Die Fragesteller und das "ja - aber"

  • Naja ich finde, dass generell in Foren viele Antworten aber auch so dämlich sind, dass man gar nicht anders kann, als mit einem Aber anzukommen.

    Ich denke da speziell an so Fragen wie

    "Mein Border Collie bellt so viel, ist das normal?" Und dann kommen so antworten wie "Also ich habe ja noch keinen Hund, kenne mich mit Border Collies auch nicht aus, ich würde zu einem Hundetrainer gehen".

    Oder "Ich kann meinen Jack Russel nicht ableinen, wegen seinem Jagdtrieb, wem geht es genauso, gibt es da noch Hoffnungen?"

    Und dann erhält man Antworten von Hundebesitzern, die noch nie einen Hund mit Jagdtrieb hatten, aber trotzdem ganz "tolle" Tips geben...

    Wenn man die Ratschlage dann nicht annimmt, heisst es natürlich gleich, man sei beratungsrenitent.


    Und gerade beim Thema Gesundheit finde ich, dass sowohl Mensch als auch Tier wegen jedem kleinen Popel gleich geraten wird zum Tierarzt zu gehen. Genauso beim Verhalten. Wegen jeder Kleinigkeit wird zu einem Trainer geraten. Wenn man das nicht macht, sind viele User gleich verärgert.

    Zu dem dicken-Labbi Beispiel:
    Mein Hund war auch sehr dick als ich ihn bekommen habe. Hätte da mit mir jemand ein Gespräch geführt, hätte ich auch gesagt,
    ja, aber der Hund ist auch verfressen,
    ja, aber der Hund hatte auch nicht viel Bewegung im Tierheim
    ja, aber der Hund ist ansonsten gesund
    ja, aber der Hund kann trotzdem schnell laufen
    ja, aber der Hund hat bereits abgenommen
    ja, aber wir machen trotzdem Agility

    Und? Was wäre dann an meinen ja, abers falsch gewesen?

    Ich weiss gar nicht wie oft mir hier zum 10. Hundetrainer geraten wurde, weil die ersten 9 nichts gebracht haben.... Aber die User, die das raten sind immer total davon überzeugt, dass die ersten 9 Trainer schlecht waren, auch wenn sie diese gar nicht kannten und auch deren Methoden nicht und der 10. sicher die Wunderlösung parat hat. Da frage ich mich immer, wie kommen die darauf?

    Ach ja und dann gibt es natürlich noch die User, die immer fest davon überzeugt sind, dass sie mehr wissen, als der Tierarzt des Fragestellern...

  • Hm,
    ich sage das auch oft, das gebe ich zu.
    Ich will damit aber nicht direkt widersprechen, sondern nur andere Aspekte einbringen... Dialog... ich nehme mir eben nicht gleich alle Lösungen an, sondern klopfe sie vorher noch ein wenig mit Gegenargumenten, weiteren Fragen ab. Ich formuliere zB auch oft Fragen, die mit "ja, aber" beginnen.
    Es stimmt (aber *g*), dass viele das falsch aufgefasst haben und genauso angep*sst reagiert haben wie ihr das hier beschreibt. Ich sage es daher vorher, wenn ich zB einen neuen Trainer oä kennenlerne.
    Es ist schwer, sich das "aber" wieder abzugewöhnen.

    Ich sehe auch direkt, wie jemand damit umgeht, wenn man nicht sofort auf die Knie fällt und sein Gotteswort annimmt.
    Grüßle
    Silvia

  • Liegt für mich in der Natur der Dinge, dass Foren nunmal Foren sind.

    Wenn man einen Thread aufmacht, ist man - meist zumindest - bemüht, alle notwendigen Infos zu geben. Man vergisst aber auch durchaus schonmal was oder da spielen Faktoren rein, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Und dann gibts natürlich auch immernoch die Antworten, die man schlicht nicht hören will.

    Macht alles in allem sehr viele "Ja abers".

    Ohne, dass ich mich von diesem Thread nun "angesprochen" gefühlt hätte, kann ich das durchaus nachvollziehen. Man macht ein Thema auf, kriegt eine Vielzahl von Antworten und muss natürlich filtern. Was macht Sinn, womit kann man sich identifizieren, wo steht man dahinter, was kann man sich für sich selbst und den eigenen Hund vorstellen? Und: Was ist man bereit, an Selbstreflexion und Veränderung zu leisten? Dann kommts auch noch immer drauf an, wer mir was schreibt (ja, ich gebe das ganz deutlich zu, manche nehme ich ernster als andere und manche überlese ich zwar nicht, gebe aber nur wenig auf ihre Meinung) und wie er mir das schreibt. Es KANN nunmal nicht immer alles passen, weder für mich noch für den individuellen Hund, um den es dann geht. Also: "Ja, aber..."

