Hund aus dem Auslands-Tierschutz

  • Ok, ich bin Pflegestelle. Zwar nicht für Welpen, aber für Hunde so ab ca. 7 Monaten.


    Jetzt frage ich Dich einfach nochmal: Was bietet Ihr denn dem Hund? Was wollt Ihr mit ihm tun? Wie stellt Ihr Euch das Leben mit ihm vor?


    Was, wenn es entgegen der Hoffnungen ein mit Artgenossen unverträglicher Hund ist oder wird? Was, wenn letztlich die Ängstlichkeit doch überwiegt? Was, wenn der Jagdtrieb so immens ist, dass Ihr ihn nicht von der Leine lassen könnt? Und - ganz wichtig - was, wenn mit ca. 1 Jahr eine der Mittelmeererkrankungen diagnostiziert wird und ihr viel Geld für die medizinische Versorgung brauchen werdet?


    Irgendwie - sei mir nicht böse - redest Du uns hier nach dem Mund ;)


    Wir schreiben: Kein Welpe direkt aus dem Ausland. Du schreibst plötzlich: Welpe aus Pflegestelle.
    Du willst definitiv keinen Jagdhund. Wir sagen, Hunde aus dem Süden sind meist Jäger. Plötzlich hast Du keine Probleme mehr damit, wenn der Hund ein Jagdhund wäre.


    Übrigens bin ich auch ich der Meinung, dass kein Hund, egal welcher Herkunft, dankbar ist.


    Für mich klingt es noch immer, als würdest Du was Gutes tun wollen. Einen Hund "retten", vielleicht gar vor dem Tot in der Tötungsstation. Das ist legitim und ok, aber es reicht einfach bei weitem nicht, um mit dem Hund 15 Jahre zusammenzuleben. Und zwar so, dass Ihr alle zufrieden seid.


    Viele Grüße


    Doris

  • Ich hab mir jetzt mal die 7 Seiten durchgelesen und mir drängt sich die Frage ein wenig auf, ob ihr euch das ganze nicht etwas zu einfach vorstellt.
    Sicher kann man einem Welpen noch viel beibringen, aber gerade als Anfänger kann man bei der Erziehung und Sozialisierung da auch eine ganze Menge falsch machen. Allein den Hund zu sich nehmen und lieb haben reicht einfach nicht aus.
    Nur weil der Welpe aufgeschlossen ist, heißt das noch lange nicht, dass er es auch ein Leben lang bleibt.


    Und gerade als Anfänger finde ich persönlich, sollte man sich eher einen Hund nehmen, bei dem man zumindest in Grundzügen weiß, was auf einen zukommt. Was wenn der süße Wuschelmischling sich mit einem Jahr als Maremmano-Setter-Podenco-Alano-Mix entpuppt und alles jagt, was nicht bei drei auf dem Baum ist und keinen Besuch mehr in der Wohnung rein oder raus lässt?


    Und wie schlaubi schon fragte, was wenn der Welpe doch eine Mittelmeerkrankheit mitbringt? Kannst du damit umgehen? Kannst du dir die Behandlung leisten?
    Ich habe im Tierschutz einmal eine Hündin mit chronischer Leishmaniose betreut, glaub mir, es ist kein Zuckerschlecken, wenn der Hund gerade einen akuten Schub hat.

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    -Inwieweit bekommt man Informationen zu dem Welpen?Sind diese Informationen meist richtig oder falsch und oberflächlich?Hier würde ich gerne eure Erfahrungsberichte lesen.


    Ich gehe mal davon aus dass es sich um eine seriöse Orga handelt: Man bekommt die Infos die auch die Tierschützer haben. Manchmal ist das nicht viel, je nachdem wo sich der Welpe aufhält. Ist er in einer Pflegestelle, kann man sicher einiges über ihn sagen. Befindet er sich hingegen in einem spanischen Tierheim, kann es mit der Information schwer werden weil manche Tierheime da auch nicht gerade kooperativ sind und die Möglichkeiten vor Ort begrenzt sind.



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    -Wie kooperativ sind die Organisationen?Sind sie bereit beispielsweise aktuelle Videos oder Bilder von den Welpen zu schicken?Wie individuell können sie einen Welpen betrachten/von ihm berichten?


