Beginn der Erziehung bei neuem, ängstlichen Hund
-
-
Hallo zusammen,
ich habe eine Frage zum Beginn der Erziehung bei erwachsenen Hunden.
Samstag Nacht kam meine Hündin (6-7 Jahre) aus Rumänien an, nach langer Fahrt im Transporter. Natürlich war sie recht unsicher und verstört. Zuvor war sie 4 Jahre lang im Tierheim gewesen, wo man sich natürlich nicht sehr intensiv mit ihr beschäftigen konnte. Gassi gehen ist immer noch mit viel Vorsicht und Angst verbunden, vor allem fremden Hunden gegenüber. Mir wurde gesagt, dass es wohl mehrere Wochen und viel Geduld braucht, bis sich das legt. Sie wird als sanft und ruhig beschrieben und das ist sie meist auch.Nun zu meinem Problem: In de zwei Tagen, die sie bei mir ist, hat sie schon ernorme Fortschritte gemacht. Mir gegenüber ist sie seit gestern sehr freundlich und kommt oft, um Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten (und Leckerlies)zu bekommen. Allerdigs fordert sie mich auch schon per Schnauze ein und macht sich mit Vorliebe mitten mitten im Zimmer breit. In unbekannten Situation (Aufzug, Menschengruppen...) reagiert sie noch ängstlich und will flüchten.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich freue mich, dass sie sich so schnell einlebt und Selbstvertrauen tankt. Aber sie ist fast 60 cm (SH) groß und hat vorher noch keine richtige Erziehung erhalten. Ich denke, einer ihrer Vorfahren war definitiv ein Huskey (allein die Massen von Fell, die sie gerade verliert...). Ich möchte ihr noch keine Tricks oder dergleichen beibringen sondern mich nur als Vorgesetzte etablieren
Für eine Hundeschule sei es noch zu früh, wurde mir gesagt.
Ps: Ihr Verhalten macht mich nicht nervös oder so, ich will nur von Anfang an konsequent sein
Was also tun?
Danke für Antwort
Jenny
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Hallo Jenny.
Ich hab mit meinen Angsthunden als erstes immer draussen geübt. Nebenher auf den Gassirunden. Mit Leckerlies bewaffnet und dann als erstes den Rückruf. Das ist mir das wichtigste.
Dann kam das " Halt" dazu und zwischendurch immer wieder das "Nein".Wenn du nicht willst das sie sich mitten im Zimmer breit macht kannst du sie mit Leckerlies, oder was feines zum knabbern zu ihrem Platz begleiten und das immer und immer wieder.
Legt sie sich wieder mitten ins Zimmer, ran rufen und dann auf ihren Platz begleiten.Wenn sie zuviel Aufmerksamkeit einfordert kannst du es ignorieren und dich entfernen. Wenn das nicht zieht kannst du auch mit einem "nein" sie vorsichtig wegschieben. Auch bei Leckerlies. Wenn sie dich da bedrängt, also an dir klebt, darfst du es ihr zeigen das du das nicht möchtest.
-
Danke für die schnelle Antwort Ziggy. Ich hatte noch gar nicht daran gedacht, drauße mit ihr zu üben. Das einzige Problem daran wäre, dass sie nur Hundeleberwurst aus der Tube mag. Alle anderen (gesunden, weil ohne Zusatzstoffe) Leckerchen werden freundlich ignoriert...
-
Hallo,
schön, dass die Fellnase nach 4 Jahren Tierheim ein Zuhause bei dir bekommen hat!
Verständlich, dass du nichts versäumen willst bei ihrer Sozialisierung, und toll, dass du dir Gedanken machst, aber lass den Hund doch erst einmal richtig ankommen. Die Maus hat nun Jahre lang keine Erziehung bekommen, lass ihr die Zeit, überhaupt erst mal eine Beziehung zu einem Mensch - IHREN Menschen - aufbauen. In den Grundsätzlichen Dingen des Alltags kannst du ihr ja - konsequent, aber 'leise' und vorsichtig - Weg Weisen, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht, aber ich denke - weil du offensichtlich jemand bist, der sich gesunde Gedanken um seinen Hund macht - während sich die Bindung, eine Beziehung zwischen euch entwickelt, passiert das sowieso ganz natürlich aus eurem Miteinander heraus.
