug immer strikt abgelehnt.
    Ich habe mit Jordi immer über Positive Verstärkung gearbeitet.
    Nun stelle ich mich selbst einfach etwas in Frage, weil ich das Gefühl habe ihm vielleicht zu wenig Grenzen und damit einen Rahmen gegeben habe damit er sich sicher zu fühlen.
    Er kommt beispielsweise nicht zu mir, wenn er angst hat, sondern läuft weg.
    Im allgemeinen trete ich wohl oft eher unsicher auf, auch wenn ich mich gar nicht unsicher fühle. Mir wird es von anderen oft gespiegelt.
    Naja das sind ja letztendlich Themen für eine Einzelstunde bei einer Trainerin. Ich habe schon sehr viele Hundeschulen durchprobiert. Ich bin da sehr kritisch und achte genau auf die Aspekte die du genannt hast. Ich hab mir über das Forum einige Adressen geben lassen.

    Hunde rammeln auch oft als Übersprungshandlung.
    Weil sie nicht wissen was eine bessere Alternative wäre.
    Oft wird auch zum Stressabbau gerammelt - als ventil quasi.
    In wie weit dass jetzt auf deine Situationen passt, kann ich nicht sagen.


    Um so länger ich über die Situation von Heute nachdenke, umso eher glaube ich auch, dass er das Rammeln als Ventil genutzt hat. Ich hätte ihn nicht so nahe an das Kind heranlassen dürfen.

  • Ah ok, dann habe ich es falsch interpretiert.
    Schön dass du dich nicht angegriffen gefühlt hast oder Sonstiges.

    Gut das du kritisch bist!

    Zu den vielen Hundeschulen die du erwähntest:
    Wenn du nach verschiedenen Konzepten "arbeitest" - immer wieder dein konzept änderst (durch viele Trainerwechsel) kann das einen Hund auch verunsichern.
    Dass nur mal so als Gedankengang von mir.
    In wie weit dass auf euch zutrifft, kann ich natürlich nicht beurteilen.

    Ich lese gerade ein gutes Buch was für dich vielleicht auch interessant sein könnte.

    Wie es klingt hast du schon viel versucht und dich viel informiert.
    Ich wünsche euch weiterhin viel Kraft und Motivation. Höhre auf dein Bauchgefühl!

    LG

  • Hallo,

    sieh das Rammeln deines Hundes als Übersprungshandlung - wahrscheinlich war er mit der Situation "Kind auf Frauchens Schoß" überfordert und unsicher.
    Vorher schon eine grosse Runde Gassi und dann die Freundin mit Kind - je nach pubertärem Junghund kann das schon zuviel sein.
    Eine Freundin hat auch so ein ständig alles in Frage stellendes, schnell überfordertes und immer gestresstes Pubertier zu Hause. Da ist es ähnlich...... wenn nach einem ausgiebeigen Gassi noch irgendetwas "passiert" wie Besuch, Eiscafe oder auch bloss nochmal schnell in einen Laden rein - dann rammelt Ben sich seinen Stress am nächstbesten Menschen ab ;)

    Nimm es als Hinweis daß dein Hund kein besonders belastbares Exemplar ist und achte das nächste Mal darauf - alleine die Tatsache das er kurz vorher noch gefiept hat war ein Zeichen von ihm. Da könntest du beim nächsten Mal ihn ansprechen, eine kleine Aufgabe geben die er gut beherrscht und gerne macht (Pfote geben, Drehung, etwas tragen) und dann mit ihm erstmal die Situation verlassen. Im Zweifelsfalle kommt er dann ins Auto oder so wenn du nicht gleich mit ihm weggehen kannst - aber er muss da raus geholt werden und Sicherheit von dir bekommen.

    Das wird schon - wenn du dir noch Hilfe holst dann sind es nur noch ein paar Monate bis die "schlimmste Zeit" vorbei ist

  • Ach Danke :bindafür: ! Eure Worte geben mir wieder kraft! Manchmal ist man ja zu nahe dran und sieht die einfachsten Dinge nicht mehr richtig. Jordi kann mit Stress tatsächlich ausgesprochen schlecht umgehen. Es ist glücklicherweise viel viel besser geworden. Ich werden ihn beim nächsten mal besser schützen und auf seine Signale achten!
    Vielleicht hilft mir eine Trainerin, um mir zu Zeigen, wie ich Jordi mehr Sicherheit vermitteln kann :smile: .

  • @ Manfred007
    Danke für den Buchtipp!!
    Das mit den wechselnden Konzepten in der Erziehung war anfangs ein Problem. Wobei ich trotzdem nie über positive Strafe gearbeitet habe. Mittlerweile versuche ich alles relativ konstant zu machen.. Beim AJT habe ich den dreh noch nicht raus. Da muss ich noch DAS Konzept finden

  • generell habe ich jedoch das Gefühl, dass er mich in letzter zeit nicht ernst nimmt.

