Folge mir oder wie bring ich das hinter mir laufen bei?

  • So,


    ich weiß jetzt nicht genau, was er alles furchtbar findet, und wie sich das dann äußert.


    Ich geh jetzt mal on meinem "Autos/Fahrräder/Motorräder sind der Ober-GAU" Hund (Gandhi, im Herbst adoptierter Dobermann oder Schwarzwildbracke, oder sowas, 2, 5 Jahre, SDU, bis dahin mit Druck gearbeitet...).
    mit Gandhi war anfangs JEDER "Spaziergang" eine Katastrophe, weil er sobald er eins von den bösen Dingern gesehen hat, schreiend in der Leine hing, sich unendlich hochfuhr und auch nicht wieder runter kam, weil "da komt bestimmt gleich das nächste, oder es kommt zurück arghhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!"
    Der hat hin und er gegeiert - auf der Suche nach dem nächsten Aufreger und war komplett nicht ansprechbar.


    Ich arbeite daran mit
    1. Angekündigtem Geschirrgriff
    2. Zeigen und Benennen
    3. konditioniertes Entspannungssignal


    Ausserdem ist wirklich absolut jeder Gang mit diesem Hund fast in jeder Minute ein Trainingsspaziergang, sofern wir in Gebiet unterwegs sind, wo eins on den bösen Dingern unterwegs sind/sein könnten - sprich - ich muß gucken, was er so treibt, wofür er sich grad interessiert, wo er hinguckt, und welche Körpersprache er dabei hat, und ich muß blitzschnell on "schwatze mit dem Mitgehenden" zu "absolute Konzentration auf Gandhi und richtiges Eingreifen" umschalten können.
    Die Leute haben sich mittlerweile daran gewöhnt dass ich ihnen plötzlich nicht mehr zuhöre, oder mitten im Saaft abbreche zu erzählen, weil ich die Kanllnase zurückrufen, einsammeln, abregen, festhalten, o.ä. muß :hust:
    Ich lasse ihn viel gucken, richte mich sehr nach Gandhi, wie dicht wir an dierse Sachen heran gehen, oder wie weit wir bestimmten Situationen ausweichen.
    Das hat manchmal zur Folge, dass wir auf Leute wirken wie "die steht da rum und füttert den Hund fürs Nixtun" :roll: Joa, aber die wissen ja auch nicht, wie sein "Wahlerhalten" in dem Fall ansonsten aussehen würde - man stelle sich einen aus der kontrolle geratenen, hektisch im Wind hin und her und auf und ab rasenden Lenkdrachen vor, der stimmlich Tote fordert. :D DAS kann keiner wollen *kicher* besonders nicht bei einem sehr nach Dobermann aussehenden Hund...


    Als aller erstes habe ich den angekündigten Geschirrgriff aufgebaut - das geschar sogar ziemlich "Nebenbei", weil man den schreienden Lenkdrachen sowieso nur unter Kontrolle bringen konnte, wenn man mindestens mit einer Hund direkt das Geschirr festhielt.
    Aufgebaut wird es eigentlich so: Gewähltes Signal geben (bei mir das Wort "STOP"), ins Geschirrgreifen und leicht rückwärts, oder seitwärts niemals nach oben ziehen - NICHT RUCKEN!!!, Clicken, Leckerchen geben, ruhig mehrere hintereinander oder an Futtertube schlecken lassen, dann Geschirr loslassen.
    Mehrfach wiederholen - Ute Blaschke-Berthold, die dieses WErkzeug entwickelt hat, empfielt, diesen Ablauf 50 mal, über den Tag verteilt zu machen.
    Man baut sich damit ein positi erknüpftes Abbruchsignal auf - die an sich nicht so nette Bewegungseinschränkung wird mit hochwertigen Bestärkungen verknüpft - und sehr oft entscheiden sich die Hund, dass "Sitzen" eine gute Idee ist, und ziemlich schnell setzen sie sich schon auf die Ankündigung hin. JACKPOT!!!
    Beim Gandhi funktionierte dieses Signal nach ein paar Wochen wie ein "Gehirnumschalter" - irgendwie ist das noch durchgedrungen, wenn er schon im "kreischender Lenkdrachenmodus" war - er knallte seinen Popo auf die Erde, und dann sieht es so aus, als ob er dadurch aus dem KLD-Modus "aufwacht" und wieder vernünftig denken kann. TSCHAKKAAAAAAAAAAA!
    Ganz oft kann er dann entspannt sitzen und gucken, wie die Autos vorbei fahren - Gelegentlich muß ich noch mal reingreifen. Z.B. wenn irgendwie viele Autos hintereinander kommen, und noch gleichzeitig andere, für ihn aufregende Sachen stattfinden. Dann reicht manchmal seine Impulskontrolle einfach nicht mehr aus und er braucht tatsächlich das "festgehalten-werden"-Gefühl um nicht zu platzen :D
    und natürlich "platzt" er dann auch gelegentlich noch mal, meistens, wenn ich die Situation falsch eingeschätzt, oder zu spät erkannt hab - allerdings kann er sich dann sofort wieder runter fahren, und dreht nicht den halben Tag lang komplett am Rad...



