Tierheimhund vor dem Einschläfern retten

  • Herzliches Hallo zusammen :smile: Ich hoffe hier auf eine rettende Idee für einen kleinen, 7jährigen Dackelmischling, der Anfang diesen Jahres in unserem Tierheim abgegeben wurde. Er lebte 7 Jahre in seiner Familie und wurde jetzt erst abgegeben, weil sie mit seiner Bissigkeit nicht zurechtkamen. Ich kenne leider keine genaueren Umstände der Abgabe. Seit Februar gehe ich 3 x wöchentlich mit ihm spazieren und ich habe ihn mittlerweile sehr in mein Herz geschlossen. Ganz langsam und behutsam habe ich sein Vertrauen erlangt und mittlerweile kann ich ihn knuddeln und knuffeln und er genießt die Sparziergänge sehr. Das Problem liegt an seinem Verhalten, sobald er in sich in seinem Zwinger aufhält. Dort verhält er sich höchst agressiv. Will man ihm sein Futternapf reinstellen, geht er auf die Hände und Füße los. Deshalb findet er sein Napf auch immer in seinem Zwinger vor, wenn er sich im Auslauf befunden hat, oder mit mir spazieren war. Er hat auch immer eine Leine um, damit die Pfleger ihn aus dem Zwinger rauslaufen lassen und dann die Leine schnell aufnehmen können. Ich kann problemlos die Leine wechseln, damit er beim Spaziergang an einer Langlaufleine laufen kann. Um es auf den Punkt zu bringen...entschuldigt bitte die ausschweifenden Worte....alle Pfleger haben Angst vor ihm, wenn er in seinem Zwinger ist. Ich hole ihn mittlerweile selber aus dem Zwinger und bring ihn auch wieder rein, betrete den Zwinger dabei aber nicht. Eine Tierpflegerin habe ich mittlerweile dazu bekommen, außerhalb des Zwingers auch mit ihm zu kuscheln. Ist er aber in seinem Zwinger, knurrt er auch sie an und sie lässt ihn dann in Ruhe. Gestern habe ich dann all meinen Mut zusammen genommen, weil ich wissen wollte, ob er auch mich anknurren würde. Nach einem regenreichen Spaziergang, habe ich ihn zum Zwinger gebracht. Es stand kein Futternapf bereit, was ihn schon frustriert hat. Ich bin dann ganz vorsichtig in seine Nähe gegangen und er hat mich angeknurrt. Ich war sehr enttäuscht und traurig, da ich dachte, dass wir mittlerweile eín sehr enges Verhältnis miteinander hätten. Ich habe ihn dann ganz behutsam zu mir gelockt und ihn trotz seines Knurres gaaaanz vorsichtig begonnen, mit einem Handtuch abzutrocknen. Ganz vorsichtig habe ich ihn mit dem Handtuch am Hals berührt und ehe ich mich versah, hat er sich in meinen Schuh verbissen und nicht mehr losgelassen. Ich war völlig geschockt und traurig und konnte mir nicht mehr weiterhelfen, außer ihn mit dem Fuß in seinen Zwinger zu treten, um ihn dort abzuschütteln. Es hat mir das Herz zerrissen. Ich war mir sooooo sicher, dass er mir vertrauen würde. Ich habe dann die Tierpflegerin dazu geholt und bin mit ihr vor seinem Zwinger sitzen geblieben. Nachdem sich alle Gemüter wieder beruhigt hatten, haben wir ihn nochmal rausgeholt und sind eine kleine Runde auf dem Tierheimgelände spazieren gegangen und haben ihn dann zurück in den Zwinger gebracht, in dem dann auch sein Futternapf bereit stand. Ich werde auch weiterhin mit ihm spazieren gehen, da ich mir ganz klar die Schuld gebe, da ich sein Knurren ignoriert habe. Tatsache jedoch ist, dass er trotz unserer guten, engen Beziehung außerhalb des Zwingers, überhaupt keine Entwicklung zeigt, dieses agressive Verhalten abzulegen. Da in diesem Tierheim bereits 2 Hunde eingeschläfert wurden, nachdem es zu Beißvorfällen kam, habe ich große Angst, dass Sammy eines Tages auch die Euthanasie erwartet. Wer hat also irgendeine rettende Idee, wie man diesem kleinen, armen Kerlchen mit diesem blöden Pinn im Kopf helfen kann. Die Tierpfleger scheinen mir tolle Pfleger, aber keinesfalls ausgebildet für Problemhunde zu sein. Wenn ich die personelle Situation und die Anzahl der Hunde sehe, haben sie wohl auch kaum Zeit für die speziellen Einzelfälle. Die Hunde werden eben gefüttert und abwechselnd in den Auslauf gebracht, die Zwinger werden gereinigt und die lieben Hunde bekommen ihre wenigen Streicheleinheiten.....aber die Problemhunde bekommen keine Hilfe und alle warten auf eine Veränderung, ohne Hilfe anbieten zu können. So....jetzt danke ich jedem von Euch, der sich die Zeit genommen hat, meinen Beitrag zu lesen und ich freue mich wahnsinng über jede noch so kurze Antwort. Vielleicht ist ja eine rettende Idee dabei. Ich selber kann Sammy leider nicht zu mir nehmen, da ich nicht alleine lebe und mein Freund keinen Beißer im Haushalt haben möchte (Sammy hat nämlich auch schon mehrfach nach ihm geschnappt). Außerdem besuchen uns regelmäßig unsere Enkelkinder und dieser Gefahr, möchte ich die Kinder schon gar nicht aussetzen.

