Therapiehundausbildung--- Notwendig?

  • Habe mit großem Interesse einige Beiträge hier gelesen und hoffe, dass diejenigen die sich hier in dem Bereich ein bißchen besser auskennen, mir vielleicht weiterhelfen können:
    Ich bin BA Heilpädagogin und leite seit kurzem eine Wohngruppe für Menschen mit Autismus. Die Wohngruppe verfügt über ein Riesengrundstück, das nur teilweise genutzt wird. Meine Idee ist es, meinem Hund ein Stück abzutrennen, so dass ich ihn mit zur Arbeit nehmen kann. Ich würde ihn dann in meiner Arbeitszeit in diesem separaten Gartenstück lassen, da ich glaube, dass er mit dem Trubel einer Wohngruppe momentan noch überfordert wäre. (Ein Eingliedern in die Wohngruppe und eine Therapiehundausbildung zu einem späteren Zeitpunkt habe ich allerdings angedacht....)
    Meine Frage ist nun, ob er eine therapeutische Ausbildung haben muß, wenn ich ihn mitnehme? Ist das dann eine versicherungstechnische Frage oder reicht eine normale Haftpflicht? Gibt es einen bestimmten Wesenstest dafür? :???:

  • Zitat

    Habe mit großem Interesse einige Beiträge hier gelesen und hoffe, dass diejenigen die sich hier in dem Bereich ein bißchen besser auskennen, mir vielleicht weiterhelfen können:
    Ich bin BA Heilpädagogin und leite seit kurzem eine Wohngruppe für Menschen mit Autismus. Die Wohngruppe verfügt über ein Riesengrundstück, das nur teilweise genutzt wird. Meine Idee ist es, meinem Hund ein Stück abzutrennen, so dass ich ihn mit zur Arbeit nehmen kann. Ich würde ihn dann in meiner Arbeitszeit in diesem separaten Gartenstück lassen, da ich glaube, dass er mit dem Trubel einer Wohngruppe momentan noch überfordert wäre. (Ein Eingliedern in die Wohngruppe und eine Therapiehundausbildung zu einem späteren Zeitpunkt habe ich allerdings angedacht....)
    Meine Frage ist nun, ob er eine therapeutische Ausbildung haben muß, wenn ich ihn mitnehme? Ist das dann eine versicherungstechnische Frage oder reicht eine normale Haftpflicht? Gibt es einen bestimmten Wesenstest dafür? :???:


    Ich würde, glaube ich, mal deinen Chef dazu befragen und auch sagen, dass du die Therapiehundausbildung in Erwägung ziehst. Diese stellt ja hohe Anforderungen an den Hund da ist es sicher nicht schlecht, wenn man ihn schon vorher ein bisschen an die Bedingungen gewöhnt. Versicherungstechnisch kann ich dir da leider nicht helfen, dazu solltest du vielleicht bei deiner Haftpflichtversicherung nachfragen...

  • Zitat


    Meine Frage ist nun, ob er eine therapeutische Ausbildung haben muß, wenn ich ihn mitnehme? Ist das dann eine versicherungstechnische Frage oder reicht eine normale Haftpflicht? Gibt es einen bestimmten Wesenstest dafür?


    Hi,
    wenn dein Arbeitgeber damit einverstanden ist, brauchst du bzw. dein Hund keine spezielle Ausbildung, aber du bist natürlich in vollem Umfang für die Sicherheit deiner Klienten verantwortlich.
    Nicht jeder Hund ist für die Arbeit mit behinderten/kranken Menschen geeignet.....und nicht jeder Klient kann mit einem Tier angemessen umgehen! Gerade autistische Menschen reagieren oft unberechenbar und stellen den Hund vor besondere Probleme. Kannst du garantieren, daß dein Hund niemals zuschnappt?


    Wegsperren halte ich für keine gute Idee. Besser wäre eine schrittweise und einfühlsame Unterweisung mit dem Lebewesen "Hund" und die Möglichkeit für den Hund, sich immer zurückziehen zu dürfen. Hunde sind schnell im Umgang mit diesen Klienten überfordert und Beschwichtigungssignale werden oftmals viel zu spät erkannt bzw. falsch gedeutet.
    Unvorsichtigkeit oder Nachlässigkeit darfst du dir zu keiner Zeit leisten!


    Ich selbst betreue geistig behinderte Menschen in einer WG und nehme meinen Hund mit. Es ist ein sehr menschenfreundlicher und ruhiger Hund ohne Hüte-oder Wachtrieb. Auch das ist zu bedenken. Klienten werden nicht gehütet und Gäste nicht laut bellend vertrieben :D


    Hier gibts einen Link dazu:
    http://www.autiedogs.de/


    Eine private Haftpflichtversicherung muß natürlich sein. Auch für den Hund.


