Kontrollzwang beim Jack Russel oder was ist das?

  • AnnaAimee, du erklärst das wirklich toll :gut: Ich schließe mich dir da zu 100 % an.

  • Ich möchte gerne noch einen anderen Blickwinkel einwerfen.
    Der Hund hat sich DICH als Bezugsperson ausgesucht, und was machst du? Du versuchst es zu verhindern, indem du dich aus allem rausziehst.
    Sieh es mal aus Hundesicht: Sie möchte sich dir anschließen, eine Beziehung aufbauen und ist sehr bemüht darum. Natürlich sucht sie die Nähe und ist dabei so konsequent weil sie ja gar kein vernünftiges Feeback von dir bekommt.
    Man kann es sich nicht aussuchen wen der Hund sich als Bezugsperson aussucht und es dann so abzutun wie du es tust finde ich nicht fair dem Hund gegenüber.
    Sei ihre Bezugsperson, zeig ihr woran sie ist, das du sie durch sämtliche Lebenslagen führen kannst und sie dir vertrauen kann. Sie "schwimmt" gerade etwas und du lässt sie alleine.
    Hat sie deine Stabilität und deine Führung so kann sie sich zurücklehnen und dir Entscheidungen überlassen. Momentan trifft sie alle.


    Ich lese aus deinen Postings einen sehr unsicheren und führungslosen Hund heraus und keinen kontrollwütigen aggressiven Terrier.


    Das alles bedeutet nicht dass du sie gewähren lassen sollst, sie muss schon wissen was geht und was nicht.
    Aber die Probleme insgesamt werden sich erst lösen wenn du dich der Aufgabe stellst und sie nicht abgibst an deine Familie.

  • Hallo Cruzado,
    vielen Dank für deinen anderen Blickwinkel.


    Ganz so extrem wie du es beschreibst ist es nicht.
    Ich füttere die Hunde nicht und mache keine Zirkuslektionen mehr mit Lucie.


    Es gibt trotzdem Kuscheleinheiten, den morgentlichen Spaziergang und alltägliches gewünschtes, lange antrainiertes Verhalten wird von mir positiv gewürdigt. Und du kannst mir glauben, sie musste sehr viel lernen und verarbeiten ...
    Sie darf an meiner Seite sitzen oder liegen. Aber ich möchte nicht, dass sie mir ständig hinterher läuft.


    Sie ist ein extrem sensibler und unsicherer Hund und hat in ihren ersten 9 Monaten gelernt, das wegbeissen (egal ob Mensch oder Tier) die beste Lösung war.
    Daran arbeiten wir seit 5 Jahren und haben schon große Fortschritte erzielt.


    Das Knurren wenn sie sich in unsere Unterhaltungen einmischt ist sicherlich eine Art von Aggressivität, jedoch verstehe ich das eher als meckern. In diesem Moment braucht keiner Angst zu haben.
    Deswegen auch die Überschrift: Kontrollzwang oder was ist das?


    Sie macht gefühlt (genau weiß ich es nicht mehr) seit 2 Monaten im Haus die o.g. Probleme. Und genau diese möchten wir jetzt angehen und haben nach Tipps gefragt.


    Zur Zeit schicken wir sie beim spontanen knurrigen Aufspringen zurück auf den Platz, wie empfohlen. Das "aus" in dieser Situation wird abgeschafft.
    Dauert sicherlich noch eine Weile, aber eigentlich lernt sie schnell.


    Bis die nächste "Macke" zu Tage kommt ;)


    LG

  • Du beschreibst meinen Hund!


