Verzweifelt!! Schwanger! Sehr schwieriger Hund.

  • In so einer Situation würde ich mir einfach völlig klar die Alternativen aufschreiben und mal das ganze emotionale Drumherum versuchen auszublenden.


    1. Trainer holen und mit dem Hund zusammenleben - mit Kind.
    Du hast jetzt schon (zu Recht!!) Angst.
    Das typische Verhalten des Hundes lässt sich aber leider nicht komplett wegtrainieren. Ihr könntet lernen, ihn besser zu lesen und damit umzugehen, ja. Aber der Hund bleibt, was er ist. Es handelt sich z.B. nicht unbedingt um schlechte Sozialisierung, wenn ein erwachsener HSH andere Hunde ablehnt bzw. das kann auch mit guter Sozialisierung genauso kommen.


    2. Die Haltung anpassen - absolut sicherer Zwinger, nur dein Mann geht mit dem Hund raus, und BITTE mit Maulkorb (ich hab immer Schiss mal so jemandem zu begegnen - Hund mit 70 KIlo und Beschädigungsabsicht ohne Maulkorb *schluck*). So wie oben von jemand beschrieben.


    3. Zurück ans Tierheim geben.


    Wenn ich mir überlege. Die ersten beiden Möglichkeiten bringen dich, dein Kind und andere Personen in Gefahr. Vor allem die erste.
    Bedenke: Wenn dein Hund ernsthaft jemanden verletzt, dann wird er auf jeden Fall eingeschläfert.


    Ihr habt dem Hund eine Chance gegeben, ihr habt alles versucht, ich sehe nicht, warum ihr euch Vorwürfe machen solltet, wenn ihr an so einer aufgabe scheitert. Vorwürfe gebühren dem TH, das den Hund an euch vermittelt hat.

  • Der entscheidende Punkt in deiner Situation ist, meiner Meinung nach, gar nicht der Hund!


    Du bekommst dein erstes Baby.
    Du wirst alle Kraft, Aufmerksamkeit und Nerven für dieses Baby brauchen.
    Und du (und das Baby) werden von Anfang an auf unbestimmte Zeit in einem Zustand der ANGST leben?
    Das wird deine Beziehung zu deinem Baby und auch dich selbst schwer belasten.
    Auch das Baby wird mit seinen feinen Antennen dieses Grundgefühl mitbekommen und seine erste prägende Empfindung ist ANGST?
    Und es ist gar nicht auszudenken, was passiert, wenn……. du durch Schlafmangel, Überanstrengung, Chaos mal vergisst, den Hund vom Kind fern zu halten…….
    (Selbstverständlich, liebe Supermütter, gibt es auch völlig unanstrengende Babys und Erstgebärende, die alles voll locker, easy alles perfekt im Griff haben und managen….)


    Nein!


    Schaff eine gute Ausgangsposition für eure junge Familie!
    Das Kind und ihr Menschen gehen da vor!
    Sorry, aber der Hund ist nur ein Hund!

  • Hallo,
    Erst mal Glückwunsch zum angekündigten Nachwuchs.
    Zum Hund:
    Wenn ihr ihn behalten wollt, dann würde ich auch sagen ihr versucht jemanden zu finden, der sich mit dieser Rasse auskennt und mit euch arbeiten kann.
    Allerdings musst du auch an dich und das Baby denken. Aufregung und Stress sind während einer Schwangerschaft keine besonders gute Begleiter.
    Setzt dich doch erstmal mit deinem Mann zusammen und überlegt genau, ob das ganze in dieser Konstellation wirklich Zukunft hat. Auch im Hinblick auf ein Baby, das ja irgendwann anfängt eine gewisse Eigenständigkeit zu entwickeln.
    Wenn ihr 100% überzeugt seid, das euer Hund (und ihr) das packt, dann wendet euch an eine Organisation für HSH oder einen Trainer oder beides. Aber nur dann.
    Solltet ihr der Meinung sein, das es ein Risiko bleibt, dann versucht am besten ein gutes Zuhause für ihn zu finden. Auch über eine Organisation, die auf diese Hunde spezialisiert sind. Das wäre nicht schlimm, nur verantwortungsbewusst gegenüber euch, dem Baby und dem Hund. Manchmal geht es eben nicht, manchmal kann sich die investierte Arbeit aber auch lohnen. Nur du und dein Mann können diese Entscheidung treffen. Ihr könnt es auch erstmal versuchen, mit jemandem vor Ort reden und dann immer noch entscheiden ob es gehen kann. Maß d doch mal einen Profi euren Hund einschätzen. Ein bisschen Zeit ist ja noch.
    Ich wünsche euch einen klaren Kopf und Stärke.
    Genieß die Schwangerschaft und verzweifel nicht, es gibt keine falschen Entscheidungen, nur schwere.