    Gleichzeitig haben wir "Wo ist das Auto(Fahrrad, Mofa, Hund, Frau, Mann.....)?" aufgebaut - in Distanzen, wo er hingucken, aber noch nicht kreischen mußte.
    Er hat zu seinem Aufreger geguckt, das hab ich angeclickt. Das Leckerchen hab ich so gegeben, dass er sich on dem Aufreger abwendete (anfangs hab ich das manchmal nur einen halben Zentimeter neben seine Nase gehalten, damit er die Nase entsprechend wenig rumschwenken mußte - nach und nach wurde da ein vollständiges rumdrehen draus - jetzt sitzt er meistens mit dem Rücken zum Aufreger, und dreht nach "Gandhi, wo ist XY?" kurz die Nase in Richtung des Aufregers und ist dann direkt wieder bei mir.
    Wenn man also ein paar mal "Hund guckt zum Aufreger" angelickt hat, werden die meisten Hunde dieses Verhalten als "Trick" anbieten - dann führe ich ein Signal dafür ein, indem ich kurz vor dem Verhalten "Wo ist das Auto (z.B)?" sage. Bis der Hund das "gelaber" mit seinem Verhalten (zum Aufreger gucken) verknüft hat, ist individuell unterschiedlich - ich würd mal sagen, zwischen 30 -60 Wiederholungen. Ich frag also bei jedem Aufreger, den wir so sehen möglichst mehrfach, damit wir schnell auf entsprechend viele Wiederholungen kommen.
    Das ganze hat mehrere Gründe. Schreckhafte Hunde erschrecken sich logischerweise iel heftiger, wenn der Aufreger sehr plötzlich sehr dicht bei ihnen auftaucht. Da hunde kleiner sind als Menschen, sehen sie viele Dinge später als wird. Wenn ich also ein Signal habe, mit dem ich dem Hund mitteilen kann, dass da jetzt bald was auftauchen wird, was ihn normalerweise erschräken könnte, habe ich die plötzliche Schrecksituation umgangen - der Hund weiß, da kommt jetzt gleich was, und kann sich drauf einstellen. Ausserdem habe ich durch die vielen Bestärkungen vorab im Zusammenhang mit diesem Aufreger noch etwas wesentliches verändert - ich hab aus dem Aufreger einen Bestandteil eines Spieles gemacht, das der Hund mit mir spielt. UND ich habe dem Hund ein Kommunikationsmittel gegeben: Der Gandhi sagt mir inzwischen manchmal bescheid, dass da jetzt ein Auto kommt, indem er sich or mich setzt und mir das Teil dann durch hingucken anzeigt - sehr praktisch, wenn man mal abgelenkt ist, und man das Auto selber noch nicht bemerkt hat, weil man grad mit ner Freundin schwatzt... Anfangs war er sehr hektisch dabei - als wollte er sage "uaaaaaaaaaaaaah daaaaaaaaa, guck, und hilf mir, sonst muß ich gleich ausrasten!" Das geht jetzt oft schon viel ruhiger. Und er zeigt auch ganz andere Sachen an, die ihn beunruhigen - von denen ich bisher nicht gewußt hatte, das er sie beunruhigend findet.
    Ich finde, das ist eine tolle Sache, dass er rausgefunden hat, dass er mir so mitteilen kann, wenn gerade was schwierig für ihn wird, und er Unterstützung braucht.


