Hilfe-Unsichere Hündin zu fixiert auf mich alleine!!!

  • Hallöchen,

    nun ist es ja seit Sonntag soweit- unsere 10 Monate junge kastrierte Mischlingshündin ist aus Ungarn in Deutschland angekommen und ich habe sie von einem zentralen Treffpunkt abgeholt.
    Ein super liebes, aber doch sehr unsicheres Hündchen haben wir jetzt hier...
    Treppengehen konnte sie anfangs gar nicht und hatte schon solche Angst davor, dass sie sich vor Spaziergängen regelrecht verzogen hat und ums Verrecken nicht mitkommen wollte.
    Das klappt jetzt super, denn ich habe mich die ersten vier Tage ausführlichst mit ihr und diversen Alltsagssituationen beschäftigt. Sie lernt sehr schnell in meiner Umgebung und vertraut mir so sehr, dass ich sie nach drei Tagen schon ableinen konnte und mir sicher war, dass sie immer bei mir bleibt- Sie ist wirklich völlig an mich gebunden und alles was ich sage ist Gesetz.
    Soweit hört sich das natürlich alles ganz prima an.
    Nun ist es allerdings so, dass mein Freund mit mir zusammen in der Wohnung wohnt und auch ab und an mal nach der Arbeit mit ihr gehen muss, denn ich arbeite unter der Woche meistens länger als er. Zudem ist es für unser friedliches Zusammenleben einfach unabdingbar, dass der Hund uns beide akzeptiert. Unsere Hündin verfolgt mich auf Schritt und Tritt, legt sich vor die jeweilige Zimmertür, in dessen Zimmer ich mich gerade befinde und wartet bis ich wieder hervorkomme.
    Meine Frage jetzt: Was können wir tun? Gerade mein Freund ist erfahrener Hundehalter, ist aber absolut ratlos was dieses Verhalten betrifft und so sehr er sich auch bemüht, sich mit ihr anzufreunden, es funktioniert einfach nicht so. Neulich hat sie sich bei einem Spaziergang (der mehr einem "Ich ziehe den Hund hinetr mir her"-Ding ähnelte) mit ihm vor Angst einfach freigemacht und ist einen Km bis nach Hause gerannt. Das ist natürlich sehr gefährlich und trägt dazu bei, dass sich mein Freund mit ihr alleine gar nicht so richtig aus der Tür wagt :sad2:

    Was können wir also tun? Dass wir vermutlich ziemlich viel Geduld haben müssen, ist mir schon klar. Allerdings möchte ich nun einen Rat, vielleicht auch von einem Halter eines ähnlichen Angsthundes hören, ob wir den Prozess irgendwie stoppen können. Sie kann einfach nicht Tag und Nacht nur bei mir sein, es ist ein Familienhund. Sie soll mit allen Mitgliedern klarkommen, alleine kann ich ihr auf Grund meiner Arbeitszeiten keinen Gefallen tun, es muss sich also recht bald irgendwas ändern.
    :???:

    Wir werden natürlich auch noch zur Hundeschule gehen etc., uns dafür aber eigentlich noch so 2 Wochen Zeit nehmen wegen der Eingewöhnung etc.

  • Hm, ich würde sagen, die Zeit macht es.

    Unsere Hündin, ebenfalls aus Ungarn, klebt auch an mir. So langsam wird es besser, sie ist seit August 13 bei uns.
    Bin ich nicht zu hause, können auch andere mit ihr gehen. Bin ich zu hause, geht sie nicht mal mit meinem Partner. Obwohl die zwei in der Wohnung ein Herz und eine Seele sind. Ist inzwischen aber besser, sie schaffen es schon 100m von der Haustür weg. :D

    Draußen rennt sie mit ihm oder meiner Freundin, ohne sich alle zwei Meter nach mir umzuschauen. Sie tappelt mir auch nicht mehr dauernd hinterher, sie kann auch mal allein auf der Terrasse in der Sonne liegen.