  • Ich kann euch verstehen, denn ich habe auch so einen schwierigen Hund. Er hat einen Deprivationsschaden und wurde auch von den Vorbesitzern geschlagen. Er reagiert außerdem territorial und hat eine sehr krasse Angstaggression, würde auch wenn er es für richtig hält jemanden der ihn bedroht und anfasst zerfleischen - nicht bloß zwicken. Er hat zwar keine 70kg, aber 35kg Dobermannmix haben auch Kraft und Zähne.
    Wir haben seit Monaten eine Hundetrainerin, die wirklich sehr gut ist und sich auch auskennt mit solchen Hunden. Wir haben uns schon bei dem Gedanken einen Trainer zu holen damit abgefunden gehabt dass es kein normaler Hund wird und das wurde uns auch bestätigt. Trotz Fortschritten kann dieser Hund einfach nicht normal reagieren, weil sein Gehirn anders / falsch tickt durch fehlende bzw. falsche Sozialisation.
    Das einzige was hilft ist managen - und zwar richtig. Zuerstmal: Der Hund hat bei uns immer einen Maulkorb auf, da er auch gegen uns geht. Er wird nur zum Fressen abgenommen und dazu ist er in einem extra Raum. Das solltet ihr lieber auch so machen, zumal euer Hund schon mehrmals gebissen hat (dazu ist es bei uns nie gekommen, jedenfalls nicht ohne Sicherung durch Maulkorb). Der Garten ist mit einem 2,5m hohen Zaun gesichert. Er wird draußen niemals abgeleint. Wenn wir besuch haben der mit Hunden klar kommt und sich an die Regeln hält (nicht anfassen, nicht anstarren, nicht drübersteigen usw.) darf er mit Maulkorb dabei sein. Wenn ich das den Leuten nicht zutraue kommt er in seinen Zimmerkennel oder in ein extra Zimmer.
    Ein Baby und dieser Hund wäre unmöglich, und ich sehe das bei euch auch so. Für mich kommt ein Kind nicht in Frage, bei euch ist es jetzt halt passiert. Deswegen würde ich entweder den Hund abgeben, was aber ein Ding der Unmöglichkeit werden könnte, oder tatsächlich über eine Haltung in einem geräumigen Außengehege nachdenken, und dieses so sichern, dass kein Kind auch nur den kleinen Finger reinstecken kann. Zum Beispiel die untersten 1,5m noch mit dickem Plexiglas vor dem Gitter schützen. Natürlich soll der Hund noch Familienanschluss haben und Gassi gehen, aber nur mit Maulkorb. Und keinen Kontakt zum Kind. So etwas muss gewissenhaft gemacht werden, der Zwinger muss immer abgeschlossen sein, ihr müsst den Hund behandeln als wäre er ein wilder Tiger, nicht ein Familienhund. Ich sehe dieses Vorgehen und abgeben als die einzigen sinnvollen Möglichkeiten. Kein Hundetrainer bekommt einen solchen Hund (schon gar nicht in 4 Monaten) so hin, dass man ihn gefahrlos mit einem Kind zusammen lassen kann.


    Wenn ihr möchtet schicke ich eine PM mit den Kontaktdaten meiner Trainerin, die kennt ggf. auch Stellen wo man mal wegen einer Vermittlung nachfragen könnte.


