Kein Interesse an Bindung?

  • mein freund hat auch so einen schrecklich unkooperativen hund ... gehabt.

    huskymix, drei jahre alt damals- motivation spielzeug? nö, futter- vllt. wenn es sich ergibt. andere hunde vermoebeln- JAAA!

    Waehrend mein eigener hund durchs feuer springen wuerde um mir zu gefallen wurde der dicke unter meiner herrschaft mehr als bockig.... der kannte das halt dass er entscheidungen gaenzlich allein treffen darf...
    nun ist es schwierig, nem hund dessen hoechstes gut allein frei laufen ist klarzumachen, er soll doch bitte wiederkommen wenn ich rufe, wenns geht noch freudig. nebenbei... dem war das scheissegal wo wir sind, der waer auch im alleingang durch ganz berlin geflitzt.

    also durfte er zwei tage hungern und wurde fortwaehrend ueber handfuetterung ernaehrt. und so schleckig und bockig der anfangs auch war- auch er musste mal fressen ;)

    nach einiger zeit ist der hund von meinem freund abgehauen und 7km zu mir nach hause gerannt- und das obwohl ich sehr engstirnig& streng und nicht immer nett dinge durchgezogen habe die er schlichtweg zum kotzen fand.

    manchmal gehts halt nicht immer nur ueber ne positive motivation.

  • Zitat

    Ja, das Ergebnis sind dann die Hunde, die sich z.B. bei Sichtung eines anderen Hundes einfach hinplumpsen
    lassen und wo der ergebene Besitzer dann wartet bis seine Hohheit Hund gewillt ist sich wieder zu erheben.
    Wer das mag, o.k., mein Ding ist das nicht.
    Aber ein super Beispiel für wer agiert und wer reagiert hier. Gut ist, wenn der Mensch der agierende Teil ist,
    der die Vorgaben macht und der Hund der reagierende Teil, der sich am Menschen orientiert. In o.g. Beispiel
    wäre es genau umgekehrt.

    Ganz im Gegenteil.
    Meine hauptsächliche Klientel sind Mensch-Hund-Teams, die genau so gearbeitet haben, wenn der Hund eine Pause nimmt, wird gerödelt, genervt, der muß doch jetzt, der darf doch nicht, der ist sturr, der verarscht Dich"

    Und der Hund hat alle möglichen und unmöglichen Filter und reagiert nur noch wenns unbedingt sein muß, weil er weiß, dass er dem folgenden Ärger nicht länger entgehen kann oder weil er mit dem, was er gemacht hat, fertig ist. DANN ist mensch aber meistens sauer und der Körpersprachenleser Hund kann das nicht nur nicht nur übersehen, er bezieht es auch auf sich, aber nicht darauf, was er zuvor NICHT machte (auf die Signale des Menschen SCHNELL GENUG reagieren), sondern darauf was er in DEM MOMENT macht (zum Menschen zurück kommen.

    Wenn ich (im Training) warte, bis der Hund sagt, so, jetzt bin ich wieder bereit, kann lernen, kann mitarbeiten, dann "nörgelt" man nicht, dann bestärkt man haargenau das, was man will: FREIWILLIGES Mitarbeiten. Und was man bestärkt, wird öfter gezeigt.

    Es gibt Videos im Netz (z.B: http://www.youtube.com/watch?v=byPqy3yzzXI (Leslie McDevitt, die das "Gimme a break"-Game entwickelt hat - achtet drauf, wie oft sie zurückruft und was passiert, wenn sie die Hunde in die "Pause" schickt...), von Hunden, mit denen so gearbeitet wird, und die gehen den Haltern nicht mehr vor den Füßen weg, weil die nur arbeiten, arbeiten, arbeiten, arbeiten wollen (für mich ist dieses Konzept dann ein bißchen über das Ziel hinausgeschossen, aber das ist halt sowohl eine Geschmacksfrage, als auch davon abhängig, wofür man eine solche starke Aufmerksamkeit braucht.)