    Zur Unterstützung dieser beiden Ansätze habe ich noch das Entspannungssignal, womit ich den "Lenkdrachen" etwas runterholen kann, sodaß er wieder besser denken kann und zu hören, was ich den von ihm möchte.


    Wie oben schon angedeutet, haben wir Anfangs ziemlich viel irgend wo rumgestanden, und konnten überhaupt nur gehen wenn grad nix an Aufregern sichtbar/hörbar war. auch dann war unser Tempo ehr schneckenhaft. Mittlerweile sind wir im normalen Geh-Tempo unterwegs - im Ort, und auf Feld, im Wald rennt der Kerl mit schleifender Schleppe.
    Ich hab mit Gandhi gelernt, dass ich mir zwar einen Plan zurecht legen kann, wie der nächste Spaziergang aussehen könnte, und was war da wo machen wollen - das ich aber von null auf hundert in jeder Sekunde umschalten können muß von "wir üben jetzt XY" oder "dameln einfach mal so durch die Gegend" zu "zurückrufen" oder "Geschirrgriff", "Wo ist der Aufreger"...



    ich hab übrigens grobe Kategorien: Alles was mehr als dreiRäder hat ist "Auto", alles was zwei Räder hat und nicht motorisiert ist, ist "Fahrrad" - und alles was zwei-drei Räder und einen Motor hat, ist ein "Mofa"
    Dann gibts noch "Hunde", "Katzen", Vögel, Hühner ("zahme" Vögel, die am Boden rumlatschen), Schafe (da gehörena uch Ziegen zu), Ponies (vom Mini bis zum Riesenkaltblut), "Leute" für Menschengruppen, Frau, Mann, Kind... mit anderen Worten, der Kerl hat ein ganz schönes Vokabular *hihihi*
    Wenn er hektisch was anzeigt, ich aber nicht weiß, was, clicke ich das entweder ohne "Benennung" an, oder ich frag "Wo ist das Ding?"
    Es kommt auch vor, dass wenn mehrere Aufreger gleichzeitig da sind, und ich denke, dass vielleicht das eine "aufregender ist" und ihn also dieses Abfrage, er mir das andere anzeigt - ich werte das dann nicht als "Fehler", sondern nehme es als Kommunikation - er sagt mir - "ne, das ist für mich grad aufregender, beunruhigender oder interessanter!" Und das ist ja alles wichtig zu wissen!

  • Shoppy, so ähnlich haben wir gerade angefangen, also Bruno gesagt "guck mal da, der Hund", er sieht hin und genau dann Click und Lecker. Bei kleinen Hunden bellt er nur noch 2 bis 3 Mal und dann ist Ruhe und wir können ganz entspannt weiter gehen. Bei großen Hunden hat Bruno immer noch ein P, aber wir arbeiten daran.
    Gestern hat er zum ersten Mal Pferde gesehen und auch da war das P. Aber wir üben weiter!


    Danke für deine Anleitung, wir werden es ausprobieren! :gut:

  • Ich kann mir vorstellen, dass es mit nem Targetstab besser geht als mit Handtarget. Die Teleskoptargetstäbe kann man relativ lang machen. :smile:

  • Sehr gut erklärt, das werde ich wohl auch mal ausprobieren bei meinem Unsicherheitskeks.


    Mich würde aber noch eine Sache interessieren: Wie konditioniere ich ein "Entspannungssignal"??


