Briard-Phobie... Was tun?

  • Ich hatte dir ja auch schon mal geschrieben, weil ich ein ähnliches Problem mit meinem Hund habe. Wir sind inzwischen auch schon etwas weiter - bei uns hat es sich nun ganz gut entwickelt (tut mir leid, dass es bei dir schlimmer geworden ist, ich kann das leider gut nachfühlen..).

    Bei mir war ein großes Problem im Nachhinein, dass ich der Meinung war, dass mein Hund beliebig frei laufen muss. Das habe ich inzwischen grundlegend geändert. Das heißt mein Hund ist grundsätzlich bei unserem Spazierganggebiet an der Leine, wo es unübersichtlich ist oder er läuft hinter mir. Das hinter mir laufen war ein ziemlicher Kampf, weil Ben immer die Wege kontrollieren wollte und vorne laufen wollte. Aber nach einigen Wochen Training (meine Güte, das hat mich echt Geduld und Nerven gekostet :D ) hat er es akzeptiert. Wenn ich weit sehen kann, dann darf er frei vor mir laufen, ansonsten wie gesagt hinter mir, oder an der kurzen Leine.

    Ich habe den Eindruck dass das seine Akzeptanz für mich als Leitfigur gestärkt hat. Jedenfalls läuft er jetzt entspannt und ist nicht mehr ständig am kontrollieren. Einmal habe ich seither den Beardi getroffen - habe sofort kehrt gemacht und bin einen anderen Weg gegangen. Das habe ich auch für mich als meine Strategie beschlossen - kehrt und möglichst einen anderen Weg gehen bzw. außer Sichtweite vorbei. Bei dieser Begegnung war ich total baff, dass Ben nicht gebellt hat, er war lediglich etwas aufgeregt und zog an der Leine (also ich musste ihn auch hinter mir her ziehen - aber so what?!).

    Für mich ist das einfach die Lösung, ich bin total entspannt seit ich weiß es gibt keine ungeplanten Überraschungen mehr - dass er mir einen anderen Hund zuerst sieht und es dann einer seiner "Erzfeindrassen" ist. Und das überträgt sich glaube ich auch auf den Hund.

    Die Lösung habe ich für mich erstmal akzeptieren müssen, orientiert habe ich mich dabei z.B. an Anita Balser, die sagt, dass ein Hund nicht permanent durch die Gegend toben muss, sondern grundsätzlich nah bei seinem Menschen bleiben sollte.

    Keine Ahnung, ob das für dich ein Ansatz wäre - ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg und gute Nerven!
    =)

    LG Betty

  • Sowas wie absitzen ist viel zu schwierig! Bevor der Hund in der Nähe des anderen aushält, muss er erst mal dran vorbei gehen können.

    Geh weiter, und zwar flott. guck nicht hin zum anderen Hund, geh einfach. IMMER - wirklich IMMER - als Puffer zwischen deinem und dem fremden Hund sein. NICHT stehenbleiben. Nicht reden, nix. Schon gar nicht anfassen. Und auf keinen Fall den Hund an dich drücken oder so. Schon die Leine heisst ja: keine Möglichkeit zur Flucht. Und dann noch festgehalten werden...
    Die Leine sollte möglichst lang (also ne normale Führleine) bleiben und locker. Das braucht etwas Übung. Je besser die Leinenführigkeit, umso besser klappt das. Ziehen und Bewegungseinschränkung ist Stress pur für den Hund.

    Übe, jeden Hund und jeden Menschen von deinem Hund fernzuhalten, indem du körperlich dazwischen tritts. Wenn du das konsequent durchziehst, wird sie lernen, hinter dir Schutz zu suchen. Aber das braucht Vertrauen, du musst wirklich beweisen, dass NICHTS an dir vorbeikommt. Nichts! Auch kein (deiner Meinung nach) lieber freundlicher Hund oder Mensch. NICHTS. Du musst das ernst meinen. auch wenn es deinem Hund erst mal überhaupt nicht passen wird.
    Sonst gibt er die Strategie "Angriff ist die beste Verteidigung" nie auf.

    Und es dauert. Mindestens so lange, wie das Verhalten schon besteht. Und es wird Rückfälle geben.

    Bevor nicht alle anderen Begegnungen wirklich gut laufen, und du das wirklich kannst, würde ich nicht mit den besonderen "Feinden" üben. Und wenn, dann in Bewegung, mit Abstand voneinander angeleint laufen - immer in Bewegung bleiben. kein Kontakt. Grundsätzlich kein Kontakt an der Leine.