    Ich arbeite wie gesagt auch so mit Hunden, die null Interesse daran haben, irgendwas mit ihren Haltern zu machen, die z.B. wie Bolle an der Leine ziehen oder keinen funktionierenden Rückruf haben. Es geht sogar problemlos, wenn der Hund sagt: "Leckerchen?? Kannst Du Dir in den Poppes stecken!!" Ein winziges Stück Aufmerksamkeit wird belohnt mit "mach, was Du eh machen willst (Google Premack Prinzip) und/oder Leckerchen/Spielen - wobei Spielen sehr oft anfangs gar nicht geht, weil der Hund ja keinerlei Interesse daran hat, mit seinem Menschen zu kooperieren.
    Der Zweite Trainingsschritt ist: wenn der Hund sagt, "huhu, bin wieder da", sag ich "Super! Touch (oder "Sitz oder Platz oder oder oder oder)", Click, (Leckerchen +) "Geh schnüffeln/Buddeln/rumrennen/mit dem Kumpelspielen"...
    Irgendwann kriegt man sie nicht mehr von der Backe, weil sie immer schon "wieder da" sind, noch eh man zwei Schritte weg gekommen ist...
    Und weitere Trainingsschritte sind dann, dass man aus dem Schnüffeln/Buddeln/Rumrennen abrufen kann, weil die Nasen ja wissen, gleich darf ich eh damit weiter machen, wenn ich will, und ausserdem gibts auch sonst noch gutes Zeugs...


    Hunde sind Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen: mal tief durchatmen, entspannen, nachdenken, Pause machen, buddeln, schnüffeln, wälzen, trinken, markieren, rumrennen, mit Kumpels spielen. Und entweder "nörgelt" man, weil man diese ganzen Sachen als "Konkurenz" ansieht, die die Aufmerksamkeit des Hundes rauben, oder man verwendet exakt diese Dinge als Bestärkung für das Verhalten (oder Vorstufen von dem Verhalten), dass man haben möchte.

    Der Trick ist, dass man ein Markersignal benötigt, dass dem Hund exakt sagt, WELCHES Verhalten man mit "geh wieder Dein Hobby machen" belohnt.
    Er will es eh, und er macht es eh, es gehört zu seinen Grundbedürfnissen, also nutze ich das, und kämpfe nicht dagegen an.

  • Gimme a break - Klingt sehr intressant und ich kann mir das mit Batman eigentlich recht gut vorstellen. Wenn Monsieur von seinem Mittagsschlaf erwacht ist, werden wir gleich mal probieren, ich berichte dann. :smile:

  • Hab jetzt nicht alles gelesen, aber meine erfolgreiche Strategie für mein Terrier-Tier kann ich Dir schreiben:

    Gibt er Dir Aufmerksamkeit (egal, wann oder wo!), lobst Du ihn kurz. Dreht er sich unterwegs mal eben nach Dir um, bestätigst Du ihn (jeden einzelnen Blick anfangs!). Kommt er bei Dir vorbei, lobst Du ihn.

    Bestätigen jeweils mit irgendetwas, das er toll findet. Mag er alles an Leckerli, nimm doch irgendwelche, ist doch toll! Kommt er bei Dir vorbei, wirf ihm z.B. das Zerrseil ein-zwei mal. Rufst Du ihn ab, und er kommt (aus geringer Entfernung mit wenig Ablenkung erstmal!), wirf ihm Leckerli in seine Laufrichtung (damit bestätigst Du die richtige Richtung, kommt er also von vorne auf Dich zu, wirf hinter Dich, damit er weiterlaufen kannn, um die Dinger zu suchen).

    Will er etwas von DIR, fordere zuerst Aufmerksamkeit. z.B. wenn Du rausgehst: er muß absitzen und Dich angucken, bevor die Türe aufgeht. So lernt er, daß DU der Schlüssel zu allem Wichtigen bist.

    Will er einen anderen Hund begrüßen, muß er vor Dir Platz machen, bevor Du die Leine abmachst oder ihm die Freigabe erteilst, hinzulaufen.

    Will er daheim aufs Sofa, soll er Dir erstmal irgendwas bringen, was auch immer (muß er natürlich schon kennen und können). Er soll einfach lernen, daß Du diejenige bist, bei der und mit der er seine Ziele erreicht, daß er sich mehr an Dir orientiert.

    Und genauso hab ich es unterwegs und draußen gehandhabt. Die Nummer mit dem "ich lauf weg, wenn er nicht aufpaßt", zieht bei einem selbständigem Hund wie nem Terrier wenig - der freut sich höchstens, daß er ungestört weiter machen kann, was er mag, und vermißt Dich nicht wirklich (kennst bestimmt den Spruch: "wer schweigt, stimmt zu" - und so handhabt er das auch. "Du gehst? Prima, ich darf jetzt machen, was ich will.").

