Hund jagt Autos, Fahrräder, Roller,..

  • Wenn der Hund es schafft, durchzustarten, dann warst Du schlichtweg zu langsam ;-) und die Leine zu lang... *klugscheiß...... (ich darf das, weil ich die Erfahrung mit meinen 2 Terriern schon durch hab *gg)

    Ganz klar - einfacher gesagt als getan.... Tip: erster Schritt ist, Deine Hündin genau zu beobachten, dann wirst Du ziemlich schnell erkennen, wo bei ihr der Moment ist, in dem sie darüber nachdenkt, was zu tun ist, bzw. sie erkennt, daß da was Interessantes kommt. Ein ganz kleiner Moment oft nur, in dem sie aufschaut zum Zielobjekt, der Körper plötzlich auf Spannung geht etc., guck sie Dir einfach genau an in so ner Situation - Du siehst ja die Objekte meist eher (weil Du größer bist und damit weiter gucken kannst), und kannst sie dann gezielt beobachten, ob sie kurz stehebleibt, bevor sie los möchte, oder wie auch immer.

    Dann umgehend (wenn Du den Moment nicht erwischst, ist´s wieder zu spät, und der Hund nimmer bremsbar, wenn er mal in Bewegung ist, das kennst ja sicherlich genügend inzwischen *gg) ein gut sitzendes (!) Alternativkommando geben - Abruf (und wenns nur mit nem fröhlichen quietschenden "Heyaaaa!" ist), Hinsetzen, Hinlegen, was auch immer - oder, wenn sie darauf reagiert (ausprobieren!) einfach quietschend nen Ball in die dem Objekt entgegengesetzte Richtung werfen, sodaß sie vom Gegenstand ihres Interesses weg nach hinten rennen kann. Sollte klappen, solange der Hund noch steht. Falls er in dem Moment nicht reagieren können sollte (Ablenkung bereits zu groß), dann evtl. mit einem ungewöhnlichen Geräusch ablenken. Ich nehm dazu meinen Schlüsselbund und rassle damit ganz leise (das geht in der gesamten Geräuschkulisse nicht so unter wie z.B. die menschliche Stimme, weil wir Menschen halt doch oft den ganzen Tag quatschen), das kennen meine ganz gut und wissen, daß jetzt die letzte Chance ist, "saures Frauchen" zu verhindern *gg Dann gucken sie zu mir, und das ist der Moment, in dem sie auch für ein Alternativkommando aufnahmebereit sind.

    Kommt z.B. ein Jogger, kannst Du auch, wenn sie den wahrnimmt, sagen: "komm weiter!" (notfalls mit dem Finger anstupsen, falls die Aufmerksamkeit nicht bei Dir ist, und sie zu intensiv schon beim Zielobjekt ist im Kopf) (oder auch ins Fuß nehmen, wenn das funktioniert bei Ablenkung!), und dabei das Tempo etwas beschleunigen. Dabei den Hund auf die dem Jogger/Auto etc. abgewandte Seite nehmen. Das zeigt ihr die gewünschte Alternative (weitergehen), leitet ihr Interesse weg vom Objekt (abgewandte Seite) und durch das erhöhte Tempo richtet sie evtl. ihre Aufmerksamkeit wieder eher auf Dich, weil sie gucken muß, warum Du plötzlich an Tempo zulegst. Sobald Ihr anständig vorbei seid, loben - aber ruuuuhig, nicht aufputschend.

    Eine Möglichkeit ist auch, jedes Mal, wenn sie in die Leine springt, weil sie ohne Deine Freigabe wo hin möchte, einfach umzukehren, und erst wieder in die gewünschte Richtung zu gehen, wenn sie sich beruhigt hat und anständig an der Leine läuft. OK - vorwärtskommen ist anders.... *gg Aber ohne Üben geht eh nix, geal, wie Du´s anpackst. Das mußt halt dann konsequent ne Weile durchführen, bzw. kannst Du natürlich auch situationsgebundenentscheiden, wann welche Reaktion angebracht sein könnte. Wichtig ist einfach, daß sie keinen Erfolg hat, und hinrennen kann, bzw. nicht weiterkommt, wenn sie tobt an der Leine.