    Liebe Grüße,
    Lily und Happy

  • huhu und bevor ich im Eifer des Gefechts das Dankesehr vergesse: Vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung, die nebenbei bemerkt total genial geschrieben ist :D
    und nun mal mein Senf dazu:


    Zitat


    ich weiß jetzt nicht genau, was er alles furchtbar findet, und wie sich das dann äußert.


    Alles was größer ist als er und weniger Beine hat ist gruselig ;-)
    So von ganz gruselig zu "ok das versteh ich nicht":
    1) lachende, laute Kinder (es reicht das Geräusch, noch nichtmal Sichtkontakt) = kopfloses weghetzen, komplett nicht ansprechbar
    2) Viel befahrene Straße (mit LKW, Bus - Zischgeräusche etc.) = hetzen, teils ansprechbar
    3) viele Menschen (Beispielsweise auf Supermarktparkplätzen, an Bushaltestellen etc.) = orientierungslos, hypernervös, teils ansprechbar
    Ansonsten: Alles andere was potentiell kleine blonde Hunde essen könnte (früher auch gelbe Säcke und Mülltonnen) :hust:


    Zitat

    Der hat hin und er gegeiert - auf der Suche nach dem nächsten Aufreger und war komplett nicht ansprechbar.


    So ganz ist es nicht mehr so, seine Zeit die er braucht bis er sich runterfährt hat sich meiner Meinung nach schon drastisch gesenkt. Sieht man schön an der Körpersprache und merke ich daran, dass ich nicht auch ne halbe Stunde später noch eine Panik-ich reiß mich aus der Leine raus-Bestie an mir hab, sondern wieder entspannter laufen kann und er ansprechbarer wird. Lustigerweise kann er auch mittlerweile fiepen, zerren mit gleichzeitigem Leckerli fressen verbinden... Die Salzsäulen-Phase haben wir also auch hinter uns...


    Zitat

    Lenkdrache


    oh gott wie es das trifft :lol:


    Zitat

    Man baut sich damit ein positi erknüpftes Abbruchsignal auf - die an sich nicht so nette Bewegungseinschränkung wird mit hochwertigen Bestärkungen verknüpft - und sehr oft entscheiden sich die Hund, dass "Sitzen" eine gute Idee ist, und ziemlich schnell setzen sie sich schon auf die Ankündigung hin. JACKPOT!!!


    Das hab ich glaub ich aus Versehen gemacht. Beispielsweise mussten wir Bus fahren und an der Wartestelle rumstehen (bzw. ich und mein Enki hat Panik gehabt). Da ich dann einfach stehen geblieben bin und er durch die Leine eingeschränkt war, dachte ich mir: Gut, geb ich dir was zu tun. Weil beschäftigter Hund kann net soviel Restenergie für Angst aufbringen. Siehe da: Mittlerweile setzt er sich auf Kommando zu 80% hin und verharrt. Das belohne ich immer mit C+B. Ein ruhiges langes Sitz und er hockt dann in der Regel nach ein- bis zweimal Ansprache.


    Zitat

    Dann reicht manchmal seine Impulskontrolle einfach nicht mehr aus und er braucht tatsächlich das "festgehalten-werden"-Gefühl um nicht zu platzen


    Ja irre, das kenne ich auch. Nach dem Sitz tritt merklich Entspannung ein, der Blick wird klarer, die Ohren stellen sich in Normalposition etc. Ich merke das ihm meine Nähe tatsächlich gut tut, d.h. ich lege ihm wenn er neben mir sitzt und er wieder hibbelig wird die Hand auf die Brust oder an die Schulter und streiche ihn beruhigend. Allein am Herzrhythmus merk ich, dass er dann runter kommt.


    Zitat

    Ich finde, das ist eine tolle Sache, dass er rausgefunden hat, dass er mir so mitteilen kann, wenn gerade was schwierig für ihn wird, und er Unterstützung braucht.


