Hund lässt sich durch andere provozieren

  • Guten Morgen liebe Hundefreunde,


    eine kurze Vorgeschichte, die sehr wichtig für das Verständnis ist:
    Ich habe vom Welpenalter (11 Wochen) an einen kleinen Mastino Napoletano Rüden gekauft. Selbstverständlich war er im Welpenkurs zur Sozialisierung und damit ich etwas über den richtigen Umgang mit ihm lerne.
    Täglich sozialisierte ich den kleinen im Park, damit er möglichst viel Kontakt zu anderen Hunden hat und sich mit allen gut verträgt. Leider gab es aber auch Hunde, die meinem Schätzchen gegenüber äußerst aggressiv waren. Mein Hund wurde mehrmals gebissen, manchmal auch blutig - jedoch wurde er niemals schwer verletzt. Trotz der Angriffe durch andere Hunde hatte der kleine Mastino stets neues Vertrauen gegenüber fremden Hunden und erwies sich stets als sehr sozial und friedlich. Mit zunehmenden Alter konnte er häufig aus sicherer Entfernung einschätzen ob ein Hund ihm gegenüber freundlich oder aggressiv ist. Aggressiven Hunden ging er bewusst aus dem Weg. Im Park läuft mein Rüde stets OHNE LEINE und darf sich uneingeschränkt frei bewegen. Freiwillig bleibt er immer in meiner Nähe und stets in Sichtweite.


    Nun zum Problem:
    Bis zu einem Alter von ca. 1,5 Jahren musste er die Aggressionen durch andere Hunde ertragen und hat häufiger was auf die Mütze gekriegt, wenn ein fremder Hund sich zuerst als friedlich gezeigt hat und spontan angefangen hatte meinen Hund zu beißen. Wenn es soweit war, hat mein Hund stets die Flucht ergriffen. Am letzten Tag, wo mein Hund dieses Verhalten zeigte, stürzte sich ein Dobermann auf ihn und biss ihn mehrfach in Hals und Nacken. Wir trennten die Hunde und jeder ging seines Weges. Ab dem nächsten Tag hat mein Hund sein Verhalten radikal geändert.
    - freundlichen und sozialen Hunden begegnet er immer noch stets freundlich und liebevoll.
    - bei aggressiven Hunden wird mein Hund sehr sehr zornig und konfrontiert Gewalt mit Gegengewalt.


    Wenn ich aus einigen Metern Entfernung den fremden Hund beobachte, wie seine Körperhaltung ist und ob er Aggressionen zeigt (Zähne fletschen), dann kann ich rechtzeitig meinen Hund festhalten oder zumindest anleinen. Das ist zwar nicht optimal, aber damit kann ich leben. Jedoch kommt es öfter vor, dass fremde Hunde spontan meinen Hund angreifen. Die Hundebesitzer rufen vorher "mein Hund ist in Ordnung", woraufhin ich mich einlasse meinen Hund weiterhin ohne Leine laufen zu lassen.
    Es heißt ja "die Hunde regeln das unter sich selbst"... jedoch kann ich meinen über 60 Kg schweren und relativ riesigen Mastino Napoletano nicht gegen andere Hunde kämpfen lassen, denn dann werden die meisten Hundebesitzer ihre Hunde bestatten müssen. Als Konsequenz kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit meinen Hund verlieren (z.B. durch die Polizei). Da mein Hund körperlich massiv überlegen ist, bleibt die Verantwortung bei mir. Auch wenn mein Hund in Hessen nicht mehr als Listenhund geführt wird, wissen einige Hundebesitzer, dass der Mastino Napoletano ein Listenhund ist/war (in vielen Bundesländern immer noch ist!).


    Was sind Eure Vorschläge? Soll mein Hund mit Maulkorb ohne Leine durch den Park laufen? Er wird sich mit Sicherheit dabei nicht wohl fühlen, aber das verhindert zumindest akut, dass die kleinen aggressiven Hunde (meist in der Gewichtsklasse 10 bis 30 Kg) von meinem Hund schwer oder tödlich verletzt werden. Am häufigsten sind es natürlich Rüden, die ihn provozieren.