    Alternativ: Leine nicht mehr so lang (damit Du sie im Falle des Durchstartens noch halten kannst), und dann, wenn ein Zielobjekt für den Hund in die Nähe kommt, einfach stehenbleiben wie ein Baum, wenn sie los will (Du wirst anfangs wahrscheinlich dabei dann eher spazierenstehen statt -gehen - aber nimm Dir die Zeit, rennen kann sie dann im Garten o.ä., wo ein Zaun und keine Ablenkung vorhanden ist). Nimm Dir Zeit - gaaaaanz viiiel Zeit. Warte. Warte immer noch. Sie kann an der langen Leine gucken, Terz machen, sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln, oder zum Himmel hochspringen. Egal. Warte. Und nochmal warte. Nix sagen, sie kanns dann grad eh net aufnehmen. Warten. Iiiiirgendwann wird sie wieder runterkommen - von alleine. Und genau das bestätigst Du dann. Also, wenn sie sich z.B. schüttelt ("Streß abschütteln"), anfängt, rumzuschnuppern (um sich zu beruhigen), die Spannung an der Leine verringert, oder sogar mal nach Dir guckt. Das kann bei den ersten Malen ewig dauern, aber sie wird lernen, und es wird immer schneller gehen, daß sie wieder in der Lage ist, sich Dir zuzuwenden und den Kopf freimacht. Dann umgehend loben, beim ersten Anzeichen schon, evtl. weiterhelfen mit "jaaa, sooo ists fein, komm her", damit sie sich net nochmal rumdreht, sondern zu Dir kommen kann - weg vom Objekt ihrer Begierde. Dabei selbst ganz ruhig bleiben, denn der Hund spürt, ob Du cool bleibst oder innerlich aufgewühlt bist, und ihn am liebsten an die Wand nageln möchtest *gg (das zeigt ihm, daß das Objekt seiner Begierde echt spannend ist, wenn sogar Frauchen aufgeregt ist!! Also vollkommen kontraproduktiv.) Ruhe vermitteln mit der ganzen Körpersprache und Einstellung.

    Diese Variante hat den Vorteil, daß sie mit der Zeit lernt, sich selbst ohne Kommando nach ner Weile wieder runterzufahren - und dafür wird sie dann von Dir bestätigt, und es kann weitergehen. Irgendwann kann sie sich dann so weit beherrschen, daß sie sich schon beim ersten Anblick nimmer so hochpuscht (sie lernt ja, daß sie mit ihrem "Getue"an der Leine keinen Erfolg hat und nicht hinkommt), und Du kannst das Auto/den Jogger ruhig passieren. Man muß es halt aushalten können, wenn dann Passanten kommen, Dich angucken, und Euch für bekloppt erklären oder Dich Tierquäler schimpfen, weil´s grad an der leine kreischt wie blöd *gg - aber halt Dir dann vor Augen: in nem halben Jahr gehst Du grinsend an denen vorbei, mit nem ruhigen Hund - also übersieh solche Leute einfach *gg Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

    Generell gucken, wenn Du in Gebieten unterwegs bist, wo das passieren kann, daß Du den Hund nicht allzusehr aufputschst (mit Spielen, Bällchenwerfen, Rennenlassen)- denn je weiter ein Hund hochgedreht ist, desto eher wird er auf Anreize reagieren, desto geringfügiger muß die Ablenkung sein, die ihn dann durchstarten läßt.

    Generell würde ich mit einem Jagdhund (Pudel und Labradore sind beides ursprünglich Rassen aus dem jagdlichen Bereich, also ehem. richtige Gebrauchshunde, was heute oft noch sehr deutlich zu sehen ist) immer versuchen, eine jagdliche Auslastung zu bieten. Ob das Fährten ist, kleine Suchspiele im Garten/Park, Zielobjektsuche, oder auch eine ernsthafte Aufgabe wie Mantrailing o.ä. - egal. Ich habe mit meinen Terriern festgestellt, daß, je besser sie ausgelastet sind, sie sich desto weniger irgendwelche Anreize suchen, um durchstarten zu können. Wenn die net ausgelastet sind, reicht u.U. da Rascheln von einigen Blättern im Wald als Anreiz, um durchzustarten. Solange sie regelmäßig im Training sind (Mantrailing, hobbymäßig), kann ich sogar mit Bossi ab und an im Wald ohne Leine gehen, und er läßt sich problemlos aus dem Gebüsch rausrufen, bzw. korrigiert sich inzwischen sogar selbst, geht 2 Schritte vom Wegrand, späht kurz rein in den Wald, und geht selbständig (!) wieder raus. Vor einigen Jahren noch war der weg, wenn er auch nur das Klicken des Karabiners beim Ableinen gehört hat, er war schlichtweg nicht in der Lage, sich zu beherrschen.