    Der Ansatz mit der Benennung ist mir bekannt, das einzige was mich auf Dauer stören würde, ist das ich den Hund ständig zuquatsche oder stell ich mir das jetzt falsch vor?
    Ich clicke alles an was er draußen bewusst ansieht, bisher ohne Benennung. Ich wollte damit längerfristig nachdem wir echt jedes Lebewesen 1000mal geclickert haben eine Gegenkonditionierung erreichen. Also quasi: aha da ist was und wenn ich des anschau geht's mir gut weil Leckerli ergo "die Welt ist toll"... Das klappt übrigens mit Menschen mittlerweile immer besser, weil er von Angst zu unsicherer Neugier geswitcht ist.


    Muss ich zwangsläufig benennen?
    Ich mein ich feier im Moment Busse, LKWs und Baukräne und kündige die freudigst quietschend an und werf mit Leckerlis um mich.
    Wenn ich das mit allem mach was Enki anstarrt, dann muss ich 1. mit nem 5kg Leckerlisack raus und 2. bin ich dann in meiner Gegend nur noch am Geschichten erzählen :headbash: oder?


    Was ich gerne ausbauen würde ist Enkis Reaktion die er ab und zu mal zeigt: Irgendwas komisches passiert, beispielsweise Riesenhubschrauber schwebt über uns. Enki kriegt nen Riesenschreck, aber guckt nach dem ersten Zucker sofort zu mir, ich nick nur kurz und er marschiert einfach mit.


    Man hört immer: Man muss dem Hund beibringen wo Frauchen dich hinführt passiert dir nix. Da würd ich halt gern drauf hinaus.


    Das Hinterherlaufen hat für mich auch den Grund, dass ich teils auch körperlich nicht mehr kann, weil er dermaßen in der Leine hängt und ich ihn an mich dran angeln muss, wenn wir über nen normal breiten Gehweg gehen. Da bringt stehen bleiben auch nix.
    Alternativ kann er nämlich toll rumreißen oder wenn ich stehe dreimal um mich rumlaufen. Er ist ein Leichtgewicht mit 17 kg, aber mitunter geht das echt richtig auf den Rücken.
    Ich bin nur froh, dass ich mich auf das Dreibeingeschirr von Blaire verlassen kann!

  • Zitat

    huhu und bevor ich im Eifer des Gefechts das Dankesehr vergesse: Vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung, die nebenbei bemerkt total genial geschrieben ist
    und nun mal mein Senf dazu:


    Danke!
    Bitte!
    *kicher*




    Na, das ist doch schon mal was!!



    Zitat

    Das hab ich glaub ich aus Versehen gemacht. Beispielsweise mussten wir Bus fahren und an der Wartestelle rumstehen (bzw. ich und mein Enki hat Panik gehabt). Da ich dann einfach stehen geblieben bin und er durch die Leine eingeschränkt war, dachte ich mir: Gut, geb ich dir was zu tun. Weil beschäftigter Hund kann net soviel Restenergie für Angst aufbringen. Siehe da: Mittlerweile setzt er sich auf Kommando zu 80% hin und verharrt. Das belohne ich immer mit C+B. Ein ruhiges langes Sitz und er hockt dann in der Regel nach ein- bis zweimal Ansprache.