    Es wird! :smile:

  • Das ist schonmal gut zu hören... Also ist unser Fall nicht hoffnungslos?
    Wie kann er denn vermehrt versuchen sich mit ihr gut zu stellen? Leckerchen? In Ruhe lassen und sie selbst auf ihn zukommen lassen? (Wobei momentan nicht im Traum daran zu denken ist, dass sie von sich aus auf andere zugeht)

  • Wir hatten (und haben) hier die gleiche Konstellation. Ich würde sagen, ihr braucht zuerst Zeit und dann Leckerchen. In der Reihenfolge. Sie ist noch nicht mal eine Woche bei euch, wenn ich das richtig verstehe. Da würde ich wirklich noch an gar nichts denken, außer den Hund ankommen zu lassen. Unsere hat zuerst mit der Zeit in der Wohnung zu meinem Freund eine Kumpel-Freundschaft aufgebaut - da haben wir darauf gewartet, dass sie es von sich aus möchte - und erst danach mussten die beiden zusammen raus. DA haben dann Leckerchen wahre Wunder gewirkt. Aber auch nur, weil sie sich zuerst in der Wohnung mit ihm angefreundet hatte.

    Da bei euch anscheinend keine Zeit für so eine lange Gewöhnungsphase ist, würde ich sagen, dein Freund sollte darauf achten, so kurz wie möglich mit dem Hund raus zu gehen und dabei alles zu vermeiden, was sie ängstigen könnte. Vor die Tür, pinkeln, wieder rein - sofern die Treppen auch mit ihm kein Problem mehr sind (?). Auf die Weise kann sie sich lösen, wenn du nicht da bist und verbindet trotzdem keine Angstsituationen mit deinem Freund. Falls sie schon Futter von ihm nimmt, würde ich auch Locken erlauben. :D

  • ich versuchs mal mit konkreten tipps. wir haben ein tierschutzmädchen adoptiert, vor 5 monaten. zum glück hat das hundemädchen sofort beide ihrer papas akzeptiert. obwohl sie eher angst vor männern hat. sie ist enorm unsicher, eigentlich sollte man die bezeichnung extremer angsthund verwenden.

    fragen:
    wie gross und wie schwer ist sie denn?

    erstmals: schon ich lese deine unsicherheit in bezug auf deinen freund aus deinem beitrag. der hund fühlt deine unsicherheit, und zwar stärker als du vermutest. es gibt keinen grund zur sorge! ein wolfsrudel wird durch das leitpaar des wolfsrudel zusammengehalten. das elternpaar entwickelt eine individuelle beziehung zu den welpen. niemals aber, so denke ich, zweifelt eines der elternpaare am andern. wenn ihr noch 2 wochen gemeinsamkeit haben könnt- es gibt keinen grund zur sorge. der hund ist seit sonntag bei euch und sie könnte noch einige unsicherheiten zeigen. es ist sehr oft der fall. ich finde es zentral dass du deinem freund vertraust und dies auch deinem freund zeigst. arbeitet beide an einem gelassenen und ruhigen innenleben.

    überlasse den lead manchmal deinem freund. wenn du dabei bist ist es umso besser. aber lasse die bedenken hinter dir.

    zieht den hund niemals hinterher! niemals! sobald sie sperrt, nehmt sie hoch (falls das gewicht es erlaubt). ihr übernehmt nun die verantwortung für das tier. sperren bedeutet eine ganz deutliche verunsicherung des hundes. gebt ihr sicherheit. falls sie gross und schwer und nicht tragbar ist, geht runter auf die knie und bietet ihr schutz. es gibt auch geschirre welche fast freimachsicher sind (zb tiponti italia).

    hat der hund angst vor treppen dann muss er nicht treppenlaufen (ausser es ist eine dogge und nicht tragbar). letzter sonntag war gerade eben und konzentriert euch bitte auf grössere ängste. tierschutzhunde sind oftmals stark überfordert. macht euch einen plan der ängste und arbeitet liebevoll an den stärksten.

    nun einige konkrete handlungen zum aufbau der sicherheit gegenüber deinem freund:
    geht ihr gassi nimmt dein freund den hund an die leine. dein freund tritt nun ohne den hund vor die tür. zieht sie raus lasst sie wissen dass dies nicht ok ist. dein freund soll zuerst 10 sekunden vor der tür die lage abchecken. wenn ihe zurückkommt dann gib deinem freund die verantwortung. nun ist alles genau umgekehrt. dein freund lässt den hund zuerst in die wohnung. hundeeltern checken die lage ab wenn sie aus dem "bau" gehen, wenn sie aber zurück kommen dann lassen sie die kleinen zuerst herein. das bedeutet sicherheit für einen hund, es ist ein banales detail aber für einen hund von grosser bedeutung...