    Aus diesem Grunde würde ich auch nicht mit Korrekturen arbeiten, sprich, den Hund einschüchtern o.ä., wenn er so hochdreht - weil ich inzwischen weiß, daß der Hund einfach nicht in der Lage ist, sich zu beherrschen in dem Moment, der Anreiz ist zu stark, und er kann sich (noch) nicht so weit beherrschen, daß er ruhig bleibt. Und für etwas, das der Hund noch nicht kann, brauche ich ihn nicht anzuherrschen oder körperlich zu werden, dabei lernt er schlichtweg nix.

    Parallel kannst Du an Impulskontrolle arbeiten. Wurde hier schon geschildert: Leine dran, Ball o.ä. wegwerfen, dann auf Kommando das Teil holen lassen. Gesichert mit Linee, damit sie dem Impuls, sofort nachzurennen, nicht nachgeben kann. Wenn das klappt, im Sitz/Platz testen. Wenn das geht, mal ohne Leine testen, dann aber den Ball beim ersten Versuch nur leicht anschubsen, langsam wegkullern lassen, damit der Reiz nicht so groß ist, und Du keinen Mißerfolg reinbringst, weil sie doch weider losrennt. Dann etwas weiter wegkullern, wenn das geklappt hatte, etc. Oder: will sie zu nem anderen Hund rennen, errstmal absitzen lassen, sich beruhigen lassen, und erst auf Deine Freigabe hin laufenlassen. Solange Hund an Leine tobt, darf sei net hin, Beherrschung ist hier gewünscht von ihr. Will sie ans Futter, muß sie erstmal irgendwas machen (Sitz, Platz, Bleib, Warte, egal - nur irgendwas, das verlangt, daß sie sich net gleich unbeherrscht aufs Futter stürzt), bevor Du Freigabe erteilst, hinzugehen (Voraussetzung: Freigabekommando einführen, hilft oft weiter). Da gibt´s tausend Gelegenheiten im Alltag, das zu üben - weillst Du zur Türe raus, muß sie erst warten, bis Du sie freigibst, daß sie mit kann etc.pp.

    Ansonsten: Rückruftraining bis zum Erbrechen von Hund und Halter *gg Erst an der Schlepp in ablenkungsarmem Gebiet, dann mal ohne Ablenkung im Freilauf - aber (wie beim Welpen) immer nur dann rufen, wenn Du sehr sicher bist, daß sie kommen wird, also wenn sie fast schon unterwegs zu Dir ist (z.b. locken mit Geräusch oder Nennen ihres Namens, sie guckt Dich an, und dann erst KOMM-Kommando rufen, weil die Wahrscheinlichkeit dann sehr groß ist, daß sie´s befolgt)! JEDEN befolgten Rückruf super bestätigen mit dem, was sie toll findet: Rennen, Leckerli, Zerrspiel, etc. Immer Party. Ich nehm heute noch ab und an z.B. Leberwurstdöschen mit und bestätige Bossis Rückruf damit, weil der das Wichtigste Kommando überhaupt ist - ohne funktionierenden Rückruf kein Freilauf! Die Bestätigung fürs Abrufenlasseen kannst Du schon geben, sobald sie losrennt, oder Dir den Kopf zuwendet: "Jawoll, sooo ist feiiin, komm her....Ja feiiiiiin....Suuuper" - sodaß Du die ganze Zeit beim Zurücklaufen begeistert unterstützt, dann wird sie nen Heidenspaß daran haben, zu Dir rennen zu dürfen!

