Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich denke, ein „was ist schlimmer?“ bringt in der Diskussion zwar nichts... dennoch ist mein erster Gedanke immer, wie sehr die Tiere bei Wolfsangriffen gelitten haben müssen. Die Angst, das gehetzt werden, das lebendig angefressen werden... :verzweifelt:
    Daher kann ich die Gedanken von @terriers4me absolut nachvollziehen

  • dennoch ist mein erster Gedanke immer, wie sehr die Tiere bei Wolfsangriffen gelitten haben müssen. Die Angst, das gehetzt werden, das lebendig angefressen werden...

    Ja, DARUM geht es.


    Nur macht einen dieser Gedanke nicht zum Wolfshasser, sondern zum Herdenschützer. Das wollen aber die wenigsten wirklich wissen. Sie wollen lieber mit dem Finger auf andere zeigen.

  • Ich denke bei der ganzen Sache ( Zaun aufrüsten/Herdenschutzhunde usw.), da sist natürlich wichtig und notwendig so ist das nicht gemeint, auch an die Wildtiere. Auch deren Lebensräume/Fluchtwege werden enorm dadurch beschnitten. Die tun mir auch sehr leid.
    Ich habe letztens erst auf einer kleinen Runde um unser Haus Rehe über eine Nachbarweide laufen/grasen sehen. Das wäre dann nicht mehr möglich.


    Hier bei uns in Ostfriesland kenne ich kein größeren Fleck auf dem kein Haus, keine Straße, keine Weide oder kein Acker ist. Hier ist kein Platz FÜR den Wolf zum leben, wenn man sagt er darf nicht in die nähe von Häusern/Weiden/Acker/Straßen usw.
    Das kann ich auch verstehen und ist nicht gegen die Menschen gemeint. Wir haben selber Pferde im Offenstall.


    LG
    Sacco

  • Gut, dann frage ich einfach mal andersrum: Inwiefern rechtfertigt es die Tatsache, dass das Leben der meisten Weidetiere irgendwann mit einem Bolzenschuß endet, dass diese Tiere gehetzt und lebend zerrissen werden?


    Das ist nämlich genau das, was hinter der "sie werden ja doch geschlachtet"-Argumentation steht - und eine Logik, die sich mir nie erschließen wird.

    Da gibt es nichts zu rechtfertigen, das endet alles in Whataboutism und das bringt nichts.
    Es werden nicht nur glückliche, im Boden wühlende Schweinchen nach kurzem, freundlichen Transport geschlachtet. Es wird tagelang rumgekarrt, ohne Wasser, ohne klimatisierten Transporter, in der brütenden Hitze. Es gibt auf dem Transport genau so Verletzungen die AUCH weh tun.


    Ich bringe Dir wieder das Beispiel das bei uns alltägliche Realität ist - wenn Dir nach Whataboutism ist, voilà:
    Wo ist es besser, angenehmer und liebevoller wenn man das Tier verrecken lässt, weil es zu wenig wertvoll ist, als dass es gesucht - oder gar gerettet wird, wenn's irgendwo runtergefallen ist und sich verletzt hat?
    Da dauert das verrecken Tage.
    Dem Besitzer ist das egal, er muss es ja nicht sehen und miterleben, das Tier wird (genau so) ersetzt als wärs ein Wolfriss. Gibt sogar noch weniger Bürokratie, ist also also rundherum angenehmer für den Menschen.


    Darum ist mir das einfach zu platt.
    Wenn Du so willst, ist das leiden wenn das Tier vom Wolf angefressen wird, sehrwahrscheinlich ein Kürzeres weil die Chance auf verbluten besteht, so es denn nicht gefunden und notgeschlachtet wird.
    Auch ist der Körper voll mit Adrenalin und der Geist schaltet - sehrwahrscheinlich - ab.
    Das ist mit gebrochenen Beinen und kaum Luft zum atmen nicht der Fall. Über viele, viele Stunden hinweg.
    Und WIR könnten es, im Gegensatz zum Wolf, besser machen.


    Ich bin kein Wölfchenkuschler, ich denke das weisst Du :smile:
    Ganz vieles ist für mich komplett unverständtlich im Umgang mit dem Wolf, das wird sich wohl auch nicht ändern. Ich find' den Umgang, so wie man sich verhalten muss, enorm gefährlich.
    Und ja, ich hätte um meine Tiere extrem Angst, egal ob's mein Hund oder mein Schäfchen oder Pferdchen ist :( :

  • Ich denke, die Tiere die durch ganz Europa unter schlimmen Bedingungen gekarrt werden sind meist aus Massentierhaltung. Die Weidetiere, die artgerecht gehalten werden und erst durch diese artgerechte Haltung mögliche Opfer werden, werden eher regional geschlachtet. Ich möchte auch weiterhin Fleisch aus artgerechter Weidehaltung essen können. Aber was für eine Zukunft hat diese Haltungsart, wenn sich der Wolf in der Geschwindigkeit vermehrt wie bisher und er nicht eingeschränkt werden darf. Ich denke hier muss ein gesundes Mittelmaß gefunden werden zwischen Wolfskuscheln und Wolfshass.

