Schnappen als Übersprungshandlung?

  • Hallo allerseits,
    hätte mal wieder eine kurze Frage. Mein grundsätzlich recht gut erzogener und ausgelasteter Beagle hat mich heute mal wieder ein wenig verunsichert in seiner Reaktion, so dass ich einmal eine zweite Meinung haben möchte.
    Wir beide unterlaufen wegen seiner Alleinseinproblematik z.Zt ein recht rigides Trainingsprogramm auf unseren normalen Spaziergängen (zum einen zur Unterstützung, zum anderen zur ruhigen Auslastung). Er läuft meist frei, und ich gehe alle paar Meter sämtliche Grundlagen mit ihm sauber durch. Heute fiel mir auf, dass er nicht ganz so konzentriert war wie sonst, so dass ich schon überlegte, das Training abzubrechen, da kam eine Bekannte mit dem Fahrrad vorbeigefahren. Sie sah uns, winkte, machte großes Aufhebens und fuhr dann von der Straße auf den Bürgersteig. Mein Hund - der eigentlich im Platz lag - sprang auf ihr Rufen (seines Namens) dann auf. Sie begrüßte ihn (schön wild), er sprang hoch und entdeckte (jippieh) einen fremden Hund, der durch die ganze Unruhe dann auch begrüßt werden sollte. Sprich, ich musste ihn erst von meiner Bekannten, dann vom Hund abrufen. Beide Male gehorchte er (mit leicht steigendem Stresspegel), beschloss dann, weil er vollends durch den Wind war, die nächstbeste Auffahrt zu erkunden, durch die dann auch noch gerade ein Auto wollte, um das Chaos perfekt zu machen. Drittes Mal abrufen (auch von mir jetzt recht unruhig). Er kam, legte sich auf mein Kommando wieder ab, wollte dann aber sofort wieder aufspringen, als meine Bekannte dann wieder Aufmerksamkeit forderte. Damit der ganze Mist nicht von vorne losging, habe ich (hektisch) nach ihm gegriffen, woraufhin er in die Luft (haarscharf an den Fingern vorbei) schnappte, dann aber auf deutliches Handzeichen meinerseits sich ablegte und endlich Ruhe einkehrte.
    So. Ich hätte es hier tatsächlich an dieser Stelle abgehakt. Byron kam damals zu mir ohne jeden Grundgehorsam. Verteidigte alle Ressourcen (Fressen, Sofas etc) wirklich aggressiv (mit mehreren Bisswunden meinerseits). Zudem denke ich, dass er häufiger mal geschlagen wurde, da er auf zu hektisches Greifen (nach Halsband etc) total schizophren erst aggressiv, dann mit Angstbeißen, dann mit totaler Unterwürfigkeit reagierte. Somit denke ich, habe ich alle "normalen" richtigen Beißgeschichten bei ihm durchaus schon gesehen und kenne seine Körperhaltung recht gut. Diese extremen Zeiten liegen aber schon länger hinter uns und das was er heute gemacht hat, war meilenweit von solchen Reaktionen entfernt und ich hab es spontan richtung Stressbewältigung/ Überforderung eingeordnet.
    Meine Bekannte allerdings schaute mich nur schockiert an und fragte "Beißt er dich häufiger?" Daraufhin habe ich versucht zu erklären, dass er mich nicht gebissen hat, und auch nicht im Ansatz beißen wollte (sonst hätte er mich auch erwischt). "Naja, normal ist das nicht!" kam dann nur vorwurfsvoll. Womit sie sicherlich recht hat.
    Wie würdet ihr also das alles einschätzen? Stress? Mal wieder die alte (diesmal bloß abgeschwächte) Reaktion durch die hektische Greifbewegung? Nehme ich ihn z.Zt zu hart ran?
    Einfach nur zur Einschätzung. Bin ein wenig verunsichert.
    Lg,
    San

  • Huhu San :)

