Wie haben sich eure Hunde charakterlich entwickelt?
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Lucy war als Welpe im Prinzip schon so, wie sie jetzt auch ist. Sie ist ein sehr ausgeglichener, gelassener Welpe und Junghund gewesen (sind wir oft drauf angesprochen worden). Auf der anderen Seite aber: wenn sie was bedrohlich fand, war (und ist) sie schwer vom Gegenteil zu überzeugen. Ich denke, das liegt auch mit daran, dass sie sich allgemein am meisten auf ihre eigene Einschätzung von Situationen verlässt. Als Welpe war sie zudem nicht verschmust und hatte einige Probleme damit, sich überall anfassen zu lassen/untersuchen zu lassen. Heute vertraut sie mir und sehr verschmust ist sie auch geworden (auch mit wildfremden Menschen).
Als Junghund fand sie jeden Menschen toll und ich glaube, sie wäre auch mit jedem mitgegangen und hätte mich im nächsten Moment vergessen (letzteres ist heute nicht mehr so). Sie hat lange gebraucht, um sich wirklich auf eine Bindung zu mir einzulassen.
Allgemein nimmt sie das Leben, wie es kommt, pickt sich die Rosinen raus, bzw. versucht immer das Positive zu sehen, ist recht eigenständig mit sehr ausgeprägtem eigenen Willen. Sie war dennoch ein sehr einfacher Junghund, da sie wenig Drang hatte, sich mit unangenehmen Situationen auseinanderzusetzen und durch kaum etwas aus der Ruhe gebracht wurde. Wenn möglich, hat sie alles unangenehme einfach ignoriert. Außerdem ist sie durchaus begeisterungsfähig (durch Beute und Futter).
Sie war immer schon unsicher fremden Hunden gegenüber, nur hat sich das unterschiedlich ausgedrückt. Heute weiß sie, sie kann die meisten Hunde beeindrucken und tut das auch. Wobei sie da zunehmend selbstsicherer wird, d.h. mittlerweile post sie halt (baut sich auf, nimmt T-Stellung ein…), aber sie wirkt nicht mehr so „nervös“, hin und her gerissen… Was sich auch geändert hat: seit sie etwa 3 Jahre alt ist, ist sie deutlich territorialer geworden. Allerdings mit hoher Reizschwelle und vor allem auf pure Präsenz setzend. Was sich ebenfalls geändert hat: sie hört nicht mehr auf Bekannte/Familie, es sei denn, die haben einer Wiener Würstchen in der Hand…
Oh, und sie hat sehr lange gebraucht, bis sie zumindest ein paar Stunden alleine bleiben konnte. Was ich eher seltsam finde, da sie nie ein „Schattenhund“ war.
Insgesamt ist sie seit sie etwa 3 ist sehr viel selbstbewusster geworden.Grisu dagegen war ein fürchterlicher Junghund
. Extrem ungeduldig, aufbrausend, hat sich mit jedem Aspekt seiner Umwelt im Detail auseinander gesetzt und oft genug nach dem Motto: verbellen, wer weiß, was das ist…!! Bis mir dann auffiel, dass er anders als Lucy, in erster Linie auf mich reagiert. Also habe ich begonnen, daran zu arbeiten, ein gutes Vorbild für ihn zu sein
. Bei Lucy war Erziehung mehr: das lohnt sich für dich, das darfst du nicht! Also ein grober Rahmen und darin kann sie sich entfalten. Bei Grisu mehr „ein Gefühl transportieren“. Ihm vermitteln, ich kümmer mich, ihm vorleben, was an Verhalten angemessen ist, Ruhe vermitteln... Versteht jemand, was ich meine? Außerdem haben wir sein erstes Lebensjahr damit verbracht, an Impulskontrolle und Geduld zu arbeiten... Bei ihm war und ist es allerdings so, dass er anders als Lucy, sehr viel schneller umdenkt. Er hat auf kleinste Umweltreize reagiert, aber sofort auf „ungefährlich“ umgeschaltet, wenn der Reiz oder ich es ihm so vermittelt haben. Heute ist er sehr verlässlich, sehr umweltsicher, aber immer noch extrem reaktionsschnell und in manchen Situationen aufbrausend.
Bei fremden Menschen war er immer schon eher zurückhaltend, aber nicht unsicher. Fremde Hunde hat er als Junghund geliebt, in Grund und Boden gespielt und war eine Zeit lang an der Schlepp, weil er zu jedem Hund am Horizont hin gestürmt ist. Heute ist er kaum noch an fremden Hunden interessiert. Bei Rüden ist es Sympathiesache, ob er sich verträgt (und von Lucys Anwesenheit abhängig), Hündinnen werden meist nur kurz beschnüffelt oder kurz angespielt und das war es.