Versteh mich nicht falsch, es ist schon richtig, je früher du anfängst mit "Erziehung", desto leichter wird es für euch beide, aber lass dem Hund Zeit, dich wirklich kennenzulernen.
Auf einem guten Weg scheint ihr ja zu sein, wenn sie sich schon mitten ins Zimmer legt, das bedeutet, sie vertraut, fühlt sich sicher.Das hier scheint dir ja Sorgen zu machen
ZitatAllerdigs fordert sie mich auch schon per Schnauze ein
Je nachdem, wie und wann sie das macht: Das muss nicht fordern sein; Hunde drücken mit Schnauzenstupsern vielerlei aus, so etwa bedankt sie sich bei dir für etwas, was du in ihren Augen gut gemanagt hast, oder sie sagt dir damit " darum müssen wir uns jetzt mal kümmern". Auch Freigaben durch dich, dass sie etwas tun darf oder die Aufforderung zur Bestätigung, dass sie etwas richtig gemacht hat, drücken Hunde so aus.Ich finde, was du beschreibst, liest sich schon sehr schön - mal was anderes als immer die vielen Beschreibungen von schwierigen Starts nach Tierschutzvermittlungen - also mach deinem Hund jetzt erst mal den Alltag berechenbar, lass sie ankommen, gib ihr Sicherheit erst mal ganz leise, zunächst mal ohne grossen Aktionismus und sei ihr der verlässliche Freund, den sie bisher nicht hatte. Alles andere kommt dann nach und nach
-
Klare Regeln sind für Angsthunde extrem wichtig. Sie sind der Rahmen, in dem sie ihre Ängste abbauen können.
Nähe und Distanz zu Dir solltest Du bestimmen, denn Du willst doch, dass sie lernt sich an Dir zu orientieren?
Also bei all der Freude über die Kontaktaufnahme: Ich würde das nicht jedesmal mit Zuwendung quittieren, sondern auch mal wegschicken (dafür kann man gleich ein Kommando aufbauen).
Viele Grüße
Corinna -
-
Vermutlich meinst du deinen Beitrag nicht so hart, wie er sich liest, aber hiermit
ZitatIch würde das nicht jedesmal mit Zuwendung quittieren, sondern auch mal wegschicken (dafür kann man gleich ein Kommando aufbauen).
würde ich nicht gleich zu Beginn aufwarten; wäre ich so mit meiner Angsthündin gestartet, als sie - als bereits erwachsener Hund - zu mir kam, hätte ich bei ihr auf Granit gebissen. Ein Angsthund muss erst einmal verinnerlichen, dass er bei seinem Menschen IMMER in Sicherheit und immer willkommen und gut aufgehoben ist, da ist Wegschicken meiner Meinung nach in diesem Stadium der Eingewöhnung nicht unbedingt das (erste) Mittel der Wahl. Darüber gibt es natürlich die unterschiedlichsten Ansichten - meine Erfahrung war, dass mein Angsthund genau deswegen eine enge Bindung zu mir entwickeln konnte und sich genau deshalb sehr bald sehr stark an mir orientierte, WEIL ich sie immer bestätigt habe, wenn sie sich mir zugewandt hat. Regeln - Regelmässigkeit - sind wichtig, ja, aber Strenge zu diesem Zeitpunkt halte ich für kontraproduktiv bei einem unsicheren, ängstlichen, neu angekommenen Hund. -
Jenny,
bei mir war es immer so, auch heute noch, das die Hunde draussen aufnahmefähiger sind. Ok, ich bin nur im Wald unterwegs. Es sind nur kleine Dinge, aber gerade der Rückruf ist für mich immer das wichtigste. nur schon damit der Hund weiss, er kann sich in Situationen die für ihn angstauslösend sind, bei mir orientieren.
