Nachwuchs erwartet - Hund mag aber keine Kinder

  • Also ich muß erst kurz weiter ausholen.
    Als wir unseren Campino bekommen haben, wurde er als Problemhund mit ca. 1 Jahr aus der Türkei vermittelt. Was bedeutete, dass er jeden anderen Hund, großteils aus Angst, aber teils auch aus Aggressivität, auf Sichtweite (konnten auch mehrere hundert Meter sein) angriff. Zudem schnappte er aus purer Angst nach Menschen, die plötzlich auftauchten (z.B. um die Ecke kamen), nach Leuten mit Stöcken, Besen, Koffern etc., mit abnormalen Bewegungen (z.B. Hinken). Weiter durfte man ihm auch nicht von oben auf den Kopf langen oder Trittbewegungen auf ihn zumachen. Zu Hause durfte uns anfangs auch keiner besuchen, da er schnell stellte und teils in Hosenbeine schnappte. Gottseidank hat er nie richtig gebissen und war mir und meinem Mann gegenüber immer friedlich.


    Nach 2 Jahren Training sind wir jetzt soweit, dass wir ihn frei laufen lassen können, er auf Pfiff sich selbst vom Jagen zurückrufen lässt, mit anderen Hund (bis auf absolute Antipathie) friedlich umgeht und teils sogar spielt. Menschen gegenüber wird er immer offener, lässt sich von den meisten Streicheln und Schnappen ist auch schon lange her.


    Jetzt zu unserem Problem: Ich habe vor Kurzem erfahren, dass ich schwanger bin. Jetzt hab ich doch etwas Bedenken, da Campino bisher nur sehr selten mit Kindern in Kontakt kam und sich ihnen gegenüber reserviert bis bedrohend zeigt. Er lässt sich nicht gerne von ihnen anfassen und hat eine sehr niedrige Toleranzschwelle, was sich darin zeigt, dass er nicht direkt schnappt, aber in ihre Nähe. Da aus unserem Bekanntenkreis keine Kinder vorhanden sind, kann ich auch schlecht mit ihm üben.
    Wie kann ich ihm nun, wenn unser Kind geboren ist oder auch davor, diese Situation schmackhaft machen?

  • Du kannst dich z.B. in die Nähe eines Kindergarten setzen, sofern das schon ein Problem ist. Er muss natürlich so gesichert sein das auf gar keinen Fall irgendwas passieren kann. Ansonsten kannst du auch mal einen Trainer zu Rate ziehen.


    Ein bisschen Mut möchte ich dir aber machen: meine beiden Hunde mögen auch überhaupt gar keine Kinder. Der Rüde würde auch drauf los gehen wenn er einfach so angegrabscht werden würde. Ich hab im Bekanntenkreis auch keine Kinder gehabt zum "üben".


    Seit dem 16.2. ist nun unsere Tochter da und es ist überhaupt gar kein Problem bisher. Es ist als wäre sie schon immer da gewesen. Klar, richtig interessant wird es dann wenn sie krabbelt und läuft, aber ich bin schon mal froh das es bisher so gut geht!

  • Hallo !!


    Ich habe meine Hündin damals aus dem Tierheim geholt mit 6 Monaten. Sie kam aus einer Familie mit 3 Kindern und wurde von den Kindern schlimm misshandelt. Sie hat Kinder gehasst. Sobald sich auch nur eines bis auf 2m an sie ran traute begann sie fürchterlich an zu knurren und hätte defintiv auch gebissen. Einfach weil sie so panische Angst hatte.


    Ich wurde damals auch schwanger und ich hatte so Angst. Wusste nicht wie es werden soll. Freute mich riesig auf mein Kind, hatte aber so Angst meinen Hund zu verlieren. Überlegte auch hin und her wie ich es machen soll, wie ich mit ihr üben könnte... Aber alle Übungen musste ich abbrechen. Da sie für sie in riesen Stress endeten und für die Kinder zur Gefahr hätten werden können. Also machte ich gar nichts und hoffte einfach, dass irgendwie alles gut wird und das ganze klappt. Meine Hundetrainer meinte damals , dass sie schon merkt, dass das Baby jetzt zu euch gehört.


    Mein Freund nahm dann aus dem Krankenhaus eine Windel mit, sodass sie schon mal den Geruch meiner Tochter kennenlernen konnte. Am Tag als ich heim kam, hatten wir Sandy im Garten und ich stellte meine Tochter mit der Babyschale vor´s Tos und redete Sandy immer gut zu. Es war sofort Liebe auf den ersten Blick bei den beiden und heute sieht das ganze so aus :




    Und auch andere Kinder und ganze Kinder-Schwärme sind überhaupt kein Problem mehr :D



    Ich wünsche euch auch, dass es bei euch so super klappt. :)


    Liebe Grüße!!

  • Ich wünsche euch viel Glück, ihr bekommt das schon hin!
    Und erstmal herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft, genieße diese Zeit!! :gut:


    Unser Sohn ist 1,5 Jahre und unsere Hündin 6,5 Monate. Nicht grade die günstigste Situation, da unser Sohn gerne mit der Hündin macht was er will. Klar lass ich die beiden nie aus den Augen, aber ab und zu mal ein am Ohr ziehen oder ähnliches kann ich nicht immer vermeiden. Und unsere Hündin nimmt das alles so hin, bei unserem Sohn ist sie vorsichtig. Bei mir schnappt sie spielerisch auch gerne mal...
    Das ist jetzt nicht vergleichbar mit euer Situation, aber mein Fazit wäre: Hund und Kind NIE alleine bzw. unbeobachtet lassen. Dein Baby geht natürlich immer vor und muss in absoluter Sicherheit wachsen und gedeihen...
    Deswegen würde ich dir auch raten ein bisschen Kinderkontakt zu üben mit deinem Hund. Wobei 3 Jährige natürlich auch ganz anders sind als Babys.


