Begegnungen mit anderen Hunden

  • Hallo!

    Ich suche Tipps und Einschätzungen zu dem, wie bei uns Hundebegegnungen ablaufen.
    Ich muss hier einiges dazu erzählen, ich denke das könnte alles wichtig sein um eine Einschätzung und Ratschläge von euch zu bekommen.

    Vorweg, Luna (Labrador, 5), ist jedem Artgenossen gegenüber wohlgesonnen, sie hat grundsätzlich keinerlei Aggressionen und freut sich über jeden Kontakt zu anderen Hunden.
    Bis vor einigen Wochen gab es noch einen Zweithund, der nun aber leider trennungsbedingt nicht mehr mit uns zusammen wohnt.
    Der Zweithund war der mutigere der beiden, Luna schickte ihn immer vor in für sie unangenehmen Situationen und wenn er es "überlebt" hat, folgte sie.
    Seit sie nun allein ist, hat sich das folgende Verhalten gefestigt.

    Verschiedenen Hundebegegnungen laufen absolut unterschiedlich ab.
    Als Faustregel kann man sagen:
    - großer Hund = Luna hält sich zurück, teilweise unterwirft sie sich anfangs sofort bis sie merkt, dass der andere Hund nichts Böses von ihr will. In diesem Fall bleibt sie in meiner Nähe und wartet bis der andere Hund auf uns zukommt. Zaghaftes Beschnüffeln und dann ists meistens gut.
    - kleiner Hund = Luna tritt normal selbstbewußt auf, geht meistens (zu) stürmisch auf den anderen Hund zu.

    Und genau letzteres ist für mich das größere Problem.
    Um es genauer zu beschreiben... Sie sieht den anderen (kleineren) Hund, "schleicht" sich an. Oft legt sie sich dann ganz flach hin, wartet bis der Hund etwas näher da ist um dann aus dem Nichts loszuspurten.
    Nicht selten ergreifen dann die anderen Hund erst einmal die Flucht, vor allem Hunde denen wir zum ersten Mal begegnen.
    (Das Ganze bezieht sich natürlich auf freilaufende Hunde, ist der andere Hund angeleint, nehme ich meine selbstverständlich auch an die Leine.)
    Auch manche Hundebesitzer sind schon deshalb im ersten Moment erschrocken, das kann schon bedrohlich wirken.

    Ich habe in dieser Situation kaum eine Chance auf sie einzuwirken. Ich kann sie zwar rechtzeitig vorher abrufen und anleinen, ich habe aber keine Ahnung wie ich ihr beibringen kann, dass sie auch ohne Leine etwas sanfter auf die anderen Hunde zugeht.
    Sie sendet den anderen Hunden in meinen Augen dadurch (unwillentlich) zunächst falsche Signale, so dass die sich im ersten Moment bedroht fühlen.

    Sie in diesen Situationen immer gleich an die Leine zu nehmen ist für mich keine Alternative, ich habe festgestellt, dass sie dann unter Umständen anfängt zu pöbeln (dazu kommt unten noch mehr). Zudem denken anderen Hundehalter stets, man hat einen gefährlichen Hund, wenn man anleint. :/

    Luna würde das niemals bei einem Hund tun, der ihre Größe hat oder größer als sie ist.
    Da zieht sie meistens den Schwanz ein und findet es ganz unangenehm von dem anderen Hund beschnüffelt zu werden. Das bessert sich dann von Begegnung zu Begegnung, irgendwann geht sie ganz cool mit so einem größeren Hund um wenn sie ihn besser kennt.

