Geräuscheangst - wir wollen daran arbeiten

  • Alles fing damit an das wir durch eine Umterführung gingen und die wuchtige Tür einer öffentlichen Toilette zuknallte.
    Yoshi blieb zuerst wie erstarrt stehen, fing an zu zittern, zu jammern, zog wie verrückt...


    [media]http://youtu.be/HFB1Lgk40Vo[/media]


    Dann kam Silvester. Das Jahr zuvor hatte sie alle 30 Minuten Bachblütentropfen bekommen und Mitternacht verpennt.
    Das Jahr drauf jedoch reagierte sie schon auf dem ersten Knall um 20:00 mit zittern, hecheln, sabbern und war nicht mehr abzulenken.
    Es wurde so heftig das sie schließlich um 21:00 Tavor bekam und wir alle schlafen gingen.


    Letzte Woche kam ein Gewitter, wie schon viele zuvor.
    Nur leider war ihre Reaktion eine ganz andere als sonst.
    Sie fing das Zittern an und sabberte, verkroch sich unterm Wohnzimmertisch. :verzweifelt:



    Heute gab es wieder ein Gewitter.
    Das Spiel ging von vorne los.
    Als ich sie unter dem Tisch raus hatte packte ich sie in ihr Thundershirt und versuchte sie mit Clickern und Leberwurst abzulenken.
    Das gelang nach einiger Zeit auch, wenn auch eher mäßig.


    Meine Idee ist es nun mit einer Geräusche CD zu arbeiten.


    Wer noch Tricks, Tipps und Vorschläge hat, nur her damit! :winken:

  • Ich finde, die CD ist eine gute Idee.


    Vermutlich merkt der Hund auch mittlerweile, dass ihr besorgt seid, wenn es mal laut wird, weil ihr eben diese Erfahrungen schon gesammelt habt.


    Fangt langsam an, ihn zu desensibilisieren. Nicht direkt mit großen Krachern sondern erst mit kleinen Geräuschen.


    Es gibt tolle Programme mit verschiedenen Geräuschen im Internet.


    Versucht doch einfach immer mal während des Spiels unterschiedliche Geräusche abzuspielen (geht auf Tastendruck). Ihr selber solltet gar nicht groß auf die Geräusche reagieren, damit der Hund in seiner Besorgnis nicht noch verstärkt wird.


    Und dann laaaangsam vorantasten. Mini-Schritte machen, damit der Hund quasi nicht versagen kann. Und wenn er sich doch zu sehr erschrickt, dann direkt wieder 5 Gänge zurückschalten.


    Mit seinen Ohren ist aber alles ok, oder? Nicht, dass er ne Ohrenentzündung hat und deshalb auf Geräusche stärker reagiert als früher - weils halt weh tut. (Nur so ein Gedanke)

  • Hi Moiraine,


    Ich hab mir gestern noch mal ihre Ohren mit der Taschenlampe angeschaut.
    Sie sind sauber, riechen nicht, sie kratzt sich auch nicht äuffällig oft und reagiert gut auf andere Geräusche.
    Im März hat auch der Tierarzt bei der Vorsorgeuntersuchung reingeschaut.
    Daran wird es wohl nicht liegen.


    Sie ist allgemein ein eher ängstlicher Hund.


    Ich werde es so angehen wie im Buch "Schreck lass nach" von Westedt.
    Um den allgemeinen Stresslevel und die damit im Körper befindlichen Stresshormone erstmal abzubauen gibt es eine Zeit lang nun Runden die weniger stressig sind.
    Also Angstauslöser meiden, keine öffentlichen Verkehrsmittel und große Menschen- oder Hundemengen etc.


    Danach werde ich mal mit dem geringsten aber häufigsten Angst-, bzw. Stressauslöser anfangen. Das ist in dem Fall ein Plakat das 20m von unserer Haustür entfernt hängt.


    Wenn ich den rausbekomme dürfte der allgemeine Stresslevel sinken und die Reaktion auf andere beängstigende Dinge weniger schlimm ausfallen.


    Außerdem möchte ich hier ein Tagebuch zu den Situationen führen.
    Vielleicht fällt ja dem ein oder anderen noch was dazu ein.



    09.05.15


    Heute Abend gab es nach dem ersten Gewitter kurze Zeit später noch mal eines als wir schon im Bett waren.
    Yoshi hat wieder mit zittern reagiert und wollte sich in der Küche verkriechen.
    Mit Thundershirt und Rescue Tropfen kehrte nach 40 Minuten wieder Ruhe ein. Wir hatten alle Läden und Fenster geschlossen.
    Der Regen war mäßig, der Donner entfernte sich.


    Yoshi wollte in die Küche, dort hält sie sich normalerweise nie auf.
    Die Küche hat im Gegensatz zu Schlaf und Wohnzimmer keinen Teppichboden.
    Das bringt mich zu der Frage was an der Sache mit der statischen Ladung bei Gewittern dran ist.
    Kann es sein das sie die Küche aufgrund des Bodenbelags ausgewählt hat?

  • Ich habe mir gerade nochmal das Video angesehen. Vorweg: ich bin keine Hundetrainerin, Psychologin oder sonstwas. Daher ist das hier als absolut laienhafte Meinung zu verstehen!


    Ja, da ist ein Hund, der verunsichert ist, und Angst hat.


    Aber "zog wie verrückt an der Leine" kann ich nicht erkennen.