    Wir haben es auch in den Griff bekommen, und ihr schafft das auch! :)
    Bei einem so sensiblen und auch unsicheren Hund muss man nur wirklich genau herausfinden ob es Kontrollzwang ist, oder nur die Suche nach Nähe und Sicherheit. Wenn man sich da vertut und falsch handelt, kann man sich viel kaputt machen, daher mein Einwurf aus einer anderen Perspektive.
    Ich habe das nämlich leider alles schon durch.
    Bei mir standen Hundetrainer im Haus die der Meinung waren mein Hund würde mich kontrollieren und ich müsste das unterbinden indem ich sie auf den Platz schicke. Sie dürfe nicht mehr aufs Sofa, nicht mehr ins Bett...das übliche eben was man dann zu hören bekommt.
    Ich habe es umgesetzt (wusste es einfach nicht besser) und damit unserer Beziehung sehr geschadet.
    Mein Hund hat den letzten Funken Vertrauen in mich verloren.
    Ich habe es gemerkt und alles über Board geworfen und nach meinem Instinkt gehandelt. Es wurde zum Glück alles gut, und als mein Hund volles Vertrauen zu mir hatte wurde auch die Unsicherheit weniger. Sie lief mir nicht mehr dauernd hinterher und versuchte auch nicht mehr alles selbst zu regeln. Für einen unsicheren und bestimmt auch sehr intelligenten Hund wie deinen, der bisher eigene Problemlösungen parat hatte, ist es schwerig dies abzutreten an wen anders. Da muss wirklich ein 100 '% Vertrauen in deine Führungsqualität vorhanden sein und ich vermute da hapert es bei euch.


    Aber es ist wie gesagt nur ein Gedanke und ich kann vollkommen falsch liegen. Daher sucht euch einen guten! Trainer und findet heraus ob es tatsächlich Kontrollzwang ist. Vertrau da nicht einfach nur einem Forum. Wir haben deinen Hund alle noch nie gesehen.

  • Vielleicht noch einen Zusatz: bei unsicheren Hunden sind Routine und immer die gleichen, klaren Regeln wichtig. Zieht ihr erzieherisch alle am gleichen Strang? Sieht es für den Hund so aus, dass wenn jemand 'Sitz' sagt, die gesamte Familie (inklusive Freund und Freundin) geschlossen dahinter stehen? Das bedeutet nun nicht, dass alle im Chor 'Sitz' rufen, sondern eher, dass die anderen den Hund ignorieren und sich ihm erst wieder zuwenden, wenn er das Kommando richtig ausgeführt hat. Einmal Hü und einmal Hott stiftet kein Vertrauen, sondern Stress.


    Sieht Euer Tagesablauf immer etwa gleich aus, so dass der Hund sich, aus seiner Sicht, 'auf Euch verlassen kann'?


    Wird dem Hund die Chance gegeben, richtig zu handeln und das richtige Verhalten ausgiebig belohnt? Lohnt sich richtiges Verhalten für ihn überhaupt? Kriegt er ein positives Feedback, wenn er sich richtig verhält oder kriegt er nur dann Aufmerksamkeit, wenn er sich falsch verhält? Ein klassischer Fall wäre das 'aus!' rufen, jedes Mal, wenn der Hund bellt oder knurrt. Die Rückmeldung 'seiner' Menschen sieht für den Hund dann nur so aus: 'das bitte nicht, Hund. Das aber auch nicht. Nein, und das bitte auch nicht.' Das erzeugt Frust, weil niemand dem Hund sagt, was er denn bitte tun soll. Anstatt den Hund nur zu korrigieren, wäre es besser, ihm stattdessen ein Alternativverhalten zu zeigen und ihn zu loben, wenn er es zeigt. Das 'Auf den Platz!' sollte also keine Strafe sein, sondern eine Alternative, die, wenn er sie denn wählt, zum Beispiel mit einem leckeren Kauartikel belohnt wird. Damit er diesen nicht nach oben trägt, sondern auf dem Platz frisst, kann man ihn dort auch anbinden. Hier bietet sich, wie bereits vorgeschlagen, natürlich auch eine Box an. Diese darf man, wenn der Hund ja futteraggressiv ist, durchaus auch mal schliessen wenn der Hund gerade mit Fressen beschäftigt ist.