    Das ist ja "nur" (nicht negativ gemeint) ein "Sitzsignal" - toll, dass es er es trotz aufsteigender Panik ausführen kann!!!
    Ich glaub, bei dem angekündigten Geschirrgriff ist es nochmal irgendwas anderes - ich hätte das wirklich auch nicht geglaubt - man konditioniert das so vor sich hin, "wochenlang" tut sich nichts wesentliches (wir hatten da auch noch mit der unbehandelten SDu zu tun), wenden es zwar in der Situation an, aber den Hund zerreißt es trotzdem - unglaublich wieviel Kraft son zartes 23 Kilo-Hundchen aufbringen kann, wenn es partout das blöde Auto fressen will - ich hab manchmal auf der Leine gestanden, und mit beiden Händen an zwei Stellen das Geschirr festgehalten, und der konnte mich trotzdem fast umwerfen... und ich bin ehr "umfangreich" gebaut :pfeif: ...
    Und dann auf einem Spaziergang, wo ich nach 5 Minuten nicht nur umdrehen, sondern den Hund an die Orga zurückgeben und nie weider Hundetrainer sein wollte, und vor Frust und Wut und weil ichs so schade fand, und mir nach albernen 5 minuten schon alle Knochen whe taten, Tränen in den Augen hatte, weil der wie ein Idiot an der Leine rumflog und offenbar NIX ging, hab ich aus lauter Verzweiflung "STOP" gesagt - und der Hundehintern klappte auf den Boden!
    Platsch!
    Und ne halbe Sekunde später kommt die Nase rumgeschwenkt und fragt mich "ich sitze, also bin ich, was nu??" Hysterie abgeschaltet ich so :???: "JAAAAAAAAAAAAAAAA" *Jackpot*



    Und seit dem ging das in den meisten Situationen - und wenn das Wort alleine nicht reicht, dann schaltet er spätestens auf den Griff ins Geschirr auf Vorderhirn um.


    Zitat

    Ja irre, das kenne ich auch. Nach dem Sitz tritt merklich Entspannung ein, der Blick wird klarer, die Ohren stellen sich in Normalposition etc. Ich merke das ihm meine Nähe tatsächlich gut tut, d.h. ich lege ihm wenn er neben mir sitzt und er wieder hibbelig wird die Hand auf die Brust oder an die Schulter und streiche ihn beruhigend. Allein am Herzrhythmus merk ich, dass er dann runter kommt.


    jaaaaaaaaaaaa, das großartige Oxitozin - das ist bestimmt auch ein Bestandteil (wenn vielleicht auch kein wesentlicher) des Geschirrgriffs, denn man übt ja schließlich Zug auf das Geschirr und damit Druck auf die Haut aus - und dadurch wird Oxitozin ausgeschüttet.


    Oh - wo ich das sage - hast du schon mal von Körperbändern oder Thundershirts gehört? Das kann bei ängstlichen Hunde sehr gut helfen...


    Zitat


    Der Ansatz mit der Benennung ist mir bekannt, das einzige was mich auf Dauer stören würde, ist das ich den Hund ständig zuquatsche oder stell ich mir das jetzt falsch vor?


    Guck oben Deine Punkte 1-3 an. Aus diesen Dingen kannst Du Kategorien bilden und für diese entsprechende "Vokabeln lernen": Kind/Kinder, Autos, Leute. Fertig!


    Jep, anfangs quatscht man wohl ziemlich viel, je nachdem wieviele man von den Aufregern man halt auch so trifft und natürlich wie viele der Hund auch hat, die nicht in eine Katekorie zu packen sind - der Gandhi ist da sehr extrem, weil er halt auch noch Jagdtrieb auf alles mögliche hat.
    Das coole daran ist ja aber, dass man diese Vokabeln quasi überflüssig macht, weil der Hund sdie dazugehörigen Aufreger dann immer weniger dramatisch findet. :D
    Theoretisch kannst Du auf das Benennen verzichten, allerdings kannst Du dann den Hund auch nicht auf überraschend näher kommende Sachen aufmerksam machen, oder dem Hund sagen - "hey, lass uns grad mal dieses "Wo sind die Leute?"-Spiel machen, während wir hier in Sicherheit stehen, und die Leute weit genug weg sind." Denn damit damit kannst Du Desensibilisieren/Gegenkonditionieren - was nur wirklich gut funktioniert, wenn sich der Hund sicher fühlt - dann guckt er aber meistens nicht öfter als einmal zu diesen Aufregern hin und man hat nur eine, wenn mans nicht bemerkt hat keine Gelegenheit zum Verknüpfen "Leute" = "ich krieg großartiges Essen" (oder sonst irgendwas tolles).


