"Gebrauchthund"problem: Krallen

  • Liebe im Forum Schreiber,


    mein Hund und ich haben ein Problem, das nicht mit "Hunden muss man keine Krallen schneiden" gelöst werden kann. Die Krallen meines Hundes wachsen schneller als wir sie ablaufen können und das Schneiden ist ein katastrophaler Akt. Unser Hintergrund:


    Mein Hund ist ein Zwergpinscher, den ich mit etwa einem Dreivierteljahr in meine Obhut genommen habe. Eine Aufgabe, wenn der "gebraucht" ins Haus gekommene Hund noch neurotischer ist als man selbst, aber wir leben jetzt seit zwei Jahren zusammen und ich bin sehr stolz, wie toll er sich entwickelt hat, auch wenn wir nicht jede Macke ausbügeln konnten (und es kamen sicher noch welche hinzu).
    Wir sind in der Regel täglich ca. zwei Stunden am Stück im Feld unterwegs, es gibt dort über eine verhältnismäßig lange Strecke asphaltierte Wege, aber natürlich auch lehmigen, weichen Boden. Die Krallen meines zweiten Hundes (Bulldogge) nutzen sich aber problemlos durch unsere Spaziergänge ab.


    Ich schaffe es nicht, meinem Hund die Krallen zu schneiden, da er sich aufs Heftigste dagegen wehrt. Alles mir in den Sinn gekommene habe ich ausprobiert, sogar den Tipp einen Dremel zu verwenden habe ich beherzigt. Das Problem ist aber weniger das Werkzeug, sondern das Festhalten der Pfoten. Er mag es schon nicht, wenn ich seine Pfoten von Matsch säubern oder abtrocknen will, aber die Prozedur lässt er über sich ergehen.
    Beim Krallenschneiden wehrt sich mein Hund und entwickelt eine ihm niemals zugetraute Kraft. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für mich: Die Krallen sind schwarz, man sieht das Leben nicht. Also lasse ich seine Krallen vom Tierarzt schneiden (fremde Menschen, insbesondere Tierärzte, sind ihm ein weiteres Übel). Dort schreit er, als würde er größte Schmerzen erleiden. Es läuft in etwa so ab: Die Tierärztin versucht zu schneiden, während eine Tierarzthelferin den kleinen Körper zu bändigen versucht, während ich seinen Kopf zu halten versuche. Mein Hund schnappt in dieser Situation nach mir (O-Ton Tierärztin: "Das finde ich erschreckend."), er erwischt mich auch, aber er beißt nicht zu - spuckt meine Hand ungebissen aus und schnappt erneut danach. In keiner anderen Situation schnappt er nach mir.
    Bei dem Schneiden an den Vorderpfoten wehrt er sich noch effektiver als bei den Hinterpfoten. Deshalb ist das Ergebnis hinten akzeptabel, während die Krallen der Vorderpfoten immer noch bzw. fast schon wieder den Boden berühren, womit sie permanent zu lang sind.


    Meine Tierärztin zum Problem:
    - gehen Sie mehr über Asphalt (es lässt sich schwer umsetzen, *noch* mehr über Asphalt zu gehen)
    - gewöhnen Sie ihren Hund an einen Maulkorb (läuft, so lange ihm keiner an die Pfoten will)
    - es ist ein Dominanzproblem (hmm ... mein Hund ist ein kleiner Kontrolleur, aber hierbei glaube ich eher an eine Art Trauma)


    Irgendwie finde ich die Tierärztin nicht hilfreich, habe mich aber in anderer Hinsicht dort (bzw. bei ihrer Kollegin) sehr gut aufgehoben gefühlt, in der Vergangenheit. Nächstes Mal will ich einen anderen Tierarzt aufsuchen, aber das ändert natürlich nichts am ursächlichen Problem.


    Wir starteten auch noch einen anderen Versuch, und zwar gaben wir ihm über den Zeitraum von einer Woche das Mittel "Zylkene" (scheinbar ein Enzym zur Milchverdauung beim Welpen, soll Wohlsein vermitteln) um dann die Krallen zu schneiden - keine Veränderung im Verhalten. Gibt es andere (chemiefreie!) Möglichkeiten, von denen ich einfach noch nicht weiß ? Die Tierärztin hat mich schon wegen des Dremels schief angesehen und auch sonst keine Alternativen nennen können.



    Mit Dank und Grüßen
    Josepha

  • Hallo. Also erstmal muss ich dir sagen, dass ich dein Problem kenne und meine Freundin bis heute noch keine wirkliche Lösung gefunden hat.