    Das wird schon!!

  • Ich bin ziemlich sicher, dass Ihr mit Eurem Hund in die neue Situation reinwachsen werdet. Unsere Hündin scheut auch Kinder, sie geht rückwärts - wenn sie kann - ist unsicher, verbellt. Ich bin sicher, dass sie in die Enge getrieben irgendwann aus Angst nach vorne gehen würde.


    Dann wurde ich schwanger....und habe mir die gleichen Fragen gestellt, die jetzt in Deinem Kopf herumspuken. Eine Zeitlang habe ich versucht, draußen einzelne Kinder "schön" zu füttern, was nur sehr, sehr bedingt geklappt hat.


    Heute ist unsere Tochter knapp 2 Jahre alt und unser Sohn 6 Monate. Meine Tochter hat an Emily laufen gelernt, sie darf einfach alles bei ihr und an Sohnemann schnuppert sie mal und gut ist.


    Mein Mann hat damals aus dem Krankenhaus einen getragenen Body mitgenommen - bei beiden Kindern haben wir das so gemacht.


    Kind 1 wurde noch arg bestaunt und beschnuppert, Kind 2 war dann irgendwie einfach da für sie :D


    Ich habe den Hund nie ausgeschlossen, sie durfte auch beim Stillen ihren Kopf auf meinen Schoß legen und zugucken, bei Baby - natürlich immer unter aufsicht (!) - auf der Krabbeldecke liegen usw.


    Ich wünsche Dir eine Traumschwangerschaft, eine schöne Geburt und ein gesundes Kind. Der Rest, der kommt von alleine. Das Baby gehört dann eben zu Euch. Je normaler man das dem Hund "verkauft", je unspannender man das macht, umso normaler ist es. Ich bin sicher, es wird keine Komplikationen geben, sondern ein wunderbares Miteinander und dann gibt es nichts Schöneres, als Kind und Tier zusammen zu sehen. :smile:

  • Er hat euch inzwischen ja vollkommen als Rudelführer akzeptiert. Dann wird er auch akzeptieren, dass da nochmal jemand anderes mit zum Rudel gehört. Kommst schließlich du mit diesem neuen Mitglied nach Hause.
    Mach es so wie fiducia, und gib die erste Windel aus dem Krankenhaus mit nach Hause und lasst ihn dran schnüffeln. Und wenn du mit Baby zuhause bist, lass ihn bei möglichst vielem mit dabei sein.
    Eine Bekannte von mir hat's so gemacht, dass wenn sie gestillt hat bekam der Hund ein Schweineohr zum knabbern. Lag neben dran und hat sein Schweineohr gemampft. Verknüpfung kleines Bündel bei Rudelchefin = Essen für mich. Alles ok. Kinderwagen bedeutete immer jetzt geht's raus.
    So hat es bei ihr nicht lange gedauert bis der Hund das Baby akzeptiert hat und dann bei den kleinsten Regungen schon Alarm geschlagen hat a la "Hei du, das Baby hat irgendwas. Komm mal."

  • Das mit der benutzten Windel haben Freunde von uns auch gemacht....Ergebnis: der Hund war völlig scharf auf die getragenen Windeln des Babys ;) Deswegen haben wir nur einen getragenen Body genommen...

  • Eure Antworten hören sich ja sehr positiv an :smile:
    Vor allem dein Beispiel, Fiducia, gibt mir wirklich viel Anlass, zuversichtlich zu sein. Richtig gebissen hat er bisher ja noch nie, nur so Scheinschnappen...
    Na dann bin ich mal guter Hoffnung, dass sich die ganze Situation, wenn es denn soweit ist, so einfach lösen lässt.
    Werd auf jeden Fall den Tip mit den Windeln bzw. Body berücksichtigen. Wär echt super glücklich, wenn er unser zukünftiges Kind mögen würde bzw. erstmal überhaupt akzeptiert.
    Vielen Dank für eure aufmunternden Worte :rollsmile:

  • Wichtig ist, dass der Hund einen Rückzugsort bekommt, wo das Kind keinen Zugriff auf ihn hat. Wirds dem Hund zuviel, muss er lernen sich dorthin zurück zu ziehen und darf dort auch nicht gestört werden. Ist natürlich schwierig bei einem Krabbelkind, da es natürlich noch nicht wirklich versteht bzw sofort zuverlässig umsetzt wenn man etwas verbietet.

  • Super tolle Antworten, musste im Forum bissle stöbern bis ich hier landete. Ich bin auch schwanger und seit der
    7.SSW daheim weil ich Blutungen hatte. Bin jetzt in der 18. Woche.
    Wir haben 2 Vizsla Rüden 1,5 Jahre. Babykrüml ist für Anfang Sept erwartet ggf kommt er etwas eher?
    Mein Papa hat sich schon angeboten für diese Zeit zu uns zu kommen und sich um die Vischeln zu kümmern. Immerhin ist seine Hündin die Mutter unserer beiden ;-).


    Der Tipp mit den Windeln / Body gefällt mir.
    Sollten wir vorher noch irgendwas besonderes beachten, üben, damit der Umgang mit dem frisch geschlüpften
    reibungslos verläuft. Unsre Vischel - Jungs sind halt im zweier Pack.
    Anfangs musste ich viel ruhen und liegen. Jetzt trau ich mich leider auch noch nicht auf lange Spaziergänge.
    Zum Glück wohnen wir ab vom Schuss und ich kann mit ihnen jetzt ohne Leinen ein Stück laufen, wenn auch nicht
    weit.Will halt vermeiden, dass die beiden mich durch die Gegend zerren oder umziehen.


    Liebe Grüsse aus Spanien
    Mandy

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