    Ich hab auch nen Pfiff eingeführt, und nutze dafür eine Schiedsrichterpfeife. Die ist so laut, da haut´s Dir selbst die Ohren raus - aber den Hund reißt´s in 99% aller Fälle richtig herum und er kommt im Schweinsgalopp an. Weil der Pfeifton halt weit über die tägliche Geräuschkulisse (das Grundrauschen durch ständiges Gelaber des Menschen) hinaus hörbar ist, durch Tonfall und Lautstärke. Richtiges Training: Hudn neben Dir, Pfiff - Futter geben. Hun detwas weiter weg - Pfiff, Futter geben. Zuerst im Haus, dann im Garten, dann draußen mit wenig Ablenkung etc. Und immer Superleckerli geben, und Party, wenn´s funktioniert. SOLLTE es mal nicht funktionieren, dann war die Entfernung des Hundes noch zu groß, oder die Ablenkung zu groß, dann geh nochmal nen Schritt zurück.

    Wichtig: wenn Du den Hund rufst - laß ihn in 99% der Fälle dann wieder weiterlaufen ohne Leine. Sie darf auf keinen Fall verknüpfen, daß wenn Frauchen ruft, der Spaß immer zu Ende ist - im Gegenteil: wenn Fraule ruft, lohnt sich das Kommen, dann passiert immer was besonders Tolles (Leckerli, Spieli werfen, irgendwas suchen, kleine Aufgabe, die sie gerne ausführt und schon kann, z.B. Sachen bringen, gemeinsames Rennspiel, etc.). Wenn Du sie dann MAL anleinst nach dem Rückruf, tut das nicht weh. Aber generell ist der erfolgte Rückruf was Tolles, und wird nicht "bestraft" (aus Hundesicht) mit Anleinen, und erfolgt fast immer "einfach so", nicht, wenn da vorne ein Reh/Auto/Jogger kommt! Sonst hast Du in Nullkommanix nen Hund, der "sagt": "Was, die Alte ruft? Dann muß da vorne was Spannendes kommen!", und so wird der Abruf zum Signal, daß sie wegrennen muß, weil sie sonst das Spannende da vorne versäumen könnte, was Du ihr auch noch selbst "angekündigt" hast. Wäre ja schön blöd... *gg

    Weiterhin: auf den Radius achten, den Dein Hund hat. Je weiter der Hund weg ist, desto weniger kann ich als Hundeführer Einfluß nehmen. Ein STOP-Schrei (wenn das Kommando bekannt ist) im Notfall hilft vielleicht noch, wenn der Hund neben Dir läuft - in 20-30 Metern Entfernung ist die Ablenkung schon so groß im Vergleich zu der Wirkung des Schreis, daß dieser ignoriert werden wird. Bei Bossi ist es so, daß ich den Radius nicht generell auf xy Metern halte, sondern nach Tagesform anpasse. Ist er ausgelastet und ruhig, trabt oder galoppelt vor sich hin (langsam geht net beim Terrier *gg), hört auf jeden Rückruf, guckt selbständig nach mir, zeigt er mir damit, daß er mich im Hinterkopf hat, und auf mich achtet, dann darf er relativ weit weggehen. Ist er nervös, hektisch, macht aufgeregte Sprünge im Laufen, riecht an jedem Mausloch, hat 4 Wochen lang nicht mehr getrailt, geht jeder Spur nach, Nase NUR am Boden, scannt zitternd vor Aufregung Waldränder (Wildsicht ist für ihn gern mal Signal zum Losrennen), oder hört erst auf den 3. bis hundertsten Rückruf, dann wird der Radius zunehmend kleiner, bzw. er kommt ne Weile an die Leine und ich mache z.B. etwas Unterordnung, freudig, nicht als Strafe, sondern weil er dabei gewöhnlich gut runterkommt (weil er gern mit mir arbeitet) und seinen Kopf wieder ein bisserl mir zuwendet, das Hirn dann sozusagen wieder geradeaus denken kann. Oder ich spiele etwas Ruhiges mit ihm zusammen, um ihn auf mich zu fokussieren. Dann kann er evtl. wieder ohne Leine. Das hilft ihm sozusagen, wieder runterzukommen von seinem "Trip". :headbash:

