Erst falsch verstanden - jetzt greift er an

  • Hallo Zusammen,


    wir haben einen Schäfer-Mix aus dem Tierschutz. Leider ist die Vorgeschichte ziemlich wiedersprüchlich, angeblich war er sein Leben lang im spanischen Tierheim, er weiß aber ganz genau was ein Hase, Vogel oder Reh ist und möchte die auch unbedingt jagen. Egal, wir werden es nicht herausfinden. Nun zu unserem Problem. Offensichtlich hatte er einen Unfall mit Kieferbruch u.ä. und seine Nase ist deformiert. Deswegen bekommt er durch die Nase nicht richtig Luft und macht - je nach Aufregung - laute Schnarchgeräusche. Wir haben ihn jetzt 2 Monate und am Anfang ging er freundlich auf jeden angeleinten Hund zu, wurde dann aber immer sofort angegriffen, vermutlich wegen der Geräusche die er macht. Das hat er sich natürlich gemerkt und inzwischen sind wir so weit, daß er schon durchdreht, wenn er einen anderen Hund auf 100 m Entfernung sieht. Er bellt, zerrt und tobt. Wir machen mehrmals täglich Gehorsamstraining, Sitz, Platz, Bleib, Bring usw. klappt zu Hause und auf dem Grundstück super.
    Außerdem haben Einzeltraining in der Hundeschule aber erst 3x.
    Sobald er beim Spaziergang einen Hund sieht, ist es aus und er beruhigt sich erst nach 10 - 15 min wieder. Die Hunde die er ganz am Anfang kennengelernt hat und die sich ihm gegenüber normal verhalten haben sind nach wie vor seine besten Freunde und er spielt ganz normal mit ihnen, sodaß ich denke er ist nicht grundsätzlich aggressiv. Allerdings ist er mir schon 2x ausgebüchst und freilaufend auf Hunde losgegangen und dann beißt er auch zu. Da wir mitten in der Stadt wohnen, ist es nicht möglich irgendwo spazieren zu gehen ohne daß man andere Hunde trifft. Wir sind echt inzwischen mit den Nerven am Ende. Ich weiß, daß ähnliche Themen hier schon x Mal erörtert wurden aber vielleicht hat doch jemand einen Tipp für uns. Wir werden ihm wohl irgendwann die Nase operieren lassen, das wird aber eine ziemlich kostspielige Angelegenheit, da müssen wir noch ein bischen sparen und außerdem wird das sein Verhalten ja nicht ändern, das hat er sich jetzt angelernt.

  • Was macht ihr denn im Einzeltraining? Was hat euer Trainer zu dem Problem gesagt?


    Die Angriffe der anderen Hunde können mit dem Atemgeräuschen zusammenhängen und euer Hund hat jetzt den Erfahrungswert von "fremder Hund ist doof. Angriff ist die beste Verteidigung"


    Sprecht bei nächster Gelegenheit das Thema bei eurem Trainer an. Er soll es sich ansehen.


    Laßt den Hund in nächster Zeit nicht mehr frei laufen bzw. nur noch dort wo ihr ein gutes Sichtfeld besitzt, damit ihr rechtzeitig reagieren könnt, wenn fremde Hunde auftauchen. Mit jedem weiteren Erfolg verfestigt sich sein Verhalten.
    Zur Not benutzt eine Schleppleine. Keine Leinenkontakt mehr, auch für die Zukunft lieber umgehen.
    Fordert die anderen Hundehalter auf ihre Hunde fernzuhalten. Verhindert Kontakt und wenn es auch mal Straßenseitenwechsel bedeutet.


    Ich wohne auch in der Stadt und habe mir Orte und Zeiten gesucht wo man recht ungestört laufen kann. Natürlich begegnet man auch hier Hunden, allerdings halten sich diese in Grenzen. Wäre evtl. für die erste Zeit eine Möglichkeit. Zumindest bis man im Training so weit ist, daß man am lebenden Objekt üben kann ;)

  • Die Trainerin arbeitet mit uns im Moment daran, daß er aufmerksamer auf uns reagiert. Erst danach will sie mit uns die Leinenführigkeit und das Hundeproblem angehen. Wir sollen zur Zeit genau das machen, was Du oben auch beschreibst.


    Diese Reihenfolge macht für mich auch Sinn, wenn er uns keine Aufmerksamkeit schenkt, wie sollen wir auf ihn einwirken. Momentan ist es noch so, daß er bei Hundebegegnungen und im Feld oder Wald komplett ignoriert, daß wir auch anwensend sind. Nach dem letzten Vorfall mit der Beißerei - das war Gestern -
    werde ich ihn bestimmt nicht wieder Freilaufen lassen. Bin jetzt noch geschockt. Vermutlich liegt es auch an mir. Inzwischen bekomme ich auch Herzrasen und werde nervös, wenn ich einen Hund sehe, ich kann das aber nicht kontrollieren oder abstellen. Ich weiß ja, daß es falsch ist.


