(Tiermedizin-)Studium mit Hund(en) - Möglich oder utopisch?

  • Hey Foris,
    Bei mir wird es nun auch langsam ernst mit der Zukunftsplanung und deshalb möchte ich mir aus gegebenem Anlass noch mal ein paar Meinungen einholen. Ich weiß, dass es hier den ein oder anderen (Tiermedizin)-Studenten gibt und hoffe einfach mal auf ein paar Infos aus erster Hand.
    Die Situation ist folgende: Ich habe diesen Sommer mein Abitur mit einem Schnitt von 1,9 bestanden. Jetzt bin ich zum Motivationstest bei der TiHo in Hannover eingeladen und auch, wenn ich mir nicht all zu viele Hoffnungen mache, wollte ich mich schonmal erkundigen. Es gibt zwar schon ähnliche Threads, aber mir geht es eben explizit um das Vet. Medizin Studium (bestenfalls in Hannover).
    Mein Plan sah ersteinmal wie folgt aus... sollte ich einen Platz bekommen, müsste ich von Zuhause aus und nach Hannover ziehen. Dort würde ich voraussichtlich erstmal alleine wohnen. Nachdem ich mich ein bis zwei Semester einstudiert habe, wollte ich mir evtl. eine neue Wohnung suchen (Hunde erlaubt) und meine Hündin nach holen, eine Tier freundliche WG mit einem netten Kommilitonen gründen wäre natürlich ideal, aber ich möchte soviel Glück nicht voraussetzen. Es wären also nur ich und meine Hündin, sollte es jedoch mal Prüfungsbedingt eine Zeit lang stressiger werden habe ich die feste Zusage, dass meine Mutter sie sofort nehmen würde. Sozusagen als Plan B. Auch finanziell würde sie mich unterstützen, zudem habe ich genug Rücklagen falls mal eine OP o.ä. nötig sein sollte. Jetzt aber zur eigentlichen Frage:
    Hat hier jemand Erfahrungen mit der Vereinbarkeit des Studiengangs mit Hund? Sind meine Vorstellungen utopisch oder ist das wirklich so -oder ähnlich- umsetzbar? Zu einem noch nicht festgelegten Zeitpunkt (eigentlich war 2015 geplant, aber jetzt wird es Studien bedingt wohl frühestens 2016 soweit sein) war ein Zweithund geplant. Inwiefern würde das die Situation verändern? Hat evtl. Auch Jemand damit Erfahrung?
    Ich mache mir wirklich viele Gedanken, weil ich nicht glaube, dass ich es all zu lange ohne meine Maus aushalte. :( : Andererseits möchte ich weder mein Studium (das ohne Zweifel sehr hart für mich werden würde), noch meine Hündin vernachlässigen.
    Also falls jemand mir etwas zum Thema sagen kann, immer her mit den Infos!

  • Zu meiner Zeit waren in den umliegenden Wohnheimen ("Affenfelsen" und Schwesternhaus) Hunde erlaubt. Wäre also auch eine Möglichkeit. In den Gebäuden der TiHo waren Hunde weitgehend NICHT erlaubt ... Seuchenhygienische Gründe. Es gab damals genügend Studenten mit Hund. Geht also. Irgendwie.
    Einige hatten ihre Hunde dabei, wenn sie nicht in der Nähe wohnten. Diese Hunde lagen dann idR vor den Gebäuden rum und warteten bis Herrchen oder Frauchen wieder raus kam ... Ob das so toll war für die Hunde?


    Grundsätzlich musst Du auch den Zeitfaktor berücksichtigen. Ich weiss nicht, wie es heute aussieht. Aber zumindest in den klinischen Semestern hatten wir teilweise von 7-19 Uhr Vorlesungen und Übungen. Ein Semester lang sogar 4 Tage die Woche. Ok, zugegeben, ich hatte immer darauf geachtet, möglichst früh beim Einschreiben zu sein, um in die Gruppen zu kommen, die freitags keine OP Übungen mehr haben. Dann konnte ich ggf. noch Donnerstags spät nach Hause fahren. Aber bei dem Zeitplan wäre es für einen Hund recht schwierig geworden.


    Machbar ist vieles. Es gibt ja auch Leute, die 8-10h arbeiten und einen Hund halten. Ohne Hundesitter oder sonstige Betreuung zwischendurch. Muss man immer selbst wissen, was man vertreten kann.