    Du kannst Dir mal das Buch Anti-Jagdtraining von Pia Gröning anschaffen, ist jedem Jagender-Hund-Besitzer nur zu empfehlen, auch ich habe Einiges daraus für mich umsetzen können:


    Nicht alles, das muß man selbst entscheiden, was beim eigenen Hund paßt und was nicht (ich bestätige Bossi z.B. nicht damit, dann doch Wildspuren hinterhergehen zu dürfen o.ä., weil ich das nicht gebrauchen kann, weder beim Trailen, noch will ich ihm überhaupt signalisieren, daß Wildspuren toll sind.), und da gibt´s wirklich ganz viele Möglichkeiten.

    Es ist keine einfache Aufgabe, einen jagenden Hund unter Kontrolle zu kriegen (den Jagdtrieb kannst net abtrainieren, so wenig wie man ein Bein abtrainieren kann! Der ist einfach mitgekaufter Bestandteil vom Hund.), und es wird ne Weile dauern. Aber irgendwann, so nach und nach, greifen die einzelnen Maßnahmen, und Du wirst sehen, daß es immer mehr Situationen gibt, die Ihr dann zusammen meistern könnt, der Hund immer ruhiger wird, und auch lernt, sich selbst zu beherrschen. Dann wird das Spazierengehen wieder entspannter. Momentan ist leinenloses Spazierengehen mit Handy am Ohr und 27 Freunden zu Quatschen dabei eben nicht möglich, weil Du den Hund im Auge behalten und lesen können mußt, die Konzentration also bei ihr liegen muß, damit sie keine Chance hat, wieder loszurennen. Nach jedem Erfolg (allein das Hetzen ist ein Erfolg, da braucht´s net mal nen erlegten Hasen dazu!) kannst wieder ein halbes Jahr im Training zurückgehen..... Evtl. wird das nie ein "ich quatsch entspannt beim Gassi"-Hund - aber es wird sicherlich besser werden und entspannter als heute, wenn Du dranbleibst, und von allen möglichen Seiten daran arbeitest. Nach und nach... ;-) Viel Erfolg!

    PS: außerdem vergiß nicht, daß solche Situationen, in denen der Hund jedes Mal aufs Neue wieder hochdreht, Streß pur sind für den Hund. Mitsamt Adrenalinausschüttung und allem, was dazugehört. Bis das Zeugs im Körper abgebaut ist, das dauert TAGE! (ein Grund, warum ich z.B. nie in Tier-/Wildparks gehen würde zwecks Gewöhnung an Wild etc. - einmal ausgetestet, 2 Tage später war mir der Hund nach langer Zeit erstmalig wieder durchgebrannt! Weil er mir zu hoch fährt dabei. Und die Nase spezialisiert sich mit zunehmender Übung auf den Wildgeruch, riecht immer feinere Wildspuren unterwegs-das brauch ich net. Was beim Training eines Suchhundes auf einen bestimmten Geruchsstoff (Drogen/Menschen, was auch immer) gewünscht ist, kann sich hier zum Nachteil auswachsen.....)
    Und wenn er in der Zeit, bis das abgebaut wird, weiterhin dauernd Anreize kriegt, so hochzudrehen (Du kannst ja fahrende Autos fast nicht vermeiden), dann kommt er nie so richtig runter. Kannst mal googeln, findest bestimmt was über die physiologischen Vorgänge im Körper, die so dahinterstehen, wenn der Hund im Streß ist, gibt´s genug Studien. Erstens ist das nicht gesund, und zweitens, siehe oben: je mehr der Hund schon unter Streß und aufgewühlt ist, desto schneller reagiert er auf kleinste Anreize. Insofern: gut, daß Du jetzt dagegen angehen willst, halt durch, schon im Sinne des Hundes, damit der nimmer so unter Streß leben muß, und auch für Dich, damit die Spaziergänge wieder entspannter sind.

