Hund bellt und knurrt Menschen an

  • Hallo,

    Ich verzweifle langsam. Die Tipps von meiner Trainerin fruchten nicht und ich bin ratlos :(((

    Ich hab eine 7 Monate alte (weiße) Schäferhund Hündin. Wenn sie frei auf der Hundewiese läuft ist sie total lieb zu Menschen und würde noch noch nichtmal auf die Idee kommen jemand anzubellen. An der Leine sieht das ganze anders aus. Ganz schlimm ist es vorallem beim ersten Spaziergang. Es gibt immer wieder Menschen die sie anbellt und seit ein paar Tagen fängt sie sogar an diese dazu noch anzuknurren. Sie bellt Männer an, aber auch Kinder (bei Kinder aber extrem selten). Wenn diese dazu noch Angst vor Hunden habe ist es noch schlimmer dann fängt sie jedesmal an zu knurren und wenn ich in die andere richtung geh bellt sie noch sehr lange weiter).
    Es kam ab und zu dann auch vor dass der junge zu ihr geredet hat und dann hat sie meistens aufgehört.

    Was kann ich tun?

  • Zitat


    Die Tipps von meiner Trainerin fruchten nicht und ich bin ratlos :(((

    Hallo,

    dann verrate doch zunächst mal, welche Tipps der Trainerin nicht fruchten!
    Die Probleme zeigte dein Hund schon als Welpe.
    Hast du den Züchter diesbezüglich kontaktiert?
    Wie bist du in der Welpenzeit mit dem Problem umgegangen?

    Gruß
    Themis

  • Die Trainerin meinte ich sollte sie ablenken und in die andere Richtung laufen und sobald sie dann nicht gebellt hat oder aufhört zu bellen, soll ich sie belohnen. Sie meinte auch dass ich dadurch nicht gleich einen Erfolg erhoffen soll, aber nach jetzt fast 4 Monaten sollte man doch langsam eine Verbesserung bekommen. Es war zwischenzeitlich auch mal besser, seit ca 2 Woche ist es wieder schlimmer. Es ist auch nicht mehr die Art von bellen wie am Anfang (glaube ich zumindest)...sondern zum teil recht aggressiv.
    sie hat vorher auch Hunde angebellt (da hat man jedoch gemerkt dass sie spielen will) das ist deutlich besser geworden (aber noch nicht ganz weg).

  • Wie sieht es bei deiner bisherigen Maßnahme mit dem "Timing" aus?
    Es klingt für mich so, als würdest du deinen Hund zu spät "umlenken".
    Kannst du die Vorgehensweise bitte etwas genauer beschreiben?
    Du gehst mit Hund los, es begegnen euch Menschen...
    Was machst du?
    Was macht dein Hund in welcher Entfernung?
    Wann fängt er an zu bellen oder zu knurren?
    Wie nah ist der Mensch?

    Einer meiner Hunde hat das auch sehr extrem gemacht, aber wir haben es zu 99,999% in den Griff bekommen.

  • Also ich Versuch mal eine typische Situation zu beschreiben, wenn ich nicht in die andere Richtung gehen.

    Wir sind im Park auf dem Gehweg. Uns kommt ein Mann entgegen bei dem ich schon merke dass es gleich wieder los geht. Ich gebe ihr ein "nie Fuß" Kommando und hab ein Leckerei in der Hand damit sie auf meine Hände schaut.
    Wenn der Mann etwas 5-6 Meter entfernt ist fängt sie an ihn anzuschauen, lässt sich schwerer ablenken. Sobald der Mann etwas 2 Meter entfernt ist fängt sie an ein Satz in seine Richtung zu springen, bellt und knurrt. In dem Moment Sage ich "aus", gehe weiter, sie geht nicht von sich aus weiter (ich ziehe sie dann mit), sie bellt und knurrt weiter. Sobald sie aufhört, Belohnung.
    Falls das eine Rolle spielt: ich werde in der Situation sehr angespannt und genervt.
    Mir ist auch aufgefallen dass sie das meistens macht wenn jemand sie oder mich anschaut, ich glaube wenn wir ignoriert werden, macht sie es nicht....bin mir diesbezüglich aber nicht sicher, werde mal drauf achten.