Grisu hatte mehr oder weniger vom ersten Moment an eine starke Bindung zu mir, hat sich immer sehr an mir orientiert und tut das heute noch. Er ist sensibel, sehr begeisterungsfähig und „Allzeit bereit“. Insgesamt mit sehr viel mehr Willen, sich einzubringen und Aufgaben zu übernehmen, als Lucy.
Er ist durchaus "Schattenhund", hatte allerdings nie Probleme mit dem alleine bleiben (immerhin etwas)
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sam
kam als welpe (12 wochen) direkt aus spanien zu uns.
wir kannten ihn nur von bildern aus dem internet - und waren hin und weg als wir das kleine wuschelteil aus der transportbox holten und mit nach hause nahmen.
er war von anfang an unglaublich aufgeschlossen, neugierig,mutig, rotzfrech und putzmunter bis aufgedreht - ziemlich schnell war klar, dieser hund muss vorallem ruhe lernen. jeder andere hund war toll, jeder fremde mensch war toll, jedes andere tier war toll - auch ein bisschen arbeit, ihn bei seinen begrüßungsorgien wieder runter zu bekommen.
jetzt ist er 4 jahre alt, immer noch mutig, neugierig, rotzfrech und putzmunter. allerdings nicht mehr ganz so aufgeschlossen fremden gegenüber - er hat eine gute portion wachtrieb entwickelt und seine leichte hibbeligkeit merkt man immer noch. allerdings kann er jetzt auch einfach mal, wenn nichts los ist, auch ruhe geben - im haus merkt man ihn nur, wenn besuch kommt oder wenn er einen spielanfall mit joey hat.
mit anderen hunden hat er überhaut keine probleme: selbstbewusst aber cool und ruhig bis freundlich - bei den damen ein gentleman bei anderen rüden ein souveräner kerl, bei welpen/junghunden verspielt und gutmütig. fremde personen werden draussen komplett ignoriert - besuch wird ab und an länger misstrauisch beäugt und entweder ignoriert oder bei sympatie irgendwann "bespielt". er ist ab und an "figurantenhund" für eine befreundete HT - vorallem bei angsthunden oder eher aggressiven artgenossen ist er ein toller lehrmeister, weil er sich nicht aus der ruhe bringen lässt und auch die eher schwierigen kandidaten wieder "runterbringen" kann.
so wie er jetzt ist, ist er für uns der ideale hund, absolut 100% verlässlich, voll in den alltag und in die familie integriert und ohne baustellen oder probleme -isser für uns ein traumhund.
joey:
kam im alter von 16 wochen zu uns.
als welpe/junghund wesentlich ruhiger als sam. fast ein bisschen schüchtern. bei unbekannten dingen oft sehr misstrauisch, fremde menschen waren am anfang toll - später waren sie "huch". genauso andere hunde: die, die er kannte waren toll (so vom äusseren her) - aber alles, was er nicht kannte war "huch". als er zum ersten mal in seinem leben von einem mops angeschnarcht wurde, wollte er partout auf den arm - genauso lief es bei seiner ersten katze....
er war von anfang an ein absoluter "frauchenhund".
er brauchte ein bisschen länger für alles - wir sagten immer spasseshalber "joey, dein name ist spooky" *g*.
dank sam lernte er langsam die welt kennen und er wurde sichtlich selbstbewusster und lockerer.
jetzt ist er 2 jahre alt - langsam merkt man die herdi-gene: er wird ruhiger, entwickelt sich zum "denker", verliert seine spookies, ist mit leib und seele "wächter" - im haus merkt man ihn kaum aber sobald sich etwas "rührt" isser sofort zur stelle und geht nachschauen. er ist der schmusetiger innerhalb der familie - fremde, die er nicht kennt, sind ihm immer äusserst suspekt - es dauert sehr sehr lange bis er auftaut - plumpe vertraulichkeiten schätzt er überhaupt nicht. bei frauen gehts etwas schneller - fremde männer - das braucht zeit. kinder liebt er - diese "kleinen menschen" findet er lustig und deckt sie mit allen spielsachen ein, die er hat und freut sich ne naht, wenn sie drauf eingehen.
