Fahrräder anbellen und Rehe "jagen"

  • Hallo.
    Ich schreibe hier für eine Bekannte, die leider selber kein Internet hat/haben kann.


    Und zwar hat sie derzeit massive Probleme mit ihrer Hündin.


    Zur Vorgeschichte: Ihre Hündin stammt aus Rumänien. Wurde zusammen mit 3 lebenden und 2 toten Welpen auf der Straße aufgegriffen. Die Hündin ist mittlerweile etwas über 2 Jahre alt und lebt seit März letzten Jahres bei meiner Bekannten. Angeblich sei sie ein Mix aus Chihuahua und Pekinese. Den Chihuahua sieht man, den Pekinesen überhaupt nicht. Ich würde eher auf Jack Russel oder Dackel tippen. Und wer weiß, was da noch alles mitgemischt hat.


    Die Hündin war sehr unsicher und hatte vor vielem Angst. Daran wurde die ganze Zeit gearbeitet und sie hat sich total gut gemacht.


    Mit Fahrrädern hatte sie schon immer Probleme. Anfangs mit und ohne Leine, heute nur noch ohne Leine. Sobald sie ein Rad sieht, muss man fix sein, sonst rast sie los und kläfft den Radfahrer zusammen und rennt hinterher. Oft klappt dann der Superrückruf, aber eben nicht immer.
    In der letzten Zeit musste meine Bekannte ihr nur ein Leckerlie zeigen und sie blieb brav sitzen und hat die Radfahrer ignoriert. Wir waren total stolz und ich habe heute den Fortschritt gelobt.


    Doch zu früh gefreut. Heute hat sie die ersten beiden Räder auch mit Leckerlie ignoriert und beim 3. und 4. (kamen zusammen) ist sie wieder hinter den Rädern her und hat sich gar nicht mehr einbekommen. Sie ist dann sogar ins Rad reingerannt, der Fahrer konnte gerade noch bremsen :/ Meine Bekannte hat gerufen und alles versucht, aber sie hat sich nicht mehr abrufen lassen und war gar nicht mehr ansprechbar.


    Das vorerst Leinenzwang herrscht, ist logisch. Aber es soll sich ja was ändern, denn Räder gibt es ständig und überall. Ich hatte da an Zeigen und Benennen gedacht. Meint ihr, das wäre eventuell sinnvoll oder sollte ich meiner Bekannten was anderes raten? Wenn gar nichts geht, würde sie auch zur Not nen Trainer suchen, das auf jeden Fall.


    Problem 2: Rehe und Kaninchen. Wenn sie diese wittert, hört oder sieht, ist sie weg. Sie hetzt erst hinterher und kommt irgendwann auch zurück. Aber erstens soll sie ja keine Tiere jagen und zweitens ist es auch für den Hund gefährlich. Durch das Fahrradproblem bekommt sie ja eh ne Schlepp dran. Aber wie kann man das Problem in den Griff bekommen, ihr das Jagen "abgewöhnen"?


    Ich hoffe, das ist alles verständlich und reicht an Infos. Sonst einfach nachfragen =)


    Danke schonmal für alle Tipps und Anregungen :smile:


    Liebe Grüße, Jasmin im Auftrag ihrer Bekannten.

  • Zum Thema Jagen kann ich immer wiederdas Buch von Pia Gröning empfehlen!


    Zeigen und Benennen ist zumindest ein Versuch wert und es kann damit fast nicht verschlimmert werden...

  • Zitat

    Zum Thema Jagen kann ich immer wiederdas Buch von Pia Gröning empfehlen!


    Zeigen und Benennen ist zumindest ein Versuch wert und es kann damit fast nicht verschlimmert werden...


    Danke für deine schnelle Antwort =) Ich werde meiner Bekannten das Buch empfehlen. Sie wird es sich sicher kaufen. Sie hat auch schon ne Menge Bücher zum Verhalten von Hunden - gerade zu den Themen, die ihre Hündin betreffen.