  • Sehr gut und ausführlich beschrieben. Jetzt muss der TS nur noch dad Passende raussuchen und mit Übungen loslegen.
    Aber, lieber TS, achte daraus, dass du nicht direkt nach wenigen Tagen das Systhem änders, weio du denkst, das fruchtet grad nicht. Die meisten HH machen den Fehler es nicht genügend zu versuchen. Der Start bis man Erfolge erkennt, kann n bissl dauern.
    Also alles immer mit viel Geduld und Ruhe angehen, und vor allem konsequent bleiben. ;-)

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  • Trainingsansätze hast du ja schon einige bekommen. Ich kann nur mal einen Erfahrungsbericht zu meinem Autojäger liefern.
    Barry hat als Hütitüti schon von Anfang an sehr stark auf Bewegungsreize reagiert. Ich weiß bis heute nicht, ob er bei der Züchterin wenig Autos zu sehen bekam, aber auf jeden Fall waren sie von Anfang an seine Favoriten. Allerdings wurden auch Jogger und Radfahrer nicht verachtet.

    Solange mein Freund Barry's Bezugsperson war, war es eine Katastrophe mit den Autos und wurde von Tag zu Tag schlimmer. Als ich die Erziehung komplett übernommen habe, war er schon soweit, dass er einen Herzkasper bekam, wenn er im Ort einem Auto begegnete. Alles in Sichtweite, was schneller als ein Fussgänger war, wurde gejagt.
    Auf der Koppel hinter dem Haus konnte man ihn nicht mehr laufen lassen, weil er die Autos 400m entfernt jagen wollte. Ich bin heute noch dankbar, dass er etwas wasserscheu ist und sich nie über unser Grenzflüsschen getraut hat.

    Ich habe zunächst auch versucht an der Schleppleine in der Nähe von Straßen zu üben, allerdings war es hier schwer den Punkt zwischen "Bääh, interessiert mich gaaar nicht." und dem kopflosen Ausrastern zu finden. Ich habe dann angefangen vor allem jede Kontaktaufnahme mit mir, wenn ein Auto in Sicht war, zu belohnen. Wenn er anfing sich Festzustarren habe ich auch versucht seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf mich zu lenken, hat oft nicht geklappt :tropf:.
    Mittlerweile sind wir soweit, dass ich mit ihm ca. auf 150-200m an Straßen ran kann, ohne das er Jagdanstalten macht. Natürlich muss ich ihn dabei gut im Auge behalten und bei zu starkem Interesse kommt er eben an die Leine oder wir drehen einfach um und gehen in die Gegenrichtung. Mehr muss es für uns nicht sein, denn in der Nähe von Straßen und Ortschaften ist er eh an der Leine. Auch bei Joggern und Radfahrern bricht mir kein Zacken aus der Krone, wenn ich ihn zur Sicherheit anleine.
    Grundsätzlich ist Barry solange er in einem Radius von ca. 5 m um mich rum ist, auch problemlos bei Jagdobjekten in unmittelbarer Nähe kontrollierbar, aber da bin ich ein Schisshase und nehm ihn einfach zur Sicherheit an die Leine. Bei meinem Freund ist er bis heute nicht zu kontrollieren.

    Parallel dazu haben wir auch eine Superrückruf konditioniert und Impulskontrolle an der Reizangel geübt. Allerdings versuche ich bis heute in möglichst wenige Auto/Jogger/Radfahrer-Situationen zu kommen, in denen ich den Rückruf brauche. Für mich ist es da deutlich stressfreier etwas vorausschauend zu laufen und den Hund zur Not ranzunehmen bis das "Objekt der Begierde" vorbei ist.

  • erst mal danke geisi2
    hund sitzen lassen, leckerlie/dummy/ball werfen und erst auf mein kommando darfs geholt werden, beherrscht sie.

    und YorkiFan von ner Reizangel hab ich schon mal gehört, nur wurde mir von diversen hundetrainern davon abgeraten...? hast du damit nähere erfahrungen? selber schon mal angewendet?
    zum thema bälle.. das kommt ganz auf ihre laune an. gibt tage da würde sie für einen ball alles tun, und am nächsten wird er zu 100% ignoriert. also nicht so ganz einfach.
    das problem mit hilfe holen ist, hilfe zu finden. manchmal hab ich das gefühl, die hundetrainer, die mir bis jetzt begegnet sind sind genau so ratlos wie ich. hab erst heute morgen mit einem geredet und der meinte nur ich soll halt mal zu nem hundepsychologen :D