    Sie läuft sehr viel über Wege, bei denen sich die Krallen abwetzen, ab und an, gerade im Winter, ist es öfter nötig den Hund leicht zu sedieren und die Krallen dann logischerweise beim TA schneiden zu lassen.


    Kannst du vielleicht ein Foto einstellen, dass wir uns vorstellen können wie lang die Krallen sind?

  • Mhm, ich weiß nicht ob es ne Variante ist, aber ne gute Freundin von mir hatte das Problem auch mit ihrem Labbi-Mix. Schon alleine das anfassen der Pfote war auch hier das Problem. Sie hat irgendwann dann damit angefangen ihn zum kuscheln auf die Couch zu lassen und dann immer die Pfoten berüht, als das ohne zucken ging hat sie sie immer mal festgehalten, dann mal angeschaut und im Endeffekt hat sie ihm die Krallen mit einer Nagelfeile gefeilt und so gekürzt. Jeden Tag gab es eine andere Kralle, so dass sie als sie mit allen durch war wieder vorne anfangen konnte... :hust:
    Hat einige Wochen gedauert, bis er sich das entspannt gefallen lies, aber sie kommen gut damit zurecht... inzwischen geht es auch mal die Krallen zu schneiden, er duldet es einigermaßen, aber wenn möglich ergreift er hierbei weiterhin die Flucht....

  • Zitat


    Wir starteten auch noch einen anderen Versuch, und zwar gaben wir ihm über den Zeitraum von einer Woche das Mittel "Zylkene" (scheinbar ein Enzym zur Milchverdauung beim Welpen, soll Wohlsein vermitteln) um dann die Krallen zu schneiden - keine Veränderung im Verhalten


    Von heute auf morgen hilft das Zylkene auch nicht, ich hab erst eine wirkliche Besserung allerdings "Angstaggressiver Hund" nach Wochen besser sogar noch Monaten bemerkt. Zudem man ja auch mit dem Hund step by step arbeiten muss ;)


    Zu den Krallen als ich das gelesen hab schwirrte mir da irgendeine Krankheit im Kopf rum, leider nur Hinterkopf (irgendwas südländisches, kann mich aber auch total irren) :|. Kann das nicht auch eben krankheitsbedingt sein?


    Trotzdem egal was ist würd ich mit ihm an dem "anfingern" der Pfoten arbeiten udn ihm aufzeigen das nicht wild gemein und gar schecklich ist :D

  • Gleiches Problem hatten wir hier.. Nachdem Jack eine Kralle ohne Betäubung gezogen wurde, hatte er panische Angst, wenn man nur in die Nähe seiner Pfoten kam...


    Ich habs einfach so gemacht, dass ich immer seine Pfoten genommen habe, Leckerlie, loslassen, irgendwann habe ich sie immer länger gehalten, dann auch mal gedrückt, gewendet, angeschaut, wirklich ganz ganz ganz langsam steigern... Nach ner Ewigkeit konnte ich dann einen Gegenstand in der Hand halten, anfangs seinen Clicker, dann nen Kuli, irgendwann nen Krallenschneider. Ich arbeite seit 2 Jahren daran, jeden Tag spiele ich mit seinen Pfoten, er hat nach wie vor Angst, aber er lässt es mit sich geschehen. Und dennoch bekommt er beim Krallenschneiden nen Mauli drauf.


    Ich könnte mich bis heute prügeln, dass ich das Krallenziehen zweimal ohne Betäubung zugelassen habe :( :

  • Hallo zusammen und danke für eure Zeit.


    Mit vielen kleinen, zeitintensiven Schritten sind wir vertraut. Ich schelte mich einen ungeduldigen Menschen, aber wir haben monatelang aktiv mit und ohne Feile geübt; mein Hund liegt entspannt auf der Seite und lässt sich den Bauch kraulen, an den Beinen entlang streichen, Pfoten anfassen. Sobald aber mein Griff bestimmender wird, will er sich dem um jeden Preis entziehen. Kein Leckerlie schmeckt scheinbar so gut, dass es eine ruhige Pfote wert wäre.


    Ich wollte die Möglichkeit ausschöpfen, dass an einem Platz mit so vielen Augen womöglich jemand von uns liest, der eine, *die* Idee hat.


    Eine Sedierung, mag sie noch so leicht sein, möchte ich dem Hundekörper nicht zumuten müssen, immerhin geht es hier nur ums Schneiden der "Nägel". Was das Zylkene betrifft, habe ich der Aussage der studierten Veterinärmedizinerin Glauben geschenkt, dass - wenn - es dieser Zeitraum tut.

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