Bellen und Knurren aus Unsicherheit

  • Zitat

    Angst kann man nicht verstärken, wenn man was Gutes hinzufügt. Angst ist ein Gefühl, kein Verhalten. Man könnte die Angst nur steigern, wenn man als Mensch noch was Negatives dazu packt (meckern, Wasser spritzen etc.).


    Ohne jetzt so genau mit Emotionen, Gefühlen und Verhalten ins Detail zu gehen... Ich vermute, dass die Pöbelei gegen Leute bei meinem Hund damals so zustande kam, dass ich ihm möglicherweise durch meine gesteigerte Aufmerksamkeit das Pöbeln gegen alle (!) Spaziergänger erst beigebracht habe - einfach durch Bestätigung (Markerwort plus Leckerli) und Aufmerksamkeit an der falschen Stelle. Ich habe sozusagen aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Als der Hundetrainerin auffiel, dass mein Hund nach dem Bellen immer zu mir kuckt (macht er bei Hunden nicht), empfahl sie mal auszuprobieren, das Bellen gegenüber Leuten total zu ignorieren. Dh. wenn er sich zu mir umdrehte, schaute ich gerade wo ganz anders hin. Und er hat bald wieder aufgehört Leute anzupöbeln. ;) Steckt jedoch wirklich Angst hinter dem Verhalten, wird ein Ignorieren wohl nicht funktionieren.

  • Ich habe da ganz andere Erfahrungen und diese nicht nur mit meinen Hunden.


    Vor allem, wenn dein Hund beim Bellen zu dir guckt, erwartet sie deine Hilfe.


    Selbst wenn dein Hund allerdings bellt, um von dir Lob zu bekommen, so ist das Bellen schon aus einer Motivation heraus, die man dann weiter shapen kann. Dieses Bellen ist das sozusagen ein Trick und nicht mehr aus Unsicherheit. Das wäre doch ein Fortschritt. Wie gesagt, das Bellen kann man dann ja noch durch shapen "in den Griff" bekommen.


    Ein Click, so er denn richtig gut konditioniert ist, bringt dem Hund immer positive Gefühle, egal ob er gerade aus welchen Gründen auch immer aggressiv ist. In seinem Hirn kommen trotzdem schöne Gefühle durch, selbst wenn der Hund in dem Moment nichtmal auf den Clicker reagiert.


    Ich möchte dich nicht überreden oder so. Nicht falsch verstehen :smile: Ich habe halt nur sehr gute Erfahrungen mit dem Clickertraining in solchen Situationen gemacht. Und ich habe nicht nur mit meinen Hunden Erfolg damit.


    Edit: Falls Interesse besteht, hier noch ein Link zum Thema Angst und Verstärkung durch Zuwendung: http://markertraining.de/march…urch-zuwendung-verstarkt/

  • Zitat

    Ich möchte dich nicht überreden oder so. Nicht falsch verstehen :smile: Ich habe halt nur sehr gute Erfahrungen mit dem Clickertraining in solchen Situationen gemacht. Und ich habe nicht nur mit meinen Hunden Erfolg damit.


    Also, bei der Angstaggression gegenüber seinen Artgenosse verwende ich auch den Clicker (bzw. das Markerwort). :smile: Damit haben wir wirklich viel erreicht! Wir haben zwar nicht das "Zeigen und Benennen" geübt, sondern das Weggehen. Da mein Hund die Strategie verfolgte "Angriff ist die beste Verteidigung", wollte ich ihm beibringen, dass wir ab nun den Stress lieber vermeiden. Und ich geb mein Bestes, dass er sich nicht mehr selbst verteidigen muss (Abblocken von Freiläufern).


    "Zeigen und Benennen" hat für mich sowas wie: "Toll, da ist ein anderer Hund". Das finde ich für meinen Hund nicht passend, da er wahrscheinlich schon viele negative Erfahrungen machen musste. Letztes Jahr wurde er auch noch von zwei Tutnixen zerrupft. Seine Skepsis gegenüber anderen Hunden finde ich deshalb nachvollziehbar und völlig berechtigt. Ich gestehe ihm zu, dass er selbst über Sympathien entscheiden darf. Nur soll er sich mit seiner Pöbelei nicht noch zusätzlich in Schwierigkeiten bringen. Klappe halten und vom Acker machen ist nun unsere Strategie :-)


    Mit Pferden hatte er anfangs auch ein Problem. Das übten wir auch mit Markerwort. Da er inzwischen wohl bemerkt hat, dass Pferde von ihm nichts wollen und einfach vorbeilaufen, macht er mit mir einen Bogen, ohne dass ich seine Aufmerksamkeit noch auf mich lenken muss. Wenn ich allerdings merke, dass es etwas schwierig für ihn wird (zb. vier Pferde), dann helfe ihm natürlich.


    Zitat

    Wie gesagt, das Bellen kann man dann ja noch durch shapen "in den Griff" bekommen.


    Das würde ja bedeuten, dass ich ihm durch clickern und Belohnen gesagt habe: "Ja, das hast du richtig gemacht, dass du der Frau hinterhergepöbelt hast." Und dann bringe ich ihm durch Shapen in mini-Schritten bei, dass nur noch Frauen in pinken Jacken anzupöbeln sind und irgendwann, soll er sie nur noch anknurren, etc... ;)
    Da finde ich die Variante einfacher mit "Es lohnt sich gar nicht auf dein Bellen zu reagieren. Denn es war ja sowieso nur ein Spaziergänger." (wie gesagt: bei meinem Hund tauchte das Pöbeln quasi aus dem Nichts auf)

  • Ich gestehe meiner Hündin auch zu, andere Hunde nicht zu mögen. Trotzdem finde ich es gut und wichtig, dass sie bei Anblick von anderen Hunden positive Gefühle haben kann und nicht ausflippen muss :smile: Aber da muss jeder natürlich seinen eigenen Weg finden :smile:


    Nee, du hast dann nicht das Pöbeln (negative Gefühle kann man nicht mit positiven bestärken/verschlimmern) bestätigt sondern maximal das Bellen als Trick (was aber auch nicht passieren muss - es kann nur passieren). Der Hund wird ab dann ganz anders bellen, das hört man raus. Soweit bin ich gerade mit meiner Hündin bei Kühen. Sie ist richtig ausgerastet, wenn wir an ner Kuhweide vorbei mussten. Durch Zeigen und Benennen sind wir soweit, dass sie die Kühe zwar anbellt, aber erstens nicht völlig außer sich und mit ganz anderer Tonlage und zweitens kann ich ohne Probleme ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken.


    Ich bin was das angeht allerdings auch sehr belesen, bilde mich täglich weiter und habe da halt, wie jeder andere Hundehalter auch, meine Erfahrungen sammeln können.


    Anfangs hätte ich nie geglaubt, dass es was bringt, einfach ins Bellen zu clicken bzw. dachte ich auch zuerst, ich würde damit das schlechte Gefühl verstärken. Aber dem ist nicht so :smile:

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