    Ich habe unter meinen Kommilitonen beide Meinungen kennengelernt ... Die die sagten "geht gar nicht" und die, die das irgendwie managten ....

  • Ich habe zwar nicht Tiermedizin studiert, wohne aber schon lange in Hannover. Viele VetStudis studieren hier mit Hund. Utopisch ist es also keineswegs, sondern ganz alltäglich. :smile:
    Viele angehende TierärztInnen bereichern Hannovers Hundeszene zB in den Hundesportvereinen und Hundeschulen, und es gibt kein TiHosportfest ohne Hunderennen!
    Die angehenden bzw inzwischen fertigen Tierärztinnen, die ich kenne, hatten während des Studiums genug Zeit für ihre Hunde, auch für Sport wie Dummytrainig, Mantrailing oder anderes. Allerdings wird es dann meist nach dem Studium merklich enger, und nicht selten kommen die Hunde dann doch recht kurz.


    Es gibt zumindest ein Studentenwohnheim, wo man mit Hund einziehen kann, das 'Schwesternhaus' gleich hinter der TiHo. Kann aber sein, daß das nicht über das Studentenwerk läudt, sondern über die TiHo direkt.
    Ein großer Vorteil ist, daß du in deinem Studiengang sofort Leute findest, mit denen du gegenseitige Hundebetreuung organisieren kannst. Das ist natürlich wichtig.


    Eine gute Anlaufstelle für praktische Fragen rund um das Thema Studieren mit Hund ist sicher auch der Asta der TiHo.


    Dagmar & Cara

  • Vet med in Hannover mit Hund zu studieren ist überhaupt kein Problem. Ich bin zugegeben nicht immer zu allen Vorlesungen gegangen, aber selbst dann würde man das noch recht gut schaffen. Wohnungssuche ist auch gut machbar.


    Mach dir lieber Gedanken, was du NACH dem Studium mit dem Hund oder den Hunden machst. Wenn du als praktizierender TA arbeiten willst, ist das zeitlich sehr schwer mit Hunden zu vereinbaren. Die Arbeitsmarktsituation für junge Tierärzte ist auch wirklich nicht toll, die Bezahlung sowohl absolut als auch relativ gesehen unter aller Sau (Mindestlohn, haha, darf ich mal lachen...) und die Arbeitszeiten und -bedingungen sind eigentlich unzumutbar.
    Es ist ein wahnsinnig interessantes Studium und ich wüsste zugegeben auch immer noch nicht, was ich sonst machen wollte. Aber wenn du irgendwelche anderen Ideen und Optionen hast, ist wahrscheinlich alles besser als Tiermedizin. Wirklich. Überleg dir das, bevor du mindestens 5 1/2 Jahre und viel Geld in eine hochanspruchsvolle Ausbildung steckst.


    http://www.faz.net/frankfurter…-tieraerzte-11068851.html


    http://www.faz.net/frankfurter…-tieraerzte-11068851.html


    Die Artikel sind ehrlich gesagt beide noch eher untertrieben.

  • Ich habe in Muenchen studiert (von 1999 bis 2005) und hatte in den letzten zwei Jahren des Studiums meinen Hund. Das ging zeitlich gut, und ich hatte auch noch gut Zeit fuer lange Spaziergaenge, Wanderungen und regelmaessig Hundeplatz. Auch viele andere Kolleginnen hatten Hunde.
    Ich hatte allerdings auch die Unterstuetzung meiner Eltern, wenn ich mal Betreuung fuer den Hund brauchte und war nicht auf den Muenchner Mietmarkt angewiesen. Ich haette schon damals eigentlich gern einen Listenhund gehabt, habe mich aber bewusst auch gegen einen Kat.2 Hund entschieden. Das war mir dann doch zu risikoreich.


    An Praktika (alle ohne Hund) waren das damals 3 Wochen Veterinaeramt, 3 Wochen Lebensmittelhygiene, und 6 Wochen Schlachthof (sind glaube ich mittlerweile nur noch 3). Zum Lebensmittelpraktikum bin ich gependelt, die anderen habe ich nicht daheim gemacht. Dazu kam ein ganzes Semester Klinikpraktikum, das waren teilweise 10-12 Stunden taeglich.