    Für mich ist das kein Briard-Problem, sondern ein grundsätzliches Problem. Heute ist es ein Briard, morgen ist es ein Schäferhund. Das Problem ist, dass dein Hund nicht weiß, was er tun soll, wenn er unsicher ist - ausser sich eben selbst zu verteidigen.

    ich mache das so: http://pfotenblog.blogspot.de/2014/01/du-kan…cht-vorbei.html

    so sehe ich das...

  • Danke für eure Antworten!
    Ich habe Lilly sehr wenig an der Leine im Wald, da sehr viele Hunde dort sind und 99% freudig ohne Leine auf einen zukommen (auch wenn das ja eigentlich nicht so sein sollte). Man kennt sich halt in dem kleinen Wald... Ich habe auch das Gefühl, dass sie an der Leine eher unsicherer ist. Ich denke, wir haben sie damals zu früh frei laufen lassen.

    Im Moment treffen wir fast täglich einen ihrer Feinde. Ich lass sie an den Wegkreuzungen bei mir laufen, so dass ich sie an die Leine nehmen kann wenn einer der Hunde in Sichtweite kommt. Aber wenn sie mit anderen am Toben ist tauchen sie natürlich dennoch hier und da plötzlich mal auf. Der Wald ist so von Wegen durchzogen, dass man auch auf die Parallelwege gucken kann... Als sie letztens ohne Leine einen sah und hinrennen wollte hab ich schnell was in ihre Richtung geworfen und sie war kurz so abgelenkt, dass ich mich zwischen die beiden bringen konnte und Lilly so fernhalten konnte.

    Konsequent weggehen ist momentan kaum machbar. Sie springt so rum, dass ich mich im Stehen schon bemühen muss sie ordentlich zu halten dabei hat sie grad mal 25 kg. Und von lockerer Leine sind wir da noch sehr weit entfernt.

    Wir machen jetzt allerdings in 1.5 Wochen ein "Alltagstraining" mit. Wie genau es aussieht weiß ich nicht aber es soll dem Hund wohl vermittelt werden, dass der Mensch die Sachen regelt. Das hat mich sehr angesprochen. Die Trainerin soll auch Erfahrung haben mit Hunden, die durch verschiedene Vorfälle Angst vor anderen Hunden haben. Wenn ich sie mag werden wir Einzelstunden bei ihr nehmen :smile: Ich bin gespannt wie sie Lillys Verhalten deutet.

    Achja, anfangs hatte ich mal versucht sie dazu zu bringen hinter mir zu gehen aber das ist kläglich gescheitert. Da war ich wohl auch nicht ausdauernt genug. Aber als sie aus dem Tierheim kam war sie außerhalb des Hauses ja nur am Bellen und ziehen. Naja, hinterher weiß man es immer besser ;)

    Ich werde nach dem Training mal berichten wie die Einschätzung der Trainerin ist!

  • Mach dieses Alltagstraining. Das scheint ein vernünftiger Ansatz.

    Mein Vorschlag wäre aber, Deinen Hund trotz aller anderen unangeleinten Hunde nicht ohne Leine laufen zu lassen. So lange er dieses Verhalten an den Tag legen würde, würde mein Hund nicht ohne Leine irgendwelche Hundebegegnungen haben, wenn ich mir nicht sicher bin, dass es keinen Ärger geben würde.
    Also, ich würde das Pferd von der anderen Seite aufzäumen: grundsätzlich Leine und wenn bekannter Hund kommt, kann man ableinen. Es ist immer schneller und sicherer, einen angeleinten Hund abzuleinen als einen am Beginn des Ausrastens befindlichen Hund dann einzufangen und anzuleinen

  • Alltagstraining und Einzelstunden mit der Trainerin finde ich eine super Sache!
    Ich würde meinen Hund zumindest bis der Termin mit der Trainerin ist (ggf. weiter, wenn sie es sagt) an die Schleppleine nehmen. So kannst du sie abpflücken, wenn der "Feind" kommt. Sie soll, wenn er kommt, sich dir zuwenden und nicht bellend auf ihn zurennen - das kannst du, so wie du es schilderst, erstmal nur mit Schleppleine erreichen. Die Schleppleine kann am Boden schleifen, und du nimmst sie bei Bedarf auf. So ist der Radius, in dem du deinen Hund noch erwischst, viel größer als unangeleint!