  • Ich würde zu intensiver Schleppleinen-Arbeit raten.
    Das Problem mit Radfahrern und der Jagdtrieb könnten miteinander zusammen hängen.
    Der Hund könnte die Radfahrer als irgendwas jagbares halten. So würde ich auf die Entfernung und die bisherige Beschreibung der Situationen meine Einschätzung abgeben. Genaueres kann natürlich nur Vor Ort begutachhtet und beurteilt werden. Aber es ist nicht selten, dass Hunde Radfahrer oder auch Jogger (oder auch wegrennende Kinder) für was jagdbares halten, oder zumindestens als "Spielzeug" ansehen, hinter dem man herjagen kann, ganz so wie es Hunde untereinander auch machen.
    Hier scheint es ein wenig an Impulskontrolle zu mangeln.
    Deshalb würde ich zu Schleppleinentraining gepaart mit Zeigen-und-Bennen und evtl Reizangel versuchen.
    Gerade wg des Jadtriebes ist hier dringend die Schleppleine anzuraten. Ist der Hund einmal weg gewesen und hat irgendein Tier gehetzt, dann wird er das immer wieder tun. Ein "Superrückruf" hilft auch nur bedingt. Mag sein, dass der Hund zeitnah zurückkommt und die Jagd abbricht. Das ändert aber an der Tatsache nichts, dass der Hund erstmal weg ist. Und das darf man nicht zulassen, denn das kann böse enden, wie man beispielsweise hier nachlesen kann
    https://www.dogforum.de/verlet…-verzweifelt-t162153.html
    Und das ist noch eine harmlose Geschichte im Vergleich zu dem, was sonst noch passieren kann, wenn der Hund allem und jedem Wildtier hinterher geht. Die bisherigen Ereignisse werden sich verstärken, wenn nicht direkt die Leine ran kommt und mit dem Training angefangen wird.


    Wünsch deiner Freundin viel Erfolg und auch viel Geduld für die Zukunft :smile:

  • Vielen Dank Luna 77 =) Das sind tolle Tipps. Ich werde meiner Bekannten Mittwoch berichten, da treffen wir uns wieder.


    Mir fällt auch gerade ein, dass die Hündin auch Jogger anbellt und ihnen hinterher rennt. Gehört das Bellen denn zum Jagen dazu? Ich kenne mich da nicht aus. Meine Hündin jagd nicht. Mit Kindern hat die Hündin meiner Bekannten auch Probleme. Bei einigen knurrt sie und bellt ganz doll, bei manchen nicht. Meistens bei ängstlichen Kindern oder bei sehr lauten Kindern fängt sie an zu bellen. Das hat sich aber schon gebessert mittlerweile.


    Impulskontrolle ist gut. Das werde ich meiner Bekannten mal vorschlagen. Ich übe das fast täglich mit Pia und es bringt echt viel - vor allem in so vielen Situationen, an die man vorher gar nicht gedacht hat.


    Die Hündin scheint auch wirklich immer mehr Interesse an Rehen und Kaninchen zu finden. Anfangs lief sie nur kurz drauf zu und kam dann auf Ruf meiner Bekannten zurück. Einmal kam sie nicht gleich zurück und seitdem scheint es immer schlimmer zu werden.

  • Das Bellen kann in dieser Situation eine Art Stressabbau oder/und Frustration sein.
    Meine Hündin bellte auch vor Aufregung, wenn sie Wild sah, aber nicht hinterher konnte, weil ich sie an der Schlepp hatte.
    Anfangs war es aufgeregtes Belle und sie stand dermaßen in der Leine und hüpfte aufgeregt hin und her, dass ich echt Mühe hatte sie zu halten. Mittlerweile bleibt sie auf Kommando ruhig stehen und fiept allenfalls mal ein klein wenig. Ist das Wild außer Sichtweite und die frische Spur nicht direkt vor ihrer Nase, dann beruhigt sie sich auch recht schnell wieder. Zum Teil ist sie mittlerweile auch ansprechbar noch während das Tier in Sichtweite ist.
    Das ist nach ein paar Monaten Schleppleinentraining eich echt guter Fortschritt.


    Jagend bzw Hetzen ist ein selbstbelohnendes Verhalten. Je öfter der Hund abgeht, umso mehr wird er es tuen. Das ist Adrenalin pur für den Hund. Er würde auch geübter werden im Fährtenfinden und bald auch losgehen, auch wenn kein Wild in Sicht ist, jedenfalls für uns nicht in Sicht. Eine leckerer Spur in der Nase reicht da aus. Gerade jetzt wo Brut- und Setzzeit ist, sollte man die Hunde generell an der Leine führen. Da gibt es derzeit doch sehr viel leckere Spuren momentan im Wald und Feld.


    Vielleicht würde es deiner Freundin helfen ein paar Einzelstunden bei einem Hundetrainer zu nehmen, der sie anleiten und einweisen kann in die Arbeit mit Schleppleine und anderen Methoden des Anti-Jagd-Trainings.

