Junghund rastet an der Leine total aus bei anderen Hunden

  • Hallo liebe Foris!
    Ich habe ja seit ca. 3 Monaten einen zweiten Hund namens Leo. Gekauft habe ich ihn als Rottweiler, inzwischen denke ich aber dass er eine gute Portion Dobermann abbekommen hat, was sich vor allem in seinem sehr hohen Erregungslevel und dem schnellen hochfahren äussert.
    Jedenfalls hatte ich am Anfang das Problem dass meine relativ leinenagressive Hündin immer richtig losgelegt hat wenn ich beide dabei hatte, weil Leo bei Sichtung anderer Hunde gefiept hat. Sie dachte dann warscheinlich sie würden Leo weh tun und ist nach vorne. Leo wiederum hat dann Amy angegangen, weil sie ja "seinen allerbesten Freund" angemault hat.
    Mit dem Training bin ich jetzt soweit dass meine Hündin die Füße still hält und absolut ruhig bleibt, egal wie Leo sich aufführt. Aber Leos verhalten wird dafür immer heftiger. Er fiept nicht mehr nur, er zieht dann auch wie ein irrer hin, wenn er merkt er kann nicht fängt er an zu bellen / brummeln und völlig durchzudrehen. Er geht dann auch in seiner Erregung auf Amy los. Ich kann dann in dem Moment nichts anderes mehr tun als ihn festzuhalten und aufzupassen dass er Amy nicht zwickt. Anfassen oder ansprechen geht dann gar nicht mehr. Ich denke wenn ich ihn in der Rage anfassen würde könnte er auch nach mir schnappen.
    Was kann ich tun um ihn wieder ansprechbar zu machen und ihn auf mich zu fixieren?


    In ausreichendem Abstand absitzen lassen und mit Leckerlie belohnen sobald er zu mir sieht funktioniert nur so lange der Hund noch weit genug weg ist. Sobald der zu nahe kommt gehts wieder los und ich bin Luft für ihn.


    Habt ihr Ideen? Ich denke ein Großteil kommt vom Frust, Stress und sicher auch mangelnde Auslastung. In wenigen Wochen ziehen wir um und dann wollte ich mit ihm Zughundesport anfangen. Ich dachte die paar Wochen in der Stadt bekommen wir noch ganz gut rum, hatte mich allerdings auch auf ein Rottweilertemperament eingestellt und nicht auf einen Dobermann... Er kann halt nur 2-3 mal in der Woche wirklich frei laufen (Rückruf, inzwischen auch von gesichteten anderen Hunden, klappt schon sehr gut) und das reicht ihm vorne und hinten nicht. Sollte ich mit ihm mal Reizangeltraining machen? Habe Angst dass er dabei noch mehr aufdreht. Nasenarbeit ist hier schlecht möglich, werde ich aber nach dem Umzug dann auch anfangen (erst mal im Garten).


    Was kann ich in der Zwischenzeit tun dass er sich nicht mehr so aufregt oder um ihn müde zu bekommen?

  • Mein Rüde winselt seit neustem auch wenn wir an Hunden vorbei gehen...ich lass ihn dann extra nicht hin.


    Ne Freundin von mir hat nen Mali und nen DSH, der Mali lässt in solchen Situationen seinen Frust auch nur zu gerne am DSH aus. Da half ne deutliche Ansage im richtigen Moment und Einzeltraining.


    An deiner Stelle würde ich Blickkontakt einfordern, kann er das?


    Meiner ist ja etwa im gleichen alter und dreht momentan auch gerne auf, um ihn wirklich auszulasten geh ich aufn Platz...danach ist er entspannt und glücklich :D
    Gibt's nen Wald oder so bei euch? Spielzeug/Futter verstecken? Nasenarbeit geht sonst ja auch Zuhause.

  • Deine Interpretationen des Verhaltens sind schon sehr niedlich irgendwie... aber im Endeffekt läuft es so oder so darauf hinaus, dass Dein Hund ein Problem mit Erregungs- und Impulskontrolle hat.


    Es gibt von Ariane Ullrich ein Buch "Impulskontrolle" ;)


    Ich habe übrigens jahrelang mit einem reinrassigen Rottweiler zusammen gelebt, der auch ein Impulskontrollproblem hatte und umgerichtete Aggression zeigte (sehr unangenehm, wenn das auch gegen den Mensch geht).


    Viele Grüße
    Corinna

  • Das Problem kenn ich zu gut!!