    Ich habe deinen Text zweimal durchgelesen und finde dein Hund hat sich sehr vorbildlich benommen.
    Er wurde ja total aus der Ruhe gebracht, von seiner Bekannten und trotzdem hat er gehört, dass er dann ein bisschen aufgedreht ist, ist doch ganz normal und trotzdem hat er sein Kommando ausgeführt. Ich würde euch beide eher loben, als etwas zu kritisieren. :)
    Sein "schnappen" war daher sicher eine Übersprungshandlung, wahrscheinlich wollte er nur deine Hand schlabbern. Macht unsere jüngere Hündin jauch häufig, ich sag dazu immer, dass sie mich an die Hand nehmen will :D
    Wenn ich nach ihr greifen will, zB zum Anleinen, "schnappt" sie hoch und würde dann (vor Freude) auf meinen Fingern kauen, auch teils vor Aufregung.

    Mach dir keine Gedanken :)

  • Allerdings würde ich nicht alle paar Meter mit ihm sämtliche Grundlagen durchgehen, wundert es dich da, dass er unkonzentriert wird und irgendwann keine Lust mehr hat?
    Natürlich ist es wichtig nicht einfach nur Gassi zu gehen aber so wie ich den Eindruck habe, kennt dein Hund seine Kommandos sehr gut, lass ihm mehr Freiheiten.
    Ich hatte auch mal eine Zeit lang die Idee mit meinem Rüden ein "extrem Training" zu machen. Die Folge war, dass es ihm irgendwann einfach zu blöd wurde, andauernd Kommandos auszuführen, er hat gemacht was ich wollte aber ich habe gemerkt, dass er hibbelig und grantig wurde.

  • Danke fürs Lob. Trotzdem: in Richtung "Freude" ging es definitiv leider nicht und schlabbern war es auch nicht, sonst würde ich mir da nicht so einen Kopf machen. ;) Es wirkte eher wie ein extrem verwirrter Warnschuss "lass mich jetzt, ich kann jetzt nicht. Was ist hier los? Wie? Waaaaaargh! Weg!" War also schon ernster als aufgeregtes Schlabbern, aber eben auch nicht absolut Aggressiv oder wirkliches Warnschnappen. Also gibt es so "halbherziges verwirrtes Schnappen" auch als Übersprung?

  • Nein, das ist eigentlich sonst kein Problem. Er mag es tatsächlich meist gerne mal vermehrt Aufmerksamkeit zu bekommen. Und 100%ig geht es eben nicht, da bekommt er gerade den Feinschliff (gerade beim Fußgehen). Einfach Spazierengehen, wenn man ihn nicht beschäftigt sorgt dann in extrem kurzer Zeit für Langeweile und Schnüffeltouren. Natürlich ist das, was ich zur Zeit mache, das andere Extrem, aber er ist meist konzentriert und mit Freude dabei (weswegen ich ja heute ein wenig früher abbrechen wollte) und es ersetzt mir die Kopfarbeit zu Hause, wodurch er fürs alleinbleiben gut ausgelastet ist. Aber: Hibbelig und Grantig beschreibt ihn heute ganz gut. Dann schaue ich beim nächsten Mal besser hin und breche früher ab bei fehlendem Spaß/fehlender Konzentration. Danke erst einmal.

  • Zitat

    Danke fürs Lob. Trotzdem: in Richtung "Freude" ging es definitiv leider nicht und schlabbern war es auch nicht, sonst würde ich mir da nicht so einen Kopf machen. ;) Es wirkte eher wie ein extrem verwirrter Warnschuss "lass mich jetzt, ich kann jetzt nicht. Was ist hier los? Wie? Waaaaaargh! Weg!" War also schon ernster als aufgeregtes Schlabbern, aber eben auch nicht absolut Aggressiv oder wirkliches Warnschnappen. Also gibt es so "halbherziges verwirrtes Schnappen" auch als Übersprung?