    Meinen Hund hatte ich nach Absprache sehr gelegentlich mal in der Uni dabei, er war z.B. Demohund fuer den Herzultraschallkurs und durfte dann auch die restlichen paar Vorlesungen des Tages dabei sein. Normalerweise blieb er aber daheim. Prinzipiell waren Hunde auch nicht in den Vorlesungssaelen erlaubt. Andere Kolleginnen hatten ihre Hunde regelmaessig mit dabei, die warteten dann im Auto oder im Aufenthaltsraum der Studenten. Naja...


    Wenn, dann haette ich eher fuer die Zeit nach dem Studium Bedenken. Der Berufseinstieg ist hart, die Tage sind lang, und meistens schlecht bezahlt. Ich bin auch kein grosser Fan von Hund in der Praxis/Klinik. Abgesehen davon, dass man eh wenig Zeit hat, sich mit dem Hund zu beschaeftigen, finde ich es ehrlich gesagt ein bisschen bedenklich (wegen der Krankheitserreger, mit denen der Hund in Kontakt kommt). Aerzte bringen ja auch nicht ihre Kinder mit ins Krankenhaus...


    Beruflich geht es mir heute zum Glueck ganz gut - ich arbeite aber auch nicht im klinischen Bereich.

  • Erstmal danke für die bisherigen Antworten. :smile:
    Es ist schon map gut zu hören, dass mein Wunsch zumindest nicht ganz utopisch ist.
    Es wurden ja jetzt die Arbeitsbedingungen nach dem Studium angesprochen. Ich habe mich natürlich auch darüber Informiert, weil ich mir die Entscheidung mit dem Studienplatz wirklich nicht leicht mache.
    Ich weiß also, dass man als junger TA hammer Schichten arbeiten muss (zumindest, wenn man wirklich in die Klinik geht) und dass der Beruf allgemein eine Menge Idealismus von einem Abverlangt. Wobei ich auch noch nicht weiß, ob ich mich überhaupt auf Kleintiere spezialisieren wollen würde. Neben Pferden (die sowieso :D ) reizen mich v.a. andere Nutztiere, da käme dann neben den schon genannten Faktoren auch die körperliche Belastung hinzu, der Zoll oder das Vet. Amts Wesen. Zur Not könnte ich den Hund/die Hunde immer nach Hause geben, im Tierheim würden sie also nie landen.
    Zu den Alternativen: Ich habe natürlich im Voraus hin und her überlegt. (Genau genommen 3 Jahre lang) und meine 1. Wahl wäre eigtl. Aus hier schon genannten Gründen Humanmedizin. Das ist jedoch mit einem schlechten Abitur wie meinem nicht machbar. Und Tiermedizin wollte ich schon machen seit ich Klein bin, es war für mich auch immer klar, dass ich es machen will, bis es ernsthaft an die Berufswahl ging. Sollte es nicht klappen wäre Berufsschullehramt/Gymnasium Lehramt mein Plan B. Wobei das eigentlich wirklich nicht sooo mein Wunsch wäre, weil mir die Berufliche Perspektive deutlich weniger gefällt.

  • Amt und anderes im öffentlichen Dienst ist momentan auch begehrt, da ist es auch gar nicht mal so leicht nen Platz zu kriegen. Pharmaindustrie oder andere Unternehmen der freien Wirtschaft sind von den Bedingungen her oft gut, aber muss man wollen und können, sowohl von den Studienleistungen als auch vom Interessengebiet her.


    Pferde und Kleintier (Pferd wollte ich nie...) mache ich momentan und grade Pferde ist von den Arbeitszeiten her echt das letzte. Weißt du, ich hab nichst gegen Vollzeitarbeit, ein paar Überstunden und Nacht-/Wochenend-/Notdienste. Aber unter 70 Stunden die Woche komme ich momentan nie raus, Rufbereitschaft noch nicht mit eingerechnet. Faktisch habe ich meistens 12 Stunden/Tag, manchmal mehr, ohne richtige Pause.
    Sicher kommt es auch ein bisschen drauf an wo man arbeitet. Aber sämtliche Kommilitoninnen zu den ich noch Kontakt hab, arbeiten auch nicht wesentlich weniger als ich und bekommen auch nicht viel mehr Geld, ich bin also keine Ausnahme. Und es ist auch nicht wirklich so, dass man da mal 1-3 Jahre durch muss und dann wird es besser, kenne genug Assistentinnen, die jetzt das 5, 6, 7 Jahr dabei sind und immer noch so arbeiten. Oder eben geschmissen haben und lieber erstmal ein paar Kinder in die Welt setzen, vielleicht noch ein bisschen TZ und der Mann verdient die Brötchen.