anderen hunden gegenüber ist er meistens noch sehr verspielt - einem renn- oder zerrspiel ist er eh nie abgeneigt - mittlerweile hat er gelernt, wie man sich höflich begrüsst draussen. er pocht sehr auf die einhaltung einer gewissen "rangfolge": mädels sind immer toll und dürfen alles, ältere souveräne rüden werden mit grossem respekt behandelt - gleichaltige jungrocker werden auch mal angeprollt - welpen sind zum bespielen da: da schmeisst man sich auch mal um und sie dürfen auf einem rumhüpfen. kleine andere hunde (yorkis vor allem) sind seine absoluten favouriten, da wird er selber zum yorki
"stabilere" grössere modelle dürfen bei ihm ruhig auch mit "vollkontakt" spielen - einer seiner liebsten gassi-freunde ist ein RB - wenn man da zuschaut, tun einem selber die knochen weh.
er entwickelt sich langsam zum richtigen herdi - aber bisher läuft das ohne nennenswerte probleme ab und in einem alltagstauglichen rahmen.
so richtig "fertig" isser noch nicht - das wird noch gut anderhalb bis zwei jahre dauern - aber wenn er sich so weiterentwickelt, dann passt das ganz wunderbar.
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Paco habe ich mit 8/9 Wochen bekommen, wie alt er genau war, konne leider niemand sagen. Von Anfang an war er verschmust und verspielt, liebte alle Menschen, jeder musste freudig begrüsst werden. Aber er war eben auch verdammt ängstlich, ich habe damals auch hier Forum geschrieben, weil ich nicht mehr weiter wußte. Ständig hat er sich eingepinkelt, manchmal konnte ich die Gründe nicht klar erkennen. Wenn ich ihm Halsband und Leine anlegen wollte, hat er sich manchmal zusammen gekauert und sich eingepinkelt, später sogar wenn ich morgens die Treppen vom Schlafzimmer runter gekommen bin.
Langsam, sehr langsam, haben wir das dann in den Griff bekommen mit viel Geduld und wachsendem Vertrauen seinerseits. Manche Tage waren sehr schwer und manchmal war ich wirklich mit meinen Nerven am Ende, aber es hat funktioniert :)Im letzten Jahr dann wurde der Gehorsam in Frage gestellt, Paco wollte zu jedem Hund hinrennen, hat nicht gehört und fand alle Kommandos doof. Viel toller war es mit Hundefreunden herumzutollen und Frauchen zu ignorieren :)
Jetzt ist er 2 Jahre alt, es gibt immer noch mal seltene Situationen wo er unsicher reagiert, aber wenn ich ihm dann zeige das die Dinge ungefährlich sind, vor denen er so ängstlich reagiert, funktioniert das immer sehr gut. Und es ist wirklich sehr selten geworden.
Er läuft super ohne Leine, versucht auch nicht mehr zu jedem Hund hinzurennen und hat ein super tolles Verhalten anderen Hunden gegenüber. Menschen sind immer noch toll, Jagdtrieb hat er gar keinen und das einzige Problem was wir noch haben ist das er keine Treppen steigen will. Aber das ist okay.Paco hat sich toll entwickelt, mein Traumhund. Er ist lieb, verschmust, gehorsam - hat aber dabei seinen eigenen Kopf, er ist verspielt, lernt mit Begeisterung neue Sachen, ein bisschen dümmlich verträumt (und das ist ganz lieb gemeint!) und manchmal nicht der Schnellste.
Hach, ich lieb ihn :fondof:
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Schönes Thema
ich hab meine Hündin mit circa 4 Monaten bekommen...sie war extrem aufgeweckt, hibbelig und alles war interessanter als wir...damals dachte ich schon: Oha...das wird Arbeit geben.
Sie war welpentypisch sehr auf Menschen und Hunde fixiert...es gab nichts schöneres für sie als zu Diesen hin zu wollen...sie war weder ängstlich noch agressiv...einfach toll..
Zu Hause war und ist sie ein wundervoller Hund...nur draussen war es recht schwer ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
im Freilauf war es extrem schwer sie von anderen Hunden abzurufen und das änderte sich erst nach der ersten Läufigkeit.
Zu Beginn der Läufigkeit änderte sich dann auch das Verhalten an der Leine...fremde Hunde wurden angegangen...sie wurde wachsam...und war auch verhaltener gegenüber fremden Menschen.
Sie ist jetzt fast 2 1/2 Jahre alt und ist eher ein unsicherer Hund...im Freilauf einfach nur toll und auch friedlich zu anderen Hunden...aber auch unsicher im Umgang mit fremden Hunden...da braucht es ein paar Minuten der Aufwärmarbeit...und das obwohl sie als Welpe an immer viel mit Hunden zusammen war.
