"Darf's auch einfach nur ein ganz normaler Hund sein?"

  • Ich denke bei vielen läuft es eher normal ab, aber wer will schon normal sein? ;) Oft ist alles mehr schein als sein! Ich finde es schön, dass andere es auch so sehen und ganz normale Hunde haben, die anscheinend trotzdem glücklich sind. Ich finde, es wichtig, dass die Hunde soweit gut erzogen sind. Ich bin in der Nachbarschaft gern gesehen, weil Murphy gut erzogen und ruhig ist....klar er kann auch anders ;) Das macht ihn wieder zu was besonderem finde ich.


    Aber ich finde es wichtig, dass ein Hund, auch noch Hund sein darf, ohne Druck! In diesem Sinne drehe ich nun eine kurze morgendliche Runde bevor Murphy weiter schlafen kann :)

  • Ich glaube, viele verfallen einer bestimmten Optik und rechtfertigen dann die Entscheidung für eine Rasse mit allen möglichen Argumenten.
    Mir geht es zum Teil auch so: ich mag die Eleganz und die Optik von großen Windhunden. Ich mag sie auch vom Wesen her, bis auf ein einziges Kriterium: ich genieße es, meine Hunde frei laufen zu lassen. Ich wandere gern und streife weit durch unsere schöne Landschaft - da habe ich gern Ruhe zum schaun, fotografieren und nachdenken. Das ist auch meine kreative Zeit: einen Hund an der Leine finde ich da eher störend.
    Maya ist ein Huskymix mit ordentlichem Jagdtrieb. Sie ist da ziemlich nah an der Grenze: sie hat einen weiten Radius, ist sehr eigenständig (stur wie mein Partner sagt), kommt aber immer zu mir und schaut, was ich mache. Im Regelfall kümmert sie sich um die Nähe und nicht ich. Ich genieße das genau so: jeder macht sein Ding, aber eben zusammen und im Vertrauen aufeinander.
    Dafür kann ich sie aber in der Stadt oder schon im Dorf nicht ableinen. Wenn sie gut drauf ist, dann läuft sie super an der Leine, aber es gibt Tage, da pöbelt sie rum und zerrt, dabei ist ihr Grundmodus eigentlich entspannt. Also wenn wir dann endlich im Cafe sitzen, legt sie sich auch gerne stundenlang zu meinen Füßen. :smile:
    Alles in allem können wir gut miteinander. Wenn ich allerdings rechtfertigen soll, warum ausgerechnet einen Huskymix, dann neige ich schon dazu, was von Ausdauer und langen Spaziergängen zu erzählen. Das könnte ich mit meinem Retriever auch (machen wir auch), aber ich genieße es da irgendwie nicht ganz so sehr: Retriever Nina hat viel mehr Action in sich, bringt eine gewisse Unruhe mit und ermüdet dann auch irgendwann. Ich kann das schwer beschreiben. Dafür würde maya, der Huskymix nie apportieren oder stundenlang mit den Kindern spielen, da geht Nina wiederum voll auf.
    Was ich damit sagen möchte: es ist oft nur ein Gefühl, eine gewisse Harmonie, die den Ausschlag gibt und dann irgendwie durch rationale Argumente anderen gegenüber gerechtfertigt wird. Warum also keinen anstrengenden Hund, wenn man ihn so gerne möchte? Solange der HH sich dann auch voll auf die Besonderheiten einlässt, ist es doch egal, wie er/sie den Kauf rechtfertigt. Sieht von Außen halt manchmal komisch aus. (Ebenso wie wenn jemand auf einem Rennrad die Lansstraße langkriecht, aber vor Glück über die Ästhetik des schönen Rads stundenlang schwärmt und strahlt...)

  • Ich möchte nochmalsauf den Anfangsbeitrag zurückkommen. Vielleicht ist es eben doch der richtige Hund.


    Ich kenne diverse über 60jährige 'Greisinnen' ;) die halt wirklich sehr aktiv sind, kurz vor der Pensionierung, keine grossen Verpflichtungen, Joggen, Wandern immer aktiv sind.
    Wahrscheinlich haben sie eher mehr Zeit, Geduld und Wille als 30-jährige, voll im Beruf mit kleinen Kindern.


    Ich weiss, wenn man sehr jung ist kann man sich manchmal nicht vorstellen mit ü50 noch fit zu sein.