    1. Maulkorb auf den Hund. Dadurch kann er deine Hündin und dich nicht beißen und du kannst besser agieren.


    2. Wie reagiert er, wenn du alleine mit ihm unterwegs bist?
    --> Vorschlag:


    Ich würde Leo beibringen, wie er sich bei Hundebegegnungen verhalten soll. Für mich klingt es so (wie bei Diego), dass er nicht gelernt hat, wie er sich verhalten soll und daher aus Frust rum pöbelt und als Übersprungshandlung nach euch schnappt.


    Du könntest auch versuchen, ihn zu deckeln, bei uns hat es die ganze Angelegenheit allerdings nur verschlimmert :roll:


    Das Training ist natürlich eine ziemlich langfristige Angelegenheit (zumindest wenn man so einen "Kurzmerker" hat wie ich :muede: ). Aber wenn man fleißig übt, sieht man bald Fortschritte... ich verlinke dir mal meinen Thread, da hab ich auch beschrieben wie ich trainiert habe... ich hab jetzt mal den Post verlinkt, aber dem wir das "neue" Training eingeführt haben. Der Rest vorher ist aber auch interessant. ;)
    https://www.dogforum.de/extrem…t166323-60.html#p10554131

  • Hallo!
    Ich würde auf jeden Fall nicht mit beiden Hunden gemeinsam unterwegs sein, sondern einzeln mit ihnen trainieren.


    Nachdem wir neulich eine sehr unschöne Begegnung im dämmerigen Wald mit einer "die will nur spielen" hatten, ist Bosse bei Hundebegegnungen leider nicht mehr so entspannt. Wir Markern jetzt ruhiges Verhalten an der Leine und üben "zeigen und benennen" (ist hier im Forum ausführlich erklärt).


    Wie alt ist dein neuer Hund? Ich frage wegen der Auslastungstheorie. Bei unserem Hund kann ich mittlerweile recht gut erkennen, ob er nur seine junnghundtypischen 5 Minuten hat, oder ob er total überdreht ist und deshalb spinnt.


    LG, Eva

  • Zitat

    An deiner Stelle würde ich Blickkontakt einfordern, kann er das?


    Ja das kann er, aber nur wenn die Hunde noch weit genug weg sind. Wir fahren ca. 3 mal in der Woche mit den Hundis in den Wald wo Leo dann an der Schlepp laufen kann und die beiden schön miteinander toben. Nach dem Umzug gibts das dann 3x täglich + Garten zum Toben ich denke da ist schon ein kleiner Teil des Problems gelöst.


    Zitat

    ... aber im Endeffekt läuft es so oder so darauf hinaus, dass Dein Hund ein Problem mit Erregungs- und Impulskontrolle hat.


    Es gibt von Ariane Ullrich ein Buch "Impulskontrolle"


    Ja genau das sehe ich auch so. Er bellt und fährt ja auch bei Fahrradfahrern herum, der hätte schon ein paar vom Fahrrad geholt wenn ich nicht aufgepasst hätte. Danke für den Buchtipp, habs mir gleich bestellt.



    Maulkorb wird angezogen in Zukunft! Habe ich auch gleich ein besseres Gefühl dabei.
    Wenn wir alleine gehen ist genau das selbe Theater... Wie deckel ich ihn, Wasser? Hatte mir das schon überlegt aber ich fand es etwas heikel, er könnte es ja auch mit dem anderen Hund verbinden...
    Deinen Thread les ich mal durch, danke :-)




    Definitiv überdreht, er ist schon 13 Monate alt.
    Das Verhalten ist extrem schlimmer geworden seit in den letzten Tagen 3 Mal innerhalb von 3 Tagen agriffslustige Tutnixe auf uns zugestürmt sind und meine Hunde extrem gereizt haben, aber nur so weit vor sind wie meine nichts mehr machen konnten (da angeleint). Da hat sogar meine Hündin wieder losgelegt :dead:
    Zeigen und benennen werde ich mir mal anschauen, danke!

  • Zitat

    Maulkorb wird angezogen in Zukunft! Habe ich auch gleich ein besseres Gefühl dabei.
    Wenn wir alleine gehen ist genau das selbe Theater... Wie deckel ich ihn, Wasser? Hatte mir das schon überlegt aber ich fand es etwas heikel, er könnte es ja auch mit dem anderen Hund verbinden...
    Deinen Thread les ich mal durch, danke :-)


    Also, bei dem was du schreibst muss ich gleich an Diego denken, daher mein Tipp:


    NICHT deckeln! Nicht mit Wasser, nicht mit Schellen u.ä.


    Bei UNS hat es die ganze Pöblerei um einiges (!) schlimmer gemacht!


