Mein gerissener Welpe ignoriert mich an der Leine

  • Hallo zusammen,

    ich schreibe heute meinen ersten Thread, weil sich alles, was ich bisher zum Thema Leinenführigkeit gelesen habe, immer nur auf Hunde bezieht, die an der Leine zerren. Dieses Problem hab ich zwar nicht, dafür ein anderes.

    Kurze Hintergrundinfo:
    Ich habe einen 17-wöchigen Welsh Corgi Pembroke Welpen namens Figo. Figo kam mit 9 Wochen vom Züchter zu uns (mir 25 und meinem Lebensgefährten 27), und hat sich seither wirklich gut gemacht. Innerhalb einer Woche konnte er Sitz, Platz, vor dem Fressen warten, Apportieren, und seit ein paar Wochen geht er auch ins Körbchen, und bleibt. So ein bis zwei Stunden alleine bleiben ist auch überhaupt kein Problem. Ich schreibe momentan meine Masterarbeit und kann daher meinen Tag total nach ihm richten. Mittlerweile ist er auch schon stubenrein. Er darf nicht auf die Couch (es sei denn er wird eingeladen), und durfte auch noch nie ins Bad oder ins Schlafzimmer (auch die ersten Tage nicht), und das hat sich bewährt. Er ist sehr gut sozialisiert, hat nie Probleme mit anderen Hunden, und ist, wie es sich für einen Welpen gehört, neugierig auf alles und ein bisschen draufgängerisch. Trotz allem kann man ihn, wenn wir auf dem Hundeplatz sind und er ohne Leine läuft, super mit einer Pfeife abrufen. (Das klappt so gut wie immer, außer er hat einen Rattenkadaver gefunden, dann wird man schon mal ignoriert). Aber fürs Kommen unter Ablenkung gibts dann auch immer ein superleckeres Stückchen Käse. Soweit so gut.

    Doch ein gravierendes Problem haben wir:
    Wenn er an der Leine läuft, läuft er nicht wirklich mit. Es ist nicht so, dass er Angst hätte, oder sich grundsätzlich sträubt zu laufen, er macht einfach nur alles zu seinen Konditionen. Wenn er irgendwo schnuppern will (und das will er alle 2 Meter!), dann kann ich ihn rufen und locken und dann entscheidet sich der feine Herr, ob er kommt oder nicht. Sprich ich hab keinerlei Einfluss auf ihn. Er geht sozusagen spazieren und duldet meine Anwesenheit. (Das hab ich noch nie bei einem anderen Hund gesehen, dass der so gar nicht mitgeht) :sad2:

    Das zweite große Problem ist, dass er alles aufliest und versucht es zu fressen. Er kennt das Kommando "Pfui", und befolgt es auch, aber halt auch nur, wenn er das Leckerli in meiner Hand für interessanter hält, als das auf dem Boden. Er differenziert das auf bemerkenswerte Weise. Oft ist er einfach zu schnell, und so kam es dann, dass ich letzte Woche ein Plastikstück in seinem Kot gefunden hab, weil es so gelb rausgeleuchtet hat.
    Da wir im Stadtzentrum in der Fußgängerzone wohnen, haben wir nicht die Möglichkeit ihn direkt auf eine Wiese zu bringen (da müssen wir ca. 10min gehen). Und ein Auto haben wir leider auch nicht. Ein Hundetrainer kommt leider auch nicht in Frage, denn 1. hat die Hundeschule hier einen sehr zweifelhaften Ruf, und 2. machen die nur Gruppentraining. Deswegen wende ich mich jetzt vertrauensvoll an euch :roll:

    Also wie gesagt, das Problem ist, dass er nicht bei Fuß geht, alles frisst, und sich beim Spazierengehen einfach nicht auf mich konzentriert.

    Folgende Sachen habe ich schon probiert:

    * "Pfui" funktioniert wie gesagt nicht immer

    * Früher, als er noch kleiner war, habe ich versucht ihn direkt mit einem Leckerli zu locken, was nur dazu geführt hat, dass er noch bewusster getrödelt hat, um sich gleich anschließend seine Belohnung fürs Kommen abzuholen

    * Das Kommando "Fuß" kennt er, und wenn er ausnahmsweise mal folgt und 10 Meter an meiner Seite geht, ohne auf den Boden zu linsen, bekommt er sofort ein Leckerli (das nutzt er aber mittlerweile auch schon aus). Er ist so gerissen, er geht dann manchmal 2 Meter perfekt an meiner Seite, dann schaut er mich an, und läuft mir so ein bisschen vor die Beine, immer mit dem vielsagenden Blick "Alte, gib schon das Leckerli her!" Sobald er das Leckerli dann hat, bleibt er wieder stehen und schnuppert rum. :muede2:
    Das ist jetzt eigentlich so, seit wir ihn haben. Und da in 8 Wochen keine nennenswerte Verbesserung erzielt zu haben, macht mich eben stutzig, weil er ja sonst auch so schnell lernt.