  • Ich glaube nicht, dass die Themenerstellerin das jetzt nur am Alter festgemacht hat. Sie sieht ja im Gegensatz zu uns das "Gesamtpaket", soweit das überhaupt möglich ist, und kennt vor allem den Hund. Die Antworten der Dame finde ich aussagekräftiger als das Alter.
    Mein Vater macht gerade eine Trekkingtour durch Brasilien, die ich mir nicht zutrauen würde. Er ist 75! ;)

  • Ich habe einen völlig normalen, (nicht ganz) langweiligen, unmodischen Hund, der in erster Linie zu meinem Leben und vor allen Dingen vom Charakter zu meinen Kindern passen musste. Das Aussehen, Rasse, Größe usw. war mir völlig egal.
    Ich finde es oberflächlich nur anhand einer äußeren Erscheinungen zu beurteilen, welcher Hund zu einem passt. Wenn man mich so sieht, glaubt man nicht mal das ich überhaupt einen Hund habe (höchstens einen in der Handttasche). Ich bin die typische Blondine. Klein, zierlich, gehe nicht ungeschminkt aus dem Haus und fahre ein großes Auto. Aber wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, erkennt man mich nicht wieder. Da seh ich eher aus wie der Waldschrat (ich benehme mich dann auch so :D ) Und das liebe ich genau so wie in Designerklamotten shoppen zu gehen. Wer sagt also, das ich meinem Hund nicht gerecht werden könnte, nur weil ich nicht immer danach aussehe?

  • Ums Aussehen geht es hier doch auch nicht. Es geht um die Äußerungen, und den Gesamteindruck. Und natürlich erfolgen in der Regel trotzdem noch weitere Gespräche, wobei ich es auch immer besser verstehen kann, wenn man bei bestimmten Dingen aufrund seiner Erfahrung gleich abwinkt, auch wenn man damit mal jemandem Unrecht tut.


    Zum Thema nochmal: Ich habe eben die Bitte um eine Vorkontrolle für einen Hund abgelehnt, den ich für ungeeignet halte (Gründe will ich jetzt hier nicht öffentlich ausbreiten). Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, aber irgendwie ärgert mich das auch!
    Ich hatte mit der Dame schon telefonischen Kontakt, sie ist sehr nett und ich kenne sie auch von Spaziergängen. Sie hatte sich damals schon für einen "älteren" Jagdhund beworben (und mit "älter" meinte sie 3-4, naja...), und nun ist es ein 6-jähriger Rüde, der aber sehr temperamentvoll sein soll. Ein Vollblutjagdgebrauchshund!
    Die Interessentin ist wirklich sympathisch und ein Hund hätte es sicher sehr gut bei ihr - aber der passende! :/


    Kann sein, dass sie sich falsch einschätzt, es kann aber auch sein, dass ich sie falsch einschätze - aber ich muss es entscheiden und ggf. die Folgen tragen (oder eben der Verein). In der Vergangenheit habe ich gelernt, dass eher die Leute sich falsch einschätzen und der Wunsch der Vater des Gedanken ist.

  • Uiui, hier ist ja schon ganz schön fleißig diskutiert worden! :)


    Ich möchte kurz ein paar Punkte aus meiner "Ausgangsgeschichte" klarstellen, weil ich mich da offenbar etwas missverständlich ausgedrückt habe:


    Sowohl die Altersangabe als auch die Automarke waren lediglich zur besseren Beschreibung/Vorstellung gedacht--weder das eine noch das andere waren der Grund für die Ablehnung für diesen Hund. Selbstverständlich können auch ältere Menschen fit genug sein, um einen sehr aktiven Hund auszulasten, und wenn jemand Geld hat, ist das ja auch alles andere als schädlich ;-) Also sorry, falls da irgendwelche Vorurteile rausklangen; es ging mir tatsächlich eher um das Gesamtpaket.


    Was mich persönlich sehr gestört hat, war vor allen Dingen die Überheblichkeit, dass alle kleineren Hunde als "keine richtigen Hunde" tituliert wurden oder eine wirklich tolle Hündin, die super zu ihren Anforderungen gepasst hätte, nur vom Foto(!) umgehend abgelehnt wurde mit "Och nööö, der gefällt mir gar nicht, der ist aber nicht schön." Ich finde das einfach respektlos, nicht nur den Tieren gegenüber, sondern irgendwo auch den TH-Mitarbeitern. Uns liegt jeder einzelne Hund sehr am Herzen, und ich finde es einfach nicht schön, wenn sich jemand gleich so abfällig äußert und auch überhaupt nicht mit sich reden lässt.


    Und genau da sind wir wieder beim Thema: Viele Leute wären einfach besser bedient, wenn sie sich mal ein bisschen zurücknehmen würden, ehrlicher zu sich selbst wären und sich auch auf andere, vielleicht weniger "prestige-trächtige" Hunde einlassen würden. Das gilt für mich sowohl für die Rassewahl als natürlich auch und in besonderem Maße für erwachsene Tierschutzhunde.


