Mein Rüde fletscht, will beissen bei "Extrem-Leckerlie""

  • Schönen guten Tag zusammen. Die Überschrift ist sicher wenig aussagekräftig, daher beschreibe ich es etwas ausführlicher. Mein Rüde (Hovawart, 5 Jahre, seit Beginn an bei mir) macht mir Probleme, wenn es um "Leckerlies" wie Kehlkopf oder frische Knochen geht. Sonst ist eigentlich alle paletti. Von klein an habe ich bei ihm immer darauf geachtet, dass ich an sein Futter darf. Ich halte die Hand rein, bleibe dabei sitzen, alles kein Problem (ich barfe übrigens). Darauf habe ich immer Wert gelegt. Das ging auch bei Knochen. Kurz abgenommen, und natürlich bekam er sie wieder. Schließlich sollte er ja nichts Negatives damit verbinden mir sein Liebstes zu geben. Vor einem halben Jahr aber das erste Mal Probleme. Er bekam einen frischen Kehlkopf, legte sich damit in den Garten und wirklich zufällig musste ich an ihm vorbei. Und da zeigte er mir erstmals seine Zähne und war auch bereit zu beissen. Ich war total perplex und überlegte: Was machste nun? Irgendwas sagte mir: Das kannste nicht durchgehen lassen. Auf ihn zu, er wieder fletschen, wollte schnappen - und da hab ich ihn eben mal auf links gedreht. Ich Chef, du drunter. Ging dann auch alles wieder gut. In letzter Zeit bekam er solche Leckerchen nicht mehr, heut habe ich wieder frische Knochen mitgebracht. Und was soll ich sagen? Genau das gleiche Spiel. Ich hab ihn dann ausgetrickst und ohne Kampf den Knochen wegnehmen können. Aber er soll die ja eigentlich fressen, allein der Zähne wegen.
    Jetzt mach ich mir aber noch einen Kopp: Wieso ist das so? Sonst hört der echt gut, ich kann ihm alles andere abnehmen. Nur bei Knochen tickt der aus.


    1. Was meint ihr, woran liegt das?


    2. Was würdet ihr tun? Soll ich den Knochen präparieren? So, dass ich ihn in der Hand halten kann während er ihn frisst? (Kordel durch z.B.) Oder es nochmal drauf ankommen lassen, dass ich ev. gebissen werde? Also kleiner Kampf. Im Allgemeinen vl. mehr auf den Hund und nicht das Familienmitglied achten? Bin mal gespannt. Und danke fürs Lesen!

  • zu 1.:
    An deinem Verhalten!
    Für einen Hund ist es absolut "normal" sein Futter zu verteidigen - das hat nichts damit zu tun, wer der "Chef" ist.


    zu 2.:
    Natürlich muss man seinem Hund trotzdem mal - zu dessen Wohl - etwas (aus Hundesicht) Essbares abnehmen können.
    Das würde ich persönlich zweigleisig trainieren:


    Zum Einen lernt der Hund bei mir, dass er sein Futter vor mir nicht zu verteidigen braucht, da ich ihm nichts wegnehme.
    Bei einem Hund der sein Futter schon meint vor mir verteidigen zu müssen, würde ich dem etwas besonders Leckeres geben, wenn er gerade schon am Fressen ist - dabei aber immer darauf achten, dass man das aus einem Abstand macht, aus dem der Hund sein Futter noch nicht verteidigt, sonst belohnt man ihn u. U. für das Verteidigen.


    Zum Anderen würde ich Tauschgeschäfte trainieren. Anfangs mit etwas, was in der Wertigkeit des Hundes nicht sehr weit oben ist, das tausche ich gegen etwas Höherwertiges, schaue mir das kurz an und gebe es wieder zurück.
    So lernt der Hund, dass nichts schlimmes passiert, wenn er mir mal was abgibt.
    Nur in "Notsituationen" (also, wenn Hund etwas giftiges/gefährliches im Maul hat) nehme ich es ihm ganz ab.


    lg

  • Hallo Buenders,


    Dein Hund fletscht Dich an, weil Du für ihn unberechenbar bist.
    Du hast ihm den Knochen gegeben, darum kann er es nicht verstehen, dass Du ihm den wieder weg nimmst. (Du schreibst, Du bist von Anfang an, an den Napf gegangen.)


    Mich persönlich würd das nerven, wenn jemand die Hand in meinem Teller hätte. :D Von mir hättest Du wahrscheinlich schon eher mal eine gefunkt gekriegt :lol: - (kleiner Scherz.)


    Ich würde auch bei einem Welpen nicht an den Futternapf gehen, die sollen in Ruhe fressen.
    Das habe ich in 40 Jahren nie gemacht.


    Trotzdem kann ich meinen Hunden - wenn es nötig ist!!! - alles aus dem Maul nehmen. Ich kündige es kurz an und mache es sanft, aber bestimmt.