Sie ist extrem bewegungsfreudig und lässt ihr Temperament beim laufen frei...ich treffe selten Hunde die ähnlich rasen können wie sieSie hat mittlerweile eine sehr gute Bindung zu mir aufgebaut...aber sie ist nicht allein auf mich in der Familie fixiert...und das finde ich das echt Tolle an Ihr
Was ich falsch oder richtig gemacht habe?...so genau weiß ich es nicht...ich vermute das eine odere andere vermasselt zu haben, was die Leinenführigkeit insbesondere der Leinenagression direkt an unserem Haus angeht...da hab ich zuwenig direkt von Anfang an gearbeitet...aber insgesamt ist sie halt sehr wachsam.
Ansonsten kann ich schlecht sagen, was ich falsch oder richtig gemacht habe bezüglich Ihrer Unsicherheit...ich hab öfters mal meinen TA diesbezüglich um Rat gebeten...nunja TÄ wissen auch nicht alles
Er meinte das sie schon etwas ängstlich ist aber es wäre noch in dem Rahmen absolut in Ordnung...dann hat er alle seine Sprechstundenhilfen und Praktikanten in den Raum geholt(die waren alle fremd) und hat meine Hündin beobachtet...och das hat sie locker weggesteckt und hat sich absolut lieb und neugierig verhalten.Tja das Wesen ansich kann man nicht ändern...man kann halt nur unterstützend auf den Hund einwirken.
insofern finde ich, das es wunderbar läuft...sie ist ein wunder,-wunderbarer Familienhund, sehr souverän bei Kindern (natürlich nur unter Aufsicht)und uns anderen gegenüberwas noch alles auf michzukommt, weiß ich natürlich nicht...aber insgesamt bin ich sehr zufrieden und wir möchten sie alle nicht mehr missen
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Wow! Ihr habt tolle Antworten geschrieben und ich habe richtig mitgefiebert.
Wenn ich jetzt meinen kleinen Dicken so anschaue, denke ich mir, wie er sich noch entwickeln wird. Es ist viel passiert in den 10 Monaten, die er nun bei uns ist. Ich als Ersthundebesitzer habe am Anfang bestimmt einige Fehler gemacht. Wenn ich an den Anfang denke, bekomme ich zum Teil richtig das Grausen. Da habe ich mich zu sehr von dem ganzen Dominanzgequatsche von den alten Hundebesitzern imponieren lassen und bekam Zweifel an Carlos, weil mir alle sagten, dass ein Appenzeller doch so oder so ein gestörter Hund wäre, der nur mit Härte und bedingungslose Unterwerfung erzogen werden kann. Erst durch meine Hundetrainerin und durch das Forum ist mir klar geworden, dass dies nun wirklich der falsche Weg ist und wenn ich diesen eingeschlagen hätte, wäre Carlos nun kein wirklich glücklicher Hund... :/
Aber ein richtiges Umdenken hat mir dann ein Buch von Bloch ermöglicht. In seinem Buch "Wölfisch für Hundehalter" habe ich einige Fakten gelesen, die ich logisch fand und die ich auch ausprobiert habe. Und siehe da: nach einer gewissen Zeit funktionierte es prima. Carlos konnte mir so zeigen, was er braucht. Wenn man es ganz salopp sagt, war er mein Lehrer. Er hat mir gezeigt, wie ein Zusammenleben funktionieren kann. Und wir werden immer mehr ein Team. Er verlässt sich ganz auf mich und ich kann mich auch immer mehr auf ihn verlassen. Besonders bei der Arbeit zeigt er mir immer wieder: Frauchen, mach dir keine Sorgen, ich werde das schon richtig machen". Er wird immer selbstständiger, aber er will auch immer mehr gefallen. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass er eine ganz eigene Art von Humor entwickelt hat. Gestern war eine solche Situation: auf dem Hundeplatz mussten wir mit einem anderen Mensch-Hunde-Paar Übungen machen - dieses besagte Paar besteht aus einem verschüchterten Hund (Border-Mix) und einem Besitzer, der ihn mit Unterdrückung und Schreien erzieht (aber nicht öffentlich, sonst würde er Druck von der Trainerin bekommen). Während der arme Hund die Übungen in geduckter Haltung machte, hat Carlos gehorcht wie eine Eins. Er machte die ganzen Übungen in Paradeform und hatte sichtlich Spaß. Als wir alle wieder zu dem Startpunkt kamen und der Kerl mit seinen Hund schimpfte, schaute Carlos erst die beiden dann mich an, nieste und fing an zu grinsen (das kann er wirklich und dabei glänzen seine Augen so toll). So ganz nach dem Motto: Es macht Spaß mit dir zu arbeiten.
Er ist einfach mein Seelenhund!
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