    Dann gab es vor einigen Wochen auch einen Vorfall, der ihr Verhalten grundsätzlich etwas geändert hat.
    Sie war immer eine die eher gekuscht ist, wenn es etwas härter zuging. Nun "wehrt" sie sich auch mal wenn es ihr zu bunt wird oder ein anderer Hund pöbelt (was mir gar nicht gefällt!).
    Der Vorfall war, dass sie in eine Beisserei mit einem Boxer verwickelt wurde. Der Boxer hat, wie mir erst später erzählt wurde, grundsätzlich ein Problem mit anderen Hunden. Hätte ich das nur mal vorher gewußt...
    Zunächst lief die Begegnung ganz normal ab und wurde aus dem Nichts zu einer Beisserei, die vom Boxer ausging. Plötzlich hing er am Hals von meinem Hund, ohne Vorwarnung. Von Schwanzwedeln ging es direkt in eine Beisserei über.
    Hätte man mich vorher gefragt, ich hätte nie gedacht, dass mein Hund sich so wehrt, hätte alles verwettet, dass sie den Schwanz einzieht und flüchtet.
    Letztendlich hat sogar der Boxer den Kürzeren gezogen und wesentlich mehr Blessuren abbekommen als Luna.
    Es floss Blut, aber wir konnten die Hunde in einem günstigen Moment trennen, so dass nichts Schlimmeres passierte. Luna hatte nur einen kleinen Kratzer an der Wange, dem Boxer hingegen lief das Blut aus dem Mund und auch äußerlich hatte die Lefze und ein Auge etwas abbekommen.
    Da leider alles so schnell ging und sich der andere Hundehalter so schnell verkrümelt hat während ich Luna auf Verletzungen untersucht und den Schock kurz verdaut habe (auch ich habe einen Biss von dem Boxer abbekommen, in den Waden, der untere Fangzahn hat eine schöne Wunde hinterlassen und ich hatte 4 Wochen lang einen dicken Bluterguss mit einem Durchmesser von 15 cm...), habe ich weder Adresse und Namen. Der Hund ist zwar hier bekannt, aber keiner weiß wo er wohnt. Man sieht ihn auch nur sehr selten, der Hund scheint mehr im Hof/Garten gehalten zu werden und selten raus zu kommen.

    Und seither hat sie glaube ich gemerkt, dass auch sie jemand ist und sich wehren kann. Die Situation ließ ihr gar keine andere Wahl als sich zu wehren, sonst wäre sie wohl nicht so unbeschadet davon gekommen.
    Allerdings ist das auch nicht bei jedem Hund der pöbelt so. Mal pöbelt sie dann zurück, mal kuscht sie weiterhin, grundsätzlich ist ihr zurückpöbeln aber verstärkt.
    Erst danach fing auch die ab und zu Pöbelei an der Leine an.

    Das Problem ist, ich kann schlecht erkennen woran das jeweilige Verhalten bei ihr liegt. Mal kuscht sie weiterhin, mal pöbelt sie zurück. Mal geht sie ganz ruhig im angeleinten Zustand an einem anderen angeleinten Hund vorbei, mal muss ich mich wirklich bemühen sie bei mir zu halten, weil sie zu dem anderen angeleinten Hund hinzieht.

    Eine weitere Situation ist, dass wir hier einige Rüden haben, die stets andere Hunde besteigen.
    Es gibt Rüden, bei denen wehrt sich Luna und "sagt" deutlich dass sie das nicht möchte, und dann gibt es Rüden, bei denen traut sie sich gar nichts, kriecht mit eingezogenem Schwanz und sucht eine Fluchtmöglichkeit. Wenn ich sie hier nicht aus der Situation nehme, würde sie das ewig über sich ergehen lassen.
    Leider finden die "Rüdenhalter" das meistens auch noch witzig und beziehen das Verhalten ausschließlich auf die sexuelle Ebene :muede: Ich würde meinen Hund zurück pfeifen wenn er einen anderen so massiv bedrängt... aber nunja.
    Ich verstehe nicht, warum Luna sich hier so unterschiedlich verhält...

    Ich bin gespannt, was ihr zu all dem meint... bei Fragen einfach fragen ;)

    Lieber Gruß
    Lunchen

  • Hallo Lunchen!