    Um aktuelle Bilder machen zu können, braucht man Zeit. Und das ist etwas, woran es im Tierschutz doch sehr mangelt. Trotzdem würde ich an deiner Stelle einfach fragen ob es machbar ist, dass man vielleicht zwei oder drei aktuelle Bilder macht. Es kommt aber sicherlich auch da darauf an, wo der Welpe im Ausland sitzt. Auf Pflegestelle findet sich bestimmt schneller mal die Zeit für ein Foto. Wenn hingegen die Tierschützer erst 50 km ins Tierheim fahren müssen nur wegen Fotos, dann kann es schwierig werden.



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    Ich möchte eben soviel wie möglich über den Welpen herausfinden und muss mir sicher sein,dass der Welpe den ich auf einem Foto gesehen habe meinen Ansprüchen zumindest in wichtigen Punkten entspricht.


    Das ist bei den Südis schwer. Du bekommst eine Wundertüte, so oder so. Zumal man gerade bei Welpen oft gar nicht sagen kann was drin steckt. Vielleicht sieht er mit acht Wochen aus wie ein weißer Wuschelmix der 50 cm hoch wird und dann wird daraus ein weißer rauhaariger Podenco Ibicenco Mix mit ordentlich Jagdtrieb und 75 cm Schulterhöhe? Bei den erwachsenen Hunden kann man da schon mehr sagen, wobei ich bemerkt habe dass viele Orgas selbst bei eindeutigen Podencos oder Galgos sowie deren Mischlingen gar nicht erkennen was das für Hunde sind. Bei meinem Rüden stand "Mischling" in der Vermittlungsanzeige, dabei ist er sehr eindeutig ein Mix aus Galgo und Podenco. Ich liebe diese Rassen, aber manch anderer hätte da echt ein Problem bekommen können wenn er mit einem etwas schäferhundartigen Mix oder Labradormix rechnet und dann etwas selbstständiges, windiges bekommt. Als Welpe sah mein Rüde übrigens aus wie ein schlanker Labbimix, dabei ist er vom Labbi sehr weit entfernt.



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    -Muss ich-wenn der Hund erwachsen ist-einen Mittelmeer-Test machen lassen?


    Ja. Und im besten Falle sogar mehrmals, also z.B. einmal im Jahr ein Test, denn die Inkubationszeit der Leishmaniose beträgt nunmal acht Jahre und da kann auch nach Jahren negativer Testergebnisse noch was kommen. Dies sollte einem bewusst sein. Generell sollte man bei einem Auslandshund die Mittelmeerkrankheiten immer im Hinterkopf behalten, besonders wenn der Hund mal krank wird.


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    -Wie läuft genau die Vermittlung eines Ausland-Hundes ab?(von der Kontaktaufnahme bis zur Anknunft am Flughafen)


    Also so war es bei mir: Ich gucke mir die Vermittlungsseiten der Orgas meines Vertrauens an, verliebe mich in einen Hund, er geht mir nicht aus dem Kopf. Der Hund saß zu dem Zeitpunkt im spanischen Tierheim und das von Welpenbeinen an. Ich schrieb der Vermittlerin. Da ich zu dem Zeitpunkt schon Pflegestelle für die Orga gewesen war, brauchte keine Vorkontrolle mehr gemacht werden. Denn die war ja zuvor schon erfolgt. Im Normalfall erfolgt dann aber eine Vorkontrolle, die gewiss nichts schlimmes ist. Wenn da grünes Licht gegeben wurde, kann dein Hund kommen. Ich habe vor der Vermittlung fast täglich Kontakt zur Vermittlerin des Hundes gehabt und war sehr aufgeregt. Man hat mir die Testergebnisse aus Spanien mitgeteilt, ebenso das Ergebnis des "Katzentests" und dann habe ich ihn nach schier unendlichen Wochen am Flughafen abgeholt.