  • Achso. Das wirds wohl sein. Sie hat ja schon auch Stress dabei, wenn sie Räder verfolgt. Bei Rehen bellt sie nicht. Wir kennen diesen Hund ja auch schon über 1 Jahr, aber so schlimm, wie neulich, kannte ich das noch gar nicht. Selbst meine Bekannte war total durch den Wind danach.


    Und bei Fahrrädern hat sie ja sozusagen auch noch erfolg, denn sie hat sie ja vertrieben :/


    Das mit dem Trainer werde ich auch mal vorschlagen :smile:

  • Moin,


    bellen gehört beimanchen Hunderassen zum Jagen dazu, wir Jäger nennen es Geläut und es soll wohlklingend sein. Hunde sind dann entweder Sicht- oder Spurlaut oder Beides und es ist bei selbstständig jagenden Hunden wie Bracken oder Wachteln unabdingbar, auch damit das gejagte Wild weiß, wo und in welcher Entfernung sich der Hund befindet und entsprechend von dannen ziehen kann, ohne wild flüchten zu müssen. Still jagende Hunde sind nicht wirklich erwünscht.


    Ich hab hier auch einen Spanier der Sichtlaut ist, der hängt bei Rehen kreischend in der Leine, aber so was von...... ich glaube nicht, dass das etwas ist, das ich ihm je abgewöhnen kann,vor allem weil bei ihm auch eindeutig Jagdhund mit drin ist und damit eine natürliche Veranlagung vorliegt. Noch schlimmer ist es bei Hasen oder gar Kaninchen, da dreht er völlig frei, unansprechbar, egal was ich mache..... bei uns haben Trainer und Co. aufgegeben.


    Diego ist jetzt beinahe 5 Jahre bei uns, er ignoriert joggende Frauen - Männer eher nicht, sind sie dazu noch dunkel vom Typ her, dann muss ich ihn kurz nehmen, weil er dazu neigt, sie anzugreifen. Radfahrer, die sich langsam nähern sind uninteressant, aber Rennradfahrer sind fällig. Das heißt für mich - immer mehr und schneller und weiter sehen als mein Hund es tut, kurz an der Leine und ihn im Fuß halten und alles geht gut, aber an langer Leine oder frei - keine Chance...... Rennräder sind aber so unheimlich leise, das ich selbst mich ab und an erschrecke, wenn sie an uns vorbei zischen und das wird auch ein Grund sein, das mein Hund derartig reagiert....


    Und das schneller sehen, weiter sehen und mehr sehen als mein Hund - das wird wohl immer so bleiben, wohlmöglich auch bei Euch.... ein jagender Hund will nichts vertreiben, weder Radfahrer oder Wild, er will es kriegen - das davon kommen ist Frust, aber ganz sicher kein Erfolg! Nicht falsch interpretieren.....


    Sundri

  • Hallo Jasmin,


    hat deine Freundin mal versucht mit einem Fahrad zu üben?
    Also erst ein stehendes Fahrad ohne bewegung - hingehen schnüffeln schauen wie reagiert sie usw.
    Dann das deine Freundin das Fahrrad anfast ggf. ein Leckerlie in der nähes des Fahrad gibt.
    Später das Fahrad von deiner Freundin bewegen lassen - solang die kleine dabei ist.


    und dann ganz viel später jemand anderen das Fahrrad vorbei schieben und noch viel später jemand das Fahrrad fahren lassen.


    Möglich das die kleine mal angefahren wurde und angst vor dem Fahrrad hat.


    Grüße Michi

  • Wir haben das Problem mit Traktoren...
    Unser Odin rast wie ein bekloppter auf Traktoren los. Es ist fast unmöglich ihn zu halten wenn ein solches Gefährt bei uns vorbei kommt und das passiert täglich mehrmals. Ich hab immer Angst das er mal über den Zaun schwebt. Auf der Straße muss ich sehen das ich ihn ganz kurz halte oder gleich auf das nächste Feld geh weg vom Traktor.


    Im Winter ist er uns aus dem Grundstück entwischt, gerade zu auf den Winterdienst. Es war ein.... na was schon ein Traktor. Wir haben ihn damals schon sterben sehen. Nur gut das der Fahrer so schnell reagiert hat.


    Schleppleinen -training , Sitz und Konzentration auf mich, Platz alles hilt nicht.


    Ich weis auch nicht mehr weiter.

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