    Ich kann dir leider nicht viel helfen, aber ich wollt nur sagen, dass ich gerade so ein ähnliches Problem mit meinem Hund habe.Auch er ist bei Begegnungen mit fremden Hunden sehr unsicher, gibt Signale, so dass sich Hunde bedroht fühlen und lässt immer öfters den Macho raushängen bei fremden Hundebegegnungen...
    Hat sie schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht? Mein Hund wurde als Welpe beim Vorbesitzer vom Zweithund immer wieder angegriffen und hat dann gelernt sich gegen diesen zu wehren...
    Am Samstag kommt eine Hundetrainerin zu uns, ich kann dir ja dann berichten :-)

    lg Anja

  • Hallo Anja,

    bis auf den geschilderten Vorfall mit dem Boxer gab es keinerlei schlechte Erfahrungen. Ich habe Luna seit sie 8 Wochen alt ist.
    Sie gehört aber schon immer eher zu der unsicheren Sorte Hund. Steht z.B. irgendwo auf dem Acker ein Anhänger, der den Spaziergang zuvor noch nicht da war, ist das für sie im ersten Moment ein höchst bedrohliches Objekt...

    Freue mich über deinen Bericht!

    Grüße
    Lunchen

  • Meine Gedanken dazu:

    das

    Zitat

    Luna [...] freut sich über jeden Kontakt zu anderen Hunden.

    glaube ich nicht, Deine Beschreibungen lesen sich anders, siehe z.B. aufdringliche Rüden. Für mich liest sich es eher, als sei sich Luna bei Hundebegegnungen erstmal nicht ganz sicher, was sie vom anderen Hund halten soll.

    Hunden sind verschiedene Dinge wichtig im Leben, das eigene Territorium, Begegnungen mit anderen Hunden/Menschen, Jagd, usw. Für Luna scheint es wichtig zu sein, dass Begegnungen mit anderen Hunden geregelt sind. Bisher hat das der Partnerhund übernommen, nun ist der weg. Du hast seinen Job diesbezüglich nicht übernommen, also muss sie selbst schauen, wie sie mit anderen Hunden umgehen kann, ist sich aber da in ihrem Verhalten nicht besonders sicher, sonst wäre sie souveräner in dem, was sie tut.

    Zitat

    - großer Hund = Luna hält sich zurück, teilweise unterwirft sie sich anfangs sofort bis sie merkt, dass der andere Hund nichts Böses von ihr will. In diesem Fall bleibt sie in meiner Nähe und wartet bis der andere Hund auf uns zukommt. Zaghaftes Beschnüffeln und dann ists meistens gut.
    - kleiner Hund = Luna tritt normal selbstbewußt auf, geht meistens (zu) stürmisch auf den anderen Hund zu.

    Und genau letzteres ist für mich das größere Problem.


    Ich könnte mir vorstellen, dass es für Luna umgekehrt ist. Ihr Problem sind die Hunde, die ankommen, ohne dass Du was dagegen unternimmst. Bei kleineren Hunden hat sie genug Mumm, um ihre Unsicherheit mit (zu) forschem Auftreten zu überspielen. Ich denke, dass sich dieses Verhalten fast von selbst erledigt, sobald sie diesen Job, Begegnung mit anderen Hunden, nicht mehr übernehmen muss, weil Du dafür zuständig bist.

    Zitat

    Sie sendet den anderen Hunden in meinen Augen dadurch (unwillentlich) zunächst falsche Signale, so dass die sich im ersten Moment bedroht fühlen.

    Ich denke eben nicht, dass das unwillentlich passiert, das ist eher ein Verhalten in der Richtung (Schein)Angriff ist die beste Verteidigung.

  • Hallo Rotbuche,

    ja, ich gebe dir Recht, ich habe schon beim Schreiben gedacht, dass sich meine Aussagen eigentlich widersprechen.
    Ich hätte es vielleicht besser so ausgedrückt: Luna freut sich über jeden Kontakt mit Hunden, die sie schon kennt. Bei fremden Hunden ist sie zuerst vorsichtig. Aber nur bei gleichgroßen bzw. größeren Hunden.

