Wenn der liebste Hund der Welt austickt

Ati und Aaron: Wesir ist 4,5 Jahre alt, geboren im Sommer 2008. Jep, ich find ihn auch nicht hässlich

wollyfrauchen: ich hab kürzlich was von Unterwerfungsübungen gelesen, aber noch keine konkreten Beispiele gefunden. Werde ich aber gleich mal googlen.
Und ich glaube nach wie vor, dass das z.Tl. aggressive Verhalten des Hundes echt überwiegend daher rührt, dass mein Vater ihn so doof behandelt hat. Ich glaube schon, dass ein Zusammenhang dazwischen besteht, dass "irgendwas blödes" passiert ist und Wesir draußen z.B. oft zurückzuckt, wenn mein Freund ihm den Kopf streicheln will. Zuhause liebt er das, draußen verhält er sich komplett anders. Ist ganz steif, hat den Schwanz meist gesenkt oder sogar zwischen den Beinen, und dann halt immer dieses unberechenbare auf-Fremde-losgehen. Ich behaupte nicht, Ahnung von Hunden zu haben, aber mein Bauchgefühl sagt mir einfach, dass da was ganz arg schiefgelaufen ist.

cinderella1988: uns bleibt nicht wirklich was anderes übrig. Wir beide lieben diesen blödi ja irrsinnig doll, und ich bin auch sicher, dass er durch Training wieder ein ganz Entspannter wird. Ich glaube auch, dass die ihm mitgegebenen Streunergene nicht unerheblich sind, dass nicht alles 1:1 auf HSH-typische Eigenschaften zurückzuführen ist. Außerdem ist auch jeder Hund ein Individuum. Klar sind rassetypische Eigenschaften nicht zu verkennen, mit Sicherheit wird jeder Windhund lieber längere Strecken sprinten, als ein Dackel.

Ich versuche Wesir auch Zuhause ein bisschen Unterhaltung zu bieten - er schnüffelt fleißig am Teppichrand nach Leckerchen und muss herausfinden, wie er da drankommt - ist manchmal gar nicht so einfach für ihn (dazu muss ich sagen, dass wir erst noch Laminat verlegen wollen und in meinem Zimmer ein vollkrümelbarer, behaarbarer, weißer Teppich liegt).

Nochmal zu seinen "Trieben": ich glaube, dass viele aggressive Verhaltensweisen aufgrund von Frust beim Tier entstehen und da kann natürlich ein Grund sein, dass er bestimmte Verhaltensweisen nicht ausleben kann. Ist doch bei uns genau so. Ich wäre nicht lange fröhlich, wenn ich nix zum Lesen da hätte, nie singen oder zeichnen oder kochen dürfte. Mein Liebster würde sicher Depressionen bekommen, wenn man ihm seinen Laptop weg nähme und er nicht mehr an seinem System herumbasteln dürfte. Oder wenn man ihm das growlen verböte. Ja ja, die vergleiche hinken ein bisschen.

Unsere Wohnung hat aktuell ca. 65 nutzbare m². Das ist sicher auch nicht so schön, wenn man in der Woche Mo-Fr insgesamt nur 2 Stunden Auslauf hat. Alex ist 14 Stunden am Tag unterwegs und ich bewerbe mich auf einen Studienplatz im Gamedesign, was auch sehr Zeitaufwändig ist. Es geht zeitlich einfach nicht anders, es sei denn, wir verzichten auf noch mehr Schlaf und dann entsteht ein Stresskreislauf, durch den wir für den Hund und der Hund für uns immer schwieriger wird. Es tut mir sehr leid, Wesir weggeben zu müssen, aber mich tröstet der Gedanke, wie schön es für ihn wäre, wenn er nicht mehr 22h/d in der Wohnung hocken müsste. Auch wenn wir mal mit ihm draußen sind, ist er immer angeleint und läuft Schritttempo. Das kann einfach nicht ausreichend sein. Es ist natürlich auch nicht das non plus ultra, den ganzen Tag an der Kette zu liegen, aber ich denke schon, dass es besser ist, als jetzt. Da kann er auch wie hier dösen, nur, dass er um sich herum Vögelchen zwitschern hat, mal ne Katze vorbeihuscht, er vielleicht mal ne Fliege fangen kann (er ist darin echt gut!) und und und.
Ideal wäre natürlich ein großer Hof, zu dem er nicht lange transportiert werden muss, wo er viiiiiel Auslauf hat und auch mal ins Haus kann, wo er nicht primär Wachhund ist und wo er auch mal so richtig gekuschelt wird.

Also, falls jemand so jemanden kennt, feel free to share :)

Ati und Aaron: also Wesir liebt Suchspiele, weil er Leckerlies liebt Aber ich wünsche mir auch, dass er besser ausgelastet wird.

Wanjanini: Ledermaulkorb finde ich super!

Ich hab auch grad mit der Frau Cordt Telefoniert, yeey die ist super geduldig und hat sich alles angehört.

Ihr Fazit: besser hier vermitteln und nicht als Wachhund nach Brasov (ist einfach besser für ihn, nicht angekettet zu sein) und kastrieren lassen.

Ich muss das noch abwägen, ob ich Brasov echt ausschließe. Ich sehe ja die Pro- und Contrapunkte, aber das ist echt noch so eine Herzensangelegenheit (klingt in Verbindung mit der Option "Kette" irgendwie unaufrichtig).

Corrina: ich will auf keinen Fall irgendwas weiter verkorksen! Ich hatte halt gelesen, dass es Übungen gibt, die dem Hund Spaß machen und mit denen er ganz nebenbei einfach "zulässt", dass sein Mensch das "ihm überlegene" Herrchen ist. Trotzdem Finger weg? (Ich werde es dennoch mal auf eigene Faust recherchieren).

Und ich nehme deine Warnungen ernst, aber bisher war er doch (drinnen zumindest immer) total verschmust und hat sich wie ne Katze beim Besuch um die Beine gewunden und ist denen zum gestreichelt werden auf die Pelle gerückt. Er ist kein Teddybär, sondern ein Raubtier mit langen, spitzen Zähnen - aber kanns nicht sein, dass dieser Mischling einfach verkuschelter ist, als seine reinrassigen Artgenossen?

Auch aufgrund meiner Unkenntnis hoffe ich, dass sich bald jemand findet, der ihm eher gerecht wird.

Ja, wie gesagt, wir sollen ihn möglichst bald kastrieren lassen, und dann kann er auch auf die "Hilfe für Herdenschutzhunde e.V."-Seite. Also er kann auch jetzt schon rauf, er muss nur vor tatsächlicher Vermittlung kastriert sein, damit z.B. kein Zuchtmissbrauch mit ihm betrieben werden kann.

Wenn er seine Schauze quasi im Schritt einer Person vergräbt, ist das doch ein Zeichen der Zuneigung... Und er versucht, uns abzuschlecken. Da hab ich zwar letztens ne Sendung mit Martin Rütter gesehen, wo es hieß, dass der Hund nur auf Essensreste aus ist, aber ich glaube nicht, dass er ausschließlich darum das Gesicht abschlecken will.

Oh, und sogar Pfötchen geben zählt als Unterwerfungsübung.