    Aber meine allergrößte Sorge ist, daß am Sonntag Besuch von Außerhalb zu uns kommt, sie bleiben eine knappe Woche und bringen ihren Hund mit. Ich habe keine Ahnung wie das gehen soll und wie wir die Beiden am Besten und stressfreisten einander vorstellen. Wie würdest Du vorgehen? Ich dachte am Besten in fremder Umgebung an der Leine in gebührendem Abstand nebeneinander hergehen und erst mal nicht schnüffeln lassen. Dann Abstand verringern. Ob das klappt ist natürlich fraglich.

  • Nun ja in eurer situation würde ich erstmal keinen besuch mit Hund empfangen und einfach die Situation schildern. Eure Freunde werden das sicher verstehen denn es ist nun mal stressig für euren Hund.


    LG

  • Zitat

    Wir haben ihn jetzt 2 Monate und am Anfang ging er freundlich auf jeden angeleinten Hund zu, wurde dann aber immer sofort angegriffen, vermutlich wegen der Geräusche die er macht.


    Nu ist es eh vorbei, aber noch mal an dieser Stelle: Es ist ziemlich unhöflich und ganz und gar nicht nett auf angeleinte Hunde zuzugehen. Vermutliche haben die auch schon signalisiert, dass sie das nicht möchten und Eurer hat es einfach ignoriert. Ich vermute fast, dass er da schon gezielt provoziert hat. Da ihm kein Einhalt geboten wurde und die anderen Hunde an der Leine ausgeliefert waren, haben die sich gewehrt, was ihm wohl nicht geschmeckt hat. Und nun hast Du den Salat... er ist gefrustet, weil er nicht mehr schalten und walten kann wie er möchte. Und den Frust bekommen die anderen Hunde ab.


    Ich würde daher sagen: Das Problem habt Ihr selbst gebacken. Die anderen Hunde tragen daran keine Schuld, denn Euer Hund hat an angeleinten Hunden nichts zu suchen ;)


    Ansonsten macht es auf mich den Eindruck, dass die Trainingsschritte nun doch ganz gut gewählt sind. Fleißig dran bleiben und üben ist jetzt angesagt ;)


    Viele Grüße
    Corinna


  • Danke!
    genau das ging mir beim ersten lesen auch durch den kopf.

  • Also wir sind natürlich nicht auf angeleinte Hunde zugegangen. Wir wußten ja gar nicht was er machen würde und haben stets zu den anderen Hundebsitzern gesagt, daß wir ihn neu haben und nicht Bescheid wissen, was passieren wird, er wurde uns als komplett hundeverträglich überlassen und wir haben Videos von ihm gesehen, wo er mit andernen Hunden komplett entspannt zusammenlebt. Sorry das kam evtl. falsch rüber. Das passierte immer nach Rücksprache mit den anderen Hundebesitzern, die uns stets freundlich versicherten, 'lassen Sie ihn ruhig schnuppern, meiner macht gar nichts' und dann ging es sofort los - aber nie von seiner Seite. Nachdem das ein paar Mal passiert ist sind wir anderen Hunden bereits aus dem Weg gegangen.

  • Zitat

    Inzwischen bekomme ich auch Herzrasen und werde nervös, wenn ich einen Hund sehe, ich kann das aber nicht kontrollieren oder abstellen. Ich weiß ja, daß es falsch ist

    Das ist ein ganz wichtiger Punkt, daran müßt ihr arbeiten. Es wird aber leichter, wenn man den Hund kontrollieren kann. Wenn du die Sicherheit hast, dann kannst du diese auch an den Hund weitergeben.


    Zitat

    Ich dachte am Besten in fremder Umgebung an der Leine in gebührendem Abstand nebeneinander hergehen und erst mal nicht schnüffeln lassen. Dann Abstand verringern. Ob das klappt ist natürlich fraglich.


    So mache ich es meist mit meiner Hündin. Erstmal unterwegs treffen, ein ganzes Stück angeleint laufen (ohne Kontakt) und die Hunde beobachten. Die nächsten Schritte sind eher unterschiedlich. Auf alle Fälle nichts erzwingen, die Hunde immer unter Aufsicht haben, kein Spielzeug frei zugänglich liegen lassen und auch bei Napf und Futter lieber vorsichtig sein.
    Je nach Verhalten der Hunde würde ich die Hunde in ihrer freien Beweglichkeit eingrenzen.


    Zu Hause müßt ihr sehen wie es läuft. Im Falle eines Falles die Hunde räumlich trennen. Es kann gut gehen, es kann aber auch mächtig schief laufen.


    Zu den Leinenkontakten:
    Und woher wollt ihr das wissen?? Wart ihr dabei?? Kann es nicht möglich sein, daß die Atemgeräusche extrem sind und das die anderen Hund wirklich falsch verstanden haben??

  • Nur noch kurz: Viele Hundebesitzer erkennen nicht, dass ihr eigener Hund bereits Verhalten zeigt, dass den anderen auf Abstand halten soll ;)


    Da Ihr das ja anders angeht, wird es ja :smile:

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