  • Beim Lesen Deines Beitrages habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wo DU warst, als Dein Hund mehrfach von anderen Hunden attackiert wurde?
    Sozialisierung ist ja wunderschön, sollte dann aber auch kontrollierter ablaufen. Also nicht wahllos mit jedem Hund, der einem über den Weg läuft, sondern besser gezielte Kontakte, von denen der Hund auch profitiert. Ich denke, Dein jetziges Problem ist somit hausgemacht.
    Und wenn Dein Hund mehrfach gebissen wurde, wäre es besser gewesen, Du hättest ihn etwas schützen können. Dass er sich jetzt selbst zur Wehr setzt, weil er keine andere Möglichkeit hat, ist nachvollziehbar. Und da wird ein Maulkorb auch nichts nützen, denn er kann ja weiterhin attackiert werden und sich immer noch nicht wehren.


    Ich würde Freilaufflächen, wo alle möglichen, scheinbar ja auch von Besitzer nicht kontrollierten Hunde, rum laufen und machen, was sie wollen, lieber meiden und meinem Hund gezielte Kontakte unter meiner Obhut verschaffen, damit er vielleicht doch noch lernt, Konflikte selbst lösen zu können bzw. Du Konflikte für ihn löst und er sich bei Dir sicherer fühlen kann.


    Vielleicht gibt es in Deiner Nähe ja eine Hundeschule, die Freilauf in der Gruppe anbietet und Dich da unterstützen kann.

  • Deine Frage ist berechtigt. Wo ich war? Natürlich immer da. Andere Hunde, die bereits aus einigen Metern Entfernung Aggressionen zeigten wurden gemieden. Die Problemfälle waren und sind immer noch diejenigen, wo sich die Hunde begegnen und erst mehrere Sekunden oder gar bis zu 3 Minuten später sich ein Kampf entwickelt. Letzteres ist natürlich sehr nervig. im Abstand von 3 bis 5 Meter stehe ich dabei, beobachte und beurteile Körperhaltung, Rute und Ohren.


    In der Regel verläuft das so:
    Mein Rüde sieht in 50 Meter Entfernung einen anderen Hund. Er bleibt stehen und wird zur Statue. Der andere Hund nähert sich langsam. Häufig wedeln sie mit der Rute und kommen angetrabt. Nähert sich der Hund auf etwa 15-10 Meter, dann taut mein Rüde auf, wedelt mit der Rute und geht langsam auf den fremden Hund zu. In der zwischenzeit ruft der andere Hundebesitzer "mein Hund ist total lieb, alles ist gut" und ich antworte abermals. Dann beschnüffeln sich die Hunde gegenseitig. Ich stehe recht nah an den Hunden dran, um eingreifen zu können, wenn es erforderlich ist. Entweder verläuft alles gut oder halt nicht. Als mein Hund in seinen jungen Jahren noch die Flucht ergriff, stellte ich mich zwischen den Hunden um sie physisch zu trennen. Da mein Hund flüchtete, hat er nur kurz und wenige Bisse abbekommen, bis ich zwischen die Hunde gelangen konnte.


    Der letzte Vorfall war letzte Woche, als ich ganz früh um 07:00 in den Park ging, weil es noch nicht so heiß war und in der Hoffnung möglichst wenig Leuten mit Hunden zu begegnen. Wie oben beschrieben näherten sich die Hunde ohne Leine und beschnüffelten sich. Etwa 3 Minuten lang war alles in Ordnung, bis sie plötzlich aufeinander los gingen. Die genaue Ursache konnte ich in dem Moment nicht mehr erkennen, da es den Anschein hatte, dass sie sich gut vertragen und ich zumindest kein Verteidigungsverhalten oder Angst bemerkt hatte. Es gab weder Stöckchen, noch Spielzeug, noch Futter.