    Umgekehrt gilt: bei DIR ist Action, bei DIR gibt´s Spaß: nimm Leckerli und Spielzeug mit für unterwegs. Wenn er aufmerksam und bei Dir ist, ist ein kleines Spielchen fällig, kurz zergeln und weiter. Oder paar Leckerli werfen zum Suchen und fertig. Ziel: der Hund lernt: "Bei der zu bleiben lohnt", bzw. "zu der zurückzukommen lohnt", also "Rückruf bringt Spaß" und daher funktioniert der dann auch gut.

    So habe ich im Laufe der Zeit super die Aufmerksamkeit meiner Terrier-Kröte gekriegt ("es könnte ja wieder was Tolles passieren"), und egal, wie weit er weg ist (!) - wenn ich umdrehe, er merkt es heute und kommt dann (wenn er denn mal fertig geschnuffelt hat-aber ich weiß, er kommt zuverlässig!) im Schweinsgalopp hinterher.

    Das hat in meinen Augen überhaupt nichts mit schlechter Bindung zu tun (also mach Dir bloß nicht selbst ein schlechtes Gewissen!), sondern schlichtweg damit, daß für den Junghund, noch dazu in der Pubertät, draußen alles eben wahnsinnig aufregend ist, er alles sehen/kennenlernen/ erforschen möchte, rennen möchte etc. Daß er sich auf Dich konzentrieren soll, muß er erst lernen. Aber dazu mußt Du ihm einen Anreiz geben. Warum soll er bei Dir bleiben, wenn die Umwelt so viel interessanteres bietet? Wieso sollte dann immer nach Dir gucken, wenns ihm nichts bringt? Zeig ihm, daß Du das möchtest, indem Du jegliche noch so kurze Konzentration auf Dich bestätigst, und hilf ihm, sich für Dich zu entscheiden, indem Du interessanter bist als die Umwelt. Ich kann meinen Bossi inzwischen problemlos aus einer Gruppe spielender Hunde oder vom Schnüffeln abrufen, oder wenn er gerade auf einen anderen Hund zustürmt. Er weiß, bei mir ist es viel toller, ich zerre mit ihm, werfe ein Leckerli oder was auch immer. Und das manchmal als Bestätigung, manchmal aber auch einfach so, aus einer Laune heraus, um den Überraschungseffekt beizubehalten.

    Hört sich jetzt super-aufwendig an, ist aber halb so wild: ein Spielzeug (zum Zerren/Werfen/Verstecken) und ein paar Leckerli für unterwegs, und fertig. Notfalls tuts auch die Leine als Versteck-Objekt. Man muß eben anfangs recht aufmerksam sein, bis Du so oft seine Aufmerksamkeit bestätigt hast, daß er merkt, Du möchtest genau diese für Dich haben. Dann wird er immer öfter zu Dir gucken oder bei Dir vorbeischauen, denn es lohnt sich ja. Anfangs JEDE Aufmerksamkeit und JEDER Kontakt zu Dir, den er freiwillig gibt, belohnen. Später reicht´s, wenn Du das Spielzeug nur dabei hast, und 1-2mal auf dem Spaziergang irgendeine Action mit ihm machst. Es reicht dann, daß er weiß, Du hast es dabei und es KÖNNTE ein Spielchen mit Dir rausspringen, wenn er bei Dir bleibt - im Kopf und körperlich. Nehme ich heute ein Spielzeug mit, habe ich eher das Problem, daß er nicht eher pieseln geht, als ich das Ding irgendwo eingesteckt habe. Solang´s in meiner Hand ist, scharwenzelt er um mich rum, daß ich schier über ihn stolpere..... *gg Muß ihn also regelrecht wegschicken, dann geht er auch.

    So, das war meine Lösung für das Problem bei meinem Hund - vielleicht hilft´s Dir ein bißchen weiter? Viel Erfolg!

  • Zitat

    ............