  • Aber was für eine Zukunft hat diese Haltungsart, wenn sich der Wolf in der Geschwindigkeit vermehrt wie bisher und er nicht eingeschränkt werden darf.

    Das ist meine wirklich grosse Befürchtung und ja, auch Angst.

  • Aber was für eine Zukunft hat diese Haltungsart, wenn sich der Wolf in der Geschwindigkeit vermehrt wie bisher und er nicht eingeschränkt werden darf.

    Bei dieser Haltungsart geht es ja auch nicht um die Weidetiere allein, sondern auch um das, was durch Beweidung geschaffen wird. Nämlich Lebensraum für zahlreiche andere Lebewesen. Auch das ist gefährdet.
    Hier bei uns auf den Flächen gibt es durch extensive Beweidung Braunkehlchen (deutschlandweit vom Aussterben bedroht) und auch der Steinschmätzer ist zumindest auf Durchzug zu Gast und kann sich hier vollfuttern - auf dem Foto ist er auf der kurzgefressenen Winterfläche der Rinder , die Sommerflächen sehen selbstverständlich anders aus vom Bewuchs her, aber die Tiere wollen sich ja auch im Winter bewegen können, der hockt da bei um die 0°C heute nicht umsonst auf einem Kuhfladen, Dungfliegen sind nämlich auch bei der Kälte unterwegs, andere Insekten nicht so:


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    Der Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) ist eine der seltensten und am meisten vom Aussterben bedrohten Vogelarten in Deutschland.


    Das sind Leistungen der Weidetierhalter, von denen grosse Teile der Bevölkerung schlichtweg nichts wissen.
    Extensive Weidetierhaltung schafft Artenvielfalt - für artenreiches Grünland, von dem so viel an anderen Lebewesen abhängt.


    Menschen wie ich - und davon gibts einige - machen das einfach so, aus ihrer persönlichen Verantwortung heraus.


    Und dafür wird man dann in Threads wie diesen hier beschimpft als skrupelloser Tierhalter, dem ja alles egal ist und der nur ans Geld denkt - findet den Fehler.

  • @Chris2406


    Jeder, der hier aufmerksam mitliest, wird das niemals so sehen. :bussi:


    Ich bin immer dankbar für die vielen Infos und Erklärungen, die hier geboten werden. Nicht nur von dir, sondern auch von vielen anderen...


    Dafür ist natürlich auch mein Like

  • Und dafür wird man dann in Threads wie diesen hier beschimpft als skrupelloser Tierhalter, dem ja alles egal ist und der nur ans Geld denkt - findet den Fehler.

    Den Schuh musst Du Dir wirklich nicht anziehen :no:


    Menschen wie ich - und davon gibts einige - machen das einfach so, aus ihrer persönlichen Verantwortung heraus.

    Ja, von Euch gibt's einige, das ist wahr und wunderschön.
    Aber es gibt nicht nur solche wie Euch. Überhaupt gar nicht. Und das ist genau so eine Tatsache wie die Existenz und die viele viele Arbeit von jenen wie Du es bist.
    Wären mehr Leute wie Du, wäre diese Welt ein wesentlich besserer Ort.


    Du selbst schreibst dass Du ausgelacht wurdest und wirst von Berufskollegen mit der Art, wie Du arbeitest.
    Meine eigenen Erfahrungen mit Landwirten sind nun mal die, dass zuerst das Geld kommt, dann lange nichts. Schon mal gar nicht das Wohl der Tiere, egal welche, ausser man muss gucken dass es ihnen gut geht - wegem Geld.
    Absolut legitim, will doch jeder seine Existenz haben und was verdienen. Nur muss ich den Kopf schütteln wenn Landwirt X jammert wegem [hier einsetzen was man mag: Wolf, Luchs, Bär, Bienen, Wespen, Hornissen, Biber, Murmeltiere, ...] weil schlecht für seine Tiere und selbst schert er sich nachgewiesenermassen (!!!) nicht um sein Vieh und dessen Wohlergehen.
    Dazu Behörden, die vor lauter Filz nimmer über die Schreibtischkante sehen, ergeben eine Mischung die sehr ungesund ist.


    Nein, Du bist wirklich ein Vorbild und eine Freude, ganz ehrlich und von Herzen ein Merci dafür, dass Du uns immer wieder ein Stück mitnimmst und teilhaben lässt :bussi:

  • Das sind Leistungen der Weidetierhalter, von denen grosse Teile der Bevölkerung schlichtweg nichts wissen.

    ...viel schlimmer, nämlich auch nichts wissen wollen.

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