    Hört sich für mich auch nach Übersprungshandlung/Überforderung an.
    Meine Dobermannhündin hat das häufig gemacht, wenn sie das Gefühl hatte "sie könne es mir nicht recht machen".
    Ich würde mir darum keine Gedanken machen, aber ich finde auch alle paar Meter Übungen zu machen, viel zu viel.
    Ich finde, ein Hund muss auch mal Hund sein dürfen, ohne ständig irgendwie erzogen zu werden. Die Übungen klappen doch super, mach' ihn nicht sauer damit, das du es ihm immer wieder runterleiern lässt.

    LG
    Katrin

  • Mein Hund schnappt bei Stress auch schon mal in die Luft. Habe sie aus dem Tierschutz. Am Anfang hat sie das ziemlich häufig getan, jetzt passiert es vielleicht noch 1-2 mal pro Monat.

  • Das hört sich doch gut an. :)

    In so hektischen Situationen kommen bei Hunden oft alte Allüren zurück, die schon mal ein Problem waren aber erfolgreich abgewöhnt wurden - wie bei euch!
    Es war wahrscheinlich in dem Augenblick einfach zu viel für ihn.

    Mein Rüde zb würde dann Dauer-Kläffen. Früher hat er so viel gekläfft, hab's erfolgreich trainiert. Aber wenn es zu hektisch/wild wird oder ich nicht aufmerksam genug bin verfällt er in alte Muster.

  • Zitat


    Hört sich für mich auch nach Übersprungshandlung/Überforderung an.
    Meine Dobermannhündin hat das häufig gemacht, wenn sie das Gefühl hatte "sie könne es mir nicht recht machen".
    Ich würde mir darum keine Gedanken machen, aber ich finde auch alle paar Meter Übungen zu machen, viel zu viel.
    Ich finde, ein Hund muss auch mal Hund sein dürfen, ohne ständig irgendwie erzogen zu werden. Die Übungen klappen doch super, mach' ihn nicht sauer damit, das du es ihm immer wieder runterleiern lässt.

    LG
    Katrin


    Au weia, anscheinend kommt es so rüber, als wäre ich ein absoluter kontrollwahnsinniger Erziehungsfreak. Sry, das habe ich wohl falsch vermittelt :D Um Himmels willen, das ist ein Beagle. Der darf bei mir viel laufen, viel Schnuppern und viel Hund sein. Es geht um die normalen kleinen Gassirunden, in denen ich dann Unterordnung etc etwas auffrische. Und auch das Training ist locker. Ich gehe, er läuft einigermaßen frei rum und ab und zu rufe ich ihn dann halt ran, oder lege ihn ab, bestehe aber dann auch konsequent auf sauberer Ausführung. Das ist etwas, von dem ich bei ihm weiß, dass es einfach nötig bei ihm ist, weil sonst langsam ein sonderbarer Schalter in seinem Kopf umgelegt wird und er mir wieder auf der Nase herumtanzt. Ist wohl nach allem was ich gehört habe, ne rassetypische Sache durch ihre Selbstständigkeit. Wenn ich merke, es wird zu viel, er kann sich nicht konzentrieren oder hat keinen Spaß dran (nicht zu verwechseln mit "nö, kein Bock. mal sehen, ob dus durchsetzt, Frauchen", dann werde ich ebenso stur wie der beste Beagle sein kann), breche ich das ab. Es war wohl heute zu spät.

  • Dann würde ich es auch so weiter machen :)

    Hab's so verstanden, dass du alle 5min loslegst mit "bleib, hier, Fuß, Sitz, Platz, bleib, hier,..." :D
    Kenne da persönlich einige Leute die ihre Hunde andauernd drangsalieren um ja nicht Gefahr zu laufen, dass der Hund vllt "aufmüpfig" wird...

    Aber kenne das von Yard, wie du auch beschreibst. Wenn ich mal schleifen lasse verzeiht er mir das auch nicht lange und geht stiften. :D

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