  • Hallo,
    möchte hier gerne auch ein paar Zeilen zu schreiben.
    Wir haben unseren Hund (Ersthund) auch aus dem Auslandstierschutz, wir haben ihn übernommen als er ca. 2,5 Jahre alt war. Er war hier in D schon auf Pflegestelle, wobei das Gespräch schon auf ihn kam, als er noch in Spanien war.
    Ich bin grundsätzlich auch der Meinung, dass es immer einfacher und sicherer ist, wenn man den Hund schon in D kennenlernen kann.
    Ich denke allerdings auch, dass es auf den TSV ankommt. Der TSV, von dem wir Merlin haben, ist nicht sehr groß und kennt die (zu vermittelnden) Hunde sehr gut (soweit das geht). Dort hätte ich das Vertrauen, dass wenn man offen über einen Hund spricht, der noch in Spanien ist, man mir gegenüber ehrlich ist, ob diese Konstellation passt oder nicht.
    Wir haben uns von Anfang an für einen erwachsenenen Hund entschieden, weil es einfach zeitlich mit einem Welpen nicht gepasst hätte. Ich habe die Entscheidung, als Ersthund einen erwachsenen zu übernehmen, nie bereut, auch wenn Welpen noch so süß sind. Für uns war es einfach deutlich einfacher.
    Zudem ist es ein Irrglaube - nur weil es noch ein Welpe ist - dass noch alles form- und machbar ist. Denn der Hund bekommt nicht nur das Aussehen vererbt, sondern auch Gene. Und diese können einiges ausmachen, auch Themen, die beim ersten Spaziergang nicht ins Auge fallen.
    Sind es gefundene Welpen, die vllt von richtigen Straßenhunden abstammen, können sich diese Welpen ganz anders entwickeln als gefundene Welpen, die vllt ausgesetzt wurden, aber von Haushunden abstammen. Das weiß man vorher nicht.
    Im Übrigen hat es bei Merlin ca. 6 Monate gedauert, bis er "angekommen" war und sein "wahres" Gesicht gezeigt hat. Ein erster Spaziergang ist ganz nett, sagt aber in der Regel nicht alles aus.

    Zitat

    Bei uns im Tierheim sitzt eine Labradorhündin, vom Veterinäramt eingezogen, hochträchtig - ihre Welpen werden auch ein gutes Zuhause suchen... Zudem sitzen hier noch zwei weitere Welpen (aber auf Pflegestellen, die Hundemama wird auch noch auf Pflegestelle kommen) - sollten nicht erstmal die Hunde, speziell die Welpen in Deutschland vermittelt werden bevor mehr und mehr nachgekarrt wird??


    Mit solchen Aussagen tue ich mir immer schwer.
    1. karren seriöse TSV keine Welpen nach - unseriöse meinetwegen
    2. gibt es genug TH die auf Auslandshunde finanziell angewiesen sind
    3. stehen sich die TH leider oft genug selbst im Weg bei Vermittlungen, weil sie die eierlegende Wollmilchsau als neuen Besitzer erwarten.


    Grundsätzlich denke ich, entscheidet man sich für einen Hund aus dem Tierschutz, ist es egal ob Ausland oder Inland, wichtig ist dass der Hund - soweit erkennbar - zu einem passt und man sich der Verantwortung bewusst ist, komme was wolle.
    Natürlich gilt es auf einen seriösen TSV zu achten und keine Vermehrer und sonstiges zu unterstützen.

  • Zitat

    Könnt ihr mir noch ein paar Links von Pflegestellen in Deutschland (NRW)geben,die auch Welpen haben?


    Das Zergportal ist eigentlich schon die beste Anlaufstelle,aber wie ist es mit Vereinen?
    Ich kenne nur Adoptiere,Respektiere...
    Kennt einer die Friends of Animals in Essen?


    Hast du dir mal meinen Link angesehen? Dort gibt es momentan einen Wurf Huskymixwelpen in einer PS in Hagen, weiß ja nicht ob das ein Hund ist der für euch in Frage kommt?


    Friends of Animals kenne ich nur vom vorbeigehen, weil unser Verein auf dem selben Gelände eine kleine Hundeauffangstation in Essen hat. Dort findest du also 4animals! e.V. (aber keine Welpen im Essener Rudel) und Team für Tiere e.V.


    Generell möchte ich mich Schlaubi aber anschließen. Bitte überdenkt das alles nochmal. Ihr denkt einfach zu menschlich.
    Helfen wollen ist löblich, aber viele eurer Gedanken sind schlicht falsch. Die Welpen im Ausland haben immer noch die Besten Chancen vor Ort vermittelt zu werden. Darum haben wir zB fast nie polnische Welpen auf unserer HP, weil sie immer in Polen ein Zuhause finden.
    Auch sind Hunde NIE dankbar. Solche Gefühle kennen Hunde nicht und ich habe in meiner Vermittlungsarbeit auch schon alles andere als "Dankbare" Hunde kennengelernt (Ausbrecherkönige, Beißer, Katzentöter), dabei sollte man doch meinen, dass sie ihre Chance nutzen sollten... ;)


    Ich denke ihr geht das ganze falsch und etwas engstirnig an. Guckt einfach nach einem Hund der euch gefällt und die grundlegenden Kriterien erfüllt ungeachtet woher er stammt. Ihr müsst schließlich die nächsten 15 Jahre mit ihm auskommen.