  • Ich kann dich wirklich gut verstehen was das Leinenthema und das hinter dir laufen angeht. Das ist aber genau so, wie es bei meinem Hund auch war - und aus meiner Sicht sind das Knackpunkte. Grade daran, dass du das hinter dir laufen schlecht durchgesetzt bekommst siehst du ja auch wie wichtig das voran gehen deinem Hund ist. Ich hab bei meinem auch gedacht das hinter mir laufen lernt er nie. Gebracht hat es das Durchziehen von beidem - einfach machen. Sowohl an der Leine laufen, als auch hinter mir laufen. Wie war das - ein Hund braucht bis zu 1500 Wiederholungen bis er etwas wirklich verinnerlich hat? :D Also in aller Seelenruhe immer wieder wiederholen. Und nur dann wenn du gute Nerven hast, je mehr ich das mit Druck durchsetzen wollte, umso mehr hat mein Hund mit Gegendruck reagiert und wollte unbedingt vor.

    Hier laufen auch alle Hunde frei und der von dir beschriebene Wald könnte unserer sein. Sobald ein Hund kommt, wo ich sehe dass er ihn kennt, lasse ich ihn mit Freigabekommando laufen.
    Ich habe Ben auch zuerst immer neben mir laufen lassen, aber sein "Kontrollbedürfnis" hat sich erst gelegt, als ich das mit dem hinten laufen durchgezogen habe. Und ich habe das Glück, dass ich jemand mit Hund kennen gelernt habe, die das ähnlich handhabt. Seit wir das auch auf gemeinsamen Hundespaziergängen so handhaben, klappt es echt super.

    Das nur nochmal als Gedanken dazu - ich wünsche dir jetzt erstmal ganz viel Erfolg mit der Trainerin!

    LG Betty

  • Kannst du nicht auch mal woanders gehen, wo es nicht dauernd Hunde gibt?

    Es ist ohnehin nicht gut, immer die gleichen Wege zu gehen. In unbekanntem Gebiet wird dein Hund viel eher auf dich achten.

  • So, hier ein Update nach einer spontanen Trainingsstunde mit unserer neuen Trainerin. Die Trainerin hat bestätigt, dass Lilly aus Angst einen auf "Angriff ist die beste Verteidigung" macht. Wir haben zum Glück auch direkt Hunde getroffen, die sie doof findet und anbellt. Sie meinte, dass man das doch mal "maßregeln" sollte. Das hat sie dann mit einer Wasserflasche gemacht. Einmal kurz gesprüht nachdem sie bei einem "Schluss jetzt" noch immer einen dunklen Hund anbellte. Sie guckte verwirrt blieb aber dann ruhig.

    Dann kam die nette Briardhündin, die sie früher mal mochte. Die Besitzer waren so nett und sind ein paarmal an uns vorbeigegangen. Trainerin hat Lilly angesprüht als sie wie wild bellte. Es war kein schöner Anblick... :verzweifelt: Lilly hatte eindeutig schiss und wußte nicht wie ihr geschieht und wollte weg. Aber sie hat sich dann hingelegt und den Briard einfach nich mehr angeguckt. Danach war sie aber echt im Eimer. Hat aber kurz danach dann doch wieder Leckerchen nehmen wollen. Ich alleine hätte es wahrscheinlich nicht durchgezogen. Ich war ja der Ansicht, dass man Angst nicht bestrafen sollte. Aber man bestraft ja eher die daraus folgende Aggression. Ist wahrscheinlich Ansichtssache aber ich glaube, bei Lilly scheint es so zu klappen. Alles an "positiver Verstärkung" hatten wir ja auch schon wenig erfolgreich durch...

    Heute habe ich die Hündin wieder getroffen. Lilly knurrte leicht, ich sagte "Schluss jetzt", sie hörte auf, ich hab sie gekrault und wenn sie wieder leicht knurrte sofort aufgehört. Lilly hat sich hingesetzt und die Hündin konnte vorbeigehen. Lilly war danach noch ein paar Sekunden was verunsichert aber dann war alles wieder ok und sie hat brav den Futterbeutel aportiert. Kein Vergleich zu vorher wo sie nach einer Begegnung noch Ewigkeiten bellte und sich nicht beruhigen wollte und kaum ansprechbar war.
    Gestern kam auch ein dunkler Schäferhund an uns vorbei, den sie nicht so mag und sonst anbellt. Ein "Schluss jetzt" hat gereicht und sie hat sich neben mich gesetzt und mich angeguckt. Hab sie dann gekrault und mit Leckerchen vollgestopft. Sie wirkte dabei sehr entspannt.

    So, dazu arbeiten wir natürlich auch an dem Grund warum Lilly überhaupt anfängt zu bellen: Sie denkt ja scheinbar, dass wir sie nicht gut genug beschützen können. Deswegen machen wir jetzt so Distanztraining an der Leine. Also quasi gucken, dass auch wirklich kein Hund an sie drankommt wenn sie an der Leine ist. Mehr dazu wird es dann aber in den folgenden Trainingsstunden geben. Für eine Trainingstunde wars schon ganz schön viel!

    Ich bin gespannt wie es weitergeht.

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