    Kann der Hund was? Also sitz, schau, pfötchen?


    Wenn ja:


    Du siehst einen Hund kommen, Leo wird abgesetzt. Dann lässt du ihn Pfötchen geben etc. und verhinderst dabei den ständigen Blickkontakt zu dem anderen Hund. Wenn Leo aufspringt, setzt du ihn wieder hin (körperlich) und machst weiter mit den Übungen.


    Am Anfang dabei so weit wie möglich an die Seite gehen. Wenn das klappt, kann man anfangen, den Hund zwischendurch zu dem Fremdhund gucken zu lassen. So lernt der Hund langsam, dass man sich nicht aufregen muss (!), wenn ein Hund kommt ;)

  • Huhu Ceri,


    war jetzt zwischenzeitlich Gassi (mit Maulkorb, ein richtiger Segen für mein Stresslevel) und habe etwas zu berichten. Das was du vorschlägst hat bei meiner Hündin den Durchbruch gebracht (+ Halti allerdings) aber Leo ist dann in einer anderen Welt. Hätte er ein Würgehalsband an würde er sich reinhängen bis er umkippt.


    Ich bin jetzt mal meiner Intuition gefolgt und habe ihn tatsächlich gedeckelt. Und ich glaube die Entscheidung war für uns genau richtig... die paar ml Wasser haben ihm in meinen Augen extrem geholfen. Wirklich viel schlimmer hätte die Erregung ja nicht werden können, höchstens ernster / aggressiver, aber so wie er sonst aufgedreht hat hatte ich keinen Ansatzpunkt zum Üben, auch wenn ich wirklich frühzeitig damit dran war.


    z.B. vorhin Hundegruppe... ich laufe in Richtung einer Gruppe Hunde. Er fängt gerade an sein Ding durchzuziehen, da bekommt er ein bisschen Wasser ab. Er verhält sich dann ruhig, ist absolut ansprechbar, wird von mir abgesetzt, schaut mich an und bekommt eine Belohnung. Wir können ruhig an der Hundegruppe vorbei. Nach ein paar Metern drehen wir um und können völlig entspannt in die Hundegruppe laufen. Es wird geschnüffelt, alles ok.


    D.h. ich glaube er brauchte jetzt einfach mal den Deckel um das zu üben so wie du es vorgeschlagen hast. Vorher wäre das nicht möglich gewesen.

  • Bin gespannt wie es bei euch weitergeht- ich halte auch nicht viel von aversiven Methoden. Ich kann aus eigener Erfahrung nur berichten, dass Strafe zur "guten" (Meideverhalten!) aber kurzfristigen Verhaltensbesserungen geführt hat. Also nix, was die Ursache am Schopf packt und dauerhaft zum Erfolg geführt hat.


    Ich würde aufjedenfall den Geschirrgriff konditionieren- lies mal nach. Vorallem wegen der rückgerichteten Aggression. Meiner Meinung nach ist das ein Verhalten, welches ganz deutlich zeigt, dass dein Hund einfach überfordert mit der Situation ist. Der Geschirrgriff könnte hier helfen.


    Vielleicht könnt ihr das "Schau" auf Kommando vertiefen- hochwertigere Belohnung wie z.B superleckere Leckerlies (Bei uns ist ein Ball auch immer ein super Verstärker) und dann die Ablenkung langsam steigern. Ist ja schonmal eine Basis wo ihr drauf aufbauen könnt.


    Viel Erfolg noch-


    von einer "Leidensgenossin" (Wobei ich echt froh bin, einen positiven Weg gefunden zu haben, damit ich weiss wie ich in welchen Situationen reagiere. Das macht mich schon sicherer und meine Hündin spürt das auch!)


    Denk dran, deine Emotionen spiegelt dein Hund wahrscheinlich stark wieder. Umso "zorniger" bzw. frustrierter bzw aufgeregter du bist, desto schwieriger ist es auch für deinen Hund ruhig zu bleiben...

  • Zitat

    Denk dran, deine Emotionen spiegelt dein Hund wahrscheinlich stark wieder. Umso "zorniger" bzw. frustrierter bzw aufgeregter du bist, desto schwieriger ist es auch für deinen Hund ruhig zu bleiben...


    Vor allem das ist extrem wichtig, aber das weißt du ja bestimmt schon von deiner Hündin. Ich muss sagen, bei mir wurde es besser, nachdem ich angefangen habe, Diego mit Maulkorb zu führen draußen (mittlerweile bleibt er immer öfter zu Hause :)) ;)

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