  • Hallo Cruzada und Annette,


    als erstes einmal ist klar, dass ihr den Hund nicht kennt und mir klar war, das ich noch vieles dazu schreiben muss. Aber selbst dann kann man übers i-net den Hund mit seinen Macken nicht kennen.
    Ich habe nach Tipps gesucht und die habe ich bekommen.
    Mein Bauchgefühl sagt mir dann was für uns richtig oder falsch ist.


    Unser Tagesablauf ist in Bezug auf die Hunde immer gleich.
    Da auch die Freunde der Kinder alle Hunde haben (Dorfkinder), wissen sie schon wie man mit Hunden umgeht und mischen sich nicht dazwischen.


    Eingesperrt sein ist für Lucie die größte Strafe überhaupt und das werden wir nicht praktizieren.
    Sie liebt ihr Körbchen und liegt auch gerne drin.


    Den größten Fehler habe ich bis jetzt gemacht. Ich habe immer erst beim 3., 4. oder 5. Mal bewusst gemerkt, das sie mir wieder gefolgt ist.
    Das unterbinde ich jetzt gleich, in dem ich ihr sage,, das sie auf ihrem Platz bleiben soll.
    Den Anstoss brauchte ich aber erstmal.

  • als erstes einmal ist klar, dass ihr den Hund nicht kennt und mir klar war, das ich noch vieles dazu schreiben muss. Aber selbst dann kann man übers i-net den Hund mit seinen Macken nicht kennen.
    Ich habe nach Tipps gesucht und die habe ich bekommen.
    Mein Bauchgefühl sagt mir dann was für uns richtig oder falsch ist.

    Genau, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wir können hier nur nach dem gehen, was Du uns erzählst und raten dann aufgrund unserer Erfahrung. Du alleine siehst und erlebst den Hund und kannst beurteilen, was richtig für ihn ist.


    Unser Tagesablauf ist in Bezug auf die Hunde immer gleich.
    Da auch die Freunde der Kinder alle Hunde haben (Dorfkinder), wissen sie schon wie man mit Hunden umgeht und mischen sich nicht dazwischen.

    Sehr gut. Routine vermittelt Sicherheit.


    Eingesperrt sein ist für Lucie die größte Strafe überhaupt und das werden wir nicht praktizieren.
    Sie liebt ihr Körbchen und liegt auch gerne drin.


    Den größten Fehler habe ich bis jetzt gemacht. Ich habe immer erst beim 3., 4. oder 5. Mal bewusst gemerkt, das sie mir wieder gefolgt ist.
    Das unterbinde ich jetzt gleich, in dem ich ihr sage,, das sie auf ihrem Platz bleiben soll.
    Den Anstoss brauchte ich aber erstmal.

    Es geht weniger darum, den Hund ein- oder wegzusperren, sondern darum sowohl den Hund als auch die Mitmenschen zu schützen wenn der Hund etwas Fressbares in der Nähe hat. So ein Kennel wird von vielen Hunden als 'Schutzhöhle' empfunden, vorausgesetzt man gibt dem Hund erst die Chance, diesen Platz als seinen Rückzugsort kennen zu lernen. Dass der Hund ausrastet, wenn er eingesperrt ist, könnte durchaus auch am Kontrollverlust liegen, den er dann erlebt. Ein Entspannungstraining, bei dem er lernt, dass er sich nicht kümmern muss und im Kennel einfach entspannen darf, kann hier also durchaus helfen.


    Ich denke auch, dass es dem Hund sehr helfen würde, wenn er merkt, dass ein Kommando so lange gilt, bis Du es auflöst und nicht, bis es ihm passt. Konsequenz ist hier sicher das Zauberwort. Muss der Hund sich ständig darum bemühen, herauszufinden, was denn jetzt gilt, erzeugt das nur zusätzlichen Stress. Schlussendlich geht es hier darum, wer den längeren Atem hat. Der Hund wird anfangs in seinem Verhalten sicher noch extremer werden. Das ist aber völlig normal, weil er genau dann testet, ob die Struktur, die ihm ein Kommando gibt, auch tatsächlich stabil und sicher ist.

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