Hund greift meine Frau an

  • Mir drängt sich beim Lesen unweigerlich der Gedanke auf, dass ihr Herrn Wichtig unbeabsichtigt zu einem kleinen Tyrannen herangezogen habt. Ihr habt darauf geachtet, den Hund nicht zu vernachlässigen, habt dem Hund erlaubt das Kind zu verteidigen, habt ihn immer artig bespaßt und ihm damit einen Stellenwert zukommen lassen, mit dem kaum ein Hund vernünftig zurecht kommen dürfte. Das sind natürlich nur meine Interpretationen auf Grund des Geschriebenen. Aber ich habe den Eindruck, dass dir Ähnliches durch den Kopf geht, wenn du von »sehr viel Freiheiten« schreibst.


    Ich rate auch zu einem Trainer, der euch mal zuhause besucht und euch hilft, die Strukturen innerhalb der Familie wieder gerade zu rücken.


    Bis dahin würde ich schon mal versuchen den Hund ein bisschen aus dem Mittelpunkt zu nehmen und ihm nicht ganz so viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.


    Viele Grüße
    Frank


    PS: und sperr den kleinen Terroristen nicht mehr so lange ins Bad. Soziale Umgangsformen lernt man im sozialen Miteinander und nicht dadurch, dass man alleine die Kacheln im Badezimmer betrachtet ...

  • Ihr habt meine Befürchtung bestätigt, dass wir als Leihen einiges falsch gemacht haben :headbash:


    Wir werden zuerst versuchen durch klare "neue" Regeln und wiederkehrende Rituale etwas Rangordnung herzustellen bzw. dem Hund klar zu machen wo er in der Hierarchie sich anzuordnen hat.


    Wie die meisten Schreiber richtig erkannt haben, wurde der Hund als gleichberechtig behandelt und das hat ihn vermutlich dazu verleiht sich gegen meine Frau aufzulehnen. Ihm ist vermutlich nicht klar wo er in der Rangordnung steht oder er ist sogar der Meinung das er über meiner Frau in der Hierarchie ist, da er mit dem Rudelführer immer gemütlich auf der Couch abhängen darf und die Frau auf dem Sessel… :roll:


    Tyson ist ein lieber Hund und ich denke wir kriegen das mit etwas Fleiß wieder hin, wenn aber alle Stricken reißen holen wir einen Profi ins Haus. Paar Adressen haben wir von euch erhalten.


    Danke noch mal für alle Anregungen und Tipps.



    PS: Und ja, der Hund dürfte nach dem ich den Post gemacht habe aus dem Bad wieder raus und war wieder brav und lieb, so wie ihn eigentlich kennen...

  • Nur mal ganz kurz noch eine Empfehlung: verabschiede dich von dieser Rangordnungs-Cheffe-Schiene. Meiner Meinung kann das sehr schnell zu übermäßiger und unangebrachter Härte führen und in kriegsgebietsänhlichen Zuständen enden (gerade dann, wenn Fifi ohnehin schon meint, er kann seine Menschen über seine Zähne in Bewegung setzen, wenn ihm etwas nicht passt). Es geht nicht darum ihm zu zeigen "wo der Hammer hängt", sondern einfach nur klar zu zeigen, dass sich die Welt nicht um ihn dreht.


    Ich würde ehrlich gesagt schon jetzt zu einem Trainer raten. Eine Einzelstunde kostet nicht die Welt und kann schon eine Menge bewirken.


    Viele Grüße
    Frank

  • Ich glaub es nicht, aber heute fast die gleiche Situation und das gleiche Verhalten von Tyson.


    Den ganzen Tag lief alles wie gewohnt. Meine Frau mit Tyson und dem Kleinen zu Hause. Ich auf der Arbeit. Kein Stress, keine Problem. Hört auf alle Kommandos ohne Wenn und Aber.


    Aber abends! Meine Frau kommt mit Tyson nach dem Gassi gehen zurück und macht sich fertig zum Schlaf. Ich wieder mit dem Kleinen auf dem Arm, dieses Mal auf der Couch neben dem Sofa. Als meine Frau dann ins Wohnzimmer rein kommt und will den Kleinen zum Schlaffen mitnehmen, geht Tyson gleich wieder auf sie los. Sie war dieses Mal nicht mal in der Nähe wo sich Tyson aufgehalten hat.