  • Allgemein reagierst du viel zu spät und du sorgst nicht für die Individualdistanz, die dein Hund vorerst benötigt, damit du eine Verhaltensverbesserung erzielen kannst.
    Du weißt, dass dein Hund schon bei 5-6m unruhig wird, sich dann bereits nicht mehr umlenken lässt, im gleichen Zug lässt du es zu, dass sich diese Person auch noch bis auf 1-2m nähert.

    Nichts anderes, als eine Individualdistanz "fordert" dein Hund durch Gebelle und notfalls auch Geknurre ein, weil du ihm die Leute nicht "vom Hals hälst", macht er es auf seine Weise.
    Im Grunde "ruft" dein Hund laut "Hilfe, Mensch, hau ab, du wirkst auf mich bedrohlich, bleibe auf Distanz!"

    Dein Hund kommt im Grunde an eine Grenze der absoluten Hilflosigkeit, das heißt nicht ganz, denn er macht es auf seine Art deutlich, wie unangenehm ihm die Situation ist und du reagierst in dem Augenblick sinngemäß mit "Halt die Schnauze".
    Es wäre in etwa so, als hättest du Angst vor Spinnen und eine fette Vogelspinne krabbelt auf dich zu und du schreist, aber jemand hält dich fest und befiehlt dir, gefälligst den Mund zu halten und schiebt dich gleichzeitig Richtung Spinne...

    Trainiere zu Hause den Blickkontakt "schau", den kannst du meinetwegen auch belohnen.
    Unterwegs setzt du deine Vorgehensweise wesentlich früher ein und zwar bei JEDEM Menschen, der euch entgegen kommt, nicht erst, wenn der Hund schon fixiert oder bellt und knurrt, sondern in der Distanz, in welcher dein Hund noch ruhig und gelassen ist!
    Genau diese Individualdistanz hälst du erst einmal Wochen ein, bis eine deutliche Verhaltensverbesserung eintritt, dann kannst du erst vorsichtig versuchen, die Distanzen zu verringern.
    Nebenbei kündigst du jeden Menschen vorher freundlich an, lass dir ein Wort einfallen und dann beginnst du, "schön zu füttern", du kannst auch mit einem Spiel belohnen.
    Erst trainierst du mit Umlenken, später belohnst du den ersten Blickkontakt zum Menschen, solange dein Hund ruhig ist, aber nur in den Wohlfühldistanzen.
    Du musst dich mit Hund langsam dem Ziel nähern, das Tempo bestimmt dein Hund.

    Gegenwärtig lässt du Menschen viel zu nah heran, kein Wunder, dass ihr seit vier Monaten nicht weiterkommt, denn die Unsicherheit wird, gerade im jetzigen Alter, nur noch größer. ;)

  • Eine sehr gute Freundin von mir hat einen Dt Schäferhund. Er ist jetzt 8 Jahre alt. Als er ein Junghund war, passierte es einmal, dass sie ihn locker an der Leine hatte, und als ein anderer Hund auf die beiden unangeleint zustürmte und sie den Schäfer an der Leine zog wie doof, hat er sich irgendwie aus dem Halsband gewurstelt und rannte auf den anderen Hund zu, sie fetzten sich. Sie meinte, sie habe extrem reagiert, ihren eingefangen und ihm einen Tritt gegeben, weil sie es in diesem Moment wohl nicht besser machen "konnte". Seit diesem Tag, war der Hund ein "Leinenpöbler"...entspanntes Spazierengehen war nicht mehr möglich.

    Als ich vor ca einem Jahr mit ihr und ihrem Hund mal Gassi ging, begegneten uns einige Hunde. Und jedesmal wenn die Freundin einen anderen Hund gesehen hatte, lenkte sie schon ein: Leine kurz und straff, Körperspannung, Aufregung, Kommando "NEIN"....obwohl der Schäfer den anderen Hund noch nichtmal gesehen hatte......