    Ich wünsche euch viel Erfolg und würde mich freuen wenn ihr uns auf dem laufenden haltet.

  • Zitat

    Mein Freund zog die Konsequenzen und managte ab sofort die Haltung seines Hundes sehr verantwortungsbewußt. Das Grundstück wurde sehr, sehr sicher eingezäunt, auch durchgriffssicher Es wurde der Eingang so gesichert, daß kein Fremder unbemerkt auf das Grundstück kam. Ein großer Bereich wurde abgeteilt, in dem sich die Hündin aufhielt, wenn Kinder, Handwerker, Freunde etc. zu Besuch kamen. Die Versorgung des Hundes wurde komplett von ihm übernommen, Spaziergänge nur mit MK und in streßfreiem, einsichtigem Gelände an der Leine, auch wenn er dafür ein Stück fahren mußte. Da die Hündin nicht im Haus lebte, war es ziemlich aufwändig, ihr trotzdem den notwendigen menschlichen Kontakt zu gewähren, alles durch den Schulfreund, der sich große Mühe gab. Es ging auch alles gut so, bis die Hündin mit 9 Jahren krankheitshalber eingeschläfert werden mußte. Alles andere als "ideale Hundehaltung", aber er hat das Beste daraus gemacht und verhindert, daß andere zu Schaden kommen.


    Etwas in dieser Form sehe ich als die einzige Möglichkeit an, wenn man den Hund behalten möchte. Wenn ihr das - verständlicherweise - nicht leisten könnt, würde ich den Hund abgeben. Mit einem so gelagerten Hund kann man sicher etwas erreichen, kann man das Verhalten abmildern, kontrollierbarer machen... aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Dieser Hund wird nie ein Menschenfreund werden und er hat keine Skrupel, auch gegen Euch seine Zähne einzusetzen (wobei man die Situation genauer betrachten müsste. Warum hat er so reagiert? Stress/Übersprungshandlung? Frust?).
    Mit einem Baby stelle ich mir das unglaublich schwer vor, mit einem unfertigen Haus nochmal mehr.

  • Der Hund wird jetzt erwachsen, das Verhalten ist nicht untypisch.
    Die Kombination aus schlechter Behandlung und mangelnder Umwelterfahrungen ist natürlich ungünstig, aber gestört liest er sich nicht.


    Ohne alle mögliche Szenarien aufzuschreiben - in Eurem Fall würde ich dem Hund ein neues Zuhause suchen. Zum Wohle aller.
    Einen Platz für solche Kandidaten zu finden ist schwer, aber Dir wurden ja schon ein paar Anlaufstellen genannt.

  • Auch in meinen Augen gibt es nur zwei Möglichkeiten: gesicherte Haltung im Außenbereich mit Mann als einziger Bezugsperson, oder Abgabe.
    Einen guten, HSH-erfahrenen Trainer (noch eine Stimme für Cordt von meiner Seite) würde ich hinzuziehen, mir dabei allerdings klar machen, dass das Ziel vermutlich nie sein kann, den Hund in die Familie zu integrieren. Es ginge mir um eine professionelle Einschätzung des Hundes und einer Begleitung, wie diese gesicherte Haltung für den Hund bestmöglich aussehen kann.


    Kangals und Kaukasen sind ganz unterschiedliche Typen, während Kangals darauf selektiert sind, fremde Tiere von der Herde abzuhalten, dabei aber häufig menschenfreundlich sind, gehen Kaukasen auch auf den Menschen, wenn der als Eindringling eingestuft wird. Außerdem vertreibt der Kangal eher, der Kaukase setzt die Zähne deutlich schneller ein.


    Der offenbar vorhandene Futterneid hat dabei nichts mit seiner Rasse oder seiner Aggression gegenüber Menschen zu tun, es ist einfach "nur" eine weitere Baustelle.