  • Vorteil der Reizangel ist, dass du die Beute in Bewegung halten kannst. Aber der Hund darf nicht
    einfach hinterher, egal wie sich die Beute an der Angel bewegt. Du kannst dann üben, dass der
    Hund sich setzt oder hinlegt obwohl die Angel in Bewegung ist. Du hast den großen Vorteil, dass
    du den Reiz selber bestimmst.
    Anfangs liegt die Beute nur, dann ruckst du etwas oder läßt sie ein Stück fliegen oder über den
    Boden rutschen. Bewegst sie vom Hund weg oder auf ihn zu. Der Hund soll liegen bleiben.
    Erst auf deine Freigabe darf er hinterher, das ist dann auch die Belohnung. Für meine Hunde gleichzeitig
    auch die größte Belohnung die überhaupt möglich ist.
    Ziel ist, dass du deinen Hund selbst aus dem hetzen raus wieder ablegen kannst.
    Achte daruf dass du dafür einen ebenen, griffigen Boden aussuchst. Eine kurz gemähte Wiese ist optimal.
    Wenn ihr einen Garten habt würde ich da üben, da kannst du auch sicher sein ungestört zu sein.
    Google doch mal unter Reizangeltraining, da findest du noch viele Infos.

    Warum wurde dir davon abgeraten?

    Wenn das dann perfekt klappt, dann würde ich z.B. jemanden mit Fahrrad als Reiz nehmen. Da dann das
    gleiche. Der Hund soll liegen bleiben, egal wie der Radler sich abmüht ihn aus der Reserve zu locken.

  • hallo,
    vielen danke euch allen für eure schnellen antworten. schön zu wissen, dass es leute gibt, auf die man sich verlassen kann und die einen für eine solche frage nicht verurteilen...
    werde eure ideen mal versuchen umzusetzen und schau wie sich die ganze situation entwickelt.

    hab heute morgen leider festgestellt, dass mein hund, sobald sie irgendeine art von trieb auslebt (in dem fall war es so ein komisches plastikei, das weg rollt sobald sie es berührt) nur noch sehr bedingt auf mich reagiert. werde mal versuchen daran zu arbeiten. denn so lang das nicht funktioniert kann es bei autos oder ähnlichem doch nicht klappen.. naja ich werd es auch noch lernen.

    geb dich hoffnung noch nicht auf

  • Guter Ansatz, doodlemama.
    Über erst in reizarmer Umgebung, z. Bspl. daheim, oder im eigenen Garten, und nur soviel wie der Hund gerade noch ansprechbar ist. So nach und nach, bis Besserung bei Ansprechbarkeit kann man dann den Reiz langsam erhöhen, Stück für Stück in kleinen Schritten.
    Draußen würde ich zunächst versuchen Autos u. Co. ausm Weg zu gehen. Ok, ist schwer bis unmöglich, aber n bissl Management betreiben geht bestimmt, Abstand vergrößern, Richtung wechseln, spontan wo abbiegen oder dich selbst mit deinem Körper zwischen Objekt und Hund stellen, um ihn aus der Reizzone rauszunehmen, wenn dir das irgendwie möglich ist.

    Viel Erfolg bei Training, und berichte uns bitte weiterhin wies läuft. :smile:

  • wir haben die probleme auch. unser hund hat seine ersten 5 monate im tierheim verbracht (in italien), hat daher keine erfahrung mit fahrräder, autos, joggern usw. zudem ist sie noch ein sheltie- mix, daher prädestiniert zum nachjagen.

    zuerst sollte man unterscheiden ob der hund die objekte "jagt" weil er unsicher ist oder ob er sie treibt. bei unserer hündin ist beides der fall.

    die unsicherheit ziegte sich zum beispiel wenn autos nahe an uns vorbeifuhren. der hund machte einen satz in richtung auto und verbellte es. im grunde genommen wollte sie damit sagen: geh weg, tu mir nichts!
    nun, wir haben das problem innerhalb von einem monat in den griff bekommen. ich werde wahrscheinlich hier nun auf viel unverständnis stossen wenn ich sage wie, ich machs aber trotzdem: konsequent den hund auf den arm nehmen! jedesmal wenn der hund nämlich auf das auto reagiert und es mit bellen, knurren oder anspringen wegjagen will und ihm dabei nichts passiert hat der hund ein erfolgserlebnis. er weiss ja nicht dass ihm sowieso nichts passiert. der hund lernt also schnell: ui böses auto kommt näher, meine güte böses auto ist ganz nah, ich muss dem mit bellen drohen. auto fährt natürlich weiter- der hund hat sein erfolgserlebnis.