    Es könnte sein, dass sich Dein Hund einmal vor einen Menschen geschreckt hat, vor einem Kind etc... oder dasss DU Dich vor einem Menschen geschreckt hast, in seinem Beisein...passiert....und jetzt gehst Du jeden Tag mit der Einstellung raus "Oh Gott, da ist ein Mensch, jetzt gehts gleich wieder los..."
    Ich bin jetzt keine Trainerin, aber ich würde (und da spreche ich definitiv aus Erfahrung) an meiner eigenen Einstellung zum Problem arbeiten. Locker bleiben in der Situation und ohne Emotion reagieren. Mit dem Leckerchen wenn der Hund sich dann beruhigt hat...hm..."könnte" sein, dass er das nicht verbindet....manchmal klappt die Verbindung von "Unterlassen und dann Leckerli" halt nicht....
    Ich habe auch des öfteren gehört, dass es an der Bindung zum Halter liegen könnte. Also, der Hund denkt, er muss in "Hab Acht Stellung" gehen in dieser Situation, weil er denkt, der Halter könnte ihn nicht beschützen, oder wäre evtl auf die Hilfe des Hundes angewiesen. Wenn der Hund einem jedoch voll und ganz vertraut, dann würden diese Situationen nicht mehr entstehen.... So die Theorie. Ich bin kein Fachmann und möchte Dir auch nicht unterstellen, dass die Bindung nicht passt :smile:

    Hast du aktuell Kontakt zu Deiner Trainerin? Hast Du ihr geschildert, dass Du ihre Maßnahme schon seit Monaten durchführst, es aber nicht besser wird. Weil, dann soll sie sich eine Alternative überlegen....gibt ja immer zig Möglickeiten...

    Sorry, aber mehr "helfen" kann ich nicht... Denk an Deine Aktion und Reaktion wäre ein Tipp, der evtl mit Kombination anderer Methoden helfen könnte.

    Viel Erfolg und liebe Grüße

  • Ablenken ist ja nicht wirklich ein Arbeiten am Problem. Dein Hund wird von dir in eine doofe Situation gebracht. Sie kann sich den Reiz nicht ansehen, weil du sie ablenkst, erst wenn er dann zu stark wird und sie eigentlich gleich in ihr übliches Handlungsmuster rutscht.

    Versuchs mal so:
    Geh etwas auf die Seite, soweit es eben möglich ist. Wenn es nur ein Gehsteig ist, dann geh etwas zurück bis zu einer Einbuchtung oder sowas. Lass sie Sitz machen und lass sie gucken. Wenn sie sich noch nicht spannt, sprich sie an, guckt sie zu dir, gib ihr was Leckeres und lass sie wieder gucken. Und dann nochmal und nochmal und nochmal.
    Ist sie irgendwann zu gespannt um zu dir zu gucken, dann lass die Leine locker und schmeiß ein paar Leckerlis auf den Boden. Ist sie irritiert ist das schon mal gut, aber hin darf sie nicht. Ist der Reiz vorbei, dann lös das Sitz auf und lass sie die Leckerlis suchen. So löst sich auch gleich ihre Spannung nach so einer Begegnung.

    So läuft es natürlich nur im Idealfall. Was kannst du also tun wenn sie nicht sitzen bleibt. Ich persönlich würde das Sitz zur Not auch körperlich durchsetzen. Ansprechbar wird dein Hund dann wahrscheinlich eh nicht mehr sein. Also z.B. den Hintern runter drücken. Wenn du vor der Hüfte drückst, geht das auch mit wenig Kraftaufwand.
    Evtl. ist es für deinen Hund auch zu schwer zu sitzen, dann kannst du sie auch stehen lassen. Wichtig ist, dass die Leine dabei locker ist. Meinem Hund hat da sehr Körperkontakt geholfen. Du könntest dich, wenn dein Hund so ähnlich tickt, über sie stellen und quasi Sicherheit durch Körperkontakt vermitteln.

    Es gibt noch eine Methode einem Hund beizubringen, dass er Kontakt halten soll. Man steht ganz normal da, steigt auf die Leine, so dass sie noch locker ist und zieht dann den Hund am Fell zu sich an die Beine. Er steht dann vor dir und wird oftmals verwirrt gucken. Löst er den Kontakt, wird er wieder am Fell hergezogen. Bleibt man konsequent und löst es immer auf, kann das eine prima Methode sein, seinen Hund gucken zu lassen, aber gleichzeitig genau wissen zu lassen, dass vorpreschen nicht drin ist.
    EDIT: Natürlich erst trocken üben, also nicht in so einer Situation, sondern wenn kein Reiz da ist. Wenn es da klappt, kann man es auch "draußen" verwenden.
    Janosch hat das sehr dankbar angenommen und so vollkommen entspannt auch auf engerem Raum.