    Dass besagte Dame nun diesen einen Hund nicht bekommen hat, hat also auch diverse andere Gründe. Wie Kerstin schon richtig sagt, kenne ich die Hündin sehr gut, ich habe sie von Anfang an ausgebildet und ihre gesamte Entwicklung miterlebt. Sie hat sich gut gemacht, aber sie ist nunmal eher kein Anfängerhund. Sie ist tendenziell unsicher unterwegs und geht dann gegen Menschen und Hunde recht heftig nach vorne. Sie reagiert stark auf Bewegungsreize und akustische Reize und wäre in der Innenstadtwohnung dieser Dame einfach komplett überfordert. Eine Chance bekommt übrigens trotzdem jeder, der sich ernsthaft für sie interessiert: Die Dame war, wie alle Interessenten, herzlich eingeladen, mich mal zur Hundeschule zu begleiten und bei weiterem Interesse auch mal eine Einzelstunde bei unserem Trainer zu nehmen--und sei es nur, um selbst zu merken, dass der Hund nicht so wirklich in ihr Leben passt. Hätte es sich wider Erwarten anders entwickelt und sie sich als echtes Naturtalent erwiesen (sowas gibt's ja immer wieder mal), wären wir auch sicherlich noch einmal in uns gegangen und hätten einer Vermittlung eventuell zugestimmt. Leider ward die Dame aber nicht mehr gesehen...

  • Ich habe mich übrigens damals als Anfänger auch für den falschen Hund beworben. Der VErein hat mir den Zahn binnen Sekunden gezogen und mir meine Berta ans Herz gelegt.
    Das war das Beste, was mir passieren konnte! So hatte ich meinen schicken English Setter, aber 10 Jahre alt und einfach perfekt!

  • Zitat

    Ich bin die typische Blondine. Klein, zierlich, gehe nicht ungeschminkt aus dem Haus und fahre ein großes Auto. Aber wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, erkennt man mich nicht wieder. Da seh ich eher aus wie der Waldschrat (ich benehme mich dann auch so :D ) Und das liebe ich genau so wie in Designerklamotten shoppen zu gehen.


    Super :lol: :lachtot: :gut:


    Genau wie ich. Ich bin zwar nicht blond und klein und jetzt nicht unbedingt zierlich (eher normalfigürlich), aber ich bin ein totaler Designer-Junkie und ich liebe hohe Schühchen und Kostüm und auch mal schönen Schmuck. Als Sekretärin bin ich meistens top gestylt.
    Als ich in meinem Urlaub mal unplanmäßig ins Büro gekommen bin, hat unsere männliche Empfangsdame schon den Besucherausweis rausholen wollen, bis er mich dann erkannt hat - in Hundeklamotten mit Leckerchenbeutel, groben Stiefeln und Schlamm auf der Jacke :D


    Nein, von Äußerlichkeiten darf man sich echt nicht beeinflussen lassen.


    Nichts desto trotz werden, wie ich finde, viele Rassen angeschafft aufgrund ihres Aussehens. Momentan zeichnet sich hier ein Trend zum Rhodesian Ridgeback ab. Ich weiß nicht viel von diesen Hunden, aber ich weiß, dass sich die Löwenpopulation im Düsseldorfer Raum doch stark in Grenzen hält. Wie man diese Hunde alternativ auslastet oder ob sie das überhaupt brauchen, konnte mir von den Besitzern bisher auch keiner sagen. Die meisten von ihnen machen aber schon was mit den Hunden, was über das "normale" Familienhundmaß hinaus geht.


    Ich habe eine unglaubliche Schwäche für DSH und würde auch nicht auf diese Rasse verzichten wollen, aber ich würde dann eben zu einem älteren Tier tendieren, wenn ein junger DSH zu große Ansprüche stellte.

  • Fusselnase & Dimmalimm


    Ihr macht das genau richtig so. So muss nämlich die Beratung & Vorkontrolle auch aussehen.


    Es muss sehr schwer sein, eine Vermitlung abzulehnen (ich musste das glücklcherweise noch nie machen) denn die Leute freuen sich ja auf das Tier und haben evtl. schon alles vorbereitet.
    Aber wenn´s nicht passt, dann macht man vielleicht gleich zwei Seelen furchtbar unglücklich und damit ist am Ende niemandem geholfen. Und wenn Ihr die Chancen, dass sich dann doch noch ein Dreamteam aus den beiden entwickelt, als eher gering einstuft, dann würde ich das Risiko zum Wohle Aller auch nicht eingehen.


    Ich finde es ganz toll, wie Ihr das handhabt!

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