    Ich weiß nicht was der Auslöser für seine Reaktion ist, aber das passiert, wenn wir drei(Ich, mein Kleiner und Tyson) im Wohnzimmer(Couch oder Sessel) längere Zeit verbringen und meine Frau dann den Kleinen zum Schlaffen abholen kommt, nachdem sie sich zum Schlaf fertig gemacht hat.


    Kann das irgendwie an den Gerüchen liegen? Handcreme/Zahnpasta oder ähnliches? An dem Schlaffanzug?
    Oder hat Tyson so einen übertriebenen Beschützer Instinkt entwickelt das er meine Frau von dem Kleinen verjagt?
    Warum passiert das dann Tagsüber nicht?

  • Vielleicht passiert es auch tagsüber nicht, weil Du nicht da bist. Und der Hund hat ein Problem mit Dir und die Leidtragende ist Deine Frau?
    Aber spekulieren bringt hier wirklich nichts - holt euch einen neutralen Dritten ins Haus, der sich das ansieht.

  • Nein, tagsüber ist meine Frau alleine mit dem Hund.
    Sein Korb steht auf anderer Seite des Wohnzimers gegenüber dem Sofa am Eingang ins Wohnzimer.
    Er schläft dort aber nie, und hält sich dort auch extrem selten auf.
    Sein "Korb" ist das Sofa im Arbeitszimmer, dorthin zieht er sich meistens zum Schlaffen zurück.

  • Zitat


    Leider haben wir die Hundeschule nach dem Umzug verlassen. Besser gesagt meine Frau, sie ging überwiegend mit ihm dorthin. Sie kümmert auch überwiegen um den Hund, ich bin nur sein Spielkumpel.


    Das solltet ihr noch einmal überdenken, nicht das deine Frau die "Doofe" für den Hund geworden ist, die jeden "Spass" vermiest (das ist bei einem Freund und seiner Freundin passiert. Er hat den Hund alles durch gehen lassen z.B. sich anspringen lassen, war sein "Kumpel" sie hat den Hund dann bestraft und war für den Hund "die Gewalttätige vor der man sich in Acht nehmen musste"). Beide Formen sind Extreme und nicht okay, weder jegliches Massregeln und Einschränken, noch alles durch gehen zu lassen.

  • Warum passiert es NOCH nicht, solltest du besser fragen.


    Ehrlich, das ganze Warum bringt nichts. Fakt ist, dass der Hund sich auf eine für euch offensichtlich unberechenbare Weise verhält und ihr keine Ahnung habt, was ihr tun sollt. Wenn du jetzt mit irgendeinem Rangordnungsgedöns rummachst, obendrei aber deine Frau den ganzen Tag mit dem Hund alleine ist (ergo müsste besser deine Frau den Hauptteil der Erziehung übernehmen) und das Kind bald anfängt zu krabbeln, endet das ganze Rätselraten möglicherweise wirklich unschön.
    sollte - worst case - der Hund euer Kind oder deine Frau ernsthaft beissen und verletzen, ist es ehrlich gesagt egal warum, wichtig ist nur DASS es passiert ist.


    Man kann hier jetzt 1000 Gründe aufzählen und herumspekulieren. Selbst wenn wir hier mit unseren Analysen richtig liegen, nützt das gar nichts, denn euch fehlt das Wissen und die Erfahrung, um den Hund entsprechend zu führen. Selbst jemand, der sehr genau weiß was er tut, müsste sich meiner Ansicht nach gut überlegen, ob Hund und Kind zusammen bleiben sollten.


    Wenn ihr den Hund behalten wollt, dann holt euch sofort einen Trainer und kauft euch ein paar gute Bücher. Es geht hier nicht darum, dass der Hund auf Kommandos hört. Es geht hier um ein Aggressionsproblem - und solche Probleme tendieren leider dazu, schnell zu eskalieren, wenn nicht richtig gegengesteuert wird.