  • Ich würde bewusst anfangen Hundekontakte für ihn zu regeln, für richtiges Verhalten (weggehen, deeskalieren) bestärken, ihm aufdringliche Hunde vom Leib halten und ihn entsprechend sichern.


    Ich finde es bewunderswert, dass es deinem Hund nicht vorher schon zu blöd wurde, viele Hunde - siehe die vielen Forumseinträge dazu - reagieren teils schon nach 1-2 Vorfällen anders auf unfreundliche Artgenossen...


    Aber wenn du ihn an den Maulkorb richtig gewöhnst, sollte das schon gehen und der Hund trägt ihn, wie er auch ein Halsband trägt.
    Hier mal ein link zum Maulkorbtraining: http://tierisch-tierarztpraxis.de/ - hier der link direkt zum Dokument: http://tierisch-tierarztpraxis…3%B6hnung-an-Maulkorb.doc


    Meine Erfahrung ist übrigens, dass Hundebegegnungen, wenn sie denn zustande kommen, besser klappen, wenn man in Bewegung bleibt. Dieses Stehenbleiben und "drauf warten" steigert oft die Spannung.
    Ich gehe deswegen immer zügig und gut gelaunt weiter und winke meinen Hund hinter mir her, lobe ihn wenn er freundlich ist.
    Wenn ich sehe, dass er weg will und nicht kann, weil der andere ihn bedrängt, dann würde ich unaufgeregt splitten und meinen Hund möglichst ruhig mit aus der Situation führen bzw. den anderen wegschicken (das ist die Theorie ;-))

  • Zusätzlich zu freuleins Tips würde ich mal einen Trainer kontakten.


    Wenn ich Deine Beschreibung der Vorfälle lese, beschleicht mich das Gefühl, daß Du einfach noch ein bißchen Schwierigkeiten hast, die Körpersprache der anderen Hunde richtig zu erkenne, oder zu deuten, ob Dein Hund freudig oder beschwichtigend wedelnd auf den anderen zugeht. Daß Du ja scheinbar immer daneben standest, und es dann nach ner Weile trotzdem eskalierte, bringt mich auf die Idee ;-) Ziel: früher erkennen, wenn sich einer der Hunde nicht wohl fühlt, und den Hund umgehend aus der Situation mit rausnehmen.


    Abgesehen davon: Daß Du direkt neben ihm stehst, könnte ihm auch suggerieren, daß er der Stärkere ist (weil er Dich "hinter sich" weiß), und die Sache deswegen eskaliert (unbemerkt von Dir), weil er dann ne klitzekleine provokante Geste macht (á la "trau Dich doch, ich bin zu zweit!"). Ist aber nur eine Möglichkeit, das kann man echt nur beurteilen, wenn man den Ablauf komplett sieht.

  • ich habe den armen "kleinen" Kerl gerade Stundenlang durch die Hitze gequält auf der Suche nach einem geeigneten Maulkorb. Zwei Fressnapf-Filealen und ein Spezialist für Sonderhundezubehör.


    Die Maulkörbe aus Metall bzw. Draht sind entweder in der Breite zu schmal (Schnauze passt nicht rein) oder von der Höhe zu klein (Hund kriegt das Maul zum Hecheln nicht mehr auf). Die aus Leder passten auch nicht, weil sie eher für Spitzschnauzer waren, statt für Kurzschnauzer.


    Kennt jemand zufällig einen Sattler im Raum Nordhessen / Süd-Niedersachsen / Südwest-NRW ?