    Ich stell es mir vor wie einen Bilderrahmen - den packt man durch das "zeigen und benennen" um jeden Aufreger herum - und je öfter man es schafft, ein "ungefährliches Bild vom Aufreger" in diesen Rahmen zu stellen, desto mehr kann er auf die aufregenderen Versionen der Aufreger (wenn die Leute dichter vorbei gehen / wenn die Kinder schneller rennen und lauter schreien...) "abfärben".
    Hoffentlich verstehst Du mein Gestammel :O



    Zitat


    Ich clicke alles an was er draußen bewusst ansieht, bisher ohne Benennung. Ich wollte damit längerfristig nachdem wir echt jedes Lebewesen 1000mal geclickert haben eine Gegenkonditionierung erreichen. Also quasi: aha da ist was und wenn ich des anschau geht's mir gut weil Leckerli ergo "die Welt ist toll"... Das klappt übrigens mit Menschen mittlerweile immer besser, weil er von Angst zu unsicherer Neugier geswitcht ist.


    Muss ich zwangsläufig benennen?


    Phantastische Idee!!!
    Nein, Du mußt nicht alles benennen. Ich click auch alles mögliche an, was die Nasen so angucken. Genau aus dem Grund: "Huch, was ist das da wohl wieder neues? Aber egal was es ist, bestimmt passiert gleich was gutes!"


    ich würde die drei Gruppen von oben benennen - und anderes "angucken" einfach so anclicken, wenn Du das Gefühl hast, das könnte er als "Gefährlich" einstufen.


    Zitat


    Ich mein ich feier im Moment Busse, LKWs und Baukräne und kündige die freudigst quietschend an und werf mit Leckerlis um mich.
    Wenn ich das mit allem mach was Enki anstarrt, dann muss ich 1. mit nem 5kg Leckerlisack raus und 2. bin ich dann in meiner Gegend nur noch am Geschichten erzählen :headbash: oder?


    Ich feier dabei nicht - das ganze geht möglicht ruhig zu - weil - ich will ja "entspanntes Verhalten" formen - und erregt ist der Hund schon - da braucht er nicht noch mehr Aufregung. Ich frag einfach nur "wo ist XY", Hund guckt, click, Leckerchen, vielleicht noch leises ruhiges Lob. Stell dir das ganze mehr wie so ein ruhiges Mantra vor.


    Zitat


    Was ich gerne ausbauen würde ist Enkis Reaktion die er ab und zu mal zeigt: Irgendwas komisches passiert, beispielsweise Riesenhubschrauber schwebt über uns. Enki kriegt nen Riesenschreck, aber guckt nach dem ersten Zucker sofort zu mir, ich nick nur kurz und er marschiert einfach mit.


    Man hört immer: Man muss dem Hund beibringen wo Frauchen dich hinführt passiert dir nix. Da würd ich halt gern drauf hinaus.


    Gutes Ziel.
    Ist auch meins - deshalb auch nicht der Party-Ansatz. In solchen Situationen click ich diese "bei mir einchecken dann gerne mal an und sage "Jep, ich habs auch gesehen"


    Zitat


    Das Hinterherlaufen hat für mich auch den Grund, dass ich teils auch körperlich nicht mehr kann, weil er dermaßen in der Leine hängt und ich ihn an mich dran angeln muss, wenn wir über nen normal breiten Gehweg gehen. Da bringt stehen bleiben auch nix.
    Alternativ kann er nämlich toll rumreißen oder wenn ich stehe dreimal um mich rumlaufen. Er ist ein Leichtgewicht mit 17 kg, aber mitunter geht das echt richtig auf den Rücken.
    Ich bin nur froh, dass ich mich auf das Dreibeingeschirr von Blaire verlassen kann!