    zudem solltet ihr beiden zusammenhalten- kuschelt ihr oder haltet händchen, das sind für den hund klar und unmissverständliche zeichen des vertrauens.

    dein freund ist erfahren mit hunden, er sollte sich trotzdem nochmals mit der körpersprache des menschen in bezug auf den hund auseinandersetzen. am wichtigsten sind beschwichtigungssignale des hundes, in bezug auf deinen freund. züngelt sie, hebt die pfote oder verlangsamt den gang wenn er zu euch kommt? dann sollte der freund die gleichen körperlichen zeichen einsetzen. verlangsamen, abwenden, und lasst den hund die kontaktaufnahme selbst machen.

    erfahren mit hunden bedeutet oft leider ein erfahren mit gut sozialisierten hunden. mit unsicheren hunden gelten andere regeln. versucht herauszufinden was sie wirklich mag. ich geh bei einem solch jungen hund davon aus dass ein spielzeug eine grosse freude auslöst? welcher mix ist der hund? hunde belohnt man mit futter, spielen oder auch körperlicher zuwendung. dein freund soll jede zuwendung, auch wenns eine umorientierung bedeutet mit dem grösstmöglichen jackpot belohnen.

    zuhause könnt ihr tricks üben, das schafft beziehung. hunde mögen klare ansagen und wollen gehorchen.

    dinge die ihr tun könnt um die bindung zu verstärken sind:
    erziehung
    spelen (sehr wichtig)
    handfütterung
    kontaktliegen

  • Zitat

    zieht den hund niemals hinterher! niemals! sobald sie sperrt, nehmt sie hoch (falls das gewicht es erlaubt).


    Auch kleine Hunde werden nicht immer gerne hochgenommen, das kann auch die Angst vor dem Freund verstärken. Lieber:

    Zitat

    geht runter auf die knie und bietet ihr schutz.

    Zitat

    dein freund ist erfahren mit hunden, er sollte sich trotzdem nochmals mit der körpersprache des menschen in bezug auf den hund auseinandersetzen. am wichtigsten sind beschwichtigungssignale des hundes, in bezug auf deinen freund. züngelt sie, hebt die pfote oder verlangsamt den gang wenn er zu euch kommt? dann sollte der freund die gleichen körperlichen zeichen einsetzen. verlangsamen, abwenden, und lasst den hund die kontaktaufnahme selbst machen.

    erfahren mit hunden bedeutet oft leider ein erfahren mit gut sozialisierten hunden. mit unsicheren hunden gelten andere regeln.

    Das finde ich auch einen ganz wichtigen Punkt. :gut:

  • Zitat

    Das ist schonmal gut zu hören... Also ist unser Fall nicht hoffnungslos?
    Wie kann er denn vermehrt versuchen sich mit ihr gut zu stellen? Leckerchen? In Ruhe lassen und sie selbst auf ihn zukommen lassen? (Wobei momentan nicht im Traum daran zu denken ist, dass sie von sich aus auf andere zugeht)

    Lass mal überlegen wie´s bei uns war. Allerdings ist unsere eine ziemlich coole Socke und lässt sich recht schnell von Sachen überzeugen die sie erst spooky findet. Automatische Garagentore oder komische kleine Bagger die rum stehen z. B.

    Meistens hat Schatzi furchtbar wichtige Dinge zu tun und beachtet Hund nicht, also konnte Hund ihn in aller Ruhe beobachten. Bei Gassigängen war er am Anfang einfach nur dabei.
    Dass Hundi mit Leckerlis bestechlich ist, vergisst er meistens :D Da für ist er derjenige, der auf dem Boden rum liegt und mit Hund und Kater gleichzeitig kuschelt. Hund fand das dann auch sehr spannend, dass da einfach einer rum liegt. :lol:

  • Zitat

    Also ist unser Fall nicht hoffnungslos? Wie kann er denn vermehrt versuchen sich mit ihr gut zu stellen? Leckerchen? In Ruhe lassen und sie selbst auf ihn zukommen lassen? (Wobei momentan nicht im Traum daran zu denken ist, dass sie von sich aus auf andere zugeht)