    Schau mal hier, was eine Verhaltensbiologin dazu schreibt (nur ein paar kleine Auszüge):


    Zitat

    Manche Hundetrainer sehen in der Verteidigung des Futters ein Rangordnungsproblem. Ich halte dem entgegen, dass auch in Rudeln frei laufender Hunde ein rangniedriger Hund sein Futter drohend verteidigen und dem höher stehenden Tier seinen Besitz anzeigen darf.


    Manche Menschen raten dazu, den Hund für das Drohen und Knurren körperlich zu bestrafen. Aber überlegen Sie sich das gut! Auf den ersten Blick erscheint dies logisch und kann auch kurzfristige Erfolge zeigen. Der Hund droht nicht mehr. Es besteht aber auch die Gefahr, je nach emotionaler Situation Ihres Hundes, dass er sich durch Ihr Verhalten in dieser für ihn sehr angespannten und stressgeladenen Situation extrem bedrängt fühlt und im Affekt eine körperliche Auseinandersetzung eingeht. Ein solcher Vertrauensbruch ist kaum wieder zu kitten!


    Wie reagiert man nun auf Futterneid? Nun, ganz kurz und knapp: geben Sie ihm keinen Grund um sein Futter zu fürchten. Viele Hundetrainer raten hier immer wieder dazu den Hund zu unterwerfen, ihm sein Futter häufig wegzunehmen, um ihm zu zeigen, dass Sie der Herr über die Ressourcen sind. Aus vielen Gründen halte ich diese Methode persönlich für ungeeignet.
    Sie wissen bereits - ein Hund mit Futterneid zeigt nicht seine Dominanz oder höhere Stellung an, sondern signalisiert: dies ist mein Futter und ich möchte es nicht mit dir teilen.


    Quelle: http://www.beziehung-statt-erziehung.de/futterneid.html


    Edit by Mod - Zitate bitte deutlich als solche kennzeichnen. Ich habs mal nachgeholt.

  • Du solltest mal mit ein wenig Distanz die Sache betrachten:sein Verhalten ist völlig normal, der eine Hund verteidigt sein Futter, der andere nicht, Hunde sind da unterschiedlich,


    In dem du mit deinem Hund in einen Machtkampf um das gute Futter einsteigst, förderst du in keinste Weise eure Beziehung, eher in Gegenteil, dein Hund wird misstrauisch und wird nicht unbedingt entspannter beim Fressen.


    Als Mensch ist man allzu schnell enttäuscht, zweifelt seine Autorität an usw. ...


    Lass ihn doch einfach in Ruhe...

  • Zitat

    Auf ihn zu, er wieder fletschen, wollte schnappen - und da hab ich ihn eben mal auf links gedreht. Ich Chef, du drunter.


    Nimmt dir dein Chef auch dein Essen in der Kantine weg, um dir zu zeigen, dass er über dir steht oder umgekehrt, falls du Chef bist, nimmst du deinen Mitarbeitern das Essen weg, oder hälst die Finger in den Teller?
    Falls du oder deine Mitarbeiter Unmut darüber äußern, wirst du bzw. werden deine Kollegen dann auch auf links gedreht?


    Genauso sieht es dein Hund.


    Er scheint dir inpuncto Fressen nicht zu vertrauen und hat es deutlich gezeigt, für seinen, zunächst noch "netten", aber eindeutlichen Hinweis, ihn in Ruhe zu lassen, hast du ihn auf links gezogen.
    Du läufst Gefahr, dass er das nächste Mal gleich zubeißt.


    Der Rest wurde gut erklärt.


    Ein Hund neigt von Natur aus dazu, lebenswichtige, besondere Ressourcen zu verteidigen.
    Der eine mehr, der andere weniger, der andere gar nicht, je nach Charakter, Lebenserfahrung und Reizschwelle.


    Mit "Lebenserfahrung" meine ich, welche Erfahrungen hat der Hund im Leben bezüglich Futter und Mensch gemacht, was hat er daraus gelernt?
    a) "Mensch macht mein Futter streitig und wenn ich ihm mitteile, dass mir das nicht gefällt, werde ich auch noch unangemessen bestraft."
    b) "Mensch nimmt mir nie was weg, da er keinerlei Interesse zeigt, also habe ich auch keinen Grund, etwas verteidigen zu müssen."
    c) "Mensch bietet mir für mein Futter was vieeel Besseres an, wenn er es haben will, das ist doch super, ich habe keinen Grund, mich darüber zu ärgern."


    http://www.beziehung-statt-erziehung.de/futterneid.html


    Hier ein krasses Beispiel, wie man es NICHT machen sollte und was passieren kann, wenn man den Hund quasi "auf links dreht":


    http://www.youtube.com/watch?v=9ihXq_WwiWM


    Viele Grüße!

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