Ich möchte eine Hypothese veröffentlichen und ggf. diskutieren,
die zu beschreiben versucht, ob, warum und in welchem Maße der
Idiotenquotient (im Folgenden kurz „IQ“ genannt) Einfluss auf das
gesellschaftliche Leben der deutschen bzw. europäischen Einwohner
ausübt.
Vorweggenommen sei, dass die Definition des Begriffes „Idiot“
stets im Auge des Betrachters liegt und somit als hochgradig
subjektiv und relativ gelten muss. So sind die Begriffe
„Idiotenquotient“ und „Zeit“ von vergleichbarer Relativität
(im Laufe der Abhandlung wird dies auch wiederholt auf den Terminus
„Ernsthaftigkeit“ zutreffen).
Der IQ drückt das Verhältnis der Anzahl von Idioten in Bezug auf
die Gesamtbevölkerung aus. Mathematisch ausgedrückt:
IQ = GV : I
GV ist dank historischer Aufzeichnungen – zumindest beschränkt
auf den Deutschen Raum - halbwegs nachvollziehbar, für „I“ ist
der Wert noch zu ermitteln.
Schon etwa 400 Jahre vor Christi Geburt wies der Grieche Sokrates
auf die Risiken einer zunehmenden Verdummung des eigenen Nachwuchses
hin. Eine, angesichts des aktuellen politischen und
gesellschaftlichen Verfalls in seinem Heimatland, nahezu prophetische
Erkenntnis.
Folgern lässt sich hieraus, dass der gemeine Idiot seit Beginn
der Geschichtsschreibung in Europa heimisch ist.
Um den IQ der deutschen Bevölkerung zu ermitteln, hilft es
vielleicht, eines seiner Synonyme zu betrachten und zwar eines, dass
vorwiegend im Singular anzutreffen ist: der Dorftrottel.
Die genaue Herkunft des Begriffs „Trottel“ ist nicht bekannt,
er soll jedoch glaubhaften Quellen nach österreichischen Ursprungs
sein und ist weitgehend geläufig. Ich unterstelle deshalb und der
Einfachheit halber, dass der Trottel ein wiederkehrendes Phänomen
des Dorfalltags darstellt.
Im frühen Mittelalter (circa 500 – 750 a. d.) bildeten sich im
deutschen Raum die ersten Dörfer aus.
Das durchschnittliche Dorf bestand aus 10 Einzelhöfen mit etwa 70
Einwohnern.
Ich behaupte vereinfachend, dass bereits im frühen und späteren
Mittelalter auf jedes Dorf ein Trottel kam. Daraus ergibt sich ein
Verhältnis von 70: 1 oder kürzer: ein IQ von 70.
Angewendet auf die Gesamtbevölkerung des 14. Jahrhunderts (12
Mio.) würde dies bedeuten, dass sich im gesamten deutschen Raum
damals rund 170 000 muntere Trottel tummelten.
Auf das heutige Bundesgebiet (81,8 Mio. Einwohner) kämen dieser
Idee nach knapp 1, 17 Mio. Trottel (im Folgenden wird nun wieder der
politisch korrekte Begriff „Idiot“ verwendet).
Wie ihr bis hierhin sicherlich schon festgestellt habt, sind diese
Ergebnisse Humbug. Immerhin hatte ich eingangs geäußert, der
Idiotenquotient sei nicht nur relativ, sondern auch subjektiv und die
Anstrengung einer exakten Berechnung somit eben so wenig
erfolgversprechend, wie der Versuch, die allgemeine
Relativitätstheorie um den Faktor „Langeweile“ zu erweitern.
Ein Gedankenbeispiel jedoch ermöglicht eine vage Vorstellung. Wir
beginnen mit der kleinsten Einheit. Ich stelle mir also vor, ich
hätte einen großen Karton, der das Dorf mit seinen 70 Einwohnern
darstellt. In den Karton gebe ich einen Gummiball – das ist der
Idiot. Wenn ich den Karton nun schüttle, ist das was darin passiert,
recht absehbar. Der Ball wird im Karton herum rollen und dabei
wiederholt mit den Wänden kollidieren. Nicht weiter spannend.
Als nächstes stelle ich mir vor, mein Karton repräsentierte
Hamburg mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern. Bei einem angenommenen
IQ von 70 m müßte der Karton bereits ausreichenden Platz für 26
000 Gummibälle bieten.
Durch die Menge an Bällen, die während des Schüttelvorgangs nun
nicht mehr nur mit den Wänden, sondern auch mit einander
kollidieren, sind Ursache und Wirkung der einzelnen Zusammenstöße
oder auch Vorkommnisse kaum mehr nachvollziehbar.