    ha, rate, welcher von meinen Hunden am besten an der Leine geht - und auch schon dicht bei mir, weil ich das unglaublich bestärke, weil das einfach nicht geht, dass der in die 3 Meter Leine bzw dann in das vorbeifahrende Auto kachelt?
    So ist er dann so dicht dran, dass ich problemlos ins Geschirr greifen und notfalls auch noch auf die Leine steigen kann!!
    Gandhi kann auch wunderbar folgenden Trick: Lauerhaltung bekommen, paar Schritte rückwärts hoppeln, und dann voll in die Leine krachen! Autsch!!
    Aber zum Glück sind alle Tiere darauf gepolt, Ankündigungen von unangenehmen konsequenzen blitzartig zu lernen und sich darauf fix einzustellen - das hat er zwei mal gemacht - jetzt kann ich das mit meinen augen im Hinterkopf sehen, quasi *hihihi*


    Anfangs sah unser "Spaziergang" auch wirklich nicht nach "Gang" aus - das war mehr so ein "drei Schritte gehen, gucken, dass die Welt immer noch die gleiche ist, drei Schritte gehen, gucken, dass die Welt immer noch die gleiche ist, drei Schritte gehen.... oder auch mal nur einen Schritt, oder ziemlich lange rumstehen, bis die Welt aufhört zu beben, explodieren, oder was auch immer da in seinem Kopf abgegangen ist...
    Ich habs da zum Glück super-bequem: ich habs geschätze 50 Meter Dorfstraße bis zur nächsten Wiese, die an der besagten Straße liegt, und auf der man wunderbar mit der Distanz zu den bösen Autos spielen kann. Anfangs bin ich sehr oft nicht weiter als bis auf diese Wiese gekommen, weil das Hirnchen mehr einfach nicht verpackt hat.
    Nachdem er jetzt gut auf die SDU-Medis eingestellt ist, ist das kein Thema mehr, da kann er das alles verpacken, wenn man ihm die Hilfe gibt, die er noch braucht.

  • So, ich kann erste Erfolge vermelden und ich bin soooo stolz auf unseren kleinen Angsthasen- ähem Hund. :D


    Zitat

    Anfangs bin ich sehr oft nicht weiter als bis auf diese Wiese gekommen, weil das Hirnchen mehr einfach nicht verpackt hat.


    Wir kamen manchmal nicht weiter als 100 mtr, weil Bruno nicht mehr zum Weitergehen zu bewegen war, wenn Menschen und Autos über den Marktplatz fuhren bzw. gingen. Einmal hab ich ihn vor lauter Frust am Geschirr weiter gezogen, was mir im Nachhinein total leid tat. War keine Glanzleistung von mir. :(


    Wir arbeiten ja schon länger mit dem Clicker, aber ich habe ihn nie wirklich so eingesetzt, wie von Shoppy beschrieben. Seit zwei Tagen nun haben wir zwei Mal am Tag genau das gemacht, was Shoppy beschrieben hat und es funktioniert. Mein Mann hat heute Abend Bauklötze gestaunt und ich bin einfach nur stolz.
    Wir konnten heute Abend das allererste Mal an einem großen Schäferhund vorbei gehen, ohne dass Bruno einen Kamm hatte, an der Leine gezogen hat oder gekläfft hat. Ich hab gesagt "guck, der Hund", direkt als Bruno ihn gesehen hat, Klick und Leckerchen und alle zwei Schritte wieder und Bruno ging hoch erhobenen Hauptes Leckerchen fressend an dem Hund vorbei ohne Ausweichen!


    Bei Autos und LKWs haben wir es genau so gemacht. Natürlich hat er immer wieder die Ohren auf "Angst" gestellt, aber er ist nicht sitzen geblieben oder hat nach vorn gezogen! :rollsmile:


    Ganz toll war, dass er sich immer wieder nach mir umgesehen hat. Das macht er im Freilauf sowieso und auch da gibts immer c+l, aber an der Leine in der Stadt hatte er immer zu viel Stress, da ging das nicht. Heute ging das und selbst "Bruno, guck" konnte er ausführen.


    Wir werden weiter fleißig daran arbeiten, dass er völlig stressfrei durch die Stadt gehen kann, aber der erste Schritt ist getan und das ist einfach sooo toll!


    Danke, Shoppy! :gott:

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