    LG

  • Wow, lieben Dank für die schnellen Antworten und besonders für den Link :gott: Werde mich da mal einlesen und ggf noch mehr unqualifizierte Fragen stellen ;)
    Und natürlich ist das Wegsperren an sich keine gute Idee und es war mehr als Einstieg und Gewöhnung gedacht. Mir ging es vielmehr darum ob es rechtlich überhaupt erlaubt ist meinen Wuff ohne Therapiehundschein mitzunehmen. Hätt ja sein können, dass es da irgendwo eine Klausel gibt....Und wollte mich absichern, obwohl ich das ok von meiner Leitung schon habe.
    Die Anforderungen an den Hund sind da schon eine andere Geschichte. Wie erwähnt glaube ich, dass meiner momentan mit einem "Zusammenleben" überfordert wäre, ich aber eine kleinschrittige Gewöhnung in Erwägung ziehe.


    Audrey: Kann ich garantieren, dass mein Hund niemals zubeißt? Nein, kann ich nicht. Ich kann es weitestgehend ausschließen und aus Erfahrung sagen, dass er sich eher zurückzieht oder "einfriert" und darauf wartet, dass ich die Situation beende. Aber garantieren kann ich es nicht. Ist meines Erachtens auch nicht möglich, schließlich handelt es sich um ein Lebewesen, in das ich mich nicht hineinversetzen kann....
    Ich sage bei meinem Pferd auch nie, dass es nicht tritt! -Ist seit Fohlenalter bei mir und ist jetzt 16Jahre alt, hat noch nie getreten, aber.....
    Oder habe ich dich falsch verstanden?

  • Zitat

    Audrey: Kann ich garantieren, dass mein Hund niemals zubeißt? Nein, kann ich nicht.
    Oder habe ich dich falsch verstanden?


    Wenn du deinen Hund privat in die Einrichtung mitnimmst......kann so manches passieren. Gerade mit Klienten, die ungeübt im Umgang mit Hunden sind. Ich meine nur, du mußt ständig einen Blick auf deinen Hund haben...und du mußt ihn gut kennen :smile:
    Ein gewisses Risiko gehe ich natürlich auch ein, ist schon klar. Rein rechtlich gesehen brauchst du ggf. die Erlaubnis der Eltern oder gesetzl. Betreuer. Es gibt Klienten mit Tierhaarallergien, Phobien u.ä. und das solltest du vielleicht vorher abklären.


    Ein gut funktionierender Grundgehorsam ist ebenfalls Voraussetzung, um den Hund aus bestimmten Situationen abrufen zu können. Belastbarkeit auch! Über meinen Hund wird öfters mal gestolpert, es wird herumgeschrien, Türen knallen usw., da wird ein unsicherer Hund schnell nervös.


    Was hast du denn für einen Hund? Wie alt? Welche Rasse? Wieviele Personen leben in der WG? Kinder oder Erwachsene? Machst du den Dienst allein(...wie ich) oder können deine Kollegen auch mal kurzfristig auf Hund und Klienten achten? Hast du ein Büro?


    Upps.....hab`auch viele Fragen :smile:


    LG

  • Zitat

    Was hast du denn für einen Hund? Wie alt? Welche Rasse? Wieviele Personen leben in der WG? Kinder oder Erwachsene? Machst du den Dienst allein(...wie ich) oder können deine Kollegen auch mal kurzfristig auf Hund und Klienten achten? Hast du ein Büro?