    so, und num zum nachjagen. unser sheltie-mix macht das, und zwar immer wenn sich ein objekt von uns weg bewegt. da machen wir folgendes:

    -kommt jemand (jogger, radfahrer) nehme ich ihn auf die abgewandte seite, an eine kurze leine. ich schaffe nun distanz zum kreuzen, je nach intensivität des reizes gross (jogger, radfahrer) oder kurz (fussgänger).

    -ich lasse den hund absitzen bevor er losziehen will

    -ich warte auf ein vom hund ausgehendes anschauen (nicht auf kommando, der hund muss selbst schauen). ich belohne dieses anschauen.

    der hund wird also in eine situation gebracht in welcher er ein interessekonflikt hat. wenn er sich für die richtige handlung entscheidet (herrchen/frauchen angucken) wird er belohnt.

    die oben beschriebene übung haben wir zuerst in der familie gemacht, in einer umgebung mit wenig ablenkung. beim joggen ist unsere hündin derart gestiegen dass wir am platz gejoggt sind und einen sehr grossen abstand gewahrt haben.

    zudem sollte das spontane und vom hund ausgehende anschauen auch sonst geübt werden, ohne grossen reiz. lass den hund sitzen, dann belohne ihn wenn er dich anschaut. der hund wird bald merken dass er dich anzuschauen hat wenn er sich hinsetzt.


    und wie luna77 bereits gesagt hat: geh solchen situationen aus dem weg wenn du sie nicht kontrollieren kannst. nachjagen ist selbstbelohnend, der hund findet daran gefallen.

    so, mein erster post :rollsmile:

  • Du hast ja jetzt schon viele tolle Tipps bekommen. Ich möchte nur ergänzen, dass Du das Reizangeltraining zuerst mit einer Hilfsperson anfangen solltest. Denn da das Objekt der Begierde am Ende der Angel "lebendig" und beweglich ist ist das ein seeeehhhhr großer Reiz für Jäger, die sich noch nicht beherrschen können. Wenn Du jemanden dabei hast der die Angel bedient kannst Du Dich am Anfang besser auf Deinen Hund konzentrieren.

    Und als kleiner Trost: Du bist nicht allein. Viele Doodles sind passionierte und oft auch erfolgreiche Jäger. Welch Wunder, bei einem Mix aus Jagshundrassen! Diese Kehrseite der Doodlemedaille wird leider nur selten erwähnt. Also, ruhig weitererzählen!

  • so nachdem ich schon lange nicht mehr hier war mal wieder ein kleiner zwischenbericht.

    bis zur reizangel hab ichs leider noch nicht geschafft :/ liegt aber hauptsächlich daran, dass unser garten zu zeit ein einziges schlammfeld und meine hündin vor nem dreiviertel jahr nen kreuzbandriss hatte und operiert wurde.. seit dem bin ich bisschen vorsichtig wenns drum geht sie auf rutschigem grund im kreis rennen zu lassen. oder meint ihr das geht trotzdem?

    aber wenn wir jetzt beim spazieren gehen autos treffen, hund ist natürlich an der leine und zwar an der kurzen, schlepp klappt einfach nicht so richtig. sie rennt immer wieder unkontrolliert vor :hilfe: bleibt sie da zumindest meistens ruhig. bevorzugt wenn ich alleine mit ihr unterwegs bin. ist der zweite hund dabei wirds schon viel anspruchsvoller. die beiden stacheln sich halt doch immer wieder gegenseitig an.

    und lajosz wie soll ich nen 25kg schweren hund mal eben auf den arm nehmen ;) ? aber angst könnte neben ihrem jagdttrieb durchaus auch ein auslöser sein. autos sind ich schlichtweg nicht sonderlich geheuer.

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