    Kurz zu unserer Futterpolitik:
    Er kriegt morgens und abends eine Portion Trockenfutter, und den Rest muss er sich über den Tag durch kleine Übungen und Spiele dazu "verdienen". Corgis sind ja dafür bekannt extrem verfressen zu sein und nehmen schnell zu, deswegen wiegen wir die gesamte Tagesration ab, und haben dann eben über den Tag eine entsprechende Menge "Leckerli" zur Verfügung. Besonders steht er auf Käse und Banane und ab und zu gibts als Highlight grünen Pansen. Und Abends gibts dann noch einen Kong als Betthupferl.

    Okay, das war jetzt viel, aber ich wollte euch ein fundiertes Bild vermitteln.
    Alle meine Hoffnungen liegen jetzt bei euch.
    Bitte helft mir!!! :gott:

  • Glückwunsch zum Corgie - sind tolle Hunde :gut:


    Ich würde mal sagen, das Du etwas zuviel verlangst - wenn ich lese, was Dein Kleiner mit 4 Monaten alles schon kann - ich finde das grenzwertig.

    Ein Welpe/Junghund sollte rund 20 Stunden am Tag schlafen/ruhen - und ist eigentlich mit Umwelt kennenlernen und ersten Kommandos sowie den Tagesablauf seiner neuen Heimat kennenlernen ausgelastet genug.

    Nicht falsch verstehen - nur die Gefahr besteht, wenn Dein Kleiner so früh schon so viel lernen "muss", das Du Dir einen hyperaktiven Hund heranziehst.


    Zu Deinen "Probleme" - Leinenführigkeit brauche auch einfach etwas Zeit! Sowie sich das liest, finde ich das er für sein Alter schon toll mitläuft. Hab Geduld und übe weiter mit ihm. mit den Leckerlis, aber auch mit einem Spiel und/oder Lob - so das er nicht weiß, was für eine Belohnung kommt, das macht es spannend.

    Das mit dem Fressen - auch diese Phase haben sehr viele Hundekinder ;) hier heißt es einfach schneller und aufmerksamer sein, als Dein Kleiner.

    Dann: ich habe bei meiner so geübt: ein leckerli auf den Boden, Jala ist hin, wollte es fressen. Ich habe ganz kurz vorher meinen Fuß/meine Hand drüber, so das sie nicht rankam und zeitgleich "Nein" gesagt - es hat nicht lange gedauert und sie hat begriffen, das sie Dinge vom Boden nicht aufheben darf.


    Ansonsten: bewahre die Ruhe, kein mensch verlangt von Dir das Dein Kleiner nach 6 Monaten perfekt erzogen ist - und Du selber solltest es auch nicht tun!

    Genieße die Zeit mit Deinem Kleinen - die Welpen- und Junghundezeit geht so schnell vorbei - laß ihn "Kind" sein und begleite ihn dabei =)

  • Hallo,

    ich fasse mich kurz.

    Dein Hund ist erst 17 Wochen alt, gerade so kein Welpe mehr, aber eben noch seeeehr jung.
    Ich vermute, dass er durch das ganze Lernprogramm etwas übersättigt ist und einfach mal Hund sein möchte.
    Setze die ganzen Übungen einfach für eine Zeit aus und spiele mehr mit ihm, anstatt so einen jungen Hund z.B. "bei Fuß" laufen zu lassen.

    Bei so vielen Kommandos, die du ihm schon beigebracht hast, kannst du nicht davon ausgehen, dass er schon alle verinnerlicht hat.
    Konzentriere dich doch zunächst nur auf wirklich Wichtiges, z.B. "nein, aus und pfui".
    Damit er nichts aufnimmt, solltest du ihn an der Leine lassen und im Auge behalten.

    Viele Grüße!

  • Also erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten :)

    Ja ich weiß, es klingt viel, was er schon alles macht, aber er is einfach irgendwie ein Streber.
    Es ist nicht so, dass ich das extrem forciere, es ist eher so, dass er wenn er wach ist, angetrabbelt kommt, mich mit großen Augen anschaut und zu sagen scheint: "Und, was spielen wir jetzt? Zeig mir was Neues!"
    Also ich empfinde das so, dass er gerne "arbeitet".