    Klar könnte man sich mal Gedanken machen, ob nicht ein Fünkchen Wahrheit drinsteckt, wenn man immer wieder das selbe Echo bekommt. Aber letztlich ist auch das wieder eine individuelle Entscheidung, wie weit man gehen kann und möchte. Und zu guter LEtzt halte ich es auch immernoch für möglich, dass ich einen Thread eröffne und mal eine neue Idee kriege, einen neuen Ansatz, etwas, das ich noch nicht kenne, nicht probiert habe und das vielleicht so abwegig ist, dass es funktionieren könnte ;) Die "ollen Kamellen" muss ich dann leider mit einem "Ja aber" abtun - manchmal kriegt man halt auch nichts Neues und die Antwortschreiber haben das Gefühl, man hätte sie nicht ernst genommen. Und ab und an passiert es halt auch: Man startet einen Thread und kriegt auf einmal Ideen geliefert in Richtungen, in die man vorher nichtmal gedacht hat. Dann sind die altbekannten Antworten zwar immer noch mit "Ja aber" abzutun - aber der Thread war trotzdem auch für den Fragesteller erquicklich.

  • Hinzu kommt ja noch, dass viele Tipp-gebende User unbedingt meinen, zwischen den Zeilen lesen zu müssen. Das Bild das man sich dann vom Hilfesuchenden macht beruht nicht mehr auf Tatsachen sondern auf Vermutungen.

    Dann kommen statt guten Tipps meist erst mal Vorwürfe, Anschuldigungen oder Troll-Alarm. Der User wird runter gemacht, ihm jegliche Fachkenntnis und Kompetenz abgesprochen und auf diesem Bild beruhen dann auch die Tipps.

    Wenn mir jemand schreiben würde: "Du hast keine Ahnung, Du solltest keine Hunde halten, gib das arme Tier bitte ab", (das ist jetzt ein extremes Beispiel), dann würde ich auch ganz schnell mit einem "Ja Aber" daher kommen.

    Deshalb finde ich, darf man nicht einfach nur den hilfesuchenden einen auf den Deckel geben sondern sollte sich auch mal als Tipp-Geber an der eigenen Nase kratzen.

  • Zitat

    Hinzu kommt ja noch, dass viele Tipp-gebende User unbedingt meinen, zwischen den Zeilen lesen zu müssen. Das Bild das man sich dann vom Hilfesuchenden macht beruht nicht mehr auf Tatsachen sondern auf Vermutungen.

    Dann kommen statt guten Tipps meist erst mal Vorwürfe, Anschuldigungen oder Troll-Alarm. Der User wird runter gemacht, ihm jegliche Fachkenntnis und Kompetenz abgesprochen und auf diesem Bild beruhen dann auch die Tipps.

    Wenn mir jemand schreiben würde: "Du hast keine Ahnung, Du solltest keine Hunde halten, gib das arme Tier bitte ab", (das ist jetzt ein extremes Beispiel), dann würde ich auch ganz schnell mit einem "Ja Aber" daher kommen.

    Deshalb finde ich, darf man nicht einfach nur den hilfesuchenden einen auf den Deckel geben sondern sollte sich auch mal als Tipp-Geber an der eigenen Nase kratzen.

    Edit: Außerdem - wir kennen uns hier alle nicht persönlich. Alleine deshalb sind eine gewisse Vorsicht und Zweifel doch angebracht. Ich glaube hier schon lange nicht mehr jedem alles, weil ich ja gar nicht weiß wie kompetent die Leute wirklich sind.

  • Naja, wenn ich als Threadersteller hier Fragen stelle, möchte ich eigentlich Antworten, meist Ratschläge oder Tipps haben.

    Wenn ich allerdings überall ein "aber" habe und etwas zerrede, ohne es getestet zu haben bzw. weil ich keine Lust habe, mich damit auseinander zu setzen, wozu der Thread?

    Und sowas ist es, was mir hier derzeit vermehrt auffällt.

  • Zitat

    Naja, wenn ich als Threadersteller hier Fragen stelle, möchte ich eigentlich Antworten, meist Ratschläge oder Tipps haben.

    Wenn ich allerdings überall ein "aber" habe und etwas zerrede, ohne es getestet zu haben bzw. weil ich keine Lust habe, mich damit auseinander zu setzen, wozu der Thread?