    Achja, du hast da einen Schäferhund an der Leine. Ein Schutztrieb ist da ganz normal. Über einen Trainerwechsel solltest du außerdem nachdenken.

  • @ AnjaNeleTeam

    Ich kann jetzt natürlich nur von meinem Hund reden, aber, wenn ich ihn damals in einer angespannten Situation ins Sitz oder Platz runtergedrückt hätte, dann wäre er völlig gaga geworden....oder am Fell ziehen...ist ja eigentlich (wenn ein Hund total außer rand und band ist) ein Negativkontakt on top zu seiner Unsicherheit...oder, ist es so, dass manche, mehrere, viele Hunde dann aus ihrem "Wahn" durch sowas gerissen werden, also, zu ihrem Glück "gezwungen" werden? Like (was ich auch tat): Laut HEY rufen, wenn sie zuuuuu wild raufen? funkt das wirklich so, ohne dass der Hund noch mehr aufdreht?
    Bei uns hat das Rausreißen, außer das HEY im Spiel, nie funktioniert, er hat es einfach hingenommen, dass die "Alte" ihn ruppt etc. Milo ist sehr aufgeweckt und powerful, als er sich noch vor einigen Wochen fast vor Freude überschlagen hat, wenn er einen anderen Hund gesehen hat, da hätte ich mit "Runterdrücken", Leckerli, am Fellziehen nichts anfangen können..... wir haben eher an "ICH bin wichtiger als ALLES ANDERE" gearbeitet. (und ich halt an meiner Einstellung Wooozaaaa) Und jetzt ist alles easy. Ist natürlich nicht die Patentlösung für alle Hunde.....

    Viele Grüße,

    Frollein

  • Es kommt natürlich sehr auf den Hund an und auf den Erregungslevel. Einen Hund der grad durchdreht und wild kläfft würd ich auch nicht versuchen ins Sitz zu drücken, da läuft bei mir Schadensbegrenzung, also kurz halten und weiter o.Ä.
    Bei dem Fellziehen ist es so, dass nicht einfach planlos rumgezogen wird, sondern frühzeitig (!) dem Hund klar gemacht wird, dass er seine Position halten soll. In der Position darf er sich dann verhalten wie er will. Janosch hat so, also mit lockerer Leine und Kontakt zu meinen Beinen nie das kläffen angefangen, nichtmal wenn der Hund nur einen Meter von uns weg war. Für ihn war es genau das richtige.
    Wiegesagt sollte man das üben wenn der Hund im Ruhezustand ist und keinen Reiz sieht. Körperkontakt ist gut, weg gehen ist schlecht. Wenn du Körperkontakt hältst beschütze ich dich, wenn du weg gehst ist das doof für dich. Das ist alles was der Hund dabei lernen soll.
    Am Fell bzw. der Haut zieht man den Hund möglichst frühzeitig. Also man sieht in 100m (bin schlecht im schätzen, vielleicht reichen 50m) einen Menschen auf einen zu kommen. Positioniert sich mit seinem Hund, zieht ihn sich an die Beine und wartet. Man kann hier auch ansprechen, obwohl ich das nicht gemacht habe. Janosch durfte einfach gucken. War er ruhig, wurde aufgelöst mit einem seitlichen Abstreichen und weiter gings.

    Zitat

    ist ja eigentlich (wenn ein Hund total außer rand und band ist) ein Negativkontakt on top zu seiner Unsicherheit...oder, ist es so, dass manche, mehrere, viele Hunde dann aus ihrem "Wahn" durch sowas gerissen werden, also, zu ihrem Glück "gezwungen" werden? Like (was ich auch tat): Laut HEY rufen, wenn sie zuuuuu wild raufen? funkt das wirklich so, ohne dass der Hund noch mehr aufdreht?

    Da kann ich jetzt nur von Janosch sprechen. Ihm hilft es sehr, wenn ich ihm eine körperliche Erinnerung gebe. Z.B. kurz ins Fell greife. Da kommt er sofort runter. Frag mich nicht warum (aus Angst sicher nicht, ist ja ein waschechter Terrier) aber irgendwie hilfts ihm. Vielleicht weil es ihn kurz unterbricht, so dass er wieder klar denken kann.

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