    Ich hatte in diesem speziellen Video den Eindruck, dass du als Halterin auch nicht wirklich entspannt gewirkt hast. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr euch da gegenseitig einen Ball zuwerft. Hund ist nervös - Halter wird deshalb auch nervös - Hund merkt das und wird noch ängstlicher - Halter reagiert ebenfalls immer nervöser... Das kann ein Teufelskreis sein.


    Ängstliche Hund brauchen Souveränität von ihrem Menschen um zu erkennen, dass ihre Angst erkannt wird und dass sie sich auf ihren Menschen verlassen können.


    Ich hatte auf dem Video den Eindruck, dass der Hund etwas allein mit seiner Angst war. Die Einkäufe lagen auf dem Boden, ihr seid stehen geblieben und von oben kam ein relativ distanziert klingendes "ist gut".


    Vielleicht versuchst du mal Folgendes: Wenn der Hund sich das nächste Mal erschrickt, dann knie dich runter, kraule ihn auch kurz beruhigend, und dann versuche, ihn abzulenken. Wenn du mit ihm redest, versuche eine festere Stimme zu nutzen. Zeige dem Hund, dass du Herr über die Lage bist.


    Hier einfach stehenzubleiben halte ich für den falschen Weg. Dadurch, dass er keine anderen Angebote bekommt, muß der Hund mit seiner Angst allein fertig werden.


    Gibt es etwas, was der Hund gerne tut? Oder Übungen, die ihr machen könnt? Ich denke, wenn man in der gezeigten Situation versucht, den Hund abzulenken, dann zeigt ihm das mehr als alles andere, dass die Situation gar nicht soo schrecklich war.


    Vielleicht hilft es auch, ein Entspannungswort zu konditionieren?


    Grundsätzlich finde ich aber die Idee, erstmal die Reize herunterzufahren und dann langsam anzufangen, ihn wieder daran zu gewöhnen (in Mini-Schritten), ganz gut.


    Vielleicht hilft hier auch der Kontakt zu einem Hundetrainer in der Hundeschule?

  • Nachtrag:
    Wenn du ein bisschen Englisch verstehst, guck dir auf Youtube mal folgende Videos von Zak George an:


    How to Train your Dog Not to be Scared


    Working with a Fearful or Nervous Dog (Beaux)


    How To Teach a Shy, Fearful, or Nervous Dog!


    Die Hunde haben jetzt nicht exakt das gleiche Problem wie Yoshi, aber ich denke, die Grundmethoden lassen sich gut übertragen.


    Ich finde die Videos echt großartig und mag Zaks Trainingsansätze.


    Was vergleichbares habe ich auf Deutsch leider nicht gefunden, sorry.

  • Das Video ist nur eine Momentaufnahme.
    Als sie das Zerren angefangen hatte und zu jammern hatte ich besseres zu tun als zu filmen. ;)
    Da hatte sie sich schon etwas "beruhigt".


    Yoshi wiegt um die 25kg und wir machen Zugsport.
    Ihr könnt euch also vorstellen das da ordentlich Kraft dahinter war.


    Ich hatte im ersten Moment die Wahl sie loszulassen (oben wäre allerdings eine riesige Kreuzung gewesen) oder sie daran zu hindern wegzulaufen.
    Am liebsten wäre ich mit ihr die Treppe nach oben, aber das hätte wahrscheinlich schmerzhaft geendet. :/


    Ich gebe auch ehrlich zu das ich in der Situation komplett überfordert war, weil es zuvor noch nie passiert ist.


    Heute würde ich anders reagieren.


    Die Videos werde ich mir gleich mal anschauen, danke Moiraine.


    @Sadako


    An dem Markerwort arbeite ich seit einer Woche.
    Unseres ist "Müüüüüdeeeeee" :bindafür:

  • 13.05.15


    Heute waren wir im Englischen Garten unterwegs als es plötzlich in der Ferne donnerte.
    Yoshi reagierte darauf nicht so extrem wie beim letzten Gewitter.
    Die Rute ging ein wenig runter und auf Aufforderung kam sie zu mir und ich leinte sie erstmal an.


    Als ich ein paar Minuten später merkte das sie wieder sicherer wurde lies ich sie von der Leine und sie lief erst einmal neben mir her. Rannte dann mit den anderen Hunden weiter und spielte ausgelassen.


    Ein paar Minuten später kamen wir auf eine Holzbrücke zu.
    Als wir sie gerade überqueren wollten kamen Inlineskater und es gab ein donnerndes Geräusch.
    Yoshi blieb stehen und fing zu zittern an.
    Ich lies sie passieren und forderte Yoshi hüpfend dazu auf mit mir über die Brücke zu rennen.
    Sie rannte mit mir über die Brücke, auf der anderen Seite musste ich sie etwas abbremsen und wir gingen normal weiter.


    Den Rest des Weges benahm sie sich völlig normal, schlief auch im Bus schon auf meinen Füßen.

  • Das Markerwort wollte ich in der Situation nicht verwenden, da ich glaube das es dafür noch zu früh ist.


    Leider ist mir erst jetzt aufgefallen das es wahrscheinlich besser gewesen wäre mit Yoshi von der Brücke wegzugehen anstatt stehen zu bleiben.

  • Ich finde, das ist doch schon ein ganz großartiger Erfolg!
    Dein Hund hat sich von dir ablenken lassen und hat sich durch deine Souveränität offenbar beruhigen lassen :-)


    Das zeigt doch, dass du auf dem richtigen Weg bist.


    Freut mich total für euch!

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