Bisschen überfordert

  • Hast du schonmal versucht auf diesen 50m, bevor du gehst, Leckerlis zu verstecken bzw. hinzulegen und sie dann suchen zu lassen? Oder vielleicht auch währendessen ihr lauft?
    Ist mir nur grad so in den Sinn gekommen, vielleicht würde ihr das den Weg "versüßen".

  • Leider nimmt sie auf diesen 50m, oder insgesamt, wenn wir in der Stadt unterwegs sind, keine Leckerlies an. Nichtmal wenn ich sie ihr direkt vor die Nase halte. Sie ist da quasi kaum ansprechbar.

  • Welche Orga vermittelt denn einen Angsthund direkt an eine starkbefahrene Straße mitten in der Stadt?


    Da war ja wohl echt ein Superkenner am Werk

  • Zitat

    Leider nimmt sie auf diesen 50m, oder insgesamt, wenn wir in der Stadt unterwegs sind, keine Leckerlies an. Nichtmal wenn ich sie ihr direkt vor die Nase halte. Sie ist da quasi kaum ansprechbar.


    ... genau deshalb würde ich es weiter versuchen mit dem tragen, vor allem wenn sie sich wirklich etwas entspannt dabei.
    Vielleicht könntest du ja auf halber Strecke einfach stehen bleiben, sodass sie die Situation kennen lernen kann, aber mit dem Gefühl "es ist nichts schlimmes, ich werde beschützt", also hältst sie dabei weiter auf dem Arm.

  • Nein, denke ich nicht.
    Du sollst sie ja nicht auf ewig die 50m tragen.
    Ich würde sie die ersten paar Tage komplett tragen, immer mal kurz stehen bleiben.
    Wenn du merkst sie entspannt sich dabei kannst du es dann vielleicht erweitern indem du sie absetzt und versuchst sie ein/zwei Meter selber laufen zu lassen und sehen wie sie reagiert.

  • Ich finde, Du machst das schon super :gut:


    Ich hätte da die Idee, Clickertraining einzusetzen. Also zu Hause kleine Tricks ein zu üben anhand von Clickertraining. In total entspannter Atmosphäre. Clickern allgemein ist bei Angsthunden eine prima Lösung Vertrauen aufzubauen und die Hunde zum lernen zu bringen. Sie werden neugieriger, bekommen mehr Selbstvertrauen und probieren aus. Eure Bindung wird dadurch auch gestärkt.


    Wenn Du Dich mit Clickertraining vertraut gemacht hast, fängst Du Targettraining an. Das heißt, der Hund muss mit der Nase auf ein Kommando z.B. "touch" einen Gegenstand ( Plastikdeckel, Stab mit Ball etc. ) anstubsen. Damit kannst Du sie spielerisch über die 50 m bringen - wenn ihr das gut geübt habt.


    Zuerst halt normale Tricks in der Wohnung, dann Targettraining, dann Targettraining in entspannter Atmosphäre draussen und dann Hardcore auf den 50 m. Das gute beim Clickern ist - wenn sie dabei ist und sie gelernt hat, um was es geht und es ihr Spaß macht: dann KANN sie keine Angst mehr empfinden. Der Gehirnbereich, der für das Verarbeiten von den geforderten Aufgaben wie z.B. "touch" beim Target zuständig ist, blockt den Gehirnbereich der für die Angst zuständig ist ;) Deswegen müssen z.B. US-Fallschirmspringer beim Absprung aus dem Flugzeug Gedichte aufsagen - sie können so keine Angst empfinden :headbash:


    Anderer Tipp bezüglich Zahnwechsel und kauen:
    Zur Beschäftigung wäre ein Kong noch gut geeignet.

  • Hallo!
    Danke für deine Antwort und die Ideen! Clickern habe ich bisher noch nicht ausprobiert, aber es wäre vielleicht wirklich mal einen Versuch wert. Ich geh nacher sowieso noch in den Hundeladen, um ein neues Geschirr zu kaufen. Da werde ich einfach mal einen Clicker mitbringen. In der Wohnung und auch draußen in entspannter Umgebung macht es ihr sowieso total Spaß neue Sachen zu lernen... Allerdings bezweifel ich ein wenig, dass sie sich auf den 50m dazu bewegen ließe... Sie nimmt dort nichtmal die Superleckerlies, für die sie eigentlich alles macht... Aber ich werde es trotzdem mal versuchen, kann ja nicht schaden! Werde dann berichten ;) .