    Puh, was alles für Fragen ;) Los gehts: Ich habe meinen Camino aus dem Tierheim und so weiß keiner so richtig, was da alles in seiner Ahnentafel drin vorkommt. Allerdings wird vom Tierarzt und von einem befreundeten Züchter vermutet, dass er eine Mischung aus Akita/Schäfer ist. Er ist jetzt ca. vier Jahre alt und ich habe ihn seit 1 3/4Jahren. Ein ruhiger, zurückhaltender Bursche, der sein eigenes Ding dreht. Als ich ihn bekommen habe, war er sehr ängstlich und verstört. Er gibt sich aber die allergrößte Mühe und läuft inzwischen auch schon mutig z.B.in der Fußgängerzone und nimmt von sich aus Kontakt zu fremden Menschen/Hunden auf. Spannend, wie sich das so entwickelt....
    In der Wohngruppe leben sieben Menschen mt Autismus im Alter von 27-44 Jahren. Durchgehend frühkindlicher Autismus, das kognitive Entwicklungsniveau ist so zwischen 22Monaten und 5Jahren, mit deutlichen Funktionsstärken im lebenspraktischen Bereich. Ich habe dort ein großes Büro, das aber von allen Ma genutzt und auch von den Bewohnern gern in Anspruch genommen wird. Im Frühdienst ist man allein, allerdings sind dann ja auch die Bewohner auf der Arbeit.
    Das meine Kollegen auf den Hund aufpassen, möchte ich eigentlich vermeiden- das ist mein Ding. Aber die Wohngruppe hat ja ein eigenes, freistehendes Haus. Der umliegende Garten ist eingezäunt und es ist möglich den Hund kurzfristig und ohne großen Aufwand "raus zu schmeißen".
    Camino hatte heute übrigens spontan seinen ersten Tag in der Wg! Wir hatten Teamsupervision und da habe ich ihn mal mitgenommen.---Aufmerksam aber völlig easy! Hat sich am Sofa abgelegt und erstmal beobachtet und anschließend gepennt. Ich musste dann ungeplanterweise noch länger bleiben (oller Bürokrams) uns so erlebte er die Rückkehr der Bewohner von der Arbeit noch mit.....und legte sich gleich vor den Füßen eines Bewohners ab!! Dieser kam unter Spannung von der Arbeit und griff spontan unter "Brummen" gleich ins Fell- Camino leckte ihm über die Hand- die Hand entkrampfte -und legte sich kurz auf den Hundekopf! Danach stand der Bewohner auf, Interaktion beendet. Was ein erster Kontakt! Wow! Bin sehr zuversichtlich was die weitere Entwicklung angeht! (....auch was die Körperfülle von Camino angeht, da alle dem Hund Salami geben wollten! :roll: )


  • Bei der Fütterung des Hundes mußt du auf eine feste Regel bestehen! Nix nebenbei und nix vom Tisch! Bei uns gibts Punkt 18Uhr einen Keks für den Hund, den ich mitbringe......und der wird im "Rotationsprinzip" von einem Klienten an den Hund verfüttert.


    Ich wünsche dir und deinem Hund alles Gute für die Zukunft und das wirklich alles gut geht! :smile:


    LG

  • Mein Hund begleitet mich ebenfalls als "Co-Therapeut" zu meinen Klienten.


    Grundsätzlich halte ich es für angemessen, eine Ausbildung mit bzw. für den Hund zu machen.
    Die Arbeit als Therapiebegleithund ist für die Tiere sehr anstrengend und verlangt sehr viel von den Hunden.
    Wenn man sich informiert und eine gute Ausbildungstätte findet, dann lernt man viel über den Hund! Man lernt auch die kleinsten Anzeichen von Streß, Unmut etc. wahrzunehmen und darauf zu reagieren.


    Ich arbeite z.B. mit meinem Hund nicht mehr als 1-2 Stunden in der Woche aktiv am Klienten, da es für ihn sehr anstrengend ist. Den Rest der Zeit ist er höchstens als Begleiter dabei und liegt z.B. auf seiner Decke und knabbert was, oder er döst, oder oder oder......


    Wenn man einen Hund hat, der sich für die Arbeit anbietet kann man tolle Erfolge erzielen. Aber man muss auch immer schauen wie es dem Hund damit geht. Viel zu oft erlebe ich leider, das Hunde verheizt werden.


    Leider ist auch der Begriff "Therapie-Hund" und auch die Ausbildung dazu nicht geschützt und jeder "Hans und Franz" kann das anbieten (ähnlich den Hundeschulen).


    Ich denke, man sollte mit offenen Augen den Berufsalltag mit Hund gestalten und mit ebenso offenen Augen die mögliche Ausbildung im Blick behalten.


    Ich wünsche Dir und Deinem Hund alles Gute!

  • Hallo Camino,
    in einem Bericht las ich zufällig, dass laut §833 Satz 1BGB der Tierhalter für Arbeitsunfälle haftet, die der Hund verursacht und zwar verschuldensunabhängig. Ausgenommen sind davon Hunde, die der Berufsausübung dienen (dogs Magazin 3/2009).
    Hätte dein Hund also eine Therapiehund-Ausbildung, wärst du aus dem Schneider. So lange er sie nicht hat, fällt es unter deine Hunde-Haftpflicht-Versicherung, sofern sie solche Fälle abdeckt.
    Ich hätte meine Hündin auch gerne als Therapiebegleithund ausgebildet aber aufgrund ihrer Wesensmängel (Ängstlichkeit) ist sie dafür nicht geeignet. Trotzdem habe ich sie schon mit zur Arbeit genommen, denn ich kenne meine Schüler und ich kenne meinen Hund. Dem entsprechend habe ich sie, anders als zuhause, keine Minute unbeobachtet gelassen und alles war schön. Trotzdem war es enorm anstrengend für sie, den Rest des Tages hat sie gepflegt verschlafen...

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