    Ich verpacke auch jede Lernerfahrung in ein Spiel für ihn, so dass er ständig Beute verdienen kann, und er fährt voll darauf ab. Er war nie so ein tobender Welpe außer Rand und Band, sondern hat ein eher ruhig-verspieltes Wesen.

    Und was diese "Trainingseinheiten" angeht, üben wir nie länger als ne Viertelstunde, und das maximal 2x pro Tag.
    Er schläft eh unheimlich viel. Ich hab auch mal gelesen, dass man pro Lebensmonat nur 5 min pro Spaziergang rausgehen soll, das haben wir genau 2 Tage durchgehalten (in denen war er unausstehlich und hat uns einen Streich nach dem anderen gespielt, weil er so unausgelastet war), und seither machen wir pro Tag 4 kleine Spaziergänge (so 15 min. einmal um den Block) und einen großen (da darf er auf der Hundewiese ohne Leine ne halbe Stunde mit seinen Freunden spielen).

    Versteht mich nicht falsch, mir geht es nicht darum einen perfekt dessierten Hund zu haben, ich versuche einfach seine Bedürfnisse zu verstehen und die zu befriedigen. Ganz rassetypisch ist ja bei Corgis (die ja auch wir Boder Collies Arbeits-Hütehunde sind) die sogenannte "Willingness to please", also dass er es einem recht machen will.

    Weshalb ich auf diesem Leinenthema so rumreite ist einfach, dass wir einerseits in der Fußgängerzone sind, wo ganz schön viele Gerüche auf ihn einprasseln, und wo es auch mal gefährlich werden kann, wenn er irgendwelchen Müll frisst, und andererseits, weil es mich verwirrt, dass er ohne Leine perfekt hört, und mit wie ausgewechselt ist.

    Ihr habt wahrscheinlich recht, dass ich einfach ein bisschen mehr Geduld haben muss. Eins würde mich nur interessieren, weil ich wie gesagt noch nie ein ähnliches Problem bei anderen Hunden gesehen hab:

    Hört das dann irgendwann einfach auf, d.h. wird er in seinem Interesse einfach selektiver?
    Weil ich mir vorstellen könnte, dass es, wenn er so langsam geschlechtsreif wird, nochmal ganz anders abgeht.
    Escha: Die Idee mit dem Leckerli auf dem Boden probier ich auf jeden Fall, vielen Dank.

  • Erziehung, kare Regeln, Kommandos – alles schön und gut. Dennoch wäre mein Rat, ein bisschen runterzufahren :ohm: und die kurze Welpenzeit etwas entspannter und spielerischer anzugehen, d.h. zu genießen.

  • Meine 20 Wochen alte Hündin wollte in dem Alter nur eines: Welt draußen entdecken. Für mehr war die ersten paar Wochen kein Platz in dem kleinen Köpfchen. Deswegen: Wenn du Zeit hast, dann zeig ihm die Welt, bleibt zusammen stehen und schnüffelt am Pflänzchen (du kannst mitschnüffeln wenn du magst), schaut zusammen den Blättern beim Fliegen zu, oder was auch immer.

    Wenn ich es eilig hatte, war sie so an der Leine, dass sie nicht abgelenkt werden konnte und nur damit beschäftigt war, mitzurennen. :)

  • Eine Viertelstunde lernen am Stück ist zuviel! Ein Welpe sollte nicht mehr als 3, 4 Minuten am Stück "lernen". Dann ne Pause, dann wieder eine kleine,kurze Lerneinheit.

    Wenn Du meinst, das er sonst nicht ausgelastet ist denke bitte daran, das (ähnlich wie bei einem kleine Kind) nach müde blöd kommt.
    Er ist eiunfach überdreht und überfordert, und "kommt nicht runter" und da kann leicht der Eindruck entstehen, das er mehr will.

    Aber gerade im ersten Jahr muß ein Welpe Ruhe lernen - nicht nur körperlich, auch seelisch kann man einen Welpen überfordern und sich einen Worcaholic heranziehen.


    Es ist schön, das Du versuchen willst, selber etwas relaxter zu sein - Du wirst sehen, das färbt auch auf Deinen Kleinen ab und so könnt ihr die Zeit genießen in der er auch einfach mal Quatsch und Unsinn machen darf ;)

  • Oh Gott, ihr macht echt viel. Meine Aussiehündin (11Monate) steht auch nach dem Schlafen so vor mir. Aber machen tun wir da nie was. Wenn sie sich wieder hinlegt oder abwendet rufe ich sie, dann üben wir 6-7x "Platz" oder "Pfote" oder whatever. Höchstens 10 MInuten am Tag!!
    ôO

    Fahr ein bisschen runter, kommt alles noch... spätestens wenn Weibchen für ihn interessant werden kannste eh alles wieder vergessen...

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