  • Also ich hab die Erfahrung gemacht, dass man mit Futter nur bis zu einem gewissen Punkt bei der Angstbewältigung kommt...
    Ich hab eine richtig richtig richtig unglaublich verfressene Labbihündin.... (um nichts auf der Welt lässt sie sich was Verdaubares entgehen xD)...
    Also meine Maus zu mir kam, mit 2 Jahren, hatte sie PANISCHE Angst vor Wasser. Vor Wasserflaschen, vor Pfützen, vor dem fließenden Main (an dem liegt unsere Hundewiese), vor Seen vor Bächen etc....
    Ich kann mir diese krasse Angst nur dadurch erklären, dass sie als ganz junger Hund schlechte Erfahrungen gemacht hat... Hundi soll schwimmen, dann werf ich ihn ins Wasser... Es ging ernsthaft so weit, dass sie nicht zu uns kam, wenn wir den Fluss im Rücken hatten o.ä.


    Ich dachte mir zu Anfang "kein Problem", der Hund macht doch alles für Futter, ich war täglich im Main schwimmen, bin extra 25km zum See gefahren etc. etc. Ich hab kiloweise Leckerlis verfüttert, die Panik blieb, mein Hund hat sie nur genommen, solange er das Wasser nicht berühren musste. Nach Monaten dachte ich mir das wird nichts.


    Irgendwann waren wir dann an einem kleinen Wasserloch und ich hab Steinchen geworfen, das fand sie furchtbar interessant! (Sie ist übrigens nicht besonders verspielt, sogar eher wenig!). Und von da an ham wir ein Dreivierteljahr nur noch mit ihr gespielt am Wasserloch und siehe da sie hat Stöckchen rausgeholt ist den Steinchen nachgesprungen (das Wasser ging ihr aber lässig bis zum Bauch) und 100m vor dem Wasserloch ist sie immer losgespurtet, weil sie sich so darauf gefreut hat. Wir ham aber auch rigoros sonst gar nicht mehr mit ihr gespielt!!
    Dann ham wirs aufgeweitet auf den See und ham da gespielt und siehe da: der Hund ist eine Wasserratte - richtig labbitypisch!! Im Main, im See - überall!!


    Ich wollt jetz gar nicht so weit ausholen, aber ich wollte dir klar machen, dass man auch bei tiefgehender Angst erfolgreich sein kann!!


    Ich an deiner Stelle würde es also mit Spiel versuchen!! Spiel mit ihr bis zur Haustür und zurück, dann spiel mal ins Treppenhaus und wieder zurück, dann kannst du es immer weiter ausweiten, immer im Spiel, sie wird sich vergessen und nicht für wichtig halten, dass es zur Tür raus geht... oder schon mit offener Wohnungstür anfangen zu spielen und ruhig mit nem Zerrspiel o.ä. nach draußen spielen. Ich würds immer weiter ausdehnen, dass sie auch außerhalb des Hauses spielt, ruhig sofort wieder rein und immer erfolgreich aufhören. Lass ihr ganz ganz viel Zeit, bei uns hat es wirklich auch monatelang gedauert - aber es zahlt sich aus!


    Mit tragen würde ich persönlich nicht anfangen, das verschiebt das Problem nur - so bist du gezwungen es anzupacken!


    Mit dem Alleinebleiben würde ich sofort anfangen! Der Hund dürfte eine Nacht bei mir sein und danach gehts los. Noch nicht richtig allein, aber Türen hinter sich schließen, allein aufs Klo gehen, immer wieder für Sekunden oder ne Minute verschwinden, alles ganz selbstverständlich und dann nach und nach steigern ;)


    Viel Erfolg! Hoffentlich kommt ab und an mal ein Bericht, wie s so läuft mit der Angstbewältigung! Sorry nochmal, dass es jetz so lang wurde!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!