    Und sowas ist es, was mir hier derzeit vermehrt auffällt.

    Natürlich. Aber lies Dir doch mal die meisten Threads hier durch, vor allem die von Neu-Usern.

    Bevor wirklich gute Tipps kommen wird - ohne den User und dessen genaue Umstände zu kennen - erstmal drauf gehauen.
    Oft wird nicht einmal nachgefragt, wie die Umstände wirklich sind sondern es wird vermutet, und es wird selten gutes vermutet sondern immer nur Sodom und Gomorra.

    Der User wird gestalkt, es wird ihm Fake vorgeworfen, man erklärt ihn für völlig inkompetent.

    Glaubst Du nicht, dass es demjenigen dann eher schwer fallen wird, von den gleichen Usern noch Ratschläge anzunehmen wenn er sich ständig erst mal rechtfertigen muss?

  • Ist doch immer so. Etwas zu verbessern, macht meistens eine Menge Arbeit , und zwar vor allem an sich selbst. Ich finde es immer sehr witzig, wenn Leute erzählen, sie hätten in einem viertel Jahr 20 Methoden durchprobiert, und nix hätte was gebracht...Ja klar, weil kein tipp einfach so funktioniert, es braucht immer Zeit und viel viel Konsequenz und eine klare Linie. Wenn man natürlich jeden Tag was neues ausprobiert, gibt es keine klare Linie.

    Natürlich funktioniert der beste Tipp zum Thema Rückruf nicht, wenn gleichzeitig nicht darauf geachtet wird, dass der Hund im Alltag klare Regeln kennt und befolgt. Man kann eben nicht immer nur an einer Baustelle rumbasteln, man muss schon das Gesamtbild betrachten ... "Aaaaber mein Hund mag nicht in sein Körbchen gehen oder sein spielzeug hergeben oder an der Leine gehen... muss er doch auch nicht... nur zurückkommen soll er, wenn ich ihn rufe!" (Jetzt mal als Beispiel) Bei solchen Leuten bringt alles nichts.

    Für mich ist "Aber" immer einfach ein zeichen von Faulheit. Wer um Rat fragt, sollte sich zuerst die Mühe machen, die Tipps zu duchdenken, sich überlegen, was genau er machen will (nicht wild rumprobieren!), sich bei anderen genau anschauen, was die ander machen als man selbst - und sich dann die Zeit nehmen, einen gefassten Plan auch konsequent zu befolgen. Und bis ein Hund ein Verhalten verändert, dass sich über Monate oder Jahre eingeschliffen hat, dauert es halt. Ohne wenn und aber.

  • Zitat

    Naja, wenn ich als Threadersteller hier Fragen stelle, möchte ich eigentlich Antworten, meist Ratschläge oder Tipps haben.

    Wenn ich allerdings überall ein "aber" habe und etwas zerrede, ohne es getestet zu haben bzw. weil ich keine Lust habe, mich damit auseinander zu setzen, wozu der Thread?

    Klar will ich Ratschläge oder Tipps. Aber im Regelfall kenne ich meinen Hund besser als die anderen. Deswegen können die mir vielleicht aufgrund der Tatsache, dass sie eben nicht meine "Scheuklappen" haben, auch schonmal neue Wege aufzeigen. Sie können aber nicht abschätzen, ob das das Richtige für den jeweiligen Hund ist. Ich kann das vielleicht auch nicht immer, manches muss man vielleicht wirklich erst ausprobieren. Aber es gibt halt auch Ratschläge und Tipps, die ich mit keinem Hund ausprobieren würde und solche, die ich mit meinem jetzigen Hund nicht ausprobieren würde, die prinzipiell vielleicht nicht schlecht sind, aber zum Charakter des jeweiligen Hundes beispielsweise nicht passen.

    Wenn ich morgen einen Thread aufmache, wie ich Maja beim Fußlaufen besser motivieren kann, dann wird mir unter Garantie irgendwer vorschlagen, sie nach der Fußarbeit mit einem geilen Zerrspiel zu belohnen, weil das für den Hund des Tippgebers die ultimative Belohnung und damit auch Motivation ist. Für Maja? Ein Zerrspiel? Als Belohnung? Im Leben nicht. Passt halt nicht. Und dann käme halt ein "Ja aber". Nicht, weil ich keine Tipps will, sondern weil dieser spezielle Tipp einfach nicht auf diesen Köter anwendbar ist. Bei einem anderen Hund hingegen vielleicht bombastisch. ;)

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