  • Meine Aussage wurde insgesamt etwas aus dem Zusammenhang gerissen, denn ich habe im Prinzip nix gegen auslandstierschutz, doch hier gibt es einen bzw. mehrere Vereine, die wirklich wahllos alles holen - schwerkranke Hunde, die ewig behandelt werden, extreme Paniker, die bei einem Auto schon versuchen das Weite zu suchen, sehr sehr alte Hunde, die dank des ganzes Stresses, der Umgewöhnung etc. oft schon kurz darauf (noch auf der Pflegestelle) versterben - diese Tiere werden wirklich transporterweise geholt, zum Teil ohne feste Interessenten, hauptsache sie sind erstmal hier, alle natürlich Leishmaniose getestet und viele nachher doch daran erkrankt... Vermittelt werden sie ebenfalls leider oft ziemlich wahllos...
    Ich möchte hier keine allgemeine Diskussion um die ganzen schwarzen Schafe lostreten, aber gerade Neulinge können da wohl schwer unterscheiden...?


    Das Tierheim, von dem ich schrieb, hat keine Hunde aus dem Ausland bei sich - es werden auch keine Hunde aus dem Ausland geholt, sondern es wird geschaut das vor Ort den Hunden geholfen werden kann - hier ist die Vermittlung auch wenig problematisch, der Verein steht sich dabei nicht selbst im Weg...


    Ich finde es einfach schade, das viele Interessenten den Hunden "vor Ort" garkeine Chance mehr geben wollen - und diese Tiere dann oft sehr lange im Tierheim sitzen müssen :( Die Begründung, deutsche Tierheime seien komfortabler, finde ich dabei... beinah ironisch...

  • Zitat

    denn ich habe im Prinzip nix gegen auslandstierschutz


    Das wollte ich auch damit nicht bestreiten, nur finde ich genauso, dass "Neulinge" die hier mitlesen, vllt auch so ein schlechteres Bild vom Auslandstierschutz vermittelt bekommen, als es sein müsste, weil eben immer wieder diese Vereine zur Sprache kommen, die rein aus Profit handeln.


    Zitat

    Ich finde es einfach schade, das viele Interessenten den Hunden "vor Ort" garkeine Chance mehr geben wollen - und diese Tiere dann oft sehr lange im Tierheim sitzen müssen


    Das finde ich auch sehr schade, ich war hier im Nachbar-Ort-TH lange Zeit Gassi-Geher, habe dort auch nach einem Hund gefragt, ebenso in 2 anderen umliegenden TH. Leider wurde ich jedes Mal abgewiesen, weil
    - ja wie Sie arbeiten?
    - ja wie Sie haben keinen Garten?
    - ja wie Sie wohnen in einer Wohnung?
    Mich hat nie einer gefragt, wie ich mir das vorstelle, was ich dem Hund bieten kann usw.
    Diese Fragen kamen erst, als ich Kontakt zu dem TSV aufnahm.


    Zitat

    Die Begründung, deutsche Tierheime seien komfortabler, finde ich dabei... beinah ironisch...


    Sehe ich genauso, TH = TH, egal wo. Jeder Hund hat etwas besseres verdient. Das sollte definitiv kein Beweggrund für einen Auslandshund sein.

  • Man fängt ja immer mal mit einem Hund an,wir beide jetzt,wo wir gerade mitten im Leben stehen.
    Wir sind zwar Anfänger,aber das heißt nicht,dass wir jedes Risiko abwägen wollen.Wir wollen das Risiko eingehen einen Hund von einer deutschen Pflegestelle zu nehmen.Krankheiten wie Leishmaniose können zwar auftreten,müssen aber nicht.Jeder Hund kann ernsthaft krank werden und sei es statt Leishmaniose "nur" üblicher Krebs oder Diabetes,wo kein Hund vom seriösen Züchter vor geschützt ist.
    Man kann Glück oder Pech haben mit seinem Hund.
    Ich bin sehr zuversichtlich,auch was mögliche Komplikationen beim Jagd-oder Schutztrieb angeht.
    Wenn sie auftauchen sollten,wollen wir versuchen das rechtzeitig in geeignete Bahnen zu lenken und wir haben genug Stärke dafür.

  • Zitat

    Hast du dir mal meinen Link angesehen? Dort gibt es momentan einen Wurf Huskymixwelpen in einer PS in Hagen, weiß ja nicht ob das ein Hund ist der für euch in Frage kommt?


    Ja habe ich.Ein Husky Mix sollte es nicht sein.Aber danke für den Link. :gut:

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