    Dass ich hier eine wichtige Rolle dabei spiele eine Veränderung zu bewirken ist mir klar.
    Aber was soll ich denn genau tun um die Hundebegegnungen zu regeln?
    Anleinen (und Pöbelei zu riskieren, die sich vielleicht mit der Zeit steigert)? Andere Hundehalter bitten ihren Hund anzuleinen?
    Wie baue ich das auf ohne anderes unerwünschtes Verhalten zu verstärken? Mir fehlt dazu der Ansatz.

    Auch gerade in Bezug auf die aufdringlichen Rüden ist es schwer... ich hab ehrlich gesagt schon ein bisschen Muffe einen 60-kg-Ridgeback von meinem Hund fern zu halten, während sich der Besitzer über das Verhalten (und die vermeintliche Potenz) seines Hunde amüsiert...

    Gruß
    Lunchen

  • Freude ist eine Interpretation. Einem Hund, der wild herumhüpft und wedelt, wird oft Freude unterstellt. Oft ist es die pure Unsicherheit. Rassebedingt ist dieses Verhalten dann gerne mal mehr oder weniger ausgeprägt. Beim Labbi ist es besonders stark.

    Ich denke, dass Deine Hündin ein riesen Problem hat: Sie ist unsicher und keiner leitet sie bei Begegnungen an. Vermutlich sogar bei denen mit bekannten Hunden nicht. Und nun testet sie alles mal aus. Auf den Rücken schmeißen ist genauso übertrieben und nicht wirklich zielführend wie Kloppereien anfangen.

    Sie sendet diese Signale nicht unfreiwillig falsch. Sie behandelt den anderen Hund wie eine Beute, heißt: Sie greift auf ein bei ihrer Rasse stark verankertes Verhalten zurück, bei dem sie selbst sich wohl fühlt bzw. wohler fühlt als anders... Sie jagd die anderen Hunde und ich es ist durchaus verständlich, dass die anderen Hunde unter diesem Gesichtspunkt flüchten, denn ein Jagdobjekt kann dem Jäger nichts mehr über Kommunikation klarmachen. Mit einer Beute kommuniziert Hund nicht wie mit einem anderen Hund. Meist eher gar nicht....

    Zitat

    Sie in diesen Situationen immer gleich an die Leine zu nehmen ist für mich keine Alternative, ich habe festgestellt, dass sie dann unter Umständen anfängt zu pöbeln (dazu kommt unten noch mehr). Zudem denken anderen Hundehalter stets, man hat einen gefährlichen Hund, wenn man anleint. :/

    Und: Es ist logisch, dass sie frustig ist, wenn sie dieses sich selbst belohnende Verhalten nicht mehr ausführen kann ;)

    Ich denke es wäre sinnvoll einen Trainer zu Rate zu ziehen.

    Viele Grüße
    Corinna

  • Kann deine Hund "bei Fuss" oder "back" (hiner dir) laufen?

    Ich nehme meine Hunde bei Hundebegegnungen ohne Leine immer an meine Seite und gebe sie erst kurz vorher frei bzw. wenn ich merke, dass der andere Hund kein Interesse hat, dann laufe ich vorbei ohne Kontakt.

  • Nein, ohne Leine funktioniert es leider nicht an einem anderen Hund vorbei zu laufen bzw. dass sie erst auf meine Freigabe wartet.
    Außer der andere Hund ist größer und kommt nicht selbst zu ihr hin. Dann besteht die Chance, dass es klappt.
    Bei kleinen Hunden geht es ohne Leine gar nicht. Da muss ich sie vor dem Anschleichen und flach auf den Boden legen anleinen.

  • Zitat


    Bei kleinen Hunden geht es ohne Leine gar nicht. Da muss ich sie vor dem Anschleichen und flach auf den Boden legen anleinen.

    Dann erstmal trocken (ohne anderen Hund) üben, üben, üben. Zur Sicherheit eine Schleppleine ran, tolle Leckerlies mitnehmen und genau bevor sie sich anschleicht und hinlegt zu dir rannehmen.

    Am Anfang hilft es einen Bogen zu gehen und ggf. keinen Kontakt zuzulassen, damit Hundi lernt, dass du das bestimmt, wann, was, wie wo.

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