    Eine typische Hundebegegnung, wo man von weitem schon sieht, dass der andere Besi auch gerade trainiert und keine direkte Begrüßung möchte, ist Batman definitiv der agierende Part. Das sieht dann ungefähr so aus, dass er sich fallen lässt und dann über den Boden robbt (sieht sehr stark nach Aufmerksamkeit schinden aus, oder ist es was anderes?) und der andere Besi das natürlich wahnsinnig niedlich findet (ich sage aber dass er bitte weitergehen möge) stehen bleibt und Batman dann erst wieder "gewinnt".
    Wie kann ich ihn da zum weitergehen bewegen? Zum Kasperl machen funktioniert nicht, Kommando "weiter" kennt er aber in einer solchen Situation red ich natürlich wieder mit einer Wand. :sad2:
    Außerdem ernte ich dann wieder böse Blicke und blöde Kommentare des anderen Besitzers a la: "oooch lassen
    Sie den Kleinen doch, das ist doch sooooo süüüüüß". Ja ich weiß, das sollte mir egal sein...


    In so einem Fall sage ich zum Hund ein aufmunterndes "weiter!", gehe weiter, und wenn er nicht aufsteht, renne ich mit einem fröhlichen Quietschen los, dazu ein animierendes "heyaaaaa, auf geht´s!!", und los geht die Jagd. DEN Terrier möcht ich sehen, der darauf nicht postwendend anspringt, und jeglichen Hund in der Umgebung vergißt... *gg (notfalls nen Ball in Laufrichtung werfen - wenn da nicht der andere Hund steht!)

    Wenn Du in dieser Situation stehenbleibst und wartest, ist Dein "Weiter!" für´n A.... - der Hund sieht nämlich nur noch Deine Körpersprache: Du bleibst stehen, gibst ihm Zeit, liegenzubleiben und "rumzuspinnen".

  • Zitat

    ......Frag die Leute die das sagen ob sie das auch süß finden würden wenn das ein Großer Hund machte.......


    Hähähä, lach...... Wir haben so jemanden bei uns im Kaff. Riesen-Labbi, golden. Ein süßer Hund, etwas "füllig" für meine Begriffe (und das ist sehr diplomatisch ausgedrückt), aber echt ein Kalb von Hund. Der liebt meinen Bossi über alles. Wenn wir im Park sind, darf er nimmer frei laufen, weil der Hund immer zu Bossi herrennt, und die Halterin ihn nimmer eingefangen kriegt (naja, wie versucht´s, indem sie schreiend hinterherrennt....*hust...). Jetzt ist er halt an der Leine - und läßt sich dann eben fallen..... *gg Die ist immer total verzweifelt, weil die den keinen Millimeter von der Stelle bewegt kriegt. Sie findet´s glaub ich nicht ganz so süß........ :lol:

  • Also zu "Gimme a Break" kann ich sagen, dass meine Fellnase das garnicht interessiert. Er tut sich leichter eine gewisse Zeit konzentriert zu sein anstatt das ständiges hin und her.
    Vielleicht sind wir auch noch nicht so weit, das erfordert seeeeehr viel Übung glaub ich.

  • wenn er sich schon konzentrieren kann, dann nutz das - aber nicht so lange, bis er nicht mehr kann, sonder gib ihm dann halt vorher eine Pause. Die muß auch gar nicht so lang sein - ein paar Leckerchen ins Gras gestreuselt reicht oft, oder einfach mal am nächsten Pippibaum schnüffeln. Das war ja der Einstieg in den "Gimme a break"-Abstecher gell.

    Und dann würde ich eben einfach rumstehen und warten, was passiert. Wenn er sich wieder "eincheckt" könnt ihr weiterarbeiten.

    Worum es mir geht ist: Hunde haben, wie wir ja selber auch, nur eine begrenzte Zeit, sich konzentrieren zu können - wir machen dann eine Kaffeepause oder gehen eine Rauchen - Hunde gehen schnüffeln, wälzen sich, wollen was trinken, oder knabbern ein paar Grashalme oder irgendwas anderes hundiges.

    Das heißt nicht, dass sie uns den Stinkefinger zeigen, sondern, dass sie vielleicht gerade was wesentliches lernen und deshalb da einfach mal kurz in ruhe drüber nachdenken müssen.
    Wenn man da immer "reinnörgelt" stört man nicht nur diesen Lernprozess, sondern nimmt ihnen auch noch den Spaß am Lernen.

    Welchen Rhythmus der Hund hat, muß man rausfinden, und wenn man ihn gut nutzt, kommt man am schnellsten im Training voran.

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