Um hieraus evtl. entstehende Folgen für das Dasein des Einzelnen
ableiten zu können, ist die Betrachtung eines Alltagsausschnitts
möglicherweise sinnvoll. Als Beispiel soll der Wandel des Umfelds
eines dorfbewohnenden Hundehalters in den letzten 35 Jahren dienen.
Kurz: Die Auswirkung von hundehaltenden Trotteln, auf
hundehaltende Trampel.
Beliebiger Hundespaziergang 1980, irgendwo auf der norddeutschen
Geest:
Ein Bauer ist mit seinem Hofhund im Feld. Winken und weiter gehen.
Beliebiger Hundespaziergang 1990, irgendwo auf der norddeutschen
Geest:
Ein Bauer ist mit seinem Hofhund im Feld. Winken und weiter gehen.
Beliebiger Hundespaziergang 2000, irgendwo auf der norddeutschen
Geest:
Ein Bauer ist mit seinem Hofhund im Feld. Winken und weiter gehen.
Am Horizont taucht ein fremder Spaziergänger mit Hund auf, leint
an, dreht um, geht weg.
Beliebiger Hundespaziergang 2010, irgendwo auf der norddeutschen
Geest:
Ein Bauer ist mit seinem Hofhund im Feld. Um den Hofhund hüpft
ein bellender, fremder Hund. Eine meckernde Frau steht am Feldrand.
Winken und weiter gehen.
Am Horizont taucht ein fremder Spaziergänger mit Hund auf, leint
an, fasst die Leine kurz und stellt sich auf einen Kurzkampf mit
seinem Tier ein. Er läuft in einer optisch gewagten Mischung aus
Stolpern und Stechschritt vorbei.
Am Waldrand kurz vor der nächsten Ortschaft, stehen
outdoor-tauglich gekleidete Frauen im Knick. Mit Geschirren
bekleideten Hunden werden mit Wurstschmatze gefüllte Tuben ins Maul
gedrückt, während diese lautstark eine vorbeireitende Dame
anfeuern.
Beliebiger Hundespaziergang 2015, irgendwo auf der norddeutschen
Geest:
Der Bauer geht ohne Hund auf's Feld. Winken und Weitergehen.
Am Horizont taucht ein fremder Spaziergänger mit Hund auf, leint
an und weist im Vorbeigehen, gegen das Bellen seines Hundes
anbrüllend, auf die Vorzüge der Euthanasie bei schwarzen Hunden
hin.
Eine ausgelaugt aussehende Dame mit sechs oder sieben angeleinten
Pflegehunden ergreift schnellen Schrittes die Flucht.
Ein junges Paar ist bemüht, drei hektisch hüpfende, mittelgroße
Hütehunde zeitgleich in einen Kofferraum zu pferchen.
Ein älterer Herr versucht sich im Ferkelgreifen mit seinen jungen
Dobermann, der hilflos in einem Interessenkonflikt aus
weiter-frisch-bestellten-Acker-umgraben und fremden-Hund-kennenlernen
gefangen ist.
Von weiter hinten erschallt die gebrüllte Bitte zwecks
Routenabstimmung doch Informationen über den weiteren Spazierweg zu
geben.
Die vor allem in den letzten 5 Jahren stark gewachsene Anzahl der
Vorkommnisse, verhält sich tatsächlich leicht überproportional zum
Einwohnerwachstum in der beschriebenen Region. Feststellbar war
zudem, dass ein noch ungeklärter Zusammenhang zwischen der
Häufigkeit der Vorkommnisse und den vorherrschenden klimatischen
Verhältnissen besteht.
Auch eine Verbindung zwischen wiederkehrenden zeitlichen
Phänomenen wie Ostern, Ferien oder Wochenende und Spitzenwerten bei
der Messung idiotiebegründeter Vorkommnisse ist kaum zu übersehen.
Weitere Beobachtungen haben überraschend ergeben, dass
theoretisch die Möglichkeit besteht, dass Teile des hypothetischen
Kartons ab einem bestimmten Verhältnis von Schüttelstärke und
Ballanzahl aus der festen Struktur der Kartonwände herausgeschlagen
werden könnten. Dies hätte eine Verkleinerung des Kartonvolumens
bei gleichzeitigem Anstieg der Gummiballmenge zur Folge.
Was geschieht, wenn die Werte für die Kartonvolumenabnahme
und/oder die Ballzunahme gegen unendlich gehen, vermag ich bisher
nicht einmal im Ansatz zu überblicken.
Ich erhoffe mir durch das Teilen meiner Gedanken Hilfe von
weiteren Experimentalsoziologen und Schizomatikern bei der
Entwicklung und Vervollständigung des Gedankenmodells zur Berechnung
des demographisch relevanten IQ oder zumindest Nachsicht dafür, dass
ich an einem Donnerstag Mittag nichts besseres zu tun hatte. Ich
warte auf den Handwerker.