    Sie ist doch gerade mal fünf Tage bei euch... mach dir mal keine Sorgen, euer Fall ist ganz und gar nicht hoffnungslos. Bei uns war es zu Beginn auch so: sie ist mir ÜBERALL hin gefolgt, sogar ins Bad auf die Toilette und zum duschen. Das hat bei ihr nach einem Monat nachgelassen.
    Meinem Freund gegenüber ist sie nun nach zwei Monaten kaum mehr skeptisch gegenüber, erschreckt sich nur noch manchmal, wenn er mal wieder vergessen hat, nicht rumzupoltern.. :roll:
    Natürlich ist jeder Hund anders, aber ich finde, es ist schon mal ein gutes Zeichen, dass eure Hündin sich eine Bezugsperson ausgesucht hat, der sie vertraut. Dein Freund sollte versuchen, das Vertrauen und die Bindung zwischen den beiden zu stärken. Dies kann durch gemeinsames Spielen, Üben etc. und durch das Verstehen und Anwenden der Beschwichtigungssignale ( http://www.spass-mit-hund.de/mehr-wissen/be…alming-signals/ ) geschehen.
    Unsere Hündin hat zu Beginn sehr lehrbuchreif sämtliche Beschwichtigungssignale abgespult. Wir haben sie ernst genommen und soweit es ging auch beschwichtigt.. :D
    Und ja, am besten ist wirklich, sie kommen zu lassen und nicht ständig direkt auf sie zuzugehen.

  • Ach, herzlichen Dank erstmal für die ganzen Anmerkungen!

    Ich versuche mal auf ein paar Dinge einzugehen:
    Thema Treppen: Sie hatte anfangs wirklich wahnsinnig Schiss vor dem Treppenhaus und die Treppen waren ihr einfach nicht geheuer. Zugegebenermaßen habe ich aber schon Wert darauf gelegt, dass sie es recht schnell lernt mit ihrem doch recht unhandlichem Gewicht von rund 20kg.
    Sie will ja nunmal immer gerne und am liebsten direkt bei mir sein so, dass dieses ein einfaches war ihr beizubringen.
    Am Anfang habe ich sie noch ein paar mal getragen, aber schon nach einigen Malen meinen Rücken gemerkt :(
    Habe sie also immer unten schon abgeleint, bin dann sehr deutlich hocgegangen und habe immer auffordernd und freundlich ihren Namen gerufen. Nach einigen Protestrufen ihrerseits ist sie dann doch nach ein paar Malen hochgegangen und als sie es dann einmal geschafft hat, war die Nuss geknackt.

    Spielen tut sie leider noch gar nicht. Sie hat heute am Stall beim Pferd das erste Mal mit einem anderen Hund richtig unbeschwert gespielt, weiß aber noch nichts mit Ballspielen oder Kuscheltieren etc. anzufangen..

    Die Beschwichtigungssignale werde ich mir jetzt mal angucken, bzw. WIR und noch Zeit verstreichen lassen.

  • Ich habe hier auch so eine Angstmaus zu sitzen. Maya habe ich jetzt seit Juni 13 hier und sie findet meinen Freund immer noch unheimlich wenn ich da bin.
    Bin ich nicht da, geht sie sogar mit ins Bett, aber immer auf Abstand.

    Mein Freund clickert auch mit ihr und ist die Leckerlimaschine. Es ist nur minim entspannter. Ich kann dir nicht genau sagen, was es an ihm ist, was Maya unheimlich findet. Draussen geht es, da kann sie auf Abstand gehen, aber in der Wohnung fühlt sie sich eingeengt.

    Maya ist allerdings auch so, dass sie nur frisst, wenn ich den Futternapf hinstelle, sie vertraut da wirklich niemand anderem.

    Wenn dein Freund mit ihr raus geht, bitte nicht hinterher ziehen. Wenn sie nicht will/ kann, dann kann sie nicht. Das müsst ihr akzeptieren und dann muss dein Freund auch wieder umdrehen und nach hause gehen. Sie braucht einfach Zeit bis sie ihm vertraut. ;)

    Deine Maus ist noch jung und wird noch viele positive Erfahrungen machen. Geb die Hoffnung nicht auf. ;)

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