  • ich kenne das problem,da ich 3 hunde habe,die allein körperlich nicht ohne sind.
    ich persönlich handhabe es so,das ich fremdhundkontakte gar nicht mehr zulasse oder aber nur mit hunden,die ich kenne und weiss,das es gut geht.
    ich hab einfach schon viel zu oft ärgernisse mit den kuriosesten hundehaltern gehabt,ich mag mich nimmer ärgern

  • das ist nicht immer einfach mit den Hundefreundschaften. Ihr werdet es kaum glauben, aber der beste Freund meines 60Kg leichten Mastino ist ein japanischer Spitz, Shiba Inu Rüde mit zarten 9 Kg...
    Draußen ist alles supi und mein Mastino weint jedes mal fürchterlich, wenn die beiden sich trennen, weil jeder zu sich nach Hause gehen muss. Die beiden kennen sich seit dem sie jeweils ein halbes Jahr alt sind, also inzwischen fast 1,5 Jahre. Kürzlich habe ich den Shiba Inu mit Besitzer zu mir nach Hause eingeladen, da wurde der kleine Spitz plötzlich übermütig und schnappte nach meinem Mastino, obwohl sich der Shiba Inu auf fremden Terrian befand. Mein Mastino ließ sich das nicht gefallen (in seinem Revier sowieso nicht!) und hat sich voller Mordeslust auf seinen besten Freund gestürzt. Das wurde somit nur ein ganz kurzer Besuch von ca. 15min...


    Am nächsten Tag gingen wir wieder spazieren und die beiden Hunde haben wieder miteinander gespielt, ohne sich etwas anmerken zu lassen, dass es einen Tag zuvor ein Problem gab. Somit kann ich den kleinen Spitz nicht mehr zu mir einladen, weil wir nach 2 Besuchen nun wissen, dass er Streit anfängt.


    Etwas ähnliches erlebte ich auch mit zwei englischen Bulldoggen. Wobei ich darauf hinweisen muss, dass eine Bulldogge sehr unverträglich mit anderen Hunden ist und keine Gelegenheit auslässt Streit zu provozieren. Mein Rüde kam ins Zimmer, legte sich wie gewohnt auf das Sofa und schnarchte vor sich hin. Die pure Anwesenheit meines Mastino störte die weibliche Bulldogge so sehr, dass sie Zähne zeigte, obwohl es nicht ihr Revier war. Mein Mastino zeigte sich so lange desinteressiert, bis die Bulldogge angegriffen hatte. Dann tobte kurz ein blutiger Kampf zwischen zwei Bulldoggen und meinem "kleinen" süßen. Leider musste ich den Besuch mit den Bulldoggen sofort rausschmeißen. Mein Mastino hatte eine kleine, leicht blutende Wunde unterhalb vom Auge und ein leicht angefetztes Ohr. :( :


    Kriegt man "coolness" einem jungen Rüden beigebracht? wie? Jetzt Mitte August wird mein "kleiner" 2 Jahre alt und kann somit noch super gut lernen...

  • Wenn ich strikt nach deinen Beschreibungen bewerte, finde ich das Verhalten deines Hundes völlig normal! Das klingt überhaupt nicht nach grundloser oder konditionierter Aggression. Er ist eben kein Welpe mehr, der sich alles gefallen lässt.


    Du schreibst ja, dass er freundlich zu allen Hunden ist, die ihm gegenüber auch freundlich sind, und sich erst auf Provokationen hin wehrt. Wenn er wirklich eine knurrende Bulldogge in seinem Zuhause toleriert und erst zurück kloppt, wenn er attackiert wird - was erwartest du denn? Einen Hund, der kein Interesse an seiner Selbsterhaltung hat? Soll er sich beißen lassen ohne Gegenreaktion? Ich wüsste nicht, wie man sowas trainiert.


    Ist natürlich doof, wenn dein Rüde aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit den anderen Hund wirklich existenziell bedroht. Du könntest erstmal den Fremdhundekontakt einschränken und mal einen Trainer drüber gucken lassen. Aber irgendwie versteh ich auch die Hunde nicht, die sich mit einem Mastino anlegen (nicht sehr hilfreich, ich weiß). Aber auf so ein Himmelfahrtskommando würde meine Hündin in 100 Jahren nicht kommen und die ist selbst ne Prolltussi...

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