    Ich kenne einen sehr guten Trainer persönlich, der eigentlich mit jedem Hund arbeitet und die Arbeit mit aggressiven Hunden nicht scheut, und auch wirklich gut damit ist - aber wenn kleine Kinder im spiel sind, rät er durchaus auch mal zur Abgabe, einfach weil es so verdammt gefährlich ist.

  • Mir fällt Eines auf. Die Situation ist, zumindes wie hier beschrieben, zwei mal genau gleich.
    Mann hat Kind auf dem Arm, Hund daneben - Frau kommt rein und will Kind dem Mann "wegnehmen" - Hund schnappt nach Frau.
    Fällt euch was auf? Sieht für mich nach einem Muster aus. Der Hund scheint die Frau entweder maßregeln zu wollen, oder das Kind beschützen zu wollen. Oder beides.


    Durch die "lockere" (viel durchgehen lassen) Erziehung, die vorangegangen ist, hat der Hund nie klare Struckturen oder Regeln gelernt. Viel Aufmerksamkeit geben, heißt nicht, viel durchgehen lassen, auch wenn es gut gemeint war, und ihr dem Hund sicher auch viel Liebe und Zuwendung gegeben habt, die er mit der Vorgeschichte sicher auch braucht.
    Ihr solltet euch erstmal klare Regeln fürs Haus/Wohnung überlegen.


    Hier mal ein paar Ansätze:


    - festen Platz zuweisen, wohin der Hund sich verziehen kann, und dort auch strickt in Ruhe gelassen wird vom Kind (wichtig, wenn das Kind aktiver wird und rumkrabbelt)
    - generell "auf den Platz und bleiben" üben und positiv aufbauen. Nicht unbedingt auf dem Sofa. Dahin darf er ja immernoch, wenn IHR es ihm gestattet.
    - den Hund nicht mehr jedes mal am Kind rumschlecken lassen. Er darf zwar mal schnuppern, aber nicht irgendwie körperlich an das Kind ran gehen. Dazu zählt leider auch erstmal Abschleckverbot, solange bis er es durch euer Training kontrollieren, und er sich abrufen lässt oder sich "ermahnen" lässt, es sein zu lassen.
    - Recoureverteigung abstellen mittels Übungen: Der Hund muss sich seinen Knochen ohne Murren abnehmen lassen, er muss es sich gefallen lassen, dass man auch mal den Futternapf wegnimmt, oder das Spielzeug (wie auch das Kind!!!) . Es muss ihm nicht gefallen, er darf gern "beleidigt" guggen, oder sich mürrisch auf seinen Platz verziehen, aber er darf nicht knurren (wenn überhaupt, dann nur gaaanz kurz und leise, ohne weitere Folgehandlungen wie Zähnefletschen) und schon gar nicht schnappen.
    - wenn das Kind rumkrabbelt, den Hund auf seinen Platz schicken. Das Kind könnte ja am den Ohren oder Rute ziehen, unangenehm ins Fell greifen usw. Momentan sehe ich die Gefahr zu ungewollten Übersprungshandlungen ausgehend von dem Hund. Der Hund darf nicht auf die Idee kommen das Kind maßregeln zu wollen (kurzes Schnappen beispielsweise).


    Das sind jetzt nur ein paar Gedanken und Regeln, die mir spontan einfallen und haben keine allumfassende Allgemeingültigkeit.
    Ich denke die Situation mit eurem Hund ist nicht unlösbar, bedarf aber einer genauen Analyse und einige Trainingseinheiten. Ich rate hier zu einem Trainer, der zunächst mal ins Haus kommt, und sich die entsprechende Situation mal ganz genau anschaut. Am besten sollte es ein Trainer sein, der sich sehr gut mit hündischer Körpersprache und hündischem Verhalten auskennt.
    Achte darauf, dass es keine Methoden á la "auf den Rücken drehen" ist, sondern dass der Trainer euch genau erklären kann WARUM euer Hund so reagiert, und wie ihr an eurer Körpersprache arbeiten könnte, welche Regeln wie umzusetzen sind, um dem Hund Sicherheit, Strucktur und Vertrauen zu vermitteln.

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