    Ich würde dir dazu raten, erstmal ne Ausbildung als Tiermedizinische Fachangestellte in ner größeren Praxis oder Klinik zu machen. Da bekommst du einen realistischen Einblick und die praktischen Fähigkeiten (Praxisführung, Umgang mit Patientenbesitzern, Umgang mit Patienten, OP- und Sprechstundenassistenz, Röntgen, Laborarbeit) sind später extrem nützlich. Verschwendete Zeit ist das im Hinblick auf ein Studium daher auf keinen Fall. Wenn du da nach 2 Jahren immer noch sagst, dass du dir den Berufsalltag vorstellen könntest, dann los...



    Ich weiß ja nun nicht, was du für Noten hast, aber nach ein paar Wartesemestern klappts dann vielleicht sonst auch mit Humanmedizin.
    Das hat mein Cousin gemacht, der auch aus einer Ärztefamilie stammt. Die Arbeitszeiten sind anfangs nicht viel besser, aber dafür hat der von Anfang an ein Gehalt bekommen von dem man leben konnte (ich kann momentan mit Müh und Not Wohnung, Auto und andere Notwendigkeiten bezahlen, bin seit Jahren nicht im Urlaub gewesen, lebe sehr sparsam und hab am Monatsende nix mehr über... meine Hunde sind der einzige Luxus und die leben zur Zeit bei meinen Eltern) und nach 3 Jahren Assistenzzeit und anschließendem Facharzt hat er auch eine Stelle, die von den Arbeitszeiten her geht, also inklusive recht gut geregelten Diensten so 50-55 Stunden/Woche.

  • Zitat

    Amt und anderes im öffentlichen Dienst ist momentan auch begehrt, da ist es auch gar nicht mal so leicht nen Platz zu kriegen. Pharmaindustrie oder andere Unternehmen der freien Wirtschaft sind von den Bedingungen her oft gut, aber muss man wollen und können, sowohl von den Studienleistungen als auch vom Interessengebiet her.


    Und vor allem muss man bereit sein, Tierversuche durchzufuehren (und die von Biologen zu betreuen). Das ist fuer viele junge Tieraerztinnen schon ernuechternd, die mit viel Ideologie ins Studium eingestiegen sind und dann am Ende Fleischbeschau und Tierversuche machen.
    Oder halt arbeiten wie Marula...

  • Zum Thema Humanmedizin: Ich studiere es nicht selbst, aber meine beste Freundin. Die hatte in den ersten Semestern nicht mal Zeit für eine Beziehung. Sie war von morgens bis abends in der Uni, wenn sie mal freie Zeit hatte, hat sie diese alleine oder in Lerngruppen in der Bibliothek verbracht und gelernt. In den Prüfungsphasen hat sie teilweise zehn Stunden und mehr am Tag gelernt. Nach dem ersten Staatsexamen wurde es dann mit dem Lernaufwand etwas besser, dafür kamen dann aber in wechselndem Maße (Klinik-)Praktika mit unmöglichen Arbeitszeiten, Famulaturen und so weiter hinzu... Nach dem, was ich da so miterlebt habe, ist Hundehaltung mit einem solchen Studium nur sehr schwer vereinbar.
    Inwiefern das auch auf Veterinärmedizin zutrifft, kann ich nicht sagen.

  • Zitat


    Oder halt arbeiten wie Marula...


    Und Marula macht das garantiert auch nicht ewig. ;) Eigentlich schade, die Arbeit an sich mache ich sehr gern, aus dem Aspekt heraus ist es schon nach wie vor mein Traumberuf.
    Aber die Arbeit kann noch so erfüllend sein, ein Privatleben brauche ich trotzdem noch - mal ganz ab von Freizeit und Spaß braucht man ja auch mal Zeit den Haushalt zu machen, Behördengänge zu erledigen etc... ich hab schon Schwierigkeiten, während der normalen Ladenöffnungszeiten einmal die Woche irgendwo eine halbe Stunde bis Stunde zum Einkaufen dazwischen zu quetschen. Das kanns ja nicht sein.

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