Und gerade in Situationen wo sie sich an dir orientiert wenn sie Angst bekommt, kannst du sie körperlich belohnen. Also ranholen und in den Arm nehmen. Wenn sie dir vertraut kannst du als nächsten Schritt üben, das vorbei gehen an den Dingen die ihr Angst machen.
Leberwurst ist doch ein Super Leckerlie. Du ahnst gar nicht was ich alles benutze. Angefangen bei Frolic bis zu den schönen bunten Leckerlies mit super vielen Geschmacksverstärkern.
Mir ist es in dem Augenblick egal, ob es so gesund ist, es sind Leckerlies die der Hund mag.Wenn ihr mal soweit seit, das sie draussen auch die guten Leckerlies nimmt, kannst du immer noch umstellen.
-
Zitat
Vermutlich meinst du deinen Beitrag nicht so hart, wie er sich liest, aber hiermit
würde ich nicht gleich zu Beginn aufwarten; wäre ich so mit meiner Angsthündin gestartet, als sie - als bereits erwachsener Hund - zu mir kam, hätte ich bei ihr auf Granit gebissen. Ein Angsthund muss erst einmal verinnerlichen, dass er bei seinem Menschen IMMER in Sicherheit und immer willkommen und gut aufgehoben ist, da ist Wegschicken meiner Meinung nach in diesem Stadium der Eingewöhnung nicht unbedingt das (erste) Mittel der Wahl. Darüber gibt es natürlich die unterschiedlichsten Ansichten - meine Erfahrung war, dass mein Angsthund genau deswegen eine enge Bindung zu mir entwickeln konnte und sich genau deshalb sehr bald sehr stark an mir orientierte, WEIL ich sie immer bestätigt habe, wenn sie sich mir zugewandt hat. Regeln - Regelmässigkeit - sind wichtig, ja, aber Strenge zu diesem Zeitpunkt halte ich für kontraproduktiv bei einem unsicheren, ängstlichen, neu angekommenen Hund.Vielleicht mag es missverständlich sein: Wenn man draußen unterwegs ist, dann trainiere ich mit allen Hunden, dass sie bestätigt werden, wenn sie sich an mir orientieren. Allerdings der Situation entsprechend.
Ich habe schon mit etwas mehr als einem Angsthund gearbeitet
-
Schön, dass Du der Maus eine Chance gibst und herzlich willkommen im Forum.
Ich sehe das wie KleineHunde. Lass sie erstmal richtig ankommen. Sie muss ja erstmal begreifen, dass Du jetzt ihr Mensch bist und sie Dir vertrauen kann.
Wie schon geschrieben, sie hat so lange keine Erziehung genossen, da kommt es auf ein paar Wochen nicht an. Gehe noch keine allzu großen Runden draußen mit ihr, dann lieber etwas öfter.
Kommandos wie den Rückruf oder das Nein würde ich erstmal zu Hause üben, wenn sie dann halbwegs angekommen ist, bevor Du sie draußen damit überforderst. Erst wenn es drinnen klappt, würde ich Übungen nach draußen verlegen, egal um was es geht.
Ich würde einen ängstlichen Hund auch nicht wegschicken, wenn er meine Nähe sucht, zumindest nicht in den ersten Wochen. Hätte ich das bei meiner Hündin so gemacht, wäre das nicht sehr produktiv gewesen.Ich denke Du bist jemand, der einen gesunden Menschenverstand besitzt und sich viele Gedanken macht. Handel aus dem Bauch heraus. Wenn man nicht gerade einen total aggressiven Hund hat kann das nicht falsch sein.
Ich finde Leberwurst übrigens auch nicht falsch als Leckerlie. Musst ja nicht gleich die ganze Tube in sie reindrücken.
-
Zitat
Ich habe schon mit etwas mehr als einem Angsthund gearbeitet
Entschuldige bitte, ich wollte auch nicht deine Kompetenz in Frage stellen; ich wusste nicht, dass ich hier erst alle meine Erfahrungen mit Problemhunden zur Schau stellen muss, bevor ich an einem Einzelbeispiel eine grundsätzliche Meinung verdeutlichen darf. -
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!