    Hey ... versuch gelassener zu werden. Dein Jordi ist noch sehr jung und knallhart in der Pubertät - da passieren die verrückstesten Dinge. Ohren auf Durchzug, alles bisher gekonnte zeitweise wie weggeblasen, laufend kommen neue Macken dazu - ich glaube die meisten Hundehalter können ein Lied davon singen ...

    Da muss man als Halter irgendwie durch - da brauchts Geduld und Großzügigkeit - das wird alles besser, Hund wird vernünftiger mit der Zeit - dauert eben - viele sagen, so etwa ab dem dritten Lebensjahr ist alles eingespielt und so gut wie ohne Probleme. Unser Charly ist nun zwei Jahre und fast drei Monate alt - ich bin oft beeindruckt wie gut händelbar er mittlerweile in vielen Situationen geworden ist, wo wir noch vor einem Jahr Stress hatten. Uns hat sehr das Begleithunde-Training ab ca. seinem achten Lebensmonat geholfen (vorher waren wir im Junghundetraining einer Hundeschule) - die wenigen einfachen Kommandos, immer und immer wieder wiederholt und geübt - zweimal die Woche waren wir auf dem Hundeplatz - gut über ein Jahr haben wir das konsequent durchgezogen. Was anfänglich aussichtslos schien, ist heute selbstverständlich ... dabei sind und waren wir nicht mal streng, erwarten keine Wunder und unser Hund durfte und darf auch ganz oft Hund sein mit all seinen kleinen Macken. Die Begleithundeprüfung streben wir nicht an - wir wollten einfach nur mit dem Hund ein bisschen "arbeiten", die Bindung fördern - uns über kleine Erfolge freuen, Fortschritte erkennen. Für Zuhause und unterwegs kann man sich noch ein paar Tricks ausdenken, eben die Aufmerksamkeit des Hundes oft bei sich haben. Und dem Hund macht es auch riesen Freude, wenn man stolz auf ihn ist - dann folgt er gerne und wenn es nur ganz einfache Sachen sind, die er bewältigen lernt.

    Also, ruhig Blut. Such Dir vielleicht einen Verein der Begleithundetraining anbietet (finanztechnisch deutlich günstiger als eine Hundeschule) und geh einfach mal hin und schau es Dir an. Gibt vielleicht auch ne Auswahl in Deiner Umgebung - hier gibts drei Vereine aber nur einer war uns von der Gruppe her symphatisch genug.

  • Ja Stimmt ich setze mich mit der Erziehung zu doll unter druck. Vor allem, wenn ich im Junghundthread hier im Forum lese, dann frage ich mich manchmal was ich wohl alles falsch gemacht habe.
    In der Hundeschule habe ich auch schon einen Begleithundekurs gemacht und es sah zu Beginn auch sehr gut bei uns aus.. dann kam so ein pubertärer Schub. Naja er war ziemlich demotiviert und deswegen habe ich mich wieder auf Dinge konzertiert, die er irgendwann mal konnte. Das Training ging mir auch einfach zu schnell und war nicht individuell genug.
    Jordi ist wohl auch kein Anfängerhund(glaube ich :ka: ). Er kann mit Stress schlecht umgehen ist also extrem reiz-empfänglich, hat einen starken Jagdtrieb der mich wirklich an meine Grenzen bringt und geht in vielen Situationen eher nach vorne.
    Ich hatte vorher einen Hund der immer einigermaßen nebenher lief. Der war nicht gut erzogen, aber er hat für mich funktioniert und keine Menschen belästigt. Er konnte nur ein drittel von dem (wenn überhaupt), was Jordi jetzt schon kann und trotzdem muss ich bei Jordi immer ganz genau gucken, was er macht und wie es ihm geht.. das ist einfach eine andere Hausnummer. Naja jedenfalls werde ich mir nach Einzelstunden bei einer gute Trainerin, wieder eine Hundeschule oder ein Verein suchen. Zunächst brauche ICH aber wohl Einzelbetreuung xD .
    Trotzdem bauen mich eure Worte wirklich auf und ich kann euch bei allem zustimmen. Ich brauche wirklich Geduld. Wir haben ja hoffentlich noch ein langes Hundeleben zusammen und demnach noch viel Zeit.
    Irgendwie schweißen diese schwierigen Phasen ja auch zusammen. Außerdem muss ich mir auch mal vor Augen führen, was wir alles schon geschafft haben.

  • Hi ricci,
    Schau mal in die DVD "Das Kleingedruckte in der Körpersprache der Hunde" von Ute Blaschke-Berthold rein.
    Es veranschaulicjt recht gut mit vielen Videosequenzen die feinfühlige Kommunikation von Hunden. Vielleicht hilft dir das deinen Hund besser lesen zu können.
    Mir hat es jedefalls sehr gut geholfen, und es sensibilisiert darüber hinaus auch generell auf Kleinigkeiten zu achten und Verhaltensweisen zu hinterfragen.
    Vielleicht hast du auch Gelegenheit zu einem der Seminare zu gehen. Frau Blaschke-Berthold erklärt sehr gut und verständlich mit einer Priese Witz.

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