    Typisch wäre, wenn sich Euer Hund Deinen Mann als Bezugsperson ausgesucht hat - Kaukasen sind häufig Ein-Mann-Hunde und wählen eine einzige Bezugsperson. Das sollte Euch auch im Hinblick auf Dich und später das Kind klar sein.


    Dass sich Euer Hund nicht durch Leckerlis von seinen so eingestuften Feinden ablenken lässt, ist ebenso typisch. Die Angst/ Skepsis vor vielen Dingen kann zum einen mangelnde Sozialisierung sein, ist aber auch Teil des Kaukasen-Charakters: Kaukasen speichern enorm präzise ab, wie ihre Umgebung aussieht, jede noch so kleine Veränderung wird registriert. Gerade die Gegenstände, die Du beschreibst, beinhalten Bewegung, Veränderung - möglich, dass dadurch Mängel in der Sozialisierung noch verstärkt werden.



    Ich würde an Eurer Stelle vermutlich schauen, ob Dein Mann in den kommenden 10 Jahren die alleinige Verantwortung übernehmen kann und will, den täglichen, langen Spaziergang in freier, abgelegener Natur, kleine Trainingseinheiten, Tierarztbesuche, Fellpflege, tägliche Versorgung, usw. Wenn ja, würde ich sofort Kontakt aufnehmen z.B. mit Mirjam Cordt, um nochmals die Hundeunterbringung (nur sicherheitshalber) und den Hundealltag so abzustimmen, dass sich das bereits eingespielt hat, bevor das Kind zur Welt kommt.



    Alles Gute für Deine Schwangerschaft!

  • Dem fehlt nur der vordere Bindehund :lachtot:


    Nee, sorry... Jetzt mal ernst:


    Ich kann absolut verstehen, dass ihr an dem Hund hängt und nicht einfach so aufgeben möchtet. Trotzdem würde ich in anbetracht dessen, dass der Hund so ist wie er ist lieber eine Einzelperson als neuen Besitzer suchen. Mit Kind wäre mir das wirklich zu gefährlich. Und zudem Dein Mann seit 7 Monaten auf der Baustelle schläft - wenn das Baby da ist, wollt ihr doch eine normale Familie sein, oder? Da wirst Du jede Hilfe gebrauchen können und das ist mit diesem Hund schwierig. Und ich finde es nicht egoistisch, den Hund abzugeben. Du hast bald Verantwortung für ein Baby. Mit diesem Hund wird das in dieser Konstellation schwierig bzw. auch gefährlich. Das ist eine Tatsache und demnach würde ich den Hund in geeignete Hände abgeben.

  • Mir wäre es zu riskant mit Baby...


    Meine Nachbarn haben auch so ein Tier, die können es nicht mal ausführen, weil das Viech sie wegreißt.
    Der Hund lebt (und kläfft) 24h auf eingezäunten 40qm.


    Ich finde, man muss einem solchen Hund eine Arbeit (großer Hof, Schafe, zumindest Hühner) zum bewachen bieten. Damit er eine Aufgabe hat. Dann lösen sich viele andere Probleme von selber.

  • Zitat


    Ich finde, man muss einem solchen Hund eine Arbeit (großer Hof, Schafe, zumindest Hühner) zum bewachen bieten. Damit er eine Aufgabe hat. Dann lösen sich viele andere Probleme von selber.


    Leider nein, damit lösen sich viele Dinge nicht von alleine, die unser Leben in hiesigen Gefilden mit sich bringt. Man braucht nicht unbedingt Schafe oder Hühner, um einen Kaukasen gut zu halten. Der Kaukase ist territorial, ob sich da jetzt noch andere Tiere aufhalten oder nicht. Problematisch ist, dass die ursprünglichen Lebensbedingungen bei uns einfach nicht gegeben sind, wir haben nicht viel Platz, und unsere Hunde sollen bitte halbwegs kompatibel sein mit unseren Mitmenschen und deren Hunden.
    Der Kaukase hat seine Arbeit, ob ich will oder nicht. Er bewacht, was auch immer gerade zu seinem Territorium gehört, und das gerne mit Nachdruck.

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