  • Moin,


    für mich klingt das auf die Schnelle nach einem sehr starken Territorialverhalten. Der Zwinger ist meins, meins und meins. Und wehe Du kommst hier rein..... nicht schön....


    Aber, man müsste eben heraus finden, wie sehr sich das auf und in einem Zu Hause auswirkt. Verteidigt er dann nur seinen Platz, einen Raum oder gar die ganze Wohnung? Das kann man abernur heraus finden, wenn man ihn einen längeren Zeitraum hat.


    Ich denk mir, wenn er nur seinen Platz verteidigt, dann kann man den dort einrichten, wo Enkelkinder nicht hinkommen, Schlafzimmer vielleicht... ist nur eine Idee. Bei mehreren Räumen wird es schweirig. Vielleicht kann man auch die Erstfamilie kontaktieren und expliziet nachfragen, wie es dort war?


    Find ich toll, das Du Dich um so einen Hund kümmerst.


    Sundri

  • Hallo,
    wenn man mal kurz hochrechnet, hast Du seit Februar etwa 80 Mal Kontakt zu dem Hund gehabt - immer nur stundenweise und mit ein bis zwei Tagen Pause dazwischen. Versteh mich bitte nicht falsch - das ist eine enorme Leistung von Dir und ich finde es klasse, dass Du das so druchziehst und Dir soviel Mühe mit dem Kerle gibst. Und das soll jetzt auch überhaupt nicht heissen - nutzt eh alles nix, ist viel zu wenig, Du kannst es gleich lassen, sondern soll Dir noch mal richtig klar machen, dass Ihr für die kurzen Zeitabschnitte, die Ihr miteinander zu tun habt, doch schon einiges erreicht habt!


    Denn für einen problematischen Hund ist das immer noch furchtbar wenig - den 80 Stunden mit Dir stehen da weit über 4000 Stunden gegenüber, in denen nicht viel mit dem Hund passiert ist. Und von diesen 80 Stunden haben vielleicht 10 der unmittelbaren Problemarbeit gedient. (Die Zahlen sind nur grob überschlagen und großzügig gerundet, sie sollen nur beispielhaft sein) Deshalb halte ich es schon für eine enorme Entwicklung, dass Ihr beide ausserhalb des Zwingers offensichtlich schon mal ganz gut miteinander klar kommt.


    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass "solch" ein Hund am besten in einer geeigneten Pflegestelle aufgehoben ist - denn um an dem Verhalten etwas bewirken zu können und auch, um eine tragfeste Beziehung zu dem Hund aufbauen zu können, ist das gemeinsame Leben nun mal sehr hilfreich. Erziehung und das Arbeiten an Problemen findet ja nicht nach Stundenplan statt, sondern im ganz normalen Alltag miteinander ergeben sich immer wieder ganz beiläufig Momente, in denen man auf das Verhalten eines Hundes einwirken kann.


    Wenn keine erfahrene Pflegestelle zur Verfügung steht und Du dem Kerle helfen möchtest, gäbe es ja vielleicht die Option, sich einen Hundetrainer zur Hilfe zu holen? In vielen TH helfen Hundetrainer ehrenamtlich oder gegen einen deutlich geringeren Obulus als bei "privat", evtl. wäre das ja noch eine Möglichkeit für Euch. Auch wären solche Hundetrainer-Besuche eine gute Möglichkeit, den Tierpflegern noch hilfreiche Tipps für Umgang und die "Arbeit" mit dem Hund zu geben, so dass auch ausserhalb Deiner Besuche eine weiterführende Arbeit möglich wäre.


    Sei nicht traurig oder enttäuscht von Sammy wegen des Beissvorfalls - die Situation der Kontaktaufnahme im Zwinger in einem Moment, in dem er eh grad mit "Frust" wegen des Futters zu kämpfen hat, war sicher nicht ganz ideal und für mich liest sich das auch etwas so, als hättest Du zuviel auf einmal versucht, indem Du die Sache mit dem Abtrocknen trotz Knurren durchgezogen hast. Ich kann mir vorstellen, dass es erst einmal völlig genügt hätte, wenn Du einen Schritt in den Zwinger hättest machen können und Sammy das schon mal ausgehalten hätte und Ihr Euch mit dieser guten Erfahrung verabschiedet hättet für den Tag. Auch da kann ein Hundetrainer sehr hilfreich sein, indem man mit diesem zusammen die Lernschritte in geeignete Mini-Häppchen aufteilt.


    LG, Chris

  • Vielen Dank schonmal für die ersten Tipps und Einschätzungen :smile:
    Ich kann leider erst Freitag wieder hin und freu mich schon riesig auf den Kleinen....werde dann aber auf jeden Fall mit der Pflegerin, die auch schon sehr gut mit ihm zurecht kommt, über die Möglichkeit einer Pflegestelle, oder die Kontaktaufnahme zu einem Hundetrainer reden. Wobei....ob sie da was ausrichten kann ? Die Ideen müssten doch eigentlich auch von Tierheim-Seite aus kommen :???:
    Wenn man die Berichte von den TV-Tierheimen und den Umgang mit Problemhunden sieht, dann habe ich oft das Gefühl, das in unserem TH etwas schief läuft und die Tiere dort nur "verwahrt" werden (was mich bei den Geld- und Personalnöten auch nicht wirklich wundert). Naja...mal gucken, wie